Wolfratshausen: Stadt- und Naturwanderung entlang der Loisach

Wanderung 8,2 KilometerKarte

Ihr kennt Wolfratshausen, wenn ihr mit schwerem Kopf in der S7 eingeschlafen und an der Endhaltestelle aufgewacht seid. Zum alten Ortskern zwischen Berghang und Loisach sind es von dort nur 650 Meter. Wir haben auf unserer Wanderung entlang der Loisach und oben im Bergwald einige überraschende Entdeckungen gemacht, die von romantisch bis patiniert reichen. Gelohnt hat sich der Ausflug, denn langweilig ist es uns bei dieser Tour bestimmt nicht geworden, denn Wolfratshausen hat viel Geschichte und Natur zu bieten.

Das erwartet euch bei der Wanderung um Wolfratshausen

  • Die abwechslungsreiche Rundtour führt euch entlang der Loisach, in den Ortskern von Wolfratshausen. Im Bogen steigen wir den Hangwald hinauf und wandern oberhalb der Stadt nach Süden. Wieder im Loisachtal geht es am Fluss zurück zum Ausgangspunkt.
  • Einfache bis mittelschwere Wanderung mit einigem Auf- und Ab, die mit Kinderwagen oder Rollstuhl nicht zu empfehlen ist. Die Höhenmeter am Stück betragen max. 80 Meter. Es geht auf geteerten Fußgängerwegen, kurze Überbrückungsstrecken auf der Fahrstraße, Waldpfade und geschotterte Wirtschaftswege. Gutes Schuhwerk tragen!
  • Besonderheiten: Ehemalige Floßlände, die überdachte Loisachbrücke, der angestaubte Charme alter Häuser im Ortskern, Gedenkstein vom ehemaligen Schloss Wolfratshausen mit Oberlandblick, Kreuzweg und Kalvarienberg.
  • Einkehrmöglichkeiten: Diverse im Ortskern. Schön die „Alte Flößerei“ an der Loisach, unterwegs im Golfclub „Bergkramerhof„.
Wolfratshausen: Infotafel an der Loisachbrücke

Nach Wolfratshausen mit Auto und S-Bahn

Anfahrt mit dem Auto: Über die Garmischer Autobahn (A95) sind es bei fließendem Verkehr vom Luise-Kiesselbach-Platz ca. 20 Minuten bis nach Wolfratshausen. An der Ausfahrt 6/Wolfratshausen abfahren. Der Beschilderung rechts ins Loisachtal folgen. Der Äußeren Bäuerberger Straße ins Zentrum folgen. Rechts in Barbezieuxstraße einbiegen. Unsere Tour startet am kostenpflichtigen Parkplatz Hatzplatz, Am Bach 6, 82515 Wolfratshausen (Google Link) direkt an der Loisachbrücke.

Anfahrt mit der S-Bahn: Vom Hauptbahnhof München sind es mit der S7 bis zur Endhaltestelle Wolfratshausen etwa 45 Minuten. In Fahrtrichtung rechts den Bahnhof verlassen und der Bahnhofstraße etwa 500 Meter bis zur Loisachbrücke folgen. Anschluss zur Tourenbeschreibung habt ihr 100 Meter links an der überdachten Fußgängerbrücke.

Losgewandert und der Loisach flussabwärts gefolgt

  • Also los! Vom Parkplatz wenden wir uns zunächst Richtung Süden. Über die Loisachbrücke geht’s auf die östliche Uferseite, dann weiter auf dem Fußgängerweg flussabwärts. Schon nach 40 Metern erreichen wir die ehemalige Wolfratshauser Floßlände, an der bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts wortwörtlich die Flöße anlandeten.

An die Flößerzeit erinnert das Flößerdenkmal. Heute findet an dieser Stelle das Flussfestival, das Sonnwendfeuer oder das Kino-Open-Air, „Eiszeit“ statt.

  • Nur wenige Meter weiter am überdachten Sebastiani-Steg lädt das Wirtshaus zur Flößerei zu einem ersten frühen Einkehrstopp.

