Wandern von Wall zur Mangfall und im Winkel zurück

7,5 KilometerKarte

Nach zwei Anläufen wollen wir euch diese kurzweilige Wanderung, nicht nur für kurze Wintertage ans Herz legen: Zwischen Mangfall und Taubenberg entfaltet sich im Mangfallwinkel bei Wall eine Kulturlandschaft wie aus dem Bilderbuch: gepflegte Bauernhöfe und Wiesen, begrenzt von alten Baumriesen prägen die Szenerie. Und weil diese Ecke durch den Taubenberg im Norden, die Mangfall im Osten geschützt werden, liegt sie auch nicht auf dem Präsentierteller. Die größeren Straßen führen geradewegs vorbei. Die Wanderung von Wall ins Mangfalltal und zurück vereint abwechslungsreiche Wege und ab und zu einen schönen Ausblick auf den Wendelstein.

Das erwartet Euch im Wall-Mangfall-Winkel

  • Die Tour: Die 7,5 Kilometer lange Wanderung beginnt in Wall, führt hinunter ins Mangfalltal, entlang der Mangfall Richtung Norden und über den Weiler Höhenstein zurück. Die Wege wechseln zwischen naturbelassenen Pfaden und ruhigen Anliegerstraßen. Der Abstieg ins Tal und der spätere Aufstieg bilden die größte Herausforderung – moderat, aber spürbar. Perfekt für eine Winterwanderung mit leichter Kondition. Gehzeit zwischen 1,5 und 2 Stunden.
  • Die Besonderheiten: Die Kulturlandschaft rund um Wall und die Mangfall erinnert schnell an einen Park: alte Baumriesen, malerische Bauernhöfe und weite Weiden prägen das Bild. Dazu gibt es Blicke auf den Wendelstein und die Mangfall. Der Mix aus Naturschönheit und Abwechslung macht diese Runde ziemlich kurzweilig. Dass hier Endes des 19. Jahrhunderts mit dem Daxer von Wall ein Zentrum des Haberfeldtreibens war, schwingt vielleicht ein klein wenig im Gedanken mit.
  • Einkehrmöglichkeiten: Einkehrmöglichkeiten gibt es direkt in Wall, zum Beispiel im Gasthof Mehringer – am besten als Abschluss der Wanderung.

So kommt ihr mit dem Auto nach Wall

  • Anfahrt mit dem Auto: Von München aus führt die schnellste Route über die A8 Richtung Salzburg . Nach etwa 30 Kilometern nimmst du die Ausfahrt Holzkirchen und folgst der Beschilderung Richtung Warngau. Weiter geht es über die B318 und dann auf die Staatsstraße 2365, bis du den Schildern nach Wall folgst. Der St. Margarethenweg zweigt direkt in der Nähe der Kirche ab. Hier befinden sich eine Grundschule und ein Kindergarten. Die Fahrzeit beträgt je nach Verkehrslage etwa 35–40 Minuten.
  • Die Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist schwierig, da es für die letzten 7 Kilometer von Warngau praktisch keine Busverbindung gibt. Vielleicht besser eine andere Tour aussuchen, oder eine Fahrgemeinschaft bilden.

Wall bei Warngau

Wall, heute Teil der Gemeinde Warngau im Landkreis Miesbach, hat eine Geschichte, die eng mit dem Kloster Tegernsee verbunden ist. Die ersten Rodungen im 11. Jahrhundert machen das „Waldgebiet“ urbar. Bis zur Säkularisation 1803 bestimmte das Kloster die Geschicke des Dorfes. Auffällig ist die durchdachte Aufteilung der Höfe und Fluren, die heute noch sichtbar ist. Die Pest von 1633 brachte großes Leid, während das 19. Jahrhundert mit einer Ziegelei und einer Papierfabrik neue Perspektiven eröffnete. Die Kirche St. Margaretha, aus dem frühen 16. Jahrhundert, ist das markante Wahrzeichen.

Daxer von Wall

Johann Vogl, der „Daxer von Wall“, war ein berüchtigter Bauer und Wirt aus Wall bei Miesbach, der im 19. Jahrhundert als zentrale Figur der Haberfeldtreiben bekannt wurde. Sein Wirtshaus diente als Treffpunkt für Habererbanden, wobei er das System für zwielichtige Geschäfte, Gewalt und sexuelle Übergriffe missbrauchte. Ob das heutige Gasthaus einst den Daxer gehört hat, konnte ich nicht herausfinden. Mit schmutzigen Versen und Fehden spaltete er die Dorfgemeinschaft. Seine Übergriffe auf Jugendliche und Frauen besonders brachten ihm am Ende eine lange Haftstrafe ein, die mit seinem Tod in Gefangenschaft endete. Quelle: Der Daxer von Wall, ein bäuerliches Verbrecherporträt.

Unsere Wanderung am Stadlberg hat uns übrigens zum Treffpunkt der Haberer an der Habererlinde geführt.

