Pasta Gorillas mit dem Fahrrad „Without a plan to Japan“

Wir treffen uns im Café Rosi nahe der Isar und beinahe im Zentrum von München. Die Brüder Julian und Nico Schmieder von den Pasta Gorillas haben bereits einen Platz organisiert. Auch wenn es heute nicht um Pünktlichkeit geht, werden wir im Gespräch erfahren, dass Reisen etwas mit Konsequenz und Respekt zu tun hat – und mit Stärke – ganz besonders die Mentale. Pünktlichkeit ist auch nur eine weitere Voraussetzung, die mit ihrem großen Plan zu tun hat, nämlich von München zur Olympiade nach Tokyo zu radeln und rechtzeitig anzukommen. Ihr Reisemotto: “Without a plan, to Japan”. Spinnerei? Ganz und gar nicht! Als “Trio for Rio” haben Julian und Nico mit Freund Sandro bereits 2015 /2016 bewiesen, dass es zu schaffen ist, 28.000 km mit Muskelkraft bis zum Zuckerhut zu radeln.

Wir von Hurra, draußen! haben uns mit den zwei sympathischen Schwaben aus Rottenburg-Hailfingen getroffen, um über ihre Reisevorbereitungen zu sprechen. Auch wollten wir erfahren, was sie antreibt, solch großes Abenteuer-Projekt zum zweiten Mal in die Tat umzusetzen. Das Team diesmal: Julian, 36 Jahre, arbeitet in München als Sozialpädagoge mit Kindern und Jugendlichen und Nico, 30 Jahre, ist im Vertrieb bei Radkutsche in Nehren tätig. Der dritten Gorilla Felix ist gerade in Ingolstadt unterwegs, wo er als Projektmanager in der Baubranche arbeitet. Sandro, aus dem Reiseprojekt „Trio for Rio“ wird bei der nächsten Tour nicht dabei sein.

Team Pasta Gorillas „Without a Plan to Japan“

Im Café Rosi über große Ziele sprechen

Nach der Weltreise ist vor der Weltreise. Sich dieser Grenzerfahrung ein weiteres Mal zu stellen hat etwas gedauert, erklärt Julian zum Einstieg, auch wenn die Idee mit Japan schon zum Ende der letzten Reise aufgeblitzt ist. Die Entscheidung zur Reise entstand dann im Frühjahr 2018. Im August wurde sie konkret. Ein Wochenende an der Isar hat Klarheit gebracht. Es war ein gruppendynamischer Prozess zusammen mit Felix, ihrem neuen Partner in crime, die nächste Reise im Kopf wachsen zu lassen und das dringende Gefühl, nichts verpassen zu wollen. Japan, Go!

Die Reiseroute nach Japan mit viel Raum nach rechts und links

Wir haben unseren alten Diercke Schulatlas mitgebracht und wollen wissen, was der Masterplan ist, dem die Pasta Gorillas nach Japan folgen: Julian zeichnet die Strecke ein, die zuerst der Donau bis ans Schwarze Meer und dann entlang der türkischen Schwarzmeerküste folgt. Dann weiter durch den Iran, Pakistan und quer durch Indien. Ferien mit den Freundinnen auf den Andamanen-Inseln. Flug nach Bangkok und von dort runter durch Malaysia bis nach Singapur. Australien liegt um die Ecke. Eine gute Gelegenheit den Kontinent zu durchqueren. Fidschiii! Enspannung wieder mit den Liebsten im Südpazifik. Zurück nach Bangkok und auf die Räder. Entlang der Küste durch Kambodscha, Vietnam und China. Taiwan? Wir werden sehen.
Rüber nach Japan Olympialand! Die Pasta Gorillas haben vor, Nippon von Süden her aufzurollen: Kyūshū, Chūgoku, Kinki, Chūbu, Kanto.

„Without a plan to Japan“ meint, dass der Ablauf jedes einzelnen Tages ungewiss ist. Drei Parameter bestimmen den Takt der Reise: 1. Wo stelle ich das Zelt auf. 2. Wo kann ich den Wasservorrat auffüllen und 3. Was esse ich. Der Rest ergibt sich.

