Wanderung zum Sisi-Schloss -Aichach / Unterwittelsbach

6,5 und 11 KilometerKarte

Diese herrliche und unkomplizierte Wanderung ist nicht nur ein Abstecher in die eher unbekannte Ecke bei Aichach (zumindest für die meisten Münchner), sondern auch eine kleine Lehrstunde in bayerischer Geschichte. Aber keine Angst, die Wissensvermittlung ist kurzweilig, mit starken Fotomotiven, in denen das „Sisi-Schloss“ klar als Star der Wanderung glänzt. Verprobt: Vielleicht haben wir auch nur nette Freunde. Auch sie fanden die Tour richtig gut. 🙂

Das erwartet euch auf der Wanderung im Wittelsbacher-Land

  • Die Tour ist abwechslungsreich und eine gute Mischung aus Wald und Flur. Vorwiegend auf einfachen Wald- und Feldwegen ist die Wanderung eher einfach. Auch wenn die Umgebung sanft hügelig ist, kommt man unterwegs selten ins Schnaufen. Ausnahme, der Burgberg von Oberwittelsbach. Kurz und steil lässt er sich umgehen.
  • Highlight der Tour ist das „Sisi-Schloss“ Unterwittelsbach mit der sehenswerten Dauerausstellung – „Leben, Tod & Mythos“. In Oberwittelsbach befinden wir uns auf Grund und Boden des ersten Stammsitzes der Wittelsbacher. Zwischen Schloss und Burg gibts auf dem Geschichtspfad viel Interessantes zu lesen und zu hören.
  • Eine Einkehrmöglichkeit habt ihr im Waldgasthof Burghof in Oberwittelsbach, sowie dem Sisi-Cafe im Schloss Unterwittelsbach,
  • Nach der Tour könnt ihr Aichach und dem Wittelsbacher-Museum einen Besuch abstatten.

So kommt ihr mit dem Auto und dem AST zum nach Aichach

Anfahrt mit dem Auto: Aichach liegt im Westen von München und von dort am besten über die Autobahn A8 erreichbar. Ab Pasing/Obermenzing erreichbar braucht es für die 55 Kilometer ca. 40 Minuten. Unser Wanderparkplatz liegt sogar etwas weiter zwischen Oberwittelsbach und Rapperszell an der Wörresbacher Straße. Google Link.

Am Schnellsten geht es evtl. über die Ausfahrt Dasing. Auf der Bundesstraße 300 bis Ausfahrt Richtung Freising/Rain/Untergriesbach/Aichach-Ost/Oberbernbacher Weg/Gasthof Wagner fahren. Auf der Freisinger Straße 2,8 Kilometer bis zum Kreisverkehr fahren und die Ausfahrt nach Oberwittelsbach nehmen. Im Ort rechts der Wörresbacher Straße 1,8 KM bis zum Ziel folgen.

Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: Von Münchner Hauptbahnhof bis nach Aichach sind es etwa 1,45 Minuten. Einfacher ist es, die Tour am Sisi-Schloss in Unterwittelsbach zu starten. Zu Fuß vom Bahnhof ist es etwas weit und auch nicht schön zu gehen. Unter der Woche in den Bus des Augsburger Verkehrsverbundes (AVV) nutzen. Am Wochenende mit dem Anruf-Sammel-Taxi (AST) planen.

Losgewandert am Wanderparkplatz Wöresbach: Ziel Unterwittelsbach

Der Wanderparkplatz befindet sich auf einem der vier ehemaligen Bauernhöfe von Wöresbach, der Ende des 19. Jahrhunderts wegen Unwirtschaftlichkeit aufgegeben wurde. Das Fundament des Stalls und der betonierte Abfluss der Gülle sind noch gut erkennbar. Auf alten Landkarten sieht man, dass einst die Felder sehr viel weiter den Weiler umgaben und aufgeforstet wurden. Auf einer Infotafel steht zu lesen, dass die noch bestehende Scheune einst das Wohnhaus eines Hofes war und das letzte Gebäude 1967 abgerissen wurde.

