Wanderung durch den Berglwald zum Schloss Schleißheim

Wanderung 10 KilometerKarte

Viele kennen in Schleißheim nur das großartige Schlossensemble. Die Einheimischen schätzen zusätzlich den nahegelegenen Berglwald mit dem ruhig plätschernden Berglbach. Die Wanderung verbindet beides miteinander. Die vorwiegend leicht begehbaren Wege machen die Rundtour im Münchner Norden angenehm abwechslungsreich. Kleinere und größere Entdeckungen am Wegrand haben uns die Tour kurzweilig und überraschend erleben lassen.

Mittelkanal des Schleißheimer Schlossparks – © Bayerische Schlösserverwaltung www.schloesser.bayern.de, Helmut Eder

Das erwartet euch rund um den Berglwald

Die Tour: Die Rundwanderung beginnt am Bahnhof Oberschleißheim und führt uns auf einer 10 Kilometer langen Strecke durch den idyllischen Berglwald bis zum Schloss Schleißheim. Von dort geht es durch den weitläufigen Park, weiter entlang des ruhigen Isar-Schleißheimer Kanals. Die Wege sind meist gut befestigt und einfach zu begehen, während im Berglwald charmante Naturpfade mit kleinen Hindernissen für Abwechslung sorgen und das Gefühl von Abenteuer wecken.

Besonderheiten: Die barocke Schlossanlage Schleißheim ist der kulturelle Höhepunkt der Tour, beeindruckend in seiner Architektur. Der ruhige Schlosspark ist in seinen Grundzügen bis heute nahezu unverändert erhalten geblieben. Doch auch der Berglwald, bietet eine ganz besondere Atmosphäre. Hier im Wald fand Waldemar Bonsels Inspiration für sein berühmtes Kinderbuch „Die Biene Maja“.

Einkehrmöglichkeiten: Im Waldrestaurant Bergl und der Schlosswirtschaft Schleißheim kann man traditionelle bayerische Küche genießen oder im gemütlichen Biergarten ein (alkoholfreies) Bier genießen (nicht am Wochenende).

Wandern im Berglwald bei Oberschleißheim/im Münchner Norden

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So kommt ihr öffentlich und mit dem Auto nach Oberschleißheim

Anfahrt mit der Bahn: Von München aus ist Oberschleißheim bequem mit der S-Bahn zu erreichen. Steige am Münchner Hauptbahnhof in die S1 Richtung Freising/Flughafen. Die Fahrt dauert etwa 25 Minuten, und du steigst einfach an der Station Oberschleißheim in Fahrtrichtung rechts aus.

Anfahrt mit dem Auto: Mit dem Auto fährst du von München über die A92 Richtung Deggendorf. An der Ausfahrt Oberschleißheim nimmst du die B471 in Richtung Oberschleißheim. Folge der Beschilderung zum Schloss Schleißheim. Nach dem Bahnübergang links der Mittenheimerstraße folgen. Vor der Brücke rechts abgebogen und in die Rotdornstraße rechts der Bahnstrecke einbiegen. Die Fahrtzeit beträgt etwa 20–30 Minuten, je nach Verkehrslage.

Durch den Berglwald zur Schlossanlage Schleißheim wandern

  • Vom Bahnhof geht’s zunächst nach rechts, dann vom Parkplatz in der Rotdornstraße links an den Gleisen entlang bis zum Waldrand. Nach etwa 110 Metern auf der Straße „Stichgartl“ biegen wir links auf den Fußweg in den Wald ab. 440 Meter weiter erreichen wir den Berglwald, wo wir rechts dem Pfad folgen – aber nicht die Brücke überqueren. Stattdessen wandern wir 460 Meter am Berglbach entlang bis zum Waldrestaurant Bergl, perfekt für eine Pause, sofern es nicht gerade Wochenende ist.
Bergelwald bei Schleißheim
Der Berglwald in der Münchner Schotterebene besteht überwiegend aus Kiefern und Eichen und bildet einen wichtigen Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, besonders für Brutvögel. Ein besonderes Merkmal des Waldes ist der Berglbach (auch Moosach genannt), der im Münchner Stadtteil Moosach entspringt und sich durch den Wald schlängelt. Ursprünglich ein Kiefernwald mit Eichenunterwuchs, zeigt sich der Berglwald heute als abwechslungsreicher Mischwald, besonders im nördlichen Bereich. Seit 1963 steht er unter Landschaftsschutz und dient neben der Erholung auch der Wasserversorgung der Region. Für Oberschleißheim ist der Berglwald, zusammen mit dem Berglbach, ein prägender Bestandteil der Landschaft und Identität.
Das historische Bergl

