Leichte Bergwanderung von Marquartstein zur Schnappenkirche (1.100 Meter)
Uns ist das Kircherl hoch oben über Marquartstein schon das ein oder andere Mal aufgefallen, z.B. bei unserer Wanderung durchs Kendlmühlfilzen bei Raubling. Hoch oben thront es in exponierter Lage und lässt schon von weitem einen fantastischen Ausblick über das Chiemgau erwarten. Unsere Erwartungen haben sich absolut erfüllt, auch wenn die Tour von anspruchsvollen Bergwanderern eher belächelt wird. Wen kümmerts: Wer (noch) wenig Kondition hat, kann sie hier trainieren, oder die Wanderung als Nachmittagsspaziergang verbuchen. Der Blick vom Brotzeitbankerl ist einfach sensationell!
Das erlebt ihr auf der Wanderung zur Schnappenkapelle
- Einfache Ganzjahres-Bergwanderung auf einfachen, vorwiegend Ziehwegen bei moderater Steigung. Alternative Bergpfade sind teils verwildert und werden nicht empfohlen. Die 469 Höhenmeter eignen sich gut zum Konditionsaufbau oder bei einem kleinen Zeitfenster. Etwa 2:45 h sind dafür insgesamt an Gehzeit zu veranschlagen. Auf- und Abstieg erfolgen auf dem gleichen Weg. Der Schnappenberg selbst ist bewaldet und bietet keine Aussicht. Im Sommer kommt ihr übrigens nicht so schnell ins Schwitzen, weil der Weg großteils schattig ist.
- Die Schnappenkirche ist ein barockes Kleinod auf 1100 Meter und mit interessanter Geschichte.
- Grandioser Blick übers Kendlmühlfilzen zum Chiemsee und darüber hinaus. Mit einem Fernglas kann man sich „deppert schauen“.
- Einkehrmöglichkeit gibt es keine. Mehrere Bankerl laden dafür zum Verweilen ein.
- Mehr Bergtouren von „Starter„, „einfach“ bis „mittelschwer“ findet ihr auf der Übersichtsseite Bergwanderungen Münchner Hausberge.
- Berggerechte Ausrüstung nicht vernachlässigen!
So kommt ihr nach Marquartstein
Mit dem Auto: Von München/Ramersdorf braucht man über die Autobahn A8 (Richtung Salzburg) etwa eine Stunde für die knapp 92 Kilometer. Verlasst die Autobahn Bernau am Chiemsee. Auf der Bundesstraße 305 Richtung Grassau fahren dann weiter nach Marquartstein. Den Wanderparkplatz findet ihr am Ende der Burgstraße (Navigation über Google Maps). Lasst euch nicht täuschen. Auch wenn der Parkplatz ordentlich groß ist, ist ein freier Platz für Spätaufsteher keine Garantie, da es von hier auch auf den beliebten Hochgern geht. Dann alternativ im Ortszentrum parken, was hin und zurück den Weg um insgesamt 2 Kilometer verlängert.
Mit Bahn und Bus: Mit dem Meridian vom Hauptbahnhof München zum Bahnhof Prien fahren. Von dort mit der Buslinie 9505 in Richtung Reit im Winkl fahren. Steigt an der Haltestelle Marquartstein, Rathaus aus. Über die Schlechinger Straße – Alte Dorfstraße über die Tiroler Ache gehen. Nach der Brücke rechts halten. Am Hofwirt vorbei und an der Rechtskurve der Burgstraße bis zum Ende folgen. Plus 2 Kilometer insgesamt.
Rauf geht’s, rauf zur aussichtsreichen Bergkirche
Am Parkplatz laufen jede Menge Wege zusammen. Die Wegführung auf der Informationstafel hat uns dabei eher verwirrt. Eine gute Orientierung ist auf jeden Fall die gelbe Wegmarkierung mit den grünen und blauen Bergsilhouette.
- Von der Infotafel, die an der verlängerten Burgstraße steht, wandern wir zunächst 50 Meter hangaufwärts. Folgt dem Fußpfad geradeaus, der etwas kürzer oder steiler ist und in 200 Meter auf die Ziehwegkehre stößt. Alternativ haltet euch nach der Tafel an der ersten Abzweigung scharf rechts. Den Weg 200 Meter folgen und an nächster Gelegenheit links abbiegen. Ihr stoßt nach 150 Metern auf den Ziehweg, wo auch der Fußpfad endet.
- Dem Fahrweg folgen, der an der Kurve hangaufwärts führt. Bei Lust und Laune könnt ihr nach 150 Metern links den Fußweg etwa 700 Meter zum Aussichtspunkt „Windeck“ gehen. Zugegeben ist der Abstecher eher was zum Abbau überflüssiger Energie, das der wirklich schöne Ausblick an der Schnappenkirche auf euch wartet.
- 3,1 Kilometer geht’s hinauf zur Schnappenkirche. Der Anstieg ist dabei nie sonderlich anspruchsvoll. Nach oben immer auf dem Hauptweg durch den Bergwald bleiben. Ab und an öffnet sich der Wald und ihr könnt ins Tal gucken.
Dass die Schnappenkirche schon recht nahe ist, merkt ihr, dass es mehr horizonal als hinaufgeht. Man ahnt sie förmlich und ist doch überrascht, wenn das Kircherl plötzlich nach einer Wegbiegung auftaucht. Der Ausblick macht sofort Freude!
Schnappenkirche
Die Schnappenkirche sitzt genau dort, wo man keine Kirche vermutet, nämlich hoch oben im Bergwald vom bewaldeten Schnappenberg auf 1.100 Metern. Dort wurde der Legende nach 1096 der Chiemgaugraf Marquart von Hohenstein überfallen und tödlich verwundet. Die Söhne einer Edelfrau mit welcher der Graf eine intime Beziehung pflegte, wollten wohl die Ehre ihrer Mutter rächen. Der Urspung der Entstehung liegt vermutlich in der Quelle, die versteckt im Wald unterhalb der Kirche aus einer Steinfassung fließt. Das Quellheiligtum nebst hölzerner Kapelle war dem St.-Wolfgang geweiht, zu der immer mehr Pilger kamen, bis nach dem 30-jährigen Krieg zwischen 1637 und 1640 die heutige Kapelle gebaut wurde. Die Errichtung an dieser Stelle war gewiss eine hohe logistische Herausforderung.
Der Abriss in der Säkularisation wurde nur wegen der Unwegbarkeit aufgegeben. Papst Pius VIII erteilte 1892 den Wallfahrern, bei zwei betenden Besuchen den Ablass. 1984 wurde die Schnappenkirche aufwändig renoviert.
- Zurück geht es auf gleichem Weg, wie ihr gekommen seid.