Rundwanderung von Moosach über Sonnenhausen und Herrmanndsorf

Wanderung 13 KilometerKarte

Was machen zwei Wanderlustige auf einer alten Bahntrasse? Sie folgen ihr natürlich! Auf dieser Wanderung statten wir der ehemaligen Bahnlinie von Grafing nach Glonn im Münchner Osten einen erneuten Besuch ab. Vom ehemaligen Bahnhof in Moosach geht es dieses Mal vorbei an Sonnenhausen bis nach Herrmannsdorf und im Bogen über Bruck zurück. Die Landschaft ist hügelig und abwechslungsreich und ein guter Tipp für alle, die Geschichte, Natur und Kultur miteinander verbunden erleben möchten. Oder ihr wollt die tolle Gegend zwischen Glonn und Grafing noch besser kennenlernen.

Auf der ehemaligen Bahntrasse von Moosach Richtung Glonn

So kommt ihr öffentlich und mit dem Auto nach Moosach bei Grafing

  • Anfahrt mit dem Auto: Die direkteste Route führt vom Münchner Osten über die Autobahn A99, dann über die A94. Nach der A94 wechselst du auf die B304. Von der Ortsumfahrung Zorneding über Buch nach Moosach bei Grafing fahren. Die Fahrt dauert etwa für die 30 Kilometer 30 bis 40 Minuten.
    Parken könnt ihr in der Rathausstraße 2, 85665 Moosach. (Google Maps). Der „offizielle“ Startpunkt liegt am alten Bahnhof der Bahnhofstraße. Die Rathausstraße nach Osten wandern 200 Meter. Am Ende die Doblstraße halbrechts kreuzen und halbrechts der Bahnhofstraße für 300 Meter folgen. Die Zufahrt ist allerdings nur Anwohnern vorbehalten.
  • Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln. Von München: Nehme die S-Bahn (S4 oder S6) zum Grafing Bahnhof. Von dort fährt der Bus 440 direkt nach Moosach. Von Rosenheim: Mit der Regionalbahn bis Grafing Bahnhof und dort in den Bus nach Moosach umsteigen. Aussteigen beim Moosach Sägewerk. Hinter dem großen Gebäude links in die Bahnhofstraße einbiegen. Die Fahrt dauert bei idealer Verbindung etwa 45 Minuten.

    Prüfe immer die aktuellen Fahrpläne über die MVV-Website oder die Deutsche Bahn, um sicherzugehen, dass du die besten Verbindungen hast. Oder bei Rome2Rio

Das erwartet euch auf der Rundwanderung zwischen Moosach und Herrmannsdorf

Die Tour: Unsere heutige Wanderung beginnt am ehemaligen Bahnhof in Moosach bei Grafing. Die Wanderung ist 12 Kilometer lang. Auf dieser mittelschweren Route begegnen euch Naturpfade, die mit Schotter geküsst und manchmal von einer Prise Asphalt überzogen sind. Sie ist perfekt für alle, die ein bisschen Herausforderung lieben, aber keine Bergsteiger sind (maximal 50 Meter).

Die Besonderheiten: Das Highlight dieser Tour ist die ehemalige Bahntrasse, die sich durch ein Landschaftsschutzgebiet schlängelt. Wir streifen Sonnenhausen und Herrmannsdorf, die beide für kunstinnigen Geist, nachhaltige und ökologische Landwirtschaft und Nachhaltigkeit stehen. Jede Menge Natur begleitet euch natürlich auf der Wanderung.

Einkehrmöglichkeiten: Unterwegs gibt es genug Gelegenheiten für eine genüssliche Pause. Das Almcafe West ist die perfekte Location für eine bodenständige, entspannte Kaffeepause. Biergarten und Wirtshaus zum Schweinsbräu in Herrmannsdorf ist eine Mischung aus bodenständig und nachhaltig gehobener Einkehr.

Vom Bahnhof Moosach nach Sonnenhausen gewandert

Wir beginnen unsere Wanderung in Moosach, einem gemütlichen Dorf, eingebettet in die hügelige Moränenhügellandschaft zwischen Glonn und Grafing. Hier, an der Bahnhofstraße 4, wo ein ausgemusterter Bahnwagon aus dem Jahr 1957 stillsteht, wollen wir erst auf der alten Bahntrasse, gehen, und dann einen Haken nach Sonnenhausen schlagen. Aber alles der Reihe nach.