Ihr Antrieb: „Get out – Stay challenged“

Die Frage nach dem Warum brennt uns unter den Nägeln. Fremde Kontinente lassen sich auch bequemer bereisen und dennoch eine großartige Erfahrung sein. Aber genau diese Langsamkeit macht für die Pasta Gorillas  den Unterschied aus. 

„Die Seele und das Herz nimmt man beim Fahrradfahren einfach besser mit.“ /Julian Schmieder

Julian, Nico erzählen reflektiert. Besonders seit ihrer Reise als „Trio for Rio“ haben sie gemerkt, wie schwierig es im Alltag ist, sich konsequent Zeit für sich zu nehmen. Mit ihrem Spezi Felix treibt sie der Wunsch, sich frei zu bewegen und neugierig jeden Tag zu erwarten. Natürlich haben sie gelernt, auch in Deutschland ihre Freiräume und das Glück zu suchen und zu finden. Glück hängt nicht von der Größe eines Abenteuers ab, aber das Glück wird für sie auf der Reise greifbarer. Die kleinen Augenblicke sind wichtig, erklären sie uns, zum Beispiel, das kleine Kind, das ihnen einem einen Lutscher schenkt, oder der Hase der übers Feld hoppelt.

Mikroabenteuer kann man auch hier erleben, wenn auch mit weniger Grenzerfahrungen. Abenteuer sind zur Seltenheit geworden. Im Jahr nach der Rio-Reise radelte Julian quer durch Deutschland, was genauso schön war. Sie sprechen von Sylvester 2013/14, bei dem sie an der Isar gezeltet haben, um Material zu testen. „Es war so kalt dass die Zahnpasta gefroren war. Herrlich“. Ihr Antrieb ist gegen Alltagsroutine vorzugehen. In ihrer Mission heißt es deswegen: „Wir lieben das einfache, selbstbestimmte und autarke Leben in und mit der Natur sowie das Erleben von unterschiedlichsten Abenteuern in fremden Kulturen und Klimazonen. Sensibilität und Respekt vor Mensch und Umwelt, um einen nachhaltigen und ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen, hat bei uns oberste Priorität … , wir nehmen die Herausforderung an und öffnen uns für Überraschungen, Grenzerfahrungen und Abenteuer, die das Team und jeden Einzelnen wachsen lassen.“

Trio for Rio: Der Film zur Radltour XXXL

Die Reise nach Rio hat der Bremer Kameramann und Cutter Thomas Köke aufbereitet. Zahllose Stunden von privaten Filmaufnahmen mussten gesichtet und geschnitten werden.

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Pasta Gorillas?

Julian zeigt uns am Handy ihr neues Logo. Ein Gorilla mit einer Hand voll Nudeln. Die Begründung dafür klingt nach einer kurzen Erklärung ganz logisch: Egal wo auf der Reise, Pasta war ihr Powerlieferant Nummer 1. Pasta ist haltbar, nahrhaft, weltweit zuhause, schnell zubereitet und immer wieder lecker. 2. Gorillas, sind intelligente, respektvolle und äußerst soziale Tiere. Ihr natürliches Charisma und ihre Interaktion in der Sippe sind von Respekt untereinander geprägt. Auch wird der natürliche Lebensraum dieser noblen Tiere durch uns Menschen immer mehr eingeschränkt. Na also. Verstanden. Ich glaube, dass folgender weiterer Grund eine wichtige Rolle spielt: Gorillas sind ganz schön mutig!

Erfahrungen im Gepäck: Angst lähmt!

Weit weg von daheim. Mit dabei ist nur, was man wirklich braucht und mindestens zwei Funktionen erfüllt. Außerdem eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein und Respekt. Niko und Julian haben auf ihrer Tour nach Rio gelernt, dass Reisen mit Angst nichts bringt, sondern blockiert. Es hilft „Humor auch in kritischen Situationen zeigen, denn Spaß verbindet“.