Im Jahr 1599 ließ Herzog Wilhelm V. von Bayern neun Kapellen rund um seinen Landsitz Schleißheim errichten, darunter die Ignatius-Kapelle im heutigen Berglwald. Neben der Kapelle entstand ein künstlicher Hügel, der „Bergl“, auf dem eine Kreuzigungsgruppe stand. Diese Anlage gab dem Wald seinen Namen. Nach der Säkularisation 1803 entstand auf den Überresten eine Gaststätte mit Biergarten. In der Grotte unter dem künstlich aufgeschütteten Hügel kühlten die Wirtsleute einst ihr Bier.

Waldrestaurant Bergl

Das Waldrestaurant Bergl liegt mitten im Berglwald und bietet traditionelle bayerische Küche. Das Wirtshaus mit Biergarten konnten wir selbst nicht testen, da es geschlossen hat. Google, Website und Facebook bieten leider unterschiedliche Informationen. Am Wochenende scheinbar geschlossen.

  • Nach dem Restaurant biegen wir auf die Zufahrtsstraße ab, verlassen sie aber bald und nehmen links den Fußweg. Nach einer Brücke geht’s links weiter, der Berglbach führt uns über einen etwas abenteuerlichen Weg, der teilweise durch umgestürzte Bäume blockiert ist. Etwa 600 Meter später erreichen wir die alte und neue Biene Maja Linde – hier saß einst Waldemar und dachte an seine berühmte Figur.

Waldemar Bonsels Biene Maja

Waldemar Bonsels, der Schöpfer von „Die Biene Maja“, hat seine literarischen Wurzeln im Berglwald bei Oberschleißheim. Im Jahr 1912 schrieb er unter einer Linde im Berglwald sein berühmtes Kinderbuch „Die Biene Maja und ihre Abenteuer“. Die alte Biene Maja-Linde, unter der Bonsels arbeitete, ist heute allerdings nur noch Totholz. Zur Feier des Jubiläumsjahres wurde am 21. April 2012 eine neue Linde gepflanzt.

Aber hat Bonsels wirklich unter dieser Linde geschrieben? Es klingt ja gut! Vielleicht hat er dort die erste Zeile verfasst oder einfach nur einen guten Ort zum Nachdenken gefunden. Vielleicht flüsterte ihm die Linde ihre Geschichten zu oder es war einfach der beste Platz, um die frische Waldluft einzuatmen. Wie auch immer, die Vorstellung, dass die Biene Maja unter dieser Linde geboren wurde, fügt der Geschichte einen Hauch von Magie hinzu.

Diese Aspekte seines Lebens und seiner Persönlichkeit stehen in starkem Widerspruch zu dem Bild, das viele von ihm als Kinderbuchautor haben. Es ist wichtig, beide Seiten seiner Person zu betrachten: einerseits den erfolgreichen Autor von „Die Biene Maja“, andererseits den Mann mit antisemitischen Ansichten und wirklich problematischen Verhaltensweisen. Manche sagen es direkter: Er war persönlich ein Opportunist und selbstverliebtes A*loch.

  • Ab Waldemars Bienen-Linde nehmen wir den linken Weg (nicht das Brückerl überqueren). 35 Meter weiter biegen wir links ab und der Weg führt uns aus dem Wald zur Holzackerstraße. Die Siedlungsstraße geht es weiter bis zur Freisinger Straße. Unterwegs treffen wir auf einen netten Teich – ein kurzer Abstecher lohnt sich.
  • An der Freisingerstraße halten wir uns rechts und folgen der Kurve, überqueren die Straße und spazieren an der Freiwilligen Feuerwehr vorbei. Durch einen kleinen Park geht es schließlich bis zur Zufahrtsstraße zum Schloss Schleißheim. Rechts eingebogen.
  • Vorbei am neuen, imposanten „neuen Schloss“, um das gesamte Ensemble einmal einzusaugen. Den Biergarten findet ihr im Süden rechts hinter dem „alten Schloss.“ In den Schlosspark gelangen wir entlang des Kanals am Ende des Südtraktes.

