Bislang kannten wir die Isar hauptsächlich zwischen dem Englischen Garten und Lenggries. Wir sind die Isar Meter für Meter abgewandert, um unseren Lieblingsfluss kennenzulernen. Südlicher als zur St. Emmeramsmühle sind wir allerdings nie gekommen. Ja mei, irgendwia hamma halt koa rechte Lust ghabt. Hätten wir es schon früher gewusst, wäre diese interessante Runde viel früher auf den Blog gekommen. Zwischen Oberföhring und Ismaning gibt es einiges zu entdecken. Die Rundtour ist ziemlich abwechslungsreich und bestimmt keine schlechte Alternative, sollte es auf der Salzburger Autobahn mal wieder Stau geben. Die Wanderung haben wir so angelegt, dass wir – gerade richtig – im Seegarten eine nette Einkehrmöglichkeit haben. Deswegen startet unsere Tour in Ismaning, folgt dem Lauf der Isar nach Süden. Leichte Tour, die für Kinderwägen nicht ganz unproblematisch ist, da einige Treppenstufen zu bewältigen sind.
Das erwartet dich auf der Ismaninger Isarrunde:
- Die längere Runde (8,9 Kilometer) startet in Ismaning, die Kürzere (3,5 Kilometer) startet am „Am Poschinger Weiher“ und wird gesondert beschrieben, da sie Bestandteil der längeren Wanderung ist – Tourenkarten am Ende des Beitrags.
- Isarau bei Unterföhring. Im Frühjahr fehlt noch etwas das Grün. Einfach warten.
- Die weiten Isar-Brückenbögen der Autobahn A99. So groß, so eindrucksvoll, wenn auch nicht unbedingt schön.
- Der Hypoberg oder Unterföhringer Schuttberg, der einen weiten Blick über München und die nahen Alpen bietet
- An seinem Fuße: der Poschinger Weiher oder Unterföhringer See, der im Sommer zum Baden einlädt
- Die Einkehrmöglichkeiten im Biergarten gibt es nicht mehr, da der Pächter Insolvenz angemeldet hat. Sollte sich etwas ändern, freue ich mich über eine Nachricht.
- Die Klause St. Koloman bei Ismaning. Malerische Kapelle, wie gemacht für eine kleine Rast
Losgewandert in Ismaning/Egerländer Straße
Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln/MVG: Mit der S-Bahn ist Ismaning schnell angefahren. Zu Fuß sind es bis zum Ausgangspunkt an der Egerländer-Straße allerdings 1,9 Kilometer oder 24 Minuten zusätzlich einfach zu gehen. Schneller geht es mit dem Bus 231 bis zur Wasserturmstraße vom Bahnhof Ismaning oder von der U-Bahn-Haltestelle Studentenstadt. Von hier die gleichnamige Wasserturmstraße nach Westen bis zur Unterföhringer Straße gehen und links (nach Süden) einbiegen und bei der nächsten Gelegenheit gleich rechts in die Egerländer-Straße einbiegen.
Die kurze Tour für MVV-Fahrer: Natürlich bietet es sich auch an, die Runde in umgekehrter Richtung zu wandern oder verkürzt auf den Schuttberg um den Poschinger Weiher zu gehen. Dann mit dem Bus 231 nur bis zur Haltestelle Kanal fahren.
Anfahrt mit dem Auto: Das Auto kann man relativ gut rund um die Egerländer Straße 32 abstellen. Nahe dem Hochufer braucht es von hier nicht lange gehen, um sofort die Isarauen zu erreichen.
Die kurze Tour für Autofahrer: Bei nicht-Badewetter bekommt man bestimmt noch einen Parkplatz „Am Poschinger Weiher“.
Flussaufwärts gewandert von Ismaning über den Isarsteg
An der Egerländer Straße starten wir zuerst nach Westen. In der Linkskurve biegen wir rechterhand ab und folgen den Fußweg bis zum Kinderspielplatz. Die Treppe hinunter in die Isarau findet ihr knapp 70 Meter weiter nördlich am Philophenweg. Unten wählen wir zunächst den Weg rechts. Nach 100 Metern muss man nur noch mal einen Schlenker rechts schlagen, damit wir den Weg an der Isar erreichen. Hallo Isar!
