Den Tipp vom Haspelmoor hab ich von zwei Seiten bekommen: Zum einen von unserer Freundin Nadine und ihrem tollen Buch „Eskapaden in und um München“ und zum anderen, von unserem Leser Florian, der mich darauf aufmerksam gemacht hat. Beide hatten absolut recht, das Haspelmoor, ein Stückchen hinter Fürstenfeldbruck/Mammendorf ist ein absolutes Highlight für Naturfreunde. Da das Moor selbst eher klein ist, haben wir die Tour über Hörbach/Althegnenberg als Rundwanderung verlängert. Und für alle, die noch eine Auflösung suchen, was genau „Biermösl“ mit dem Haspelmoor zu tun hat: Biermösl ist eine Abwandlung von „Biermoos“ (Beerenmoos), welches wiederum ein Teil des nördlichen Haspelmoors ist, durch das ihr beinahe spazieren werdet. Die dazugehörige Blosn seid ihr, da es das Trio leider nicht mehr gibt.
Das erwartet euch im Haspelmoor
- Wir haben ausführlich die längere Runde von 11,4 Kilometer beschrieben. Die Schnupperrunde hat leider den Nachteil, dass es nicht wirklich eine prima Rundwanderung ist, da die Bahnlinie das Moor durchschneidet. Sie ist ein Kompromiss für alle, die das Haspelmoos kennenlernen wollen, nicht aber die lange Wanderung gehen wollen.
- Highlight der Tour ist natürlich das renaturierte Haspelmoor, ein Naturschutzgebiet von etwa 157 ha, in dem zahlreiche vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu finden sind. Wir haben uns hier mit seinen Blaubeerbüschen eine Weile wie in Schweden gefühlt. Schön anzusehen ist auch der kleine Ort Hörbach, der 2000 als schönstes Dorf Oberbayerns ausgezeichnet wurde. Interessant ist in Althegnenberg die Bergkapelle, welche auf einem künstlich aufgeschütteten Hügel errichtet wurde, auf dem einst die Burg der Hegnenberger stand.
- Die Wege sind großteils hervorragend gangbar. Sie sind in Wald und Forst geschottert, auf einigen Passagen geteert mit mäßigem KFZ-Kontakt. Im Haspelmoor selbst sind es Naturwege, die besonders bei Regen gutes Schuhwerk erfordern. Steigungen gibt es keine.
- Die Erreichbarkeit ist mit der Bahn beinahe besser als mit dem Auto, da das Moor einen Bahnhof besitzt.
- Einkehrmöglichkeiten gibt es unterwegs im Gasthaus Sandmeir in Hörbach und die Waldgaststätte in Althegnenberg. Außer Sonntag kann man unterwegs im Netto ggf. eine Brotzeit / Getränk nachkaufen.
So kommst du mit dem Auto oder der Bahn zum Haspelmoor
Anfahrt mit der Bahn: Vom Münchner Hauptbahnhof fährt man mit dem Regionalexpress zwischen 26 und 36 Minuten vom Hauptbahnhof München zum Bahnhof Haspelmoor. Falls die Wartezeit auf den Zug zu lange ist, könnt ihr als Rückfahrtalternative bis Mammenhofen mit dem Regionalbus 839 prüfen. Er hat eine höhere Taktrate. Von Mammendorf geht’s wie gewohnt mit der S-Bahn weiter. Herzlichen Dank an Hannelore für diese Information!
Anfahrt mit dem Auto: Der Parkplatz in Haspelmoor liegt am gleichnamigen Bahnhof. Über die A8 von Obermenzing benötigt ihr ca. 35 Minuten für die 35 Kilometer via Fürstenfeldbruck. Die Autobahn über die Ausfahrt 78 Dachau/Fürstenfeldbruck verlassen.
Losgewandert zum Haspelmoor
- Der Bahnhof von Haspelmoor ist keine Schönheit. Immerhin gibt es bei der Fußgängerunterführung zwei Infotafeln zum Haspelmoor. Wir folgen der Bahnhofstraße 100 Meter nach Süden, queren die Kreuzung und folgen der kleinen Teerstraße Richtung Hörbach geradeaus. Die Betriebsgebäude des ehemalige Torfstreu- und Mulle Werk Haspelmoor standen nur wenige Meter weiter rechts der Straße, die eine sanfte Rechtskurve beschreibt. Nach 320 Meter kündigt ein kleiner Straßenparkplatz und eine Infotafel den Weg rechts ins Moor an.WICHTIG: Bitte bleibt unbedingt auf den Wegen und nehmt die Hunde an die Leine. Das trittempflindliche Torfmoos bitte nicht betreten, denn das Torfmoos ist ein wichtiger Wasserspeicher in der Landschaft. Außerdem bildet es von unten Torf und speichert viel CO2. Wird es jedoch zertreten, verfault es schon an der Oberfläche. Außerdem pflückt keine Pflanzen und nehmt euren Müll wieder mit!
