Rundwanderung von Deisenhofen übers Gleißental nach Kreuzpullach

Wanderung 5,8 oder 10,5 KilometerKarte

Nachdem die Münchner Schotterebene im Süden der Stadt landschaftlich eher langweilig ist, eröffnet das Gleißental bei Deisenhofen/Oberhaching erstaunlich überraschende Ausblicke. Die Gletscherfurche durchschneidet wie ein gewundener Wurm das Land und ermöglicht den Wanderer ein schnelles Abtauchen in eine andere Welt mit teils überraschenden Ansichten: Dörfliche Eindrücke beim Wagnerhaus im Ort, felsig im ehemaligen Steinbruch an der Römerstraße. Eine schöne Tour, für die man nicht mal weit fahren muss, um alle glücklich zu machen.

Spielplatz im Gleißental

Das erwartet euch auf der Wanderung durchs Gleißental

  • Helle, doch auch schattige Wanderung, die sich ideal für heiße Sommertage anbietet.
  • Jede Menge zu sehen: Römerstraße, alter Steinbruch „Räuberlager“, die Wallfahrtskirche Kreuzpullach und eine Keltenschanze.
  • Einfache Tour auf vorwiegend guten Wegen und nur kurze Anstiege ins Gleißental.
  • Schöner Waldspielplatz im Gleißental nahe dem Tunnel unter der S-Bahn-Linie.
  • Einkehrmöglichkeit für am Anfang oder Ende der Wanderung in Deisenhofen.

Anfahrt mit dem Auto oder den öffentlichen Verkehrsmitteln

Anfahrt mit der S-Bahn: Mit der S3 erreicht ihr den Bahnhof Deisenhofen vom Ostbahnhof in 17 Minuten. Den Bahnhof im Osten verlassen und der Bahnhofstraße 500 Meter bis ins Ortszentrum gehen.

Anfahrt mit dem Auto: Zum Beispiel über die A995 von Giesing bis zur Autobahnausfahrt Oberhaching. Auf der Münchner-, die zur Tölzer Straße wird, nach Süden bis zur Bergstraße fahren. Rechts abbiegen, den Hang hinunter bis zur Tisinstraße fahren. Hier links abbiegen. Parkplätze findet ihr nahe dem Hubertuspl. 1 in 82041 Oberhaching (Google Link) nahe dem „Wagner-Hof“, einem historischen Bauernanwesen mit schöner Hanglage am Vorderen Gleißental. Zentral gelegen und fast in Rufweite zur Eisdiele Dolce Vita. Die ist eigentlich nur relevant, um die Kinder mit je zwei Kugeln Gelato für tolle Laufleistung zu belohnen.

Von der Deisenhofener Dorfmitte ins Gleißental gewandert

  • Ich gehe zuerst zum „Weißbräu“ nahe dem Maibaum und von hier östlich links den Weg, am Wagnerhaus vorbei, der hinunter ins Gleißental führt.
Wagnerhaus Oberhaching

Das Gleißental ist in der Deisenhofener Dorfsmitte eher eine sanftes Tal mit schönen Häusern zu beiden Seiten der Hänge. Das Gleißental entstand lt. Wikipedia „infolge des Abflusses des Schmelzwassers des Isar-Loisach-Gletschers“. Es ist „eine glaziale Abflussrinne des damaligen Eglinger Gletscherfingers, der wiederum aus dem Wolfratshausener Glazialbecken stammte“.

Nur wenige hundert Meter südlicher unseres Startpunktes entspringt der Hachinger Bach, den ich noch am Samstag bei seinem leisen Abschied in den Aschheimer Abfanggraben begleitet habe. Wer will, kann in einer der Parkbuchten bei der Metzgerei Hofberger in der Tisinstraße parken und einen Abstecher zum Ursprung machen. Da der Grundwasserstand stark schwankt, gibt es keine eindeutige Quelle. Vorsicht Mogelei: Damit der Bach nicht ganz austrocknet, wird neben einem Parkweg Grundwasser in den Bach geleitet.