Wirtshaus zur Flößerei

Einst war es ein altes Bauernhaus, das Stück für Stück abgetragen und Balken für Balken am Loisachufer neu aufgebaut wurde. Beinahe zu neu und zu schön sieht es aus. Davor ein Wirtsgarten mit Schirmen gegen Sonne und Regen. Die Küche bietet traditionell bayerische und mediterrane Küche. Die Preise und Portionen gehen absolut in Ordnung.

Website Wirtshaus zur Flößerei
Adresse: Sebastiani-Steg 1, 82515 Wolfratshausen

Wirtshaus zur Flößerei in Wolfratshausen
  • Der Sebastiani-Steg ist eine romantisch überdachte Brücke, über die wir erneut die Loisach zum Rathaus queren. Von hier sieht man den malerischen Fluss, die Pfarrkirche und die Häuser des alten Ortskerns. Geradeaus durch die Rathauspassage und vorbei am Rat.Haus.Cafe gelangen wir zum Untermarkt. Unterwegs blicken uns „Hubert und/ohne Staller“ aus einer Vitrine an. Die ARD-Vorabendserie erzählt Polizeigeschichten aus Wolfratshausen. Aha, habe ich leider noch nie gesehen.

Der Hauptstraße nach Norden gefolgt

  • Die zentrale Hauptstraße hat Charme und auch wieder nicht. Die Zeit scheint stehen geblieben zu sein. Folgen ihr 450 Meter bis zum letzten Haus am Kastenmühlwehr. Flanierstimmung wollte nicht recht aufkommen. Wir fragen uns: Wann wird das Kleinod wachgeküsst?

Wolfratshausen: Flößerstadt mit Patina

Erstmals erwähnt wurde Wolfratshausen 1003 als „wolueradeshusun“ in einer Urkunde König Heinrich II. Der Name geht auf die 1116 gegründete Burg des Grafen Otto II. zurück. (Website Stadt Wolfratshausen). Bedeutung und Wohlstand erhielt Wolfratshausen durch das Marktrecht, das Brauereigewerbe und die Flößerei. 

Seit dem 12. Jahrhundert legten Flöße von Wolfratshausen Richtung München ab. Transportiert wurde Holz, Stein, Kalk oder anderes Material aus dem Oberland, was man zum Aufbau und Betrieb einer Stadt benötigte. Davon profitierte nicht nur Wolfratshausen, sondern auch München, Freising oder Landshut. Zum Beispiel wurden für den Bau der Münchner Frauenkirche 147 Bauholzflöße benötigt (Flossfahrt.de). Nicht nur Waren aus Italien wurden auf dem Wasser transportiert, sondern auch Passagiere. Mit einem Reisefloß konnte man ab dem 17. Jahrhundert wöchentlich zwischen München und Wien reisen.

Wolfratshausen hat heute 17.749 Einwohner und noch immer eine Bundesstraße durch die Altstadt. Leider bröckelt in der einst stolzen Innenstadt der Putz und Läden stehen leer. In den 1950ern wollten sie eine Umgehungsstraße bauen. Die Geschäftsleute wehrten sich. Heute hätten sie den Verkehr gerne aus der Stadt heraus. Dafür müsse die Aufenthaltsqualität erhöht und Flair geschaffen werden – zum Beispiel durch breitere Gehsteige und eine schönere Anbindung von Bergwald und Loisachufer.

Museum Wolfratshausen

Seit Februar 2023 ist das rundum erneuerte Museum in der Hauptstraße geöffnet. Es geht um die Stadtgeschichte und natürlich um die Flößerei in Wolfratshausen. Das neue „Stadtmuseum soll als kultureller Hotspot“ den Ortskern aufwerten und neue Besucher in die Flößerstadt ziehen.