Die Bahnlinie von Grafing nach Glonn

Die 10,6 Kilometer lange Bahnstrecke Grafing–Glonn wurde am 26. Mai 1894 eröffnet. Eine lokale Initiative und Unterstützung führten schließlich zur Realisierung der Strecke, die jedoch im Laufe der Zeit mit sinkenden Fahrgastzahlen und steigender Konkurrenz durch den Individualverkehr zu kämpfen hatte. Der Rückgang der Fahrgäste und die wirtschaftlichen Herausforderungen führten 1966 zur Beantragung der Stilllegung durch die Deutsche Bundesbahn. Der Personenverkehr wurde 1970 eingestellt, gefolgt von der Einstellung des Güterverkehrs 1971. Kurz darauf wurde die Strecke abgebaut.

Bahnhof Moosach

Mit der Bahnverbindung nach Grafing wurde Moosach endlich effektiver an die größere Welt angebunden. Der Bahnhof selbst war recht unscheinbar, ein kleines hölzernes Agenturgebäude, wie es an kleinen Stationen mit geringem Güteraufkommen üblich war. Der Bahnagent war meist kein offizieller Eisenbahnbeamter, sondern eine lokale Kraft, die sich um Fahrkartenverkauf und einfache logistische Aufgaben kümmerte. Er benötigte keine Dienstwohnung, was bei Eisenbahnbeamten sonst oft der Fall war und den Bau günstiger machte.

Das Gebäude teilte sich in einen großen Lagerraum mit Rampe und den Dienstraum des Bahnagenten. Nebenan gab es einen Warteraum für die Reisenden. Der Abort des Bahnhofs war nur von außen zugänglich und befand sich im Vorbau des Gebäudes.

Am Bahnhof Glonn
Infotafel über die Bahnstrecke
  • Vom ehemaligen Bahnhof, einem kleinen hölzernen Gebäude, das früher als Agenturbahnhof diente, machen wir uns auf den Weg. Nur 50 Meter entfernt überqueren wir auf einem Holzsteg die Moosach, bevor wir weiter nach Südwesten ziehen.

    Nach weiteren 220 Metern queren wir die Doblbachstraße. Senkrecht in die Erde gerammte alte Eisenbahnschienen markieren scheinbar die alte Trasse. Kurz danach führt uns ein altes Eisenbahnbrückerl über den kleinen Doblbach. Weiter auf dem ehemaligen Bahndamm. 550 Meter weiter schwingt die Trasse in einem sanften Linksbogen durch die Landschaft. Zur Rechten liegen offene Wiesen, zur Linken ein bewaldeter Hang. Hier, wo früher die Gleise verliefen, hat sich ein vielfältiger Lebensraum entwickelt, der seit 1994 als Schutzgebiet dient. Diese geschützte Route ist nicht nur ein Rückzugsort für Pflanzen und Tiere, sondern auch ein grünes Band, das verschiedene Biotope miteinander verbindet.
  • Das Tal mit seinen bewaldeten Hängen wird schmäler und der Weg schattiger. Nach einem Kilometer erreichen wir die Zinneberger Fischweiher, die rechts des Weges liegen. Der ideale Ort für eine kleine Pause, um die Ruhe und die natürliche Schönheit des Ortes zu genießen (wenn nicht gelegentlich ein Auto stören würde). Nach 110 Metern überqueren wir die Staatsstraße St2451 und setzen unseren Weg nach Süden fort.

    Irgendwo hier, es war der 17. März 1932, entgleiste zwischen Zinneberg und Moosach der erste Frühzug von Glonn nach Grafing. Die Tenderlokomotive 70 001 rutschte den Bahndamm herunter und die Waggons verkanteten sich. Personenschäden gab’s zum Glück damals keinen.
  • Das Tal öffnet sich. Die Landschaft wird weitläufiger, die moosigen Wiesen werden zu landwirtschaftlich genutzten Flächen. In 600 Metern, wo die Bahntrasse eine kleine Seitenstraße kreuzt, biegen wir links ab, kreuzen die Staatsstraße und wandern auf einem Forstweg den Hang hinauf. In 450 Meter Richtung Südosten stoßen wir auf die Pferdekoppeln von Sonnenhausen.