  • Der Weg, welchen wir nach Süden folgen, ist kurzweilig. Ich gucke in die Gärten und stelle mir vor, dass ich dort eines Tages wohne (was natürlich Quatsch ist, weil sich die Immobilienmakler überbieten werden, den solventesten Käufer ranzuschleppen). Kurz nach dem Spielplatz sieht es beinahe aus, als wenn hier Schluß ist. Die Hänge sind höher, bewaldet und der Bahndamm sperrt wie ein rießiger Riegel das Tal ab. Wenn da nicht dieser tolle Tunnel wäre! Dahinter das Tal, dem man bis zum Deininger Weiher folgen könnte. In unmittelbarer Umgebung locken zwei interessante Bodendenkmäler-

Keltenschanze bei Deisenhofen

Die meisten bayerischen Viereckschanzen stammen aus der Latènezeit etwa 200 Jahre vor bis Christi Geburt. Besonders die Schanze gleich links oberhalb des Taleingangs vom Gleißental (vom Tunnel aus) ist spannend. Sie ist eine sogenannte Mehrfachschanze der späten Latènezeit, bei der die Schanzen nebeneinander liegen und sich zum Teil Wälle und Gräben teilen oder von einer Wallanlage eingeschlossen werden.

Spannend finde ich die Erklärung auf der Website von Alpiticus, dass „Sobald ein Gebiet als heilig eingestuft wurde, dort ein Versammlungsplatz errichtet werden durfte. Da diese ausgesuchten, „heiligen“ Gebiete nicht in unbegrenzter Zahl vorhanden waren, aber jeder Clan seinen eigenen Platz beanspruchte, wurden teilweise mehrere Versammlungsplätze in unmittelbarer Nähe errichtet. Jeder Platz gehörte also einem bestimmten Clan.
Die unmittelbare Nachbarschaft von Schanzen ist auch dadurch zu erklären, dass diese Plätze auch „entweiht“ werden konnten. Sollte so ein Platz, durch irgendeinen Umstand entweiht worden sein, so durfte dieser Platz nicht mehr betreten werden. Man errichtete daher direkt neben der entweihten Schanze eine neue.“ Vielleicht hat das auch hier zugetroffen.

Die Keltenschanze im Laufzorner Holz, auf welche man beim Rückweg trifft, war lt. Infotafel eine abgegrenzte Kultstätte, in dessen Innern ein Holztempel stand. In tiefen Schächten wurden religiöse Handlungen zu Ehren einer der vielen Götter der Kelten vollzogen. Wenn da nicht sofort ein gruseliges Kopfkino startet…

  • Zurück in die Gletscher Abflussrinne. Nur ein kurzes Stück weiter quere ich bei der Oberleitung die Römerstraße, deren Verlauf man im Talboden noch sehr gut verfolgen kann. Und weil ich guter Dinge bin, lasse ich es mir nicht nehmen, noch einen Abstecher zum versteckten Räuberlager zu machen, das ich etwa 100 Meter südlich der Römerstraße links des Weges im Wald finde.

Steinbruch und Räuberlager im Gleißental

Im Gleißental war jahrhundertelang jede Menge los, denn die Münchner Baustellen brauchten das Felsmaterial Nagelfluh, das sich besonders für Fundamente eignet. So steht zum Beispiel auch die Münchner Frauenkirche auf dem Nagelfluh aus dem Gleißental. Das Räuberlager ist ein alter Steinbruch. Schön ist es hier, bizarr die Felsformationen. Eingewachsen im Wald ist der Platz magisch, besonders wenn man ihn alleine genießen kann.

Genau der richtige Ort für die Kulisse des Räuberlagers im Film „Das Wirtshaus im Spessart“ von 1958.
Im Video zu sehen, ab Minute 2:32.

Weiter nach Kreuzpullach spazieren

  • Zurück zur Hochspannungsleitung und dem Wirtschaftsweg den Hang hinauf nach Osten folgend. Vor der Asphaltstraße sofort weiter dem Forstwege halbrechts nach Süden folgen. Sollen die Autos doch auf der Suche nach Schnelligkeit auf den Damm rasen. Lieber Entschleunigung im Wald. Ich folge dem Weg bis er nach etwa 1,3 Km den Wald verlässt und ich über die Felder inmitten einer Rodungsinsel den kleinen Ort Kreuzpullach entdecke.

