Wie Almdudler: Rezept für Giersch-Limonade:

Die allererste Kräuter-Limonade, an die ich mich erinnern kann, habe ich früher in 80er-Jahren als Kind in Österreich getrunken. Das war der damals nur in Österreich bekannte Almdudler. Mittlerweile gibt es ihn fast überall, auch in Deutschland, zu kaufen. Und wem Almdudler schmeckt, der mag auch Giersch-Limonade und wer einen Garten hat, da ist der Giersch nicht weit weg und ist oft zuhauf verfügbar. Also los, ärgert euch nicht über den Giersch, sondern pflückt ihn und macht eure Kräuterlimonade selbst.

 

Die ersten Blätter stoßen im Frühling durch den Boden

Giersch: Der ungeliebte Gartenheld

Giersch (Aegopodium podagraria), auch bekannt als das grüne Ärgernis unter den Doldenblütlern, macht es sich mit seinen weitreichenden, kriechenden Ausläufern gemütlich in europäischen Gärten. Trotz seiner Statur von beachtlichen 30 bis 100 cm und charmanten weißen Doldenblüten, wird er meist als Gartenfeind Nummer eins betrachtet.

Aber Kopf hoch! Dieser grüne Störenfried ist nicht nur ein Meister im Versteckspiel unter der Erde, sondern auch ein wahrer Überlebenskünstler, der nur schwer komplett auszurotten ist. Ganz nebenbei ist er auch ein Buffet für Bienen und Schmetterlingsraupen. Seine jungen Triebe, die geschmacklich an Petersilie erinnern, sind eine Delikatesse in der Küche und seine heilenden Kräfte werden in der Naturheilkunde gegen alles Mögliche von Gicht bis zu Insektenstichen eingesetzt.

Giersch: gefürchtet, verflucht, aber kulinarisch und medizinisch ein echtes Goldstück!

Ein erwachsenes Blatt Giersch mit langem Stängel

Wie erkenne ich Giersch?

Wer den Giersch einmal ins Fahndungsbuch aufgenommen hat, wird ihn so schnell nicht mehr übersehen. Dieser grüne „Garten-Outlaw“ ist eigentlich ganz einfach zu identifizieren, wenn man seine markanten Merkmale kennt. Packen wir also die Lupe aus und begeben uns auf Spurensuche!

  • Erstes Indiz: Die Blätter. Sie sind dreigeteilt, ein wenig als hätten sie sich nicht entscheiden können, ob sie jetzt ein Blatt oder drei sein wollen. Ein Blick darauf und du wirst dich fühlen, als hättest du den Jackpot geknackt.
  • Zweites Indiz: Der Duft. Ja, der Giersch hat einen Duft, der jedem Kräuterkenner das Wasser im Munde zusammenlaufen lässt. Nimm ein Blatt, zerreib es zwischen den Fingern und riech daran – es duftet stark nach Möhren oder Petersilie. Fast so, als würde er dich einladen, ihn doch bitte in die Küche zu bringen.
  • Drittes und letztes Indiz: Der Stängel. Dieser ist nicht rund, nicht flach, sondern 3-kantig! Ein dreikantiger Stängel in der Welt der runden und ovalen ist wie ein Exzentriker auf einer Gala – unverkennbar und einzigartig.

Mit diesen Tipps ausgerüstet, ist der Giersch in deinem Garten nicht länger ein ungeliebter Störenfried, sondern ein wohl identifizierter Gast, den man entweder bekämpfen oder kulinarisch feiern kann. Happy Hunting!

So viele Stängel Giersch reichen für eine Flasche Apfelsaft

Wie gesund ist Kräuter-Limonade?

1. Zuckeranteil:

  • Giersch-Limonade: Hier bist du der Chef! Zucker? Weniger ist mehr! 
  • Industrielle Kräuterlimonade: Vorsicht, Zuckerschock! Ein Glas Almdudler hat fast so viel Zucker wie eine Liebeserklärung von einem Konditor. Sechs Würfelzucker – könnte glatt als süße Mahlzeit durchgehen! Quelle: Stiftung Warentest

2. Natürliche Inhaltsstoffe:

  • Giersch-Limonade: Frisch aus dem Garten ins Glas – mehr Bio geht nicht. Stell dir vor, du trinkst die Essenz des Frühlings, garniert mit einem Blatt Giersch.
  • Industrielle Kräuterlimonade: Natürliche Kräuter? Check! Aber eingepackt in Konservierungsstoffe und das Kleingedruckte voller unaussprechlicher Zusatzstoffe, die selbst Chemielehrer ins Schwitzen bringen.

3. Gesundheitliche Vorteile:

  • Giersch-Limonade: Giersch ist nicht nur ein Unkraut! Es ist eine Vitamin-C-Bombe, die Eisen schneller liefert als ein Bodybuilder Supplements schluckt.
  • Industrielle Kräuterlimonade: Der gesundheitliche Nutzen versinkt im Zuckermeer. Bei regelmäßigem Genuss könnte dein Arzt bald dein neuer bester Freund werden.

Zutaten für eine Giersch-Limonade

  • Eine Handvoll große Giersch Blätter mit langen und möglichst dicken Stängeln
  • 1 Flasche (0,5 Liter) reinen Apfelsaft naturtrüb oder klar, je nach Geschmack
  • Mineralwasser zum Auffüllen nach Geschmack

Wie bereite ich die Giersch-Limonade zu?

  • Zunächst wasche ich den Giersch und lasse ihn auf einem Handtuch trocknen.
  • Wie bei allen Kräutersammlungen nehme ich dann jede einzelne Pflanze in die Hand, schaue sie genau an und vergewissere mich, ob es auch wirklich Giersch ist oder ob vielleicht etwas anderes mit hineingerutscht ist.
  • Nun zupfe ich die Blätter von den Stängeln ab, für dieses Rezept brauchen wir sie nicht. Die Blätter könnte man als Gemüse weiterverarbeiten wie z. B. Spinat.
  • Jetzt nehmen wir die Stängel, die wie eine Miniaturversion von Stangensellerie aussehen, und knüllen sie in der Hand, knicken und bearbeiten sie bis der Pflanzensaft austritt und legen sie in eine Karaffe mit Apfelsaft ein.
  • Den Apfelsaft mit den Giersch-Stängeln in den Kühlschrank stellen und für mindestens 3 Stunden oder besser sogar über Nacht ziehen lassen.
  • Am Ende nehme ich den Giersch heraus und mische mit Mineralwasser im gewünschten Verhältnis eine lecker und erfrischend schmeckende Sommer Giersch-Limonade. Prost, lasst es euch schmecken!
  • Ihr könnt zu dem Giersch auch gerne noch andere Kräuter hinzugeben, um damit noch etwas den Geschmack zu variieren. Das wären zum Beispiel: ein wenig Gundermann, Minze, Zitronenmelisse, Lavendel. Probiert es einfach aus, was euch am besten schmeckt.
Ein erfrischendes Sommergetränk
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Author:in

Birgitta Eder

Ich liebe die Natur, den Frühling und den Sommer und natürlich den Herbst. Die Blumen haben mich zuerst fasziniert, später dann auch noch die Wildkräuter. Darauf habe ich mich dann mit meiner Weiterbildung zur Kräuterpädagogin spezialisiert. Bei der VHS Neubiberg gebe ich Wildkräuterführungen.