Rundwanderung von Landsberg am Lech zur Teufelsküche
Den Tipp für diese tolle Wanderung haben wir von unseren Freunden Tanja und Frank bekommen, mit denen wir neulich in Landsberg am Lech unterwegs waren. Zu erleben sollte es tieftürkises Wasser am Teufelsküchen See und ein Mittagessen in der nahegelegenen Architekten-Gaststätte „Teufelsküche“ geben. Am Ende haben wir gemeinsam noch mehr entdeckt, nämlich das Schloss Poring, einen Wildpark mit freilaufendem Rotwild, Wildsauen (Gehege) und die Altstadt von Landsberg. Schöne Ausblicke auf den Lech und den flussaufwärts gelegenen Stausee gehören auch noch dazu. Also ganz schön viel drin in diesem Wander-Ausflug! Am Ende haben nicht mal die Teen-Jungs gemosert, zu deren primären Interessen nicht mehr das Wandern mit den Eltern gehört.
Anfahrt mit Auto oder Bahn nach Landsberg am Lech
Anfahrt mit dem Auto: Landsberg liegt 55 Kilometer westlich von München. Mit dem Auto ab dem Westpark ist es über die Lindauer Autobahn (A96) in ca. 45 Minuten erreichbar. Die Anfahrt mit dem Zug ist auch unkompliziert machbar.
Wir stellen das Auto auf den Parkplatz am Lechufer, unweit des „Mutterturms“ an der Von-Kühlmann-Straße 23-17 ab. Das Parken ist am Sonntag kostenfrei. Wer an einem anderen Tag von hier seinen Wanderstart plant, muss für jede Stunde zahlen oder sich eine Alternative suchen.
Anfahrt mit der Bahn: Die DB braucht für die Strecke nach Fahrplan 52 Minuten. Der Bahnhof liegt günstig nahe der Lechbrücke westlich der Altstadt und nur wenige Meter vom Parkplatz entfernt.
Losgewandert: Zuerst über die Lechbrücke von Landsberg
Bevor wir richtig loswandern, statten wir dem Mutterturms einen kurzen Besuch ab. Der Tower à la Rapunzelmärchen ist mit seinem goldenen Dach ein echter Hingucker. Er ist längst nicht so alt wie er vorgaukeln möchte und ein romantisierendes Statement von 1887. Ich bin enttäuscht, die Pantherplastik, auf der ich als etwa Vierjähriger geritten bin, steht nicht mehr am Eingang. Kein Erinnerungsrevival heute.
Der Wanderweg startet auf der anderen Lechseite. Hierfür gehen wir zuerst bis zur Lechbrücke am Fluss entlang. Unmittelbar davor gibt es schon Mal einen wunderbaren Blick auf die Altstadt und das vierstufige Karolinenwehr. Wir queren den Lech und biegen kurz danach in die Klösterl Gasse ein, wo uns ein Schild den Weg zum Lechpark „Pössinger Au“ nach Süden (rechts) weist.
Landsberg, die Perle am Lech
Landsberg ist eine Perle und viel mehr, als nur Häuser rund um den Knast von Hoeneß und dem Gröfatz . Die große Kreisstadt liegt an der Grenze zwischen Altbayern und Schwaben. Wie auch in München hatte Heinrich der Löwe 1158 bei der Stadtgründung seine Finger im Spiel – und – als könnte es nicht anders sein – hat er eine Brücke gebaut und die Salzstraße von Kaufering umgeleitet. Die Heuschreckenmethode des Mittelalters.
Den Krieg hat Landsberg weitgehend unbeschadet überstanden, weswegen die Altstadt gut erhalten ist. Sehenswert sind zum Beispiel das alte Rathaus, der Schmalzturm am Hauptplatz, das Hexenviertel oder die zentrale Ludwigsstraße mit seinen schönen Häuserzeilen. Teile der Stadtmauer sind auch noch erhalten.
Durch den Wildpark Landsberg und hinauf zum Lech-Hochufer
Für eine Einkehr im Café Bambi ist es fast noch zu früh. Wir sind noch kaum warmgelaufen, bis schon die Altstadt von Landsberg abrupt an einem Anwohnerparkplatz endet. Dahinter der Lechpark Pössinger Au. Ein breiter Fußweg, den wir uns mit einigen anderen Besuchern teilen, führt direkt am Fluss entlang, links der Uferhang, mit teils größeren Felsbbrüchen. Wissbegierige finden über die gesamte Wanderstrecke immer wieder Infotafeln zur Natur und Geologie. Ich gestehe, wir überfliegen den Inhalt – wenn überhaupt.