Website Museum Wolfratshausen

  • Nach dem letzten Haus des Ortsensembles rechts zum Kastenmühlwehr abgebogen. Ein überdachter Steg führt im Zickzack atmosphärisch erneut über die Loisach. 400 Meter sind es bis zur Weidacher Brücke. Die Kastenmühle auf der gegenüberliegenden prägt als Weidachmühle die Ortseinfahrt von Wolfratshausen. An der Weidacher Brücke das letzte Mal zurück auf die westliche Uferseite gewechselt und danach rechts in die Schlederleiten eingebogen.
  • Unweit der Brücke fallen im Sommer zahlreiche Holzstämme auf, die hier Reih an Reih am Wasser liegen. Hier betreibt die Fößerei Seitner, mittlerweile in der vierten Generation – das anspruchsvolle Handwerk, als Anbieter von touristischen Flussfahrten. Gleich dahinter biegen wir links ab, um dem Straßerl „Am Hang“ bis zur Hauptstraße zu folgen.

Flößerei als Tourismusspektakel

Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde die Flößerei als Transportmittel zunehmend von Zügen, dann von Kraftfahrzeugen ersetzt. Ab Mitte des 20. Jahrhunderts kam sie schließlich ganz zum Erliegen. Übrig geblieben sind die Ausflugsfahrten von Wolfratshausen, die seit Eröffnung der Isartalbahnstrecke im Jahr 1891 als Tourismusattraktion fortgeführt werden (1). Die Strecke von Wolfratshausen bis zur Floßlände in München Thalkirchen beträgt 25 Kilometer. Damit die Reise ja nicht fade wird, gibt es unterwegs eine Brotzeit, Bier und Blasmusik. Höhepunkt der Fahrt ist zweifellos die Floßrutsche am Kraftwerkes Mühltal, mit 345 Metern – die längste ihrer Art in Europa.

2024 muss man mindestens mit 177,– € pro Floßfahrt rechnen. Je nach Wasserstand und Fließgeschwindigkeit dauert die Fahrzeit zwischen vier und sechs Stunden. Pro Saison fahren pro Jahr zwischen Mai und Mitte September 500 und 600 Flöße die Isar hinunter.

2022 wurde die Flößerei zum Immaterielle Kulturerbe erklärt. Heute fahren von Mai bis Mitte September Flöße von Wolfratshausen nach München. Quelle: Dahoam-Magazin

Von der Loisaich rauf zum Burgberg gewandert

  • Wir überqueren die Hauptstraße und folgen halbrechts auf der gegenüberliegenden Seite dem Rauschengraberweg. Stetig ansteigend führt auf knapp einem halben Kilometer Weg im Linksbogen um den Burghügel herum. Oben angekommen lohnt ein Abstecher nach links über die ehemalige Vorburg, zur abgegangenen Kernburg. Heute sieht man nur noch einen etwas schäbigen Wald und einen Gedenkstein vor großem Loch. Dennoch atmet der Ort Geschichte und einfach vorbeizulaufen ist – zumindest für uns – keine Alternative.

Burg Wolfratshausen

Als am 17. April 1734 der mit 350 Zentnern Pulver gefüllte Burgturm durch einen Blitzeinschlag, explodierte, war das Schicksal der Burg Wolfratshausen endgültig besiegelt. Das Mauerwerk wurde abgetragen und für den Bau des Hoftheaters in der Münchner Residenz verwendet. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde über ein halbes Jahrtausend lang vom Burgberg der Machtanspruch wechselnder Herrschender ausgeübt.

Stich der Burg Wolfratshausen von Michael Wening

1116 von den Grafen von Wolfratshausen errichtet, war sie über die Jahrhunderte immer wieder in kriegerische Fehden und Machtkämpfe verwickelt. Abgebrannt und wieder aufgebaut wechselte sie im 12. Jahrhundert endgültig von den Grafen von Andechs an die Wittelsbacher. Im 15. und 16. Jahrhundert wurde die Burg in eine Art representativeres Schloss umgestaltet. Wegen Baufälligkeit wurden Teile des Gebäudes um 1716 geräumt. Der Turm diente lediglich noch als Pulvermagazin. Zumindest bis zum großen Kawummm. Danach blieb nur noch ein größeres Loch übrig.

