Lebenszeichen: Outdoor by Ispo 2022 nachhaltig aus der Pandemie aufgewacht

Sie ist uns abgegangen. Die Outdoor by Ispo ist nach drei Jahren Corona Zwangspause zurück. Die „Internationale Plattform für eine neue Outdoor-Bewegung“ präsentiert die neuen Trends, ist Treffpunkt der Branche und wichtiger Networking-Spot. Kleiner, fast intim nutzte sie heuer die Räumlichkeiten des MOC im Münchner Norden, wo sonst Nischenmessen fürs Baby, die Karriere oder Spiele stattfinden. Schade, da die Leitmesse für den Outdoorbereich das letzte Mal noch einen anderen Wumms hatte. Jede Menge namhafter Hersteller waren unsichtbar, bzw. in ihren Showrooms versteckt. Der Rest der Industrie hatte sein Stand-Engagement gefühlt auf das Notwendige abgespeckt. Dem Rotstift ist auch der Community bildende Blogger-Bereich zum Opfer gefallen. Dafür war der Outdoor-Bereich mit großzügiger Zeltausstellung und Gastro- und Partyzone vor der Motorworld einladend.

Gelohnt hat es sich dennoch. Gitta und ich konnten bestehende Kontakte zu Lieblingsmarken pflegen, tolle neue Produkte entdecken und in Summe einen kurzweiligen und lohnenswerten Tag auf der Messe, inklusive Power-Nap in der Amazonas-Hängematte erleben.

Nachhaltigkeit als roter Faden durch die Outdoor by ISPO

Das Top-Thema Nachhaltigkeit ist bereits seit vielen Jahren untrennbar mit der Outdoor-Branche verknüpft. Wer Produkte für Aktivitäten in der Natur entwickelt, muss konsequenterweise seine Handlung auf die Verträglichkeit mit der Umwelt anpassen. Der wirtschaftliche Erfolg muss dabei – wie kaum in einer anderen Branche – mit dem Schutz und der Regeneration von Mensch, Gesellschaft und Natur vereinbart werden. Regeneratives Wirtschaften und innovative Materialien, die flexibel, strapazierbar und leicht sind, machen den Unterschied.  Auch wenn lt. Abschlussbericht die Branche einen Rekordumsatz meldet, ist die Zukunft nicht rosarot. Gestörte Lieferketten, fehlende Ressourcen und die Nachbildung eines ukrainischen Bunkers mit Isomatte und Schlafsack sind Indikatoren, dass die Zeiten des ungetrübten Konsums vorbei sind.

Nachdenken: Ukrainischer Bunker auf der Messe

Im Marketing-Sprech der meisten Marketing-Unternehmen spielt Freiheit eine wesentliche Rolle. Schlafsäcke, Zelte und Campingkocher bekommen in der Kriegsregion eine andere Bedeutung, da sie Menschen in Bunkern und Metrostationen beim Überleben helfen. Ukrainische Outdoormarken produzieren daher nicht mehr für den Freizeitkonsum, sondern fürs Militär. Die wenigen Vertreter des Landes sind allesamt Frauen, da die Männer das Land nicht verlassen dürfen.

Osprey: Product-Insights von oben

Seit 1974 stellt die US-Marke Osprey Rucksäcke her. Am Anfang war es Mike Pfotenhauer, der für die Produktentwicklung federführend war und den Rucksack revolutionierte. Als einer der ersten Hersteller brachte Pfotenhauer mit Osprey Rucksäcke auf den Markt, die auf individuelle Rückenlänge einstellbar waren oder ultraleichtes Material einsetzten. Auch wenn der Gründer selbst mittlerweile die Verantwortung abgegeben hat, ist die Innovation bei Osprey ungebrochen. Wir konnten uns auf der Outdoor mit Tom Entwistle / Vice President VP Sales and Product EMEA und Adam Alder-Cox, Product Line Manager – Osprey Europe unterhalten und erfuhren, dass die Produktentwicklung auf dem Dreieck von Innovation, Technolgie und Nachhaltigkeit beruht. Spannend: Mit dem UNLTD Antigavity 64 wurde ein limitierter Rucksack entwickelt, der als innovativer Prototyp für das technisch realisierbare geschaffen wurde. Am Markt für 699 € erhältlich, ist er allerdings ein absolutes Nischenprodukt. Nicht 10 bis 12 Prototypen wurden geschaffen, sondern in den letzten fünf Jahren etwa 200. Eine Neuheit: der 3D-gedruckte Fitscape-Lendenbereich mit Carbon DLS™-Technologie. Eine Innovation, die wir vermutlich bald in einigen deutlich günstigeren Rucksäcken finden werden.

Auf die Anmerkung von Tom, dass man für die unterschiedlichen Outdoor-Szenarien auch unterschiedliche Rücksäcke benötigt, wollte ich wissen, welcher EINE Backpack seine Wahl wäre. Die Antwort kam prompt: Der Talon. Werbung von Osprey? Natürlich!