Losgewandert von Wall zur Mangfall und zum Fledermaushotel

  • Wir starten am Parkplatz gegenüber der Grundschule, direkt neben der Kirche St. Margareth. Am Ende des Weges halten wir uns rechts und folgen dem Fußweg am Kindergarten vorbei. Dieser führt uns zur Miesbacher Straße. Dort angekommen, biegen wir auf den Fußweg links zur Siedlung ab.
  • Nach etwa 250 Metern nehmen wir links den Rainerweg und folgen ihm nordostwärts. Die kleine Teerstraße führt uns aus Wall hinaus, vorbei an schönen Wiesen. Links durch die Bäume sehen wir die Pfarrkirche.
  • In 200 Metern rechts abgebogen zum Ableitner abgebogen. Der Weg schlängelt sich durch eine hübsche Baumreihe. Wer aufmerksam ist, entdeckt in seinem Schutz einen alten Bildstock mit Heiligenbild, der uns an die Vergänglichkeit des Lebens erinnert.
  • Hinter der Zimmerei Stoib wird die Zufahrtsstraße zu einem lockeren Wirtschaftsweg. In etwa 200 Metern erreichen wir den Hang zur Mangfall. Der Weg führt links am Geräteschuppen vorbei und in einem Rechtsbogen hinunter zum Fluss. Unten angekommen gönnen wir uns zuerst einen langen Blick auf die Mangfall, dann folgen wir dem Uferweg links flussabwärts, um in 800 Metern das Weidenauer Wehr zu erreichen. Hier wird Wasser aus der Mangfall abgezweigt und später nördlich von Miesbach in die Schlierach geleitet, damit es schlussendlich in Richtung Seehamer See gepumpt wird. Eine Menge Aufwand.
  • Wir folgen dem Weg entlang der Mangfall für weitere 1,3 Kilometer. Auf der gegenüberliegenden Uferseite entdecken wir das „Fledermaushotel“, eine umgestaltete alte Netztrafostation der Münchner Stadtwerke. Ein- und Ausflugsöffnungen wurden integriert, der Dachstuhl angepasst, und der schwarze Kamin speichert Wärme für die Fledermäuse – sie mögen es nämlich warm.

Vom Fledermaushotel zurück nach Wall gewandert

  • Ein kleines Stück hinter dem „Fledermaushotel“ führt der Weg wieder hangaufwärts. Nach etwa 180 Metern halten wir uns rechts und folgen dem Weg nach Norden. Dieser führt zunächst entlang der Hangkante und macht dann einen Linksbogen hinaus aus dem Wald. Ein schöner Abschnitt! Bei der Einsiedelei Höhenstein treffen wir auf einer kleinen Teerstraße und folgen ihr geradeaus nach Westen.
  • An der Weggabelung nach Vorder- und Hinterthalham biegen wir links ab. Die Straße führt uns etwa 2,5 Kilometer zurück Richtung Wall. An Kreuzungen nehmen wir immer den direkten Weg geradeaus.

    Unterwegs stoßen wir auf einen Bildstock an der Abzweigung nach „Trost“. Die Landschaft hier ist geprägt von glazialen Abflussrinnen, durch die einst das Schmelzwasser des Gletschers Richtung Mangfall floss. Nach weiteren 200 Metern fällt uns links eine kleine, modern wirkende Kapelle auf. Sie wurde als Dank für die Errettung vor den Fliegerangriffen auf München im Zweiten Weltkrieg gegründet. Der Stifter, wie viele andere, mag in dieser Zeit Todesangst ausgestanden haben.

Vom Entstehen einer Kulturlandschaft

Die bayerische Kulturlandschaft, wie wir sie heute kennen, ist das Ergebnis einer langen Geschichte von Rodung, Landwirtschaft und klösterlicher Planung – wobei Letzteres oft den Ton angab. Ein ziemlich gutes Beispiel dafür ist die Region um Warngau und Wall, wo das Kloster Tegernsee ziemlich clever agierte. Mit einem ausgeklügelten Pachtsystem förderte es im 18. Jahrhundert eine wirtschaftliche Blütezeit. Gleichzeitig setzte Kurfürst Max III. Joseph auf Reformen, was der Landwirtschaft und Infrastruktur einen Schub gab.

Die Einzelhöfe, die damals rund um Wall entstanden, erzählen noch heute von dieser Zeit. Viele wirken stattlich, manche aber auch eher zweckmäßig. Das Landschaftsbild wird auf jeden Fall von ihnen unverkennbar geprägt.

Mit der Säkularisierung 1803 veränderten sich die Besitzverhältnisse grundlegend: Die klösterlichen Ländereien wurden verstaatlicht und später verkauft, was die Bauern vor neue Herausforderungen stellte. Während die Industrialisierung den wirtschaftlichen Fokus in den Städten verlagerte, blieb die Hofstruktur auf dem Land weitgehend bestehen. Die historischen Höfe sind bis heute sichtbare Zeugnisse klösterlicher Ordnung und landwirtschaftlichen Fleiß.

Nach 700 Metern, an einer Linkskurve bei Neuhäusler, grüßen uns Wendelstein und Breitenstein besonders freundlich und wecken die Lust, bald wieder in die Berge zu wandern. Ab hier wirkt die Landschaft wie eine parkähnliche Landwirtschaftsanlage: Baumreihen und stattliche Einzelgehöfte prägen das Bild.

  • Nach etwa 2 Kilometern biegt die Straße links ab, doch wir folgen dem für den Verkehr gesperrten Weg geradeaus weiter. Ein Bildstock weist uns den Weg. Bald liegt die Kirche direkt vor uns, und ein kleiner Anstieg bringt uns zurück zum Ausgangspunkt. Rechts lädt der Wirt zur Einkehr ein, links wartet unser Auto an der Kirche. Schön war’s!
Gasthof Mehringer in Wall

Der Gasthof Mehringer in Wall ist ein typisch bayerischer Gasthof mit solider Küche. Hier gibt es klassische Gerichte wie Braten und Knödel ohne viel Schnickschnack mit fairem Preis-Leistungs-Verhältnis. Besonders nach einer Wanderung ist es ein bodenständiger Ort für eine warme Mahlzeit oder ein Getränk. Im Sommer sitzt man angenehm draußen, umgeben von der ruhigen Landschaft.

Öffnungszeiten: Dienstag – Sonntag: 10 – 22 Uhr, Montag Ruhetag
Website: Gasthof Mehringer

Gasthaus Mehringer in Wall

Wanderkarte Wall-Mangfall-Winkel

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.