Von Sonnenhausen nach Herrmannsdorf wandern

  • Nach einem Rechtsbogen erreichen wir das Gut Sonnenhausen. Es lohnt sich hier etwas umzusehen, denn Kunst und Natur begegnen uns hier überall. Den ehemaligen „Farmers-Club“ scheint es nicht mehr zu geben.

Gut Sonnenhausen

Der stattliche Gutshof Sonnenhausen wurde vom Geschäftsmann Adolf Freiherr von Büsing-Orville als Gestüt errichtet. Heute dient Sonnenhausen als Bio-Tagungshotel, in dem regelmäßig Workshops und Veranstaltungen stattfinden. Kunst spielt eine zentrale Rolle auf dem gesamten Areal, von dem es auf der Website heißt: „Alle Kunst in Sonnenhausen ist da, um zu kommunizieren und nach Möglichkeit etwas zu bewirken. Sie soll nachdenklich machen.“

  • Wer später einkehren möchte, verlängert seinen Weg zum Parkplatz und folgt links der Sonnenhausener Zufahrtsstraße für 400 Meter, kurz, wo das Wäldchen links endet (etwa auf Höhe des Metallkunstwerks) links dem Pfad folgen. Holzstapel weisen uns den Weg. Wir durchqueren ein kleines Waldstück. Kaum haben wir den Wald hinter uns gelassen, folgen wir dem Wiesenweg bis zur Verbindungsstraße. Dieser ein kleines Stück nach rechts folgen. Dann biegen wir links ab und betreten das beschauliche Dorf Westerndorf. Am Ende links abgebogen, um zum Almcafé West zu gelangen.
Kurz vor Westerndorf. Gitta von Hurra, draußen!

Almcafe West

Versteckt im hinteren Eck vom kleinen Westerndorf gibt’s im Almcafe West nicht nur Kuchen und Frühstück, sondern auch handfestere Gerichte. Uns schmeckts hier. Der Blick in die fast zu greifenden Berge ist toll. Ein Geheimtipp ist es schon lange nicht mehr. Das Personal kommt schon mal ins Straucheln, wenn es mal wieder voller ist. Die Preise erinnern beinahe an München.

Adresse: Westerndorf 15, 85625 Glonn
Öffnungszeiten: Geöffnet am Montag, Donnerstag bis Sonntag von 09:00 bis 19:00 Uhr. Ruhetage sind Dienstag und Mittwoch
Almcafe auf Facebook

  • Von Westerndorf folgen wir der kleinen Teerstraße weiter nach Süden und an der nächsten Gabelung nach links. Nur etwa 700 Meter sind es ins nahe Herrmannsdorf. Schon an den Schweineställen merkt man, dass hier Nahrung anders erzeugt wird. Kunst am Bau und im Auslaufbereich der Tiere. Betretet den Gutshof durch das nahe Tor.

Herrmannsdorfer Landwerkstätten

Karl Ludwig Schweisfurth transformierte seine Unzufriedenheit mit der industriellen Lebensmittelproduktion in ein ökologisches Projekt: die Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Diese Kooperation mit lokalen Bauern minimiert Zwischenlagerung und Konservierung durch direkte Vermarktung der Produkte. Seit 2018 leitet Sophie Schweisfurth das Unternehmen. Karl Ludwig Schweisfurth starb im Februar 2020.

Kunst ist in Herrmannsdorf sehr präsent und integraler Bestandteil des Alltags und der Umgebung. Karl Ludwig Schweisfurth hat das Konzept des „Gesamtkunstwerks“ in Herrmannsdorf umgesetzt, indem er Kunstwerke nicht nur in Gebäuden, sondern auch in der Landschaft integrierte. Die Kunst ist hier darauf ausgerichtet, die Verbindung zwischen Mensch, Natur und Arbeitswelt zu stärken und zu reflektieren. Durch Skulpturen, Installationen und künstlerische Gestaltungen im gesamten Gelände, von den Arbeitsstätten bis hin zu Freiflächen.

Restaurant und Wirtshaus zum Schweinsbräu

Das Bio-Restaurant „Wirtshaus zum Herrmannsdorfer Schweinsbräu“, spiegelt die Prinzipien der Landwerkstätten wider. Es gibt hier lokale und ökologische Gerichte. Die Preise sind im Vergleich zu anderen Landgasthöfen eher gehoben.