Schloss Oberschleißheim

Das Schloss Schleißheim besteht aus drei Teilen und blickt auf eine lange Geschichte zurück. Das Alte Schloss wurde 1598 als Landsitz von Herzog Wilhelm V. erbaut, bevor es unter Kurfürst Max Emanuel Ende des 17. Jahrhunderts zur Sommerresidenz der Wittelsbacher ausgebaut wurde. Das Neue Schloss, das eigentliche Prunkstück, entstand zwischen 1701 und 1726 als Symbol der Macht Max Emanuels – mit dem Ziel, ein bayerisches Versailles zu schaffen. Schloss Lustheim wurde bereits 1688 fertiggestellt und diente als Jagdschloss. Heute lockt die Anlage mit ihren barocken Gärten und Museen jährlich viele Besucher an – ein echtes Highlight für Geschichtsinteressierte!

Schloss Schleißheim war übrigens die beeindruckende Kulisse in Stanley Kubricks Paths of Glory / Wege zum Ruhm (1957). Auch in seinem Historiendrama Barry Lyndon (1975) nutzte Kubrick die prunkvolle Barockarchitektur, um die aristokratische Welt des 18. Jahrhunderts zum Leben zu erwecken.

Website Schloss Schleißheim

Öffnungszeiten Schlosspark
  • Januar, Februar, November, Dezember: 8–17 Uhr
  • März und Oktober: 8–18 Uhr
  • April und September: 8–19 Uhr
  • Mai bis August: 8–20 Uhr

Schloßbiergarten Oberschleißheim

Die Schlosswirtschaft Schleißheim hat eine lange und wechselvolle Geschichte hinter sich. Einst als Gesindeküche für das Personal des Wittelsbacher Schlosses genutzt, ist sie heute ein beliebter Ausflugsort. Das Restaurant befindet sich direkt am Alten Schloss und bietet einen eindrucksvollen Blick auf den Neuen Palast. Die Gerichte kosten zwischen 15 und 30 €, bieten dafür aber eine gute Qualität. Der Biergarten ist selten überlaufen.

  • Adresse: Schlosswirtschaft Schleißheim, Maximilianshof 2, 85764 Oberschleißheim
  • Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag, 11:00 bis 22:00 Uhr
  • Website Schlosswirtschaft

Durch den Schleißheimer Schlosspark zum Schloss Lustheim und Isar-Schleißheim

  • Zwischen Schloss und dem südlichen Schlosskanal schlüpfen wir in den Schleißheimer Schlosspark. Vor uns breitet sich eine beeindruckende Barockanlage aus, die sich zwischen dem Neuen Schloss und Schloss Lustheim erstreckt. Direkt hinter dem Neuen Schloss lockt uns ein tiefergelegtes Parterre, das mit seinen präzise geschnittenen Zierbeeten, Skulpturen und einer sprudelnden Kaskade wie aus einem Bilderbuch wirkt.
  • Der Mittelkanal zieht sich durch die Hauptachse des Gartens und verbindet das Neue Schloss Schleißheim im Westen mit dem etwas kleineren, charmanten Schloss Lustheim im Osten. Links und rechts des Kanals erstrecken sich symmetrisch angelegte Gehölzgruppen, sogenannte Boskette, die schon seit 1705 das Bild des Parks prägen. Rund um Schloss Lustheim legt sich der Ringkanal wie ein Halbkreis, und – ja, wirklich – hier kann man Gondelfahrten machen. Ein bisschen Venedig-Feeling inmitten des bayerischen Barock!
  • Entscheidet selbst, welchen Weg ihr zum Schloss Lustheim wählt. Entweder nehmt ihr die direkte Route durch das Parterre und entlang des Mittelkanals, etwa 1,3 Kilometer. Ein gemütlicher Spaziergang, bei dem ihr das perfekte Zusammenspiel von Architektur und Natur genießen könnt.
  • Wir verlassen den Schlosspark schließlich etwa 130 Meter halbrechts hinter Schloss Lustheim. Von hier folgen wir der Schlossmauer für etwa 170 Meter entlang der Hochmuttinger Straße, bevor wir rechts abbiegen. Jetzt geht es rund 200 Meter parallel zum Isar-Schleißheim-Kanal, bis wir auf die Staatsstraße ST 2053 treffen. Die Brücke überqueren wir, und dann geht’s rechts weiter. Ab hier wird es Abenteuerlich. Der Weg am Kanal entlang ist rustikal, mit alten Bäumen und hohem Gras – nach Regen kann es hier auch mal matschig werden.
  • Nach 410 Metern stoßen wir auf einen Wirtschaftsweg, dem wir links folgen. Wir überqueren in gut 205 Metern die Bundesstraße und wandern auf der gegenüberliegenden Seite weiter nach Norden, etwa einen halben Kilometer. Die Siedlungshäuser tauchen auf, und hier biegen wir links ab und folgen dem Waldrand bis zur Kreuzstraße. Diese überqueren wir, und auf der gegenüberliegenden Seite geht’s zwischen Gärten und Wald weiter, wieder nach Norden, gut 216 Meter.
  • Hinter der Baumreihe tauchen wir in ein kleines Wäldchen ein und folgen dem Weg, der sich leicht in einem Halbkreis zieht. Auf der anderen Seite des Waldes stoßen wir auf ein Feld, und wir biegen links auf den Fußweg ab. Etwa 130 Meter geht es nach Südwesten, bis wir bei der nächsten Möglichkeit gleich wieder rechts abbiegen.
  • Nach 270 Metern biegen wir links auf einen Waldwirtschaftsweg ab. Hier müsst ihr ein bisschen aufpassen, denn in 200 Metern zweigt ein eher unscheinbarer Fußweg rechts ab. Folgt diesem Weg für 500 Meter in Richtung der Bergl-Wirtschaft.