  • Vom Parkplatz wenden wir uns nach links und lt. dem Wegweiser Richtung Schiltberg / Rapperzell. Bereits in 50 Metern dem Feldweg links entlang des Waldrandes folgen. Bald weiter im Oberholz knickt der Weg nach knapp einem Kilometer rechts nach Norden, um etwa 400 Meter weiter auf eine Kreuzung zu stoßen.
  • Hier links abgebogen und der Schotterstraße für 600 Meter folgen. Wo diese einen deutlichen Bogen nach links Richtung Oberwittelsbach schlägt, rechts auf dem Waldweg 350 Meter nordöstlich und bis zur nächsten Abzweigmöglichkeit links wandern. In knapp einem Kilometer werden wir kurz vor Unterwittelsbach auf den Geschichtswanderweg stoßen. Wo sich der Weg gabelt, rechts auf dem besser sichtbaren Untergrund geblieben. Nach dem Wald links bleiben.

Durch den englischen Landschaftspark zum Schloss wandern

  • Der Geschichtswanderweg ist die perfekt aufgeschotterte Straße zwischen Unterwittelsbach und dem Burgstall Oberwittelsbach, dem wir jetzt bis zum Schloss, und später zurück folgen. Zum Schloss gehts jetzt erst einmal 70 Meter rechts, dann an nächster Möglichkeit am Feldende links und nach den Bäumen erneut rechts. Entlang zwischen Feld und Park befindet sich alsbald rechts (220 Meter) der Zugang.

Der Schlossgrund ist geprägt von Wiesen und einem jahrhundertealten Baumbestand mit Eichenriesen. Verträumt fließt Wasser durch mehrere romantische Weiher, um die ein Fußweg führt. Wir hören Gesang, können die Frauenstimme aber nicht lokalisieren. Ein Mensch oder eine Fee? Wir tippen auf Letzteres.

  • Das Wasserschloss ist nicht zu übersehen. Wir entdecken es im letzten der drei Weiher im Westen des Parks auf einer kleinen Insel.

„Sisi“ Schloss-Unterwittelsbach

Die erste Erwähnung des Schlosses geht auf das Jahr 1126 zurück. Nach mehreren Wechseln der Eigentumsverhältnisse erwarb das Kloster St. Ullrich und Afra aus Augsburg, welches den Bau zu heutiger Gestalt umbaute. Wieder erfolgten mehrere Besitzerwechsel, bis 1838 Herzog Max von Bayern die „Burg“ als Jagdschloss und Sommerwohnsitz verwendete.

Bis 1955 blieb das Schloss in Familienbesitz, um erst an den Fürst zu Fürstenberg, dann an eine Münchner Familie und 1999 schlussendlich an die Stadt Aichach weiterverkauft zu werden. Nach Restaurierung von Haus und Park ist es heute als Museum der Öffentlichkeit zugängig. Jährlich finden dort Sonderausstellungen statt.

Daueraustellung im Sisi-Schloss

Die österreichische Kaiserin Elisabeth, die Sisi genannt wurde, war die Tochter von Herzog Max in Bayern. Zusammen mit ihrem Vater hat Sisi als junges Mädchen hier unbeschwerte Sommerferien mit ihrem volksnahen Vater verbracht. Daran und an ihr widersprüchliches Leben als Monarchin erinnert die Ausstellung im Schloss. Die Ausstellung in sechs Räumen ist sehenswert, informativ und als „interaktives Erlebnis“ konzipiert.

  • Adresse: Klausenweg 1, Aichach-Unterwittelsbach,
  • Geöffnet: Die aktuelle Ausstellung ist geöffnet vom 28.04 bis 30.10.22,
  • Dienstag bis Freitag 10 bis 17 Uhr, Samstag, Sonntag und Feiertag 10 bis 18 Uhr
  • Hunde sind in der Ausstellung erlaubt
  • Website Sisi-Schloss

Sisi-Cafe

Wer nach dem Ausstellungsbesuch eine kleine Erfrischung zu sich nehmen möchte, bekommt im Sisi-Café, im Herzog-Max-Stüberl oder bei schönem Wetter auf der Terrasse des Schlosses Kaffee und Torten/Kuchen (nach alter Familientradition), kleine Brotzeiten und verschiedene Erfrischungsgetränke.