Der Isarsteg ermöglicht uns ein Stück stromaufwärts, die Seite des Flusses zu wechseln. In der Mitte bleiben wir stehen und blicken auf die Isar, die etwas weiter südlich einen sanften Bogen beschreibt. Dahinter der 75 Meter hohe Fröttmaninger Berg mit dem markanten Windrad. Gitta und ich wandern den Isarweg auf der westlichen Flussseite 1,6 Kilometer nach Süden. Das Rauschen des Verkehrs bemerken wir erstaunlich spät. Die Gesamtlänge der Brücke von 352 Meter ist mittels Lagerung auf Pfeilern in sechs Felder unterteilt. 300 Meter flussaufwärts findet sich in der Isar das ehemalige Mollwehr.
Das renaturierte Mollwehr an der Isar
Auf einer Infotafel lesen wir, dass hier noch vor 100 Jahren der Wasserstand etwa fünf Meter höher lag. Die Isar konnte mit Flößen befahren werden, was sich mit dem Bau des Oberföhringer Wehrs und des Nördlichen Isarkanals jedoch geändert hat. Vor dem Bau des 3,70 Meter hohen Mollwehrs war es für Fische eine unüberwindbare Barriere und für Menschen bei Hochwasser eine tückische Todesfalle. In der Walze gefangen, gab es kein Auskommen. Heute gehört die von 2012 -2014 renaturierte Stufe zu den tollen Beispielen, wie man der Isar wieder einen ursprünglichen Charakter schenken kann. Die Isar darf auf 100 Metern zwischen Felsbrocken hin- und herspringen. Es gurgelt, plätschert und spritzt. Schön anzusehen!
Gut 23.000 Tonnen Wasserbausteine wurden benötigt, um das ehemalige Wehr mit einer Absturzhöhe von rund 3,70 Meter in eine rund 100 Meter lange, flach geneigte Sohlrampe umzubauen. Fische wie Huchen oder Barben können endlich ihrem angeborenen Wanderverhalten nachkommen.
Weiter zur Mollbrücke, Hypoberg und Poschinger Weiher gewandert
Wir wechseln auf der nahen Moll Fußgängerbrücke zurück auf die Ostseite der Isar. Es scheint ein Ritual der meisten Radler und Fussgänger zu sein, in der Mitte kurz innezuhalten und die andere Perspektive zu genießen.
Abstecher auf den Hypoberg
Zum Poschinger Weiher und zum Biergarten Seegarten
Den Poschinger Weiher kann man eigentlich nicht verfehlen, da er südlich des Hypobergs liegt und der Weg vom Mollwehr – an dem wir links zum Hügel abgebogen sind – geradewegs hinführt. Vom Abzweiger sind es ca. 200 Meter bis zum Parkplatz am See. Wir haben die Möglichkeit genutzt, hier links ans Wasser abzubiegen und dem Ufer bis zum Lokal „Seegarten“ zu folgen.
Das Freizeitgebiet Poschinger Weiher
Der ursprünglich Unterföhringer See getaufte Weiher hat eine Länge von etwa 520 Meter und eine Breite von knapp 100 Metern. Im See liegt eine kleine Vogelschutzinsel, die nicht betreten werden darf. Der Ursprung des Poschinger Weiher liegt übrigens im Kiesabbau für die Dämme des Mittleren Isar Kanals nach dem Ersten Weltkrieg.
Wer im Sommer diese Runde macht, sollte unbedingt seine Badesachen einpacken, denn der Poschinger Weiher ist eine Familienbadeoase! Es gibt einen Kinderstrand, wo auch Nichtschwimmer sicher im Wasser spielen können. Die Wassertiefe liegt bei etwa 2,5 Metern im restlichen See. Die Wasserqualität ist hier übrigens viel besser als am Feringasee. In der Zeit während des Badebetriebs vom 1.5. – 30.09. dürfen Hunde leider nicht in den Uferbereich.
Abstecher zum Sorgen-Wegschreib-Häusl
Ein sympathischer Abstecher ist ein Besuch des „Sorgen-Wegschreib-Häusl“ direkt an der Isar. Am südlichen Ende des vom Poschinger Weiher den Durchgang zum Isarweg nutzen, die 250 Meter die Isar-Flussaufwärts bis zum Schlagbaum gehen. Das Ziel findet ihr etwa 20 Meter rechts bei den Tannen. Der kleine Unterstand mit Tisch, Bank und Kehrbesen sieht eine Bushaltestelle mit Sitzgelegenheiten ein, nur dass sich hier jeder in einem Heft die Sorgen wegschreiben kann. Gebaut wurde das Häuschen in den 60er-Jahren als von Walter Hofstetter, Polizist aus Freimann.