Fazit: Der UNLTD Antigravity 64 ist ein unglaublicher Rucksack, der meilenweit von unserer eigenen Outdoorrealität entfernt ist. Der Talon Wander- und Tourenrucksack hingegen ist umso näher. Komfortabel, leicht und extrem vielseitig einsetzbar ist ein Klassiker, den es schon länger im Produktsortiment von Osprey gibt und der sich immer weiterentwickelt. Wer einen klasse Allround-Rucksack sucht, scheint mit dem Talon ziemlich gut bedient zu sein. Das sagt nicht nur Tom, sondern auch die außergewöhnlich guten Amazon Produktbewertung von 4,7 Sterne (Talon 22).  Link zum UNLTD Antivravity 64 / Website Links zum Talon Rucksack

Qool: Passiv-Kühlrucksack

Qool aus Würzburg kennen wir bereits seit 2020 und unserem ausführlichen Test der Qool Kühlbox M. Werden herkömmliche Passiv-Kühlboxen (Verwendung mit Kühlakkus) vorwiegend durch PE-Schaum gedämmt, nutzt Qool Vakuum Isolationspaneele, die auch in der Raumfahrt zu finden sind. Dieses Hightech-Material ermöglicht enorm lange Kühlzeiten, die jedem anderen Dämmprinzip haushoch überlegen sind. Spannend. Qool hat auf der Ispo den Prototypen eines Rucksacks mit integriertem Kühlfach vorgestellt, der demnächst das Produktsortiment erweitert. Link zu unserem Test Qool Kühlbox M / Link zur Qool-Website

Bald im Sortiment: der Qool Kühlrucksack

Fazit: Natürlich kann man sich noch kein finales Urteil erlauben, doch ein Kühlrucksack mit solch inneren Werten erlaubt völlig neue Anwendungsszenarien. Wer auf gekühlte Medikamente angewiesen ist, kann erstmalig Mehrtageswanderungen machen, während sich anderen noch am übernächsten Tag auf ein kaltes Bier am Gipfel freuen, oder der Fischer, der seinen Fang tatsächlich fangfrisch am Rücken durch unwegsames Gelände transportiert. Wir sind gespannt!

Tex:Energy: Windenergie für unterwegs

Während sich in Deutschland noch Länder und Kommunen um die Abstandsregelung von Windkraftanlagen streiten, installiert der stromabhängige Outdoor-Dude längst vor seinem Zelt seine eigene Windturbine und lädt die Power-Bank. Entwickelt von britischen Ingenieuren, gibts die Windräder in drei Ausführungen. Das mittlere Windrad „Infinite-Air-12“ wiegt z.B. nur 3,2 KG. Mit Stativ ist es einen Meter hoch und kann bei Windgeschwindigkeiten zwischen 12 km/h und 74km/h eingesetzt werden. Die maximale Power beträgt 17W bei 12V, 1,5A. Das mit einigen geübten Handgriffen ist die Windturbine schnell zerlegt und in eine erstaunlich kompakte Tasche verstaut.

Fazit: Schon seit Jahren nutzen wir ein Solarpanel, um unterwegs das Handy oder die Kamera zu laden. Windkraft als alternative Stromquelle hätten wir uns an sonnenschwachen Tagen schon häufiger gewünscht. Das kompakte Packmass macht es leicht, die Turbine als primäre oder sekundäre Ladestation dabei zu haben. Nicht auszudenken, wie viel Strom wir in unserem letzten England-Urlaub produziert hätten… Kommt auf die Wunschliste!

Solor Brother: Kochen und Backen mit Sonnenkraft

Gilles und Gatien sind mit ihren gelben T-Shirts nicht zu übersehen. Die Gründer von „Solar Brother“ entwickeln innovative Lösungen, die konzentrierte Solarenergie dafür nutzen, um zu kochen, backen, Wasser zu erhitzen oder Lebensmittel zu konservieren. Sie nutzen Spiegel, um die Sonne auf das zubereitete Gericht zu lenken, das im Spektrum der Strahlen enorme hohe Hitze entwickelt. Besonders effektiv: Solaröfen mit Vakuumröhre, die es in unterschiedlichen Größen und Anwendungsbereiche gibt. Das Prinzip besteht aus zwei aufklappbaren Reflektoren, welche die Sonnenstrahlen auf der Vakuumröhre bündeln und diese auf bis zu 260 °C erhitzt. In der Garkammer der Röhre können je nach Größe des Kochers Wasser erhitzt oder Gerichte zubereitet oder warmgehalten werden.

Fazit: Faszinierend der Gedanke nur mit Sonnenkraft zu kochen und damit unabhängig zu sein. Als Hauptkocher vermutlich nicht für jeden Outdoor-Koch ideal: Zwei Kochgänge (Nudeln mit Tomatensoße) bei schlechtem Wetter benötigt bestimmt deutlich länger als ein herkömmlicher Gasbrenner. Wer das nötige Kleingeld hat, kann sein Outdoor-Equipment damit zusätzlich ausstatten. Link zu  Solar Brother

Barbones: Edler Dutch Oven für die Outdoor-Küche

Wer es nicht weiß: Wir sind große Fans von Dutch Ovens. Das sind robuste gusseiserne Töpfe, in denen nach alter „Cowboy-Art“ gekocht, geschmort, gebraten oder gebacken wird. Die Hitze kommt über Briketts, die unter dem Topf oder auf dem Deckel platziert werden. Mit Barbones kommt ein US-amerikanisches Unternehmen auf den deutschen Markt, der in der Oberklasse der „Döpfe“ mitmischen möchte. Aufgefallen ist uns der sehr saubere Guss, der robuste Tragebügel mit Spiralgriff und der Deckel in dem als nettes Feature die Hitzeregulierung über die Anzahl der Briketts angegeben ist. Durch die Zugabe von Stahl sind die Dutch Ovens von Barbones etwas leichter und toleranter gegen Temperaturänderungen.