Durch den Bergwald zum Bergkramerhof spaziert

  • Vom ehemaligen Burgberg führt der Weg entlang des Bergrückens 100 Meter nach Süden. Ab hier knapp 170 Meter auf dem Pfad, der links des Weidezaunes gehalten, der dem Waldrand folgt. An der Weggabelung könnt ihr entscheiden, ob ihr auf dem Walderlebnispfad über den Kalvarienberg, oder geradeaus entlang der Weide wandern möchtet. Beide Wege stoßen später wieder aufeinander.
  • Einfach geradeaus: Einfach dem Naturweg knapp einen Kilometer entlang des Waldrands und Golfplatz bis zum Dorfener-Weg an der Schutzhütte folgen.
  • Ambitioniert durch den Bergwald ab und auf: Links abgebogen und dem Naturerlebnispfad hangabwärts gefolgt. Am Kreuzweg erneut links gehalten und auf 300 Treppenstufen an den Kapellenhäuschen (1793), der Kreuzigungsgruppe (1858) und der Bergwaldbühne vorbei bis zur Dreifaltigkeitskapelle (1715) aufgestiegen. Am Kircherl vorbei den Weg zurück zur Hangkante nehmen. Oben angekommen, den Pfad links am Golfplatz vorbei bis zum Dorfener Weg nehmen (400 Meter). Den Wirtschaftsweg nehmen wir durch das kleine Waldstück, ehe wir auf der anderen Seite und 900 Meter weiter die Abzweigung zum Clubhaus des Golfplatzes erreichen.
  • Wer Lust auf eine Einkehr hat, kann einen Abstecher zum Restaurant Bergkramerhof machen. Rechts abbiegen. Das Ziel kann man nicht verfehlen. Im Winter meistens geschlossen.

Restaurant Bergkramerhof

Ein bisserl schicker ist es schon im Restaurant Bergkramerhof, doch die Terrasse liegt schön und die Bewertungen auf Google loben das Essen. Wir können nicht mitreden, da bei unserem Besuch der Betrieb geschlossen hatte.

Adresse: Bergkramerhof 1, 82515 Wolfratshausen
Öffnungszeiten im Herbst/Winter beachten
Website Restaurant

  • Zurück nach Wolfratshausen geht’s erst einmal 320 Meter bis zur Staatsstraße. Links abgebogen. Obacht, für 200 Meter auf der Staatsstraße gegangen. Autos! In der nächsten Rechtskurve links in den Ernst Wiechert Weg eingebogen. Vorbei an den Siedlungshäusern und durch Wiesen gewandert. Nach dem Hangwald und der Kati Kobus Steig trifft der Weg auf die Beuerberger Straße.

Ehemaliges Café „Kathis Ruh“

Der Kathi Kobus Steig ist der einzige von 185 öffentlichen Straßen in Wolfratshausen, der nach einer Frau benannt ist. Kathi Kobus übernahm 1912 im Haus Nummer 1 das Ausflugslokal „Kathis Ruh“, nachdem sie in München mit ihrem Künstlerlokal Simplizissimus in München zu bescheidenem Wohlstand gekommen war. Der Simplizissimuss war Treffpunkt der Schwabinger Bohème und Kathi eine Berühmtheit. Nach dem Krieg kehrte sie in den Alten Simpl zurück, den sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1929 führte.

  • Der Beuerberger Straße 240 Meter nach rechts gefolgt. An der Münsiger Straße links die Wolfratshauser Dorfdurchgangsstraße (Äußere Bäuerbergerstraße) gequert und auf der anderen Seite in „Am Poign“ eingebogen. Nach 70 Metern rechts dem Fußweg bis zur Loisach gefolgt. In einem Kilometer am Uferweg ist unser Ausgangspunkt an der Sauerlacherstraße erreicht.

Wanderkarte Wolfratshausen

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.