  • Geöffnet: Samstag 13 bis 18 Uhr, Sonntag und Feiertag 10 – 18 Uhr

Auf dem Geschichtspfad von Unterwittelsbach nach Oberwittelsbach wandern

  • Vom Sisi-Schloss wandern wir bis zur Schotterstraße auf nahezu dem gleichem Weg zurück, wie wir gekommen sind. Tipp: Die Teiche umrunden! Wir befinden uns auf dem Geschichtswanderweg, der gut ausgeschildert ist.
  • 1,3 Kilometer gehts erst an Feldern vorbei Richtung Osten, dann vorwiegend durch den Wald, der uns gut gefallen hat. Unterwegs lesen wir uns die Beschreibungen des Geschichtswanderungen durch und hören den Auidoguide. Die Stationen sind mit großer Aufmerksamkeit gestaltet, informativ und unterhaltsam.

Tipp: Geschichtspfad und Lauschtour „Rund ums Sisi-Schloss“

Der Geschichtswanderweg vermittelt an sechs Stationen die Beziehung der Wittelsbacher zu Ober- und
Unterwittelsbach. Eine tolle Ergänzung ist der Audioguide mit spannenden Geschichten zum Wasserschloss, Herzog Max, Sisi, und dem Burgplatz in Oberwittelsbach. Der Download der Audioguide App ist kostenlos.

  • Dem ehemaligen Burggelände von Oberwittelsbach ist nahe, wenn der Zaun des Wassersammelbehälters erreicht ist. Es gibt zwei Aufstiege links im Hangwald: der direkte und sehr steile Anstieg am Zaunanfang, und ein Stückchen weiter den Gemäßigteren. Bei Regen und Glätte besser den Weg weiter bis zur Dorfstraße, dort im Linksbogen zum Ziel kommen.

    Oben angekommen: Wo einst die Festung am Bergsporn der Herrschaft der Wittelsbacher Ausdruck und Sicherheit versprach, steht heute eine eher schlichte Backsteinkirche, die meist abgesperrt ist. Aus Backstein bestand auch der Kern der ehemaligen Hauptburg, der sich im Bereich der Kirche und dahinter befand. Davon sieht man heute nichts mehr, außer einigen nachträglich aufgemauerten Mauerresten.

Burgstall Oberwittelsbach

Oberwittelsbach gilt als die Wiege der Wittelsbacher, denn hier hatte die Dynastie ihren Stammsitz, von dem die bayerischen Herzöge, Fürsten und Könige ihren Namen ableiten. Der Burgname „Witilinesbach“ wird erstmals 1115 in einer Urkunde König Heinrichs V erwähnt, in welcher der Stammsitz der Grafen von Scheyern auf die Burg Oberwittelsbach verlegt wurde.

Die erste Burg befand sich etwa auf Höhe der heutigen Kirche. Sie wurde in mehrere Phasen um- und ausgebaut. Die Burg war insgesamt ungefähr 200 Meter lang, die Kernburg 115 Meter und mit Verteidigungswällen umgeben. Zuletzt reichte sie bis in die heutige Ortsmitte von Oberwittelsbach.

Der letzte Pfalzgraf der Familie Wittelsbach war Otto VIII. Angeblich aus Rache ermordete dieser 1208 im Bamberger Königsmord Philipp von Schwaben. Als vogelfrei erklärt, wurde Otto XIII bei Kelheim aufgegriffen und hingerichtet. Im Folgejahr wurde die Burg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Nach Ausgrabungen ist es jedoch wahrscheinlicher, dass die Burg aufgegeben und Baumaterial anderweitig verwendet wurde. An der Stelle der Burg wurde eine Kirche errichtet.

Der Überlieferung nach soll es sich hierbei um eine „Sühnekirche“ der Wittelsbacher (Ludwig der Kelheimer) zur Wiedergutmachung der Bamberger Bluttat handeln.

Von Oberwittelsbach mit Einkehr zurück zum Parkplatz wandern

  • Der Waldgasthof Burghof liegt südlich am Ortseingang von Oberwittelsbach. Wir haben uns den Abstieg über den Hang gespart und den Weg über die Ortsmitte gewählt. Die kleine Teerstraße an den Sieldungshäusern führt über die ehemalige Vorburg nach Osten, dann an der Kreuzung rechts auf der Wittelsbacher-Straße im Bogen 400 Meter zum Restaurant.