Fazit: Natürlich kann man auch in einem günstigen China-Topf einen guten Braten zubereiten. Lange Freude hat man aber an solch edlem Produkt, das in der preislichen Oberklasse der Dutch Oven angesiedelt ist und an seine Nachkommen weitervererbt werden kann. Benötige ich den Barbones? Nein, weil mein Petromax Feuertopf auch super ist. Hätte ich gerne zusätzlich den Barbones? Ja, unbedingt! Nicht nur ein tolles Männergeschenk. Link zur Barbones Website, Link zu unserer Dutch Oven Kaufberatung

WeeDo: Fun Wear für Kinder

Auch wenn unsere Kinder längst erwachsen sind, konnten wir am Stand von WeeDo nicht vorbeigehen. Das Team hinter Antje entwickelt ungewöhnlich fröhliche Kinderkleidung für Bäh-Tage mit Regen und Sturm, zum Wandern, Radfahren oder für Schnee. Kinder schlüpfen nicht nur in Kleidung, sondern in Rollen, die ihr Selbstbewusstsein stärken sollen. Sie werden zum Leopard, Hai oder Einhorn. Die Eltern bekommen klasse Fotos, wissen ihre Kinder nachhaltig gut geschützt und dürfen sich über einige ziemlich clevere Funktionen freuen. Zu Beispiel über das „Mitwachs”-Systems, reflektierendes 3M Material für die bessere Sichtbarkeit im Dunkeln, oder den Taillenzipper für den schnelleren Toilettenstopp.
Zur WeeDo-Funwear-Website

Fazit: Die Idee des jungen Unternehmens aus Hamburg hat uns begeistert und uns der Messestand an die Maskenbildnerei eines Theaters erinnert. Was hätte ich gerne als Kind einen Drachen-Schneeanzug getragen oder Gummistiefel im Look von Katzenpfoten. Wenn die Qualität stimmt, wandert die WeDo FunWear bestimmt von Kind zu Kind und bereitet nachhaltig Freude. Ein schöner Gedanke. Wir wünschen WeeDo viel Erfolg!

Camppass CR550: Wohnwagen-Statement für Schotterpisten-Enthusiasten

Der Name des kantigen Crossover Wohnwagens (750 kg) kommt von „Campen“ und „Passieren. Der 5,52 Meter lange, 2,26 Meter breite und 2,5 Meter hohe Anhänger ist ein Hingucker, der Komfort in die Wildnis bringt: zum Beispiel ein 1,4 Meter breites Doppelbett, Stockbett, WC, Dusche, Photovoltaik Anlage, LED-Ambientebeleuchtung und eine großzügige Außenküche. Konzept und Umsetzung stammen von Outdoor-Liebhabern aus der Türkei. Lt. Website darf der Wohnwagen allerdings nur mit einer Höchstgeschwindigkeit von 80 km/h gefahren werden. Auf Autobahnen kann diese Geschwindigkeit auf 90 km/h eingestellt werden.

Fazit: Eine Türe wie ein Sarg, die Form wie eine militärische Einsatzzentrale. Der Camppass CR 550 ist für Outdoor-Fans mit dicken Eiern und dem passenden Auto, die sich im Kopf (oder real) auf Schotterpisten vergnügen. Ein Statement auf zwei grobstolligen Rädern, von dem wir uns ordentlich haben beeindrucken lassen. Hätten wir ihn gerne? Irgendwie schon. Auch wenn uns der Campass mit viel Emotionen förmlich überrollt hat, backen wir lieber kleinere Brötchen, dafür aber schnellere. Zur Camppass Website

Amazonas Hängematte: Ich bin dann mal weg

Messetage sind ganz schön anstrengend. Gitta und ich liefen bereits mehrere Stunden über die Messe und zum nächsten Termin waren es noch 30 Minuten. Die im Außenbereich gespannten Hängematten boten sie zur richtigen Zeit an. Reingelegt und tatsächlich für 15 Minuten weggepennt.

Fazit: Sind Hängematten innovativ? Nicht wirklich. Aber sie entspannen enorm, was Gitta und ich auf der Messe wieder einmal festgestellt haben. Sie muss nicht auf Wunschliste, da wir schon eine Hängematte von Amazonas besitzen, die wir aber viel zu selten nutzen. Gerade überlegen wir, wie wir im Garten eine praktikable Spannvorrichtung installieren können.
Zur Amazonas-Website

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.