Eigentlich sollte es nur eine kurze Wanderung im Perlacher Forst werden, doch wir haben uns kurzfristig im Auto umentschieden. Schon lange wollten wir den gusseisernen Wegweisern von 1870 von Kreuzpullach über Oberbiberg, Gerblinghausen nach Jettenhausen folgen, die hier auf kleinen Raum häufiger als an einem anderen Ort sonst in Bayern an ihren angestammten Platz stehen. Außerdem ist die Wanderung kurzweilig und ideal für eine Tour zwischen zwei Regenschauern.
Die Tour könnt ihr kombinieren mit der Wanderung Rundwanderung von Deisenhofen übers Gleissental nach Kreuzpullach kombinieren. Zusammen sind das etwa 18 Kilometer.
Das erwartet Euch auf der Wanderung im Münchner Süden
Die Tour: Unsere Wanderung startet in Kreuzpullach und führt über Oberbiberg, Gerblinghausen nach Jettenhausen und zurück durchs Gleissental. Die Strecke ist 7,5 Kilometer lang und dauert etwa 2 Stunden. Es ist eine leichte Tour, ideal für einen entspannten Spaziergang. Wir wandern auf geschotterten Wirtschaftswegen, kleinen Teerstraßen sowie Wiesen- und Naturwegen. Passt auf, bei Regen kann es matschig und nass werden, da sich Gras an Euren Hosenbeinen abschüttelt!
Die Besonderheiten: Was diese Tour besonders macht? Erstens: Die historischen Wegweiser aus Gusseisen aus den Jahren 1860–1870, die hier auf kleinem Raum ziemlich häufig vorkommen, dass man sogar danach wandern kann. Zweitens: Oberbiberg steht auf einer alten Keltenschanze, das ist wie ein Sprung in die Vergangenheit, auch wenn man sich das höchsten vorstellen kann. Drittens: Pferde auf Koppeln verleihen dem Ganzen einen idyllischen Touch. Und dann wäre da noch Excalibur – das legendäre Schwert wartet darauf, von Euch entdeckt – und aus dem Beton gezogen zu werden. Wer braucht schon Camelot?
Einkehrmöglichkeiten: Nach so viel Abenteuer und Historie habt ihr sicher Hunger. Keine Sorge, das Gasthaus Kandler in Oberbiberg ist perfekt, um sich zu stärken. Aber Achtung: Es hat nur sonntags von 11:30 bis 15:00 Uhr geöffnet. Ein idealer Ort, um der Zeitreise auch gastronomisch zu folgen. Seit 1918 hat sich in der Wirtschaft nichts verändert. Darum wurden hier auch schon jede Menge Filme gedreht.
So kommt ihr mit dem Auto oder öffentlich nach Kreuzpullach
Anfahrt mit dem Auto:
- Von Rammersdorf aus auf der A8 nach Süden starten. Am Autobahnkreuz 95-Kreuz München-Süd den rechten Fahrstreifen benutzen, um den Schildern auf die A99 Richtung Nürnberg/M.-Giesing/Flughafen München zu folgen. Leicht rechts abbiegen auf die Auffahrt nach M.-Giesing und weiter auf die A99/A995 fahren.
- Von Obergiesing auf die A995/E54 fahren und den Schildern nach Salzburg/Passau/Nürnberg/Flughafen München/Bad Tölz folgen. Bei der Ausfahrt 4-Oberhaching Richtung Oberhaching/Dietramszell/Grünwald/Taufkirchen-Süd abfahren.
Für beide Anfahrtsmöglichkeiten gilt: Ausfahrt 4-Oberhaching Richtung Oberhaching /Grünwald/ Taufkirchen-Süd abfahren. Der Münchner Straße, Tölzer Straße und Dietramszeller Straße bis zum Heilig-Kreuz-Weg in Kreuzpullach folgen (Google Maps).
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Ihr startet die Tour nicht in Kreuzpullach, sondern besser in Oberbiberg, da besser angebunden. (Google Maps)
- Option 1: Vom Hauptbahnhof die S3 Richtung Holzkirchen nehmen und in Deisenhofen aussteigen . Dort den Bus 271 Richtung Sauerlach nehmen und an der Haltestelle „Oberbiberg, Gasthaus Kandler“ aussteigen.
- Option 2: Vom Hauptbahnhof die S3 Richtung Holzkirchen nehmen und in Taufkirchen aussteigen. Dort den Bus 225 Richtung Oberhaching nehmen und an der Haltestelle „Oberhaching, S-Bahnhof“ umsteigen in den Bus 271 Richtung Sauerlach. Aussteigen an der Haltestelle „Oberbiberg, Gasthaus Kandler“.
Von Kreuzpullach über Oberbiberg wandern
- Wir starten an der Kirche Heilig Kreuz in Kreuzpullach. Südlich gehalten, überqueren wir zuerst die Arbeostraße. Halbrechts auf der anderen Straßenseite entdecken wir am Lehnerweg den ersten alten gusseisernen Wegweiser, der mehr Text enthält als ein Roman: „Weiler Kreuzpullach, Gemeinde Oberbiberg.
- Wir starten an der Kirche Heilig Kreuz in Kreuzpullach. Südlich gehalten, überqueren wir zuerst die Arbeostraße. Halbrechts auf der anderen Straßenseite entdecken wir am Lehnerweg den ersten alten gusseisernen Wegweiser, der mehr Text enthält als ein Roman: „Weiler Kreuzpullach, Gemeinde Oberbiberg.