„Wer nicht alles zu ernst nimmt, kommt auch mit schwierigen Situation einfach besser zurecht“ /Julian Schmieder

Im Zweifel auf das Bauchgefühl vertrauen und Gefahrensituationen lieber aus dem Weg zu gehen. Bislang hat das gut funktioniert. Bestimmt ist ihnen das auch zum Teil in die Wiege gelegt worden, denn ihre Eltern haben auch das Globetrotter Gen. Mit 4 Kindern und im Campervan waren sie schon früh in Europa unterwegs. Mehr Sicherheitskomfort wird es auf ihrer nächsten Reise trotzdem geben. Mit dabei: Ein GPS-Tracker, der alle 10 Minuten ein Signal sendet und ihren aktuellen Standort nachverfolgen lässt.

Die Familie und Freunde daheim müssen ihrerseits auch mit der Unsicherheit umgehen können, die Jungs mit Leichtgepäck ziehen zu lassen. Waren Julian und Niko bei ihrer letzten Reise Singles, sind sie es diesmal nicht mehr. Kontakt mit daheim halten sie über das Internet, da ihre Handys keine SIM-Karten haben. Der nächste Hotspot liegt meist nur einen Ort weiter. Die Freundinnen treffen sie alle fünf Monate auf der Reise. Wir dürfen uns alle zwei Wochen auf einen Blogbeitrag über die letzten Abenteuer freuen. 🙂

Der Kopf und ein festes Datum bringen dich ans Ziel

Was sie noch auf Reisen gelernt haben? Dass alles Kopfsache ist, man sich einfach etwas zutrauen muss und darauf vertraut, dass man es schafft. Hat am Anfang ihrer Fahrradtour nach Rio zu 70 % der Körper und 30 % der Kopf das Durchhalten beeinflusst, war es am Ende der Reise umgekehrt. Nico: „Die sportliche Challenge ist es, realistisch einzuschätzen, wann wir wo sein wollen und was zu möglich ist“.

„Wichtig war, das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren und ein fester Termin, bei dem man in Rio angekommen wollte. Sonst hätte die Reise ewig gedauert“. /Nico Schmider

Schwimmnudeln, alte Reisegewohnheiten & olympische Wettkämpfe

Die Zeit vergeht wie im Flug. Letzte Fragen. Die Schwimmnudeln, die so plakativ auf den Fotos der letzten Reise am Gepäckträger auf und nieder wippten, sind vermutlich wieder mit dabei. Sie dienen als Abstandshalter zum Verkehr, sind schön leicht und nett anzusehen. Nicht ändern wird sich auch, dass sie unterwegs am liebsten im Zelt schlafen, ihren Schlafplatz zwischen 16:00 und 17:00 Uhr suchen, einrichten, und mit einem Topf Pasta den Tag ausklingen lassen. Julian wird vermutlich eine Karte aufschlagen und die Wegoptionen abchecken und mit den anderen diskutieren.

Um nach ihrer Rio-Tour wieder langsam in Europa und Deutschland anzukommen, ist das Trio for Rio von Portugal, Spanien, Frankreich und der Schweiz wieder zurück nach München geradelt. Das langsam Wieder-Ankommen ist ihnen auch auf ihrer Japan Reise wichtig. Sie planen von Tokyo nach Peking zu fliegen. Weiter geht’s mit mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Moskau, um ab hier mit ihren Fahrrädern nach München zurückzufahren.

Wir dürfen uns auch wieder auf einen Film zur Reise freuen. Sehr sind wir auf die Idee gespannt, wie sich die Gorillas im Duell mit Olympioniken schlagen werden. Richtig gelesen, sie wollen sich mit Wettkämpfern messen, die sie auf der Reise treffen werden. Sport verbindet!

Das 41-Tage-Unterwegs-Gespräch / Juni 2019

Gitta und ich halten auch auf der Reise Kontakt mit Julian, Nico und Felix. Nach 2.888 Kilometer haben wir uns per WhatsApp zu einem Gespräch verabredet, um mit ihnen über ihre bisherigen Erfahrungen zu sprechen.Zum Interview in der Türkei

Das finale Interview  mit den Pasta Gorillas im April 2020

Stell dir vor, du bist mit dem Fahrrad  zur Olympiade  nach Tokyo unterwegs, schon mehr als 16.000 Kilometer geradelt und musst wegen Corona die Reise abbrechen… In einem Interview  hab ich mich mit Julian über das Ende ihre besondere Tour unterhalten.

Weitere Infos

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.