Zurück nach Ismaning spaziert
Vom Gasthaus Seegarten wandern wir zunächst am Ufer ein kleines Stück nach Süden und schlagen an seinem Ende den Weg nach Osten ein. Der Damm des Isarkanals liegt unmittelbar hinter dem Weiher und ragt nahezu wie ein Hochufer auf. Über Stufen, teils etwas gekraxelt, gelangen wir zur Dammkrone. Unseren Hund Pelle nehmen wir hier an die Leine, denn was hier ins Wasser plumpst, kommt aus dem Kanalbecken nicht so leicht wieder heraus. Der Isarkanal zweigt am Oberföhringer Wehr von der Isar ab, und biegt hier beim Poschinger Weiher rechts zum Speichersee ab. Bei Landshut trifft das Wasser wieder auf die Isar.
Am Isarkanal und der Lehmzunge entlang
Knapp 500 Meter folgen wir dem Isarkanal, dessen Wasserpegel deutlich über dem des Poschinger Weiher liegt. Noch vor den ersten Häusern biegen wir links auf den Fußweg ab, der nach Norden auf die Zufahrtsstraße „Am Poschinger Weiher“ führt. Rechts abgebogen, gehen wir auf dem Teer 130 Meter bis zum „Akademischen Sportverein“. Hier zweigen wir links auf den Wirtschaftsweg ab, der uns links am Sportplatz vorbeiführt. Links von uns fällt der Hang in einen tiefen Tobel mit einem verwunschenen Weiher ab, der aus der Zeit der Kies und Lehmgewinnung stammt. Dahinter der Hypoberg. Der Weg beschreibt einen Linksbogen. Wir halten dennoch die Richtung nach Norden ein und biegen auf den Fußweg ab, der uns hangabwärts zur Zufahrtsstraße des Elektrizitätswerks führt.
Rechts die Ruinen der ehemaligen Ziegelei Poschinger, die nicht betreten werden dürfen.
Lehm und Kies im Münchner Norden
Inmitten der Schotterebene von München zieht sich von Ramersdorf im Münchner Süden bis nach Ismaning im Norden eine etwa 15 Kilometer lange, drei bis vier Kilometer breite und vier Meter dicke Lehmschicht. Vom Baumboom der Landeshauptstadt angetrieben, suchten daher vor 100 Jahren „Loam-Barone“ und Spekulanten, sowie viele Arbeiter ihr Glück und Auskommen. Innerhalb weniger Jahrzehnte entstanden daher zahlreiche Ziegeleien. In den 1960er-Jahren war das Lehmvorkommen jedoch weitgehend ausgebeutet, was zur Schließung der letzten Ziegeleien führte. Nur noch wenige Reste zeugen aus dieser Zeit.
Wir biegen vor dem Elektrizitätswerk nach links (Osten) ab und folgen dem Weg zurück bis zur Isar. Von hier folgen wir dem Flusslauf nach Norden. Nach 400 Metern unterqueren wir erneut die Autobahnbrücke und erreichen nach 500 Metern einen Abzweiger mit Wegschild zum „Medienpark“. Die Klause St. Koloman finden wir 200 Meter weiter in der gleichnamigen Kolomansau (an der Weggabelung links abbiegen). Der Ort ist geschichtsträchtig,
Am südlichen Ortsrand, versteckt in den Isarauen, liegt die friedliche Kolomansau. 2008 wurde etwa an der Stelle der ehemaligen Eremitenklause eine Kapelle errichtet, in der (angeblich) auch der legendäre „Wiesenpater von Ismaning“ gelebt hat. Der Moralappostel hat gegen 1779 in Predigten gegen die zotigen Wirtshausgänge seiner Zeit gewettert und zu diesem Zwecke ein Dossier mit ausgchamten Wirtshausliedern und Trinksprüchen verfasst. Ob gewollt oder nicht, der Wiesenpater hat durch seine Sammelei geholfen, das bayerische Liedgut zu bewahren und einen Blick in ein sonst wenig bekanntes Stück bayerische Geschichte zu werfen.
Nach Ismaning wandern wir auf dem Wiesenweg nahe dem Waldrand Richtung Norden. Die ersten Hochhäuser kündigen in der Ferne Ismaning an. 500 Meter weiter biegen Gitta und ich zunächst links auf den Rad- und Wanderweg ein, der links den Hang hinunter in die Isarau führt und kurze 50 Meter rechts auf den Fußweg Richtung Norden. Auf den Philosophenweg, der uns zurück zur Egerländerstraße bringt, stoßen wir oberhalb der Treppe. Etwa 400 Meter sind es nur noch westlich des Siedlungsgebietes zu gehen.