- Ein paar Meter weiter stolpern wir schon über den nächsten. Wir folgen dem Pfeil links Richtung Oberbiberg und Sauerlach. Nach 700 Metern über offenes Feld und einem kurzen Abstecher durch ein Wäldchen sehen wir in etwa 500 Metern das kleine Oberbiberg. (Nicht zu verwechseln mit Unterbiberg bei München/Neubiberg – als ob das so leicht wäre.)
- An der nächsten Abzweigung im Ort finden wir wieder einen historischen Wegweiser:
- Nichts essen und nichts anschauen: Wer sich nicht die letzten Reste einer Keltenschanze mitten im kleinen Zentrum von Unterbiberg ansehen möchte, folgt der Beschilderung rechts nach „Gerblingshausen & Altkirchen“.
- Keltenschanze und Kandler Wirt: Wir gehen geradeaus bis zur Dietramszeller Straße. Rechts am Garten entdecken wir die Wallreste. Rechts der Dietramszeller Straße folgen. Bei der kleinen Kirche, gegenüber vom Kandler Wirt, biegen wir rechts ab. An der Jettenhauser Straße finden wir wieder Anschluss an den Wanderweg. Na, das läuft ja wie am Schnürchen!
Über Gerblinghausen weiter nach Jettenhausen gewandert
- Auf der Jettenhausener Straße verlassen wir den kleinen Ort und kommen am Schützenverein Hubertus vorbei. Nach etwa 200 Metern biegen wir an der Wegkapelle links ab und folgen dem Feldweg weiter nach Süden. Bei der Burschenhütte erleben wir eine Überraschung: das Schwert Excalibur, das sagenumwobene Schwert des mythischen britischen Königs Artus, in einen Betonklotz gegossen. Na toll, als hätten wir das hier erwartet! Wir versuchen, es herauszuziehen – keine Chance. Vielleicht hätten wir mehr Spinat essen sollen.
- Etwas enttäuscht, aber nicht weniger motiviert, setzen wir unseren Weg fort. Vorbei an malerischen Gartenhäusern im romantischen Grün stoßen wir nach etwa einem halben Kilometer auf Gerblinghausen. An der nächsten Möglichkeit (Streicherweg) biegen wir rechts ab und wandern am Gestüt vorbei. Am Ende des Dorfes begrüßt uns ein weiterer Wegweiser „aus der guten alten Zeit“ der uns auf der Teerstraße nach Jettenhausen lotsen möchte. Wir entscheiden uns für den geschotterten Wirtschaftsweg rechts, der an Pferdekoppeln vorbei erst nach Norden, dann abrupt links bis zum Wald führt.
Ab hier wird der Weg zum Pfad. Zwischen Feld und Forst geht es 400 wunderschöne Meter nach Osten, danach etwa einen halben Kilometer über einen etwas verwachsenen Feldweg nach Jettenhausen. Auch hier Pferde, die auf einer Koppel weiden und Fohlen, die sich nahe an ihre Mama schmiegen.
- Der Feldweg endet in Jettenhausen. Links auf das Teersträßchen abgebogen und dem Straßenverlauf gefolgt, der nach einer Rechtskurve im kleinen Ortszentrum endet. Hier findet sich ein weiterer historischer Wegweiser, der uns zurück nach Gerblinghausen schickt – falls wir plötzlich Heimweh bekommen. Kurz rechts gehalten, bis uns auf der gegenüberliegenden Straßenseite unübersehbar der königliche Infopoint in strahlend weiß-blau lackiertem Gusseisen begrüßt.
Von Jettenhausen über das Gleissental zurück nach Kreuzpullach spaziert
- Wir folgen hier der Richtungsangabe in altmodischer Fraktur nach Großdingharting und Schäftlarn in nördlicher Richtung. Der Weg führt hinunter ins Gleissental. Vorbei am Gestüt Jettenhausen kommen fast alpine Gefühle auf, weil sich der Weg wie eine Bergziege durch rauen Nagelfluh frisst.
- Nach 400 Metern im schattigen Talgrund angekommen, folgen wir rechts dem Weg nach Nordosten. (Würden wir übrigens links abbiegen, erreichen wir in knapp 2,3 Kilometern den Deininger Weiher – falls jemand Lust auf einen spontanen Abstecher hat.) Das Gleissental ist eine landschaftliche Besonderheit. Es handelt sich um einen 25 Meter tiefen Einschnitt in die Landschaft, der durch das Abfließen der Schmelzwässer des Isargletschers in der Eiszeit entstanden ist und bei Regen gerne in eine Schlammschlacht verwandelt wird. In diesem Tal befinden sich geologische Besonderheiten wie Nagelfluh und Aufschlüsse bis ins Tertiär.
- Etwa 2 Kilometer schlängeln wir uns auf einem Forstweg durch die glaziale Abflussrinne, bis wir auf die Straße von Ödenpullach nach Kreuzpullach stoßen. Rechts abgebogen und an der kleinen Wegkapelle St. Georg vorbei. Sie dient seit dem zweiten Viertel des 19. Jahrhunderts der Andacht sowie dem Schutz und der Rast für Pilger und Wanderer – also genau das Richtige, falls man eine Pause benötigt.
- Die letzten 450 Meter auf Teer zurückgelegt. Autos haben uns nur wenige überholt, was auch gut so ist.