Eigentlich besteht er nur aus einer Barockkirche, wenigen Bauernhöfen und dem imposanten Benefiziatenhaus in Altrosa. Es erstaunt, warum ein derart großes Gotteshaus in dem kleinen Ort steht. Bestimmt hatte man 1709 nicht das visionäre Ziel, es im nächsten Jahrtausend zu einem Top-Hochzeitsspot zu machen. Eine kurze Recherche macht schlauer. Der Gemeinde verdankt den großzügigen Kirchenbau Petrus von Lehner, der Hofmarksherr von Kreuzpullach und gleichzeitig Hofkammerrat des bayerischen Herzogs Maximilian Philippwar. Mit eigenen Mitteln ersetzte er den alten baufälligen Bau mit einigen Mitteln durch eine Wallfahrtskirche.

Zurück durch die Glaziale Abflussrinne mit zwei Wegoptionen.

  • Von Kreuzpullach biege ich nach rechts auf die Teerstraße ab, der ich hinab ins Gleißental folge. Ab hier geht’s auf dem Forstweg durch den dicht bewaldeten Einschnitt wieder zurück nach Deisenhofen.

Der kurze Weg zurück nach Deisenhofen

  • Wer abkürzen will, geht ab hier einfach zurück bis nach Deisenhofen. An der Römerstraße (bei der Hochspannungsleitung) den historischen Wegverlauf  links nach Osten durch den Hohlweg folgen. Am Forstweg rechts nach Norden abbiegen. Der Wald ist hier alsbald verlassen. Im Siedlungsbereich von Deisenhofen wird der Weg zur Jägerstraße. Zum Bahnhof: Am Bahnübergang links 500 Meter zum S-Bahnhof gehen. Zum Auto: der Jägerstraße geradeaus bis zur Bahnhofstraße folgen, dort rechts ins Zentrum zum Parkplatz abbiegen.
  • Mir ist das zu kurz, weswegen ich ab dem Wasser-Sammelbecken links der Waldschneise in Nord-Westlicher-Richtung folge (zuerst kleiner Pfad den Hang hinauf). Schon nach 700 Metern begegne ich wieder der Hochspannungsleitung und der Via Julia. In unmittelbarer Nähe zur Römerstraße befindet sich eine weitere, gut erhaltene Keltenschanze.

Via Julia: Von Lutetia nach Konstantinopel

Zu Zeiten des römischen Reichs war die Via Julia die Hauptverbindung zwischen den Provinzen Raetien (heutiges Bayern) und Norikum (ab östlich des Inns bis ins heutige Österreich und weiter nach Slowenien). Verknüpft wurden die Städte Augusta Vindilicorum (Augsburg) und Juvavum (Salzburg). Wer auf schnellsten Wege von Paris nach Konstantinopel wollte, kam an dieser Stelle vorbei.

Gleißental mit Römerstraße in Ostrichtung

„Die Strasse selbst bestand aus einem bekiesten Damm, der sich über einem Fundament aus Bruchsteinen wölbt“*. Kaum zu glauben, dass sich an diesem Feldweg einst Truppenbewegungen in beide Richtungen stattgefunden und Händler und Reisende für den Austausch von Waren und Informationen gesorgt haben. „Sie war später die einzige Verbindung zwischen dem Römischen West- und Ostreich und deshalb von besonderer Bedeutung*“  Quelle: Via Julia/Fernradwanderweg.

Wiedersehen mit der Via Julia? Dann schau dir unserer Wanderung an,
„Mit Urwaldfeeling zum Georgenstein“.

Streckenverlauf Via Julia: Quelle Wikipedia

Durch Deisenhofen den Weg zum Ausgangspunkt finden

  • Von der Keltenschanze folgt ihr dem Weg bis kurz zur Teerstraße nach Norden, und dort dem Forstweg halbrechts in nordöstlicher Richtung. Der Waldrand ist in 530 Meter erreicht, der Kindergarten 300 Meter weiter.
    Hier rechts abbiegen. Der Bahnhof ist südlich des Sportplatzes. Zum Auto weiter Richtung des Sägewerks (hoher Kamin) gehen, dann auf der Straße rechts bis zum Bahnübergang. Der Ortskern mit dem Auto und Eiscafé liegt zum Greifen nahe. Der Jägerstraße knapp 500 Meter nach Norden folgen und am Ende der Bahnhofstraße nach rechts.

Wanderkarte Deisenhofen/Gleißental

3 Gedanken zu „Zum Räuberlager in der glazialen Abflussrinne des Eglinger Gletscherfingers“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.