Im Biergarten der Herrmannsdorfer Landwerkstätten, umgeben von alten Kastanien und Linden können die Gäste in prima genießen und entspannen. Normalerweise. Wegen des aktuellen Mitarbeitermangels wird derzeit kein direkter Service im Biergarten angeboten. Besucher können die die Speisen und Getränke im Restaurant zu bestellen und diese dann in den Biergarten mitzunehmen. Es gibt unter anderem Herrmannsdorfer Bratwürste, hausgemachtes Bio-Eis, täglich frisch gebackene Kuchen, Kaffee sowie hausgebrautes Bier.

Von Herrmannsdorf nach Bruck zurück nach Moosach spaziert

  • Wir verlassen den Gutshof zwischen den zwei Gebäuden im Nordosten. Vorbei am Schlachthaus ist der Labyrinthberg in 170 Metern nicht zu verfehlen. Auf der Spitze des Hügels thront ein Bergkristall, eingefasst von kleinen Findlingen und die Skulptur „Medea“. Ein paar Schritte weiter, nach insgesamt 180 Metern, um genau zu sein, begrüßt uns links am Wegesrand das Landschaftskunstwerk „Die blaue Blume“. Lasst euch überraschen!
  • Der Wald beginnt etwas weiter nördlich. Dahinter und in 350 Metern entdecken wir links in der Wiese „Die Arche“. Die Installation aus 24 Granitfindlingen sind ähnlich den bronzezeitlichen Schiffsgräbern in Nordeuropa angeordnet, um ein Memento mori zu schaffen. In die Innenflächen der Steine sind 406 Namen von in Bayern gefährdeten oder ausgestorbenen Arten eingraviert, basierend auf der roten Liste von 1992.
  • Die Straße nach Eichtling überqueren wir nach 550 Metern. Dort setzen wir unseren Weg im gegenüberliegenden Wald fort, dessen Ende wir in 260 Metern erreichen. Rechts von uns liegen friedlich Pferdekoppeln. Dahinter in 280 Metern ein Einsiedlerhaus. Hier am Wald rechts abgebogen und am Ende des Waldweges links auf die Teerstraße abgebogen. Sie führt uns sanft bergab. Unterwegs können wir den Blick ins Moosachtal werfen. Nach 550 Metern erreichen wir eine kleine Zubringerstraße nach Nebelberg. Dieser folgen wir etwa 800 Meter bis zur Straße nach Bruck.
  • Dort, fast versteckt unter den Bäumen, steht ein alter Bildstock aus dem Jahr 1739. Ein stummer Zeuge der Vergangenheit, der hier geduldig die Jahre überdauert hat. Rechts abgebogen und in 500 Meter nach Bruck gewandert.
  • Nach dem ersten Haus links abgebogen und in 120 Meter die Straße gekreuzt. Vor dem landwirtschaftlichen Hof links abgebogen. Vorbei am Fischweiher (500 Meter). Der Weg steigt sachte an. In 200 Meter, am südöstlichen Ende der Wiese links halten. Zurück ins Moosachtal kommt man nach 400 Meter. Rechts abgebogen und bis zum Straßerl abwärts gelaufen (170 Meter). Hier nach Westen halten (links) und dem Straßenverlauf 500 Meter folgen. Wir wandern an der Kläranlage vorbei und dort im Rechtsbogen bis zur Grafinger Straße. Links abgebogen und weiter auf den Fußgängerweg. Hier kreuzt die ehemalige Trasse die Straße.

Am Morgen des 20. August 1969, um genau 06:50 Uhr, kommt es hier zu einem schweren Unfall. Ein Schienenbus und ein Traktor stoßen zusammen. Der Zusammenprall ist heftig: Der Steuerwagen der Bahn entgleist, übersteht den Unfall jedoch mit nur leichten Beschädigungen. Für den Traktor sieht es weniger gut aus – er wird vollständig zerstört. Tragischerweise überlebt der Landwirt, der den Traktor steuerte, den Zusammenstoß nicht.

  • 500 Meter weiter – wo rechts die Straße von Zinneberg einmündet, halten wir uns links. 50 Meter sind es bis zur Bahntrasse, die hier nur um wenige Meter zwischen Haus und Hof vorbeiführt. Rechts gehen! Die Anwohner werden die Bahn sicherlich nicht vermissen. Jetzt sind es nur noch knapp 400 Meter, bis wir von der anderen Seite auf den Bahnhof Moosach erreichen.

Wanderkarte Moosach bei Grafing

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.