Der Zaun links von uns gehört schon zum Wildpark Landsberg. Durch ein Gatter mit Bodenschwellen kommen wir ins Wildgehege. Hunde an die Leine nehmen, denn ab hier gibt es nichts mehr zwischen euch und dem Damwild, wenn ihr denn eines seht. Manchmal ziehen sich die Tiere in den Auwald zurück.
Wenn ihr den kleinen Teich mit der Kneippanlage links von euch seht, obacht! Hier verlassen wir den bis hierher kinderwagengeeigneten Weg und gehen rechts der Kneippanlage die Stufen den Hang hinauf. Weiter rechts halten. Auf mittlerer Höhe geht es nach Süden bis zur Schutzhütte. Kurz vorher nur noch ein weiteres Stück nach oben gehen, bis wir die einstweilige Wanderhöhe erreichen. Plötzlich zwei Hirschkühe, die uns in einigem Abstand neugierig beobachten. Auf dem Lech-Höhenweg geht es 900 Meter durch schönen Laubwald. Es raschelt am Boden – so klingt der Herbst. An der Forststraße halten wir uns ganz kurz noch einmal wegaufwärts und folgen dann dem Fußpfad rechts nach Süden (Lech-Höhenweg).
Bald kann man den spiegelnden Lechstausee erkennen. Erst sieht man das Wasser nur durch die Äste der Bäume, dann von der Aussichtsstelle mit Bank und ohne Hindernisse. Der Blick schweift nach Südwesten ins Lechtal. Dahinter kann man bei schönem Wetter bis zu den Tannheimer und Allgäuer Bergen sehen.
Teufelsküche: Stausee, Erholung, Essen
Vom Aussichtspunkt entfernt sich der Wanderweg etwas vom Lechufer, doch das nächste See-Highlight lässt nicht lange auf sich warten. Unterhalb der Schutzhütte stoßen wir im Biberland auf das unnatürlich wirkende türkisblaue und klare Wasser des Teufelsküchen-Stausees. Fast könnte man glauben, hier hätte jemand blaue Lebensmittelfarbe ins Nass geschüttet. Man erkennt jede Forelle. Dass sich hier auch die Biber wohlfühlen, erkennt man am frischen Verbiss an Hangbäumen.
Wir überqueren den Damm und gehen den Wanderweg rechts das Bachtal der Teufelsschlucht hinab, bis wir nach 350 Metern das architektonisch interessante Auslufgslokal Teufelsküche erreichen. Man sieht es nicht, aber mit dem Neubau aus Hochwasserschutzgründen wurde 2005-2006 auch ein Trinkwasserpumpwerk gebaut, das große Teile von Landsberg mit Frischwasser versorgt.
Gaststätte Teufelsküche im Lechpark Pössinger Au
Helles Holz, klares, schnörkelloses Ambiente, offener Raum. Die Teufelsküche liegt nicht nur schön, uns gefällt die Location auch aussergewöhnlich gut. Das Angebot ist dagegen auch angenehmen bodenständig. Regionale Gerichte, wie Schweinebraten, Käsespatzen und Apfelstrudel stehen auf der Speisekarte bei mittlerem Preisniveau. Uns schmeckt es.
Bei schönem Wetter kann man auf der Terrasse sitzen, wenn auch das Platzangebot drinnen wie draußen überschaubar ist. Wer Pech hat, muss auf seinen Tisch warten. Familienfreundlich!
Wildparkweg 2, 86899 Landsberg am Lech Telefon: 08191 9859696
www.teufelskueche-landsberg.de
Wanderabstecher zum Schloss Pöring bei Pitzling
- Zur Mittagszeit haben wir erst mal keinen Tisch für sechs Personen bekommen. Während die Jungs die Stellung gehalten haben, sind wir Erwachsene am Seeufer 700 Meter weiter nach Pitzling zum Schloss Pöring gegangen. Mit seiner kleinen Wallfahrtskirche ist es wirklich hübsch anzusehen.