    Achtung: Etwa auf halber Strecke findet ihr rechts im Wald ein bemerkenswertes Kreuz – ein stiller, fast versteckter Ort, den man leicht übersehen könnte.

Der ungelöste Mord im Berglwald

Am 20. September 1959 wurde der idyllische Berglwald bei Oberschleißheim zum Schauplatz eines mysteriösen Verbrechens. Die 16-jährige Edeltraud Winkler und der 19-jährige Wolfgang Hack wurden dort brutal erschossen. Der Mord ereignete sich in einer Zeit, die geprägt war von den Nachwirkungen des Zweiten Weltkriegs und dem Wirtschaftswunder in Deutschland. Wegen der relativ niedrigen Kriminalitätsrate der 1950er-Jahre bewegte dieser Fall die Öffentlichkeit stark. Obwohl die Polizei später einen Mann verhaftete, der wegen eines anderen Mordes verdächtigt wurde, schweigt dieser bis über die Geschehnisse jener Nacht. Der Täter wurde nie gefasst, und der Doppelmord bleibt bis heute ungelöst.

Nichts als Fragen zum Mord im Berglwald
  • War Eifersucht oder ein persönlicher Konflikt das Motiv? Könnte die Beziehung von Edeltraud und Wolfgang den Täter zu dieser Tat motiviert haben? War Eifersucht oder ein ungelöster persönlicher Konflikt im Spiel?
  • Waren sie Zeugen von kriminellen Aktivitäten? Könnte es sein, dass die beiden Zeugen von kriminellen Aktivitäten im Berglwald wurden und deshalb zum Schweigen gebracht werden sollten?
  • Handelte es sich um eine Zufallstat? Könnte der Mord das Werk eines zufälligen Angreifers gewesen sein, der keine direkte Verbindung zu den Opfern hatte? War der Täter ein Wanderer oder jemand, der den Wald für eigene dunkle Zwecke nutzte?
  • Warum schweigt der verdächtige Mann? Welche Bedeutung hat die Tatsache, dass der später verhaftete Verdächtige in den Verhören schwieg? Könnte seine Stille auf ein größeres Geheimnis oder eine tiefergehende Verbindung zu anderen ungelösten Fällen hinweisen?

Die Erinnerung an diese jungen Leben bleibt wach, und die Suche nach Antworten geht weiter. Heute wären beide über 80 Jahre alt.

  • Zur Bergl-Einöde kommt ihr am Ende des Fußwegs rechts. Von hier geht es erstmal rechts. Unweit dahinter Pferdekoppeln. Kurz darauf biegen wir an der nächsten Möglichkeit links ab. An der nahen Weggabelung halten wir uns links und folgen dem schmalen Fußpfad, der sich entlang der Grundstücksgrenze schlängelt. Bald hören wir schon das Plätschern des Berglbachs. Als wir ihn erreichen, wissen wir: Diesen Abschnitt kennen wir bereits. Der Boden ist hier leicht uneben, und gelegentlich muss man einem niedrig hängenden Ast ausweichen.
  • Am östlichen Bachufer schlagen wir nun den Weg nach Norden ein. Der Rückweg am Bach entlang ist gemütlich, und das sanfte Rauschen des Wassers begleitet uns. Hier und da blitzen Sonnenstrahlen durch die Bäume, und wir werfen immer wieder einen Blick auf den Berglbach, der gemächlich an uns vorbeifließt. Am Steg des Berglbachs schließt sich der Bogen. Von hier aus geht’s auf dem gleichen Weg zurück, den wir gekommen sind.

Wanderkarte Unterschleißheim

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.