Waldgasthof Burghof

Bayerisch-moderne Küche, sowie regional wechselnde Gerichte zu fairen Preisen. Eigene Kinderkarte. Für alle was dabei. Nettes und aufmerksames Personal. Schöne Terrasse.

Waldgasthof Burghof

  • Der Wanderweg führt rechts am Gasthof vorbei nach Süden und am Waldrand abschüssig zur 600 Metern entfernten Wegkreuzung. Die Hitze hat den kleiner Teich ausgetrocknet. Geradeaus, bzw. rechts am „Teich“ vorbeigewandert schlängeln wir uns zwischen Wald und Feld nach Osten.
  • In 900 Metern die Teerstraße gekreuzt, und geradeaus etwa einen halben Kilometer zum Bauernhof gewandert. An der Weggabelung dahinter links abgebogen und teils im Wald oder zumindest in Waldrandnähe einen Kilometer spaziert. Am gemauerten Bildstock aus Klinkersteinen erneut links gehalten. Durch den Wald sind es nur noch 850 Meter zurück zum Parkplatz.

Abstecher nach Aichach

Ein Besuch von Aichach mit seinem schönen historischen Stadtplatz ist sehenswert. An wichtigen Handelsstraßen gelegen meinte es die wechselhafte Geschichte nicht immer gut mit Aichach. 1634 legen die Schweden den Markt in Schutt und Asche. 1704 zogen holländische, englische, und spanische Truppen nach Aichach und etwa 100 Jahre französische und österreichische Soldaten.

Mit dem Bau der Bahnlinie Augsburg, Aichach, Ingolstadt erlebte Aichach ab 1875 einen industriellen Aufschwung, von dem die Gemeinde noch heute profitiert. Seit 1972 gehört Aichach zum Regierungsbezirk Schwaben. In der Gemeinde leben etwa 21.000 Einwohner. Gemeindewebsite mit „Entdeckertour durch Aichach

Wittelsbacher Museum im Unteren Turm

Das 1418 erbaute Untere Tor war Teil der spätmittelalterlichen Aichacher Stadtmauer. Im Tortum befindet sich eine Ausstellung im Gemeindebereich mit Schwerpunkt zu den Grabungen auf der Stammburg der Wittelsbacher in Oberwittelsbach.

Unterer Turm mit Wittelsbacher Museum

Geöffnet: Dienstag – Sonntag 14 bis 17 Uhr, Feiertag 14 bis 17 Uhr, Montag geschlossen
Website Wittelsbacher Museum

Stadtplatz mit Rathaus

Der langgestreckte Stadtplatz befindet sich dem Oberen und Unteren Tor, sowie dem Rathaus als Mittelpunkt. Die Straßenachse verläuft 330 Meter von Süden nach Norden entlang der ehemaligen Handels- und Poststraßen Augsburg-Regensburg und München-Donauwörth. Laut dem Bayerischen Dankmalatlas wird vermutet, dass der Straßenmarkt wohl im 13. Jahrhundert abgesteckt wurde. Die meisten heutigen Giebelhäuser stammen aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Heute findet jeden Freitag und Samstag auf dem Stadtplatz ein Bauernmarkt statt.

Das freistehende Rathaus am Stadtplatz stammt aus dem Jahr 1704. Im Erdgeschoss befanden sich lange Zeit die Schranne, das Brothaus, das Fleischhaus, die Waage und Läden.

Rathaus von Aichach
Oberes Tor

Das Obere Tor südlich des Marktes ist das Wahrzeichen der Stadt. 1331 wurde das Stadttor errichtet. Bis Anfang des 20. Jahrhunderts lebte hier der Türmer, welcher die Bewohner bei drohender Gefahr mit einem Trompetensignal zu warnen hatte. Auf der Innenseite des Turms befindet sich eine Gedenktafel anlässlich der Zerstörung der Stadt im Dreißigjährigen Krieg. Darunter hängt eine 36 Kilogramm schwere Kanonenkugel.

Wanderkarte Ober- und Unterwittelsbach

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.