- Alternativ kann man Pitzling und das Schloss Pöring erreichen, indem man den Wanderweg am Teufelsküche-Stausee nicht bachab-, sondern hangaufwärts folgt. Oben am Forstweg nord-westlich halten und dann den Fußpfad in der Wegkurve weiter geradeaus Richtung Lech folgen. Vom Aussichtspunkt erreicht man das Schloss an der Hangkante entlang, nach 450 Metern.
Zurück geht es über die Treppen hinunter südlich des Schlosses und weiter auf dem Seeweg nach Norden.
Schloss Pöring
Der Urspung von Schloss Pöring liegt im frühen Mittelalter des 9. oder 10. Jahrhunderts. Lang war es Eigentum des Klosters Wessobrunn. Die Familie von Holdingen bewohnte von 1546 bis 1694 das Schloss und später im 18 Jahrhundert der Sagensammler Karl von Leoprechting, der das Schloss umbauen und renovieren ließ und für die Schloßkirche zwei Seitenaltäre erwarb.
Sage von „Sixtus mit den glühenden Händen“
Einst befand sich der auf dem Schloss Pöring ein gewisser „Sixtus“ in der Gefangenschaft der Burgherren. Man weiß nicht, was er verbrochen hatte, aber er wurde bei lebendigen Leibe im Verließ eingemauert. Seit dieser Zeit versucht die rastlose Seele in den Rauhnächten um Heilig-Drei-Könige mit bloßen Fingern das steinerne Grab zu verlassen. Man hört es bis in Pitzling heulen und kratzen. Vielleicht sieht man auch was glühen.
Rotwild und Schweine im Wildpark Landsberg
Der Rückweg ab der Teufelsküche führt 1,2 Kilometer am Lech-Stausee entlang, bis wir wieder auf das Gatter des Wildparks stoßen. Wir wollen Wildschweine und Damwild sehen, weswegen es weiter geradeaus durch das Gatter und nicht am Uferweg weiter geht. Auf die Hirsche müssen wir nicht lange warten, gleich hinter dem Eingang ins Gehege stehen sie auf einer Wiese vor einer Traube von Menschen. Die Tiere scheinen derlei Aufläufe gewöhnt, wo sie in der Nähe des Weges äsen. So lange die Besucher auf dem Weg bleiben, fotografieren und ihren Kindern von der Entfernung Wildlife vermitteln, sind Mensch und Tier zufrieden. Eine Rotte Wildsauen gibt es auch zu beobachten. Den Pferch erreichen wir nur wenige hundert Meter weiter.
Der Kreis unserer Wanderung schließt sich. Der Weg zurück nach Landsberg am Lech ist leicht zu finden.
Einfach raus aus dem Wildgatter und den Fluss abwärts.
Optionaler Abstecher in die Altstadt von Landsberg am Lech
Bevor wir zum Parkplatz wandern, wollen wir aber noch der Altstadt von Landsberg einen Besuch abstatten. Den Hauptplatz habt ihr vermutlich schon bei der Herfahrt mit dem Auto gequert. Schade, dass Sonntag die Läden allesamt geschlossen haben. Das Wetter ist zum Nachmittag hin etwas freundlicher geworden, so dass das letzte gelbe Laub an den Bäumen und Landsberg am Lech noch etwas mehr strahlen können.
Für unseren kleinen Abstecher in die Altstadt gehen wir – wo „das Klösterl“ auf die Hauptstraße stößt – nach rechts. Gleich nach der Linkskurve seht ihr den Hauptplatz mit dem „Schönen Turm“ und das Rathaus.
Wir gehen am Platz links die Ludwigsstraße Richtung Stadtpfarrkirche Maria Himmelfahrt bis wir auf die Vordere Mühlgasse stoßen, an der wir nach Osten Richtung Lech abbiegen. Zurück geht es zuerst in der Hinteren Salzgasse, dann weiter am Lech. Wer noch Zeit und Lust hat, kann entweder im Literatur- oder Lechcafe einkehren.
Fazit zur Wanderung: Machen! Danke an Tanja und Frank für die tolle Idee und die schönen Stunden. Wir werden bald wieder kommen, wenn das Wetter vielleicht etwas besser ist und die Läden geöffnet haben. Dicker Daumen rauf!