Das Haspelmoor
In einem Toteisbecken gelegen, ist das Haspelmoor das nördlicheste Hochmoor, das durch den Isar-Loisach-Vorlandgletscher entstanden ist. Erste Siedlungsnachweise bestätigen, dass rund um den ehemals bestehenden Schmelzwassersee schon vor 11.000 Jahren Menschen lebten und jagten. Ab dem 17. Jahrhundert wurde der mittlerweile verlandete See als Viehweide genutzt, erste Torfstiche sind nachweisbar. Mit dem Bau der ersten Eisenbahnstrecke von München nach Augsburg (1838/1839) wurde es zum Teil entwässert und der Bahnhof Haspelmoor errichtet. Die gute Verkehrsanbindung ermöglichte den großflächigen Abbau von Torf für den Betrieb von Lokomotiven. Bis zu 1600 Torfarbeiter waren seinerzeit dafür beschäftigt.
Ab 1915 wurde versucht, die „abgetorften“ Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung urbar zu machen. Seit 1985 steht das Moor unter Naturschutz. Das Zentralmoor befindet sich südlich der Bahnlinie, im nördlichen Teil das Rote Moos und das Biermösl.
Flora und Fauna im Haspelmoor
Durch den kontinuierlichen Verschluss vieler Entwässerungsgräben konnte der Grundwasserspiegel wieder großflächig angehoben werden, was die Wiedervernässung des Moores fördert. Zu entdecken sind Beerensträucher wie Heidelbeere, Preiselbeere oder Moosbeere. Außerdem findet sich dort Heidekraut, Sonnentau und Rosmarinheide. Neben seltenen Schmetterlingen ist das Haspelmoor auch Lebensraum für Reptilienarten wie die Zauneidechse oder die Kreuzotter. Das Haspelmoor wurde in die Liste der bayerischen Geotope aufgenommen.
Rundumadum im Haspelmoor und weiter nach Hörbach gewandert
- Wir wandern auf dem Fußpfad rechts der Straße nach Norden ins Moor, queren alsbald ein Brückchen und fühlen uns sofort wie in Schweden. Heidelbeerbüsche säumen den Weg, der Boden ist weich, es riecht nach Rinde und Erde. Gitta und ich genießen jeden Schritt. Das müssen wir auch, denn die Durchquerung des Moores ist nur knapp einen Kilometer lang. Die Hinweisschilder zum Schutze der Natur beachten wir natürlich. Nach 650 Metern gibt es eine Abzweigung nach Links. Die Gabelung befindet sich an der Rechtskurve. Der kleine Abkürzer lohnt sich, auch wenn ihr den Weg wieder zurückgehen müsst. Weit ist es nicht. Wir gehen geradeaus und kommen an eine Bank mit schönem Blick auf einen wiederverwässerten Torfstich. Hier geht es nicht mehr weiter. Der Pfad, der vor einiger Zeit von hier nach Westen führte, kann zum Schutze der Natur nicht mehr begangen werden. Daher geht es nach einer kurzen Pause den Pfad zurück und den Weg weiter nach Norden, bis ihr an die Bahnlinie kommt. Folgt der Bahnlinie 350 Meter nach Westen. Biegt am nächsten Feldweg links nach Süden ab.
- Das kleine Hörbach ist nach ca. 1000 Metern erreicht. Dazwischen liegen Felder, über die sich bei unserem Besuch Dramawolken türmen. Im Ort rechts in den Moosweg einbiegen. Wir durchqueren den Ort von Ost nach West auf dem Moosweg, Luttenwanger Straße, Altgehnenbergerstraße und am Ende der Kreutstraße.
Hörbach, ein Dorf ist schöner geworden
- Hörbach wurde erstmalig 1127 als Huruuuinin in der Bedeutung „Siedlung am Sumpf“ erwähnt. Der 300-Seelen Ort wirkt beschaulich und intakt. Die Fenster haben noch Läden, ein Kaugummiautomat hängt an einem Baum. Die Dorfgemeinschaft hat eine künstlerische Ader. Mit dem Hörbacher Montagsbrettl gibt es hier auch die älteste Kleinkunstbühne in Bayern. Dies und noch mehr hat Hörbach 2000 eine Goldmedaille beim Wettbewerb Unser Dorf soll schöner werden – und im Jahr darauf im Bayernwettbewerb eine Silbermedaille eingebracht. Außerdem: Wer sich dafür interessiert, findet im Eingang zur Kirche ein Fragment eines römischen Grabsteins aus dem zweiten Jahrhundert nach Chr. Er wurde bei der Kirchenerweiterung 1909 im Fundament der Kirche gefunden.
Von Hörbach nach Althegnenberg spazieren
- Hörbach verlassen wir im Westen. Die Krautstraße wird zum Feldweg auf dem wir nach 270 Metern den nahen Forst erreichen. An der Kunstinstallation wählen Gitta und ich den rechten Abzweiger, der noch ein kurzes Stück am Waldrand verläuft, dann einen jähren Bogen nach Norden (rechts) schlägt. Der Weg taucht zwischen Bäumen hindurch und steuert unaufhaltsam 1000 Meter grob die Richtung beibehaltend auf Althegnenberg zu. Immer geradeaus wandern.
- Über den Stockwiesenweg am Friedhof vorbei, umgehen wir die Siedlung. An der Hörbacherstraße kurz rechts und an den letzten Häusern gleich links in den Fußweg einbiegen. Ab hier folgen wir jeweils den Weg, der uns entlang der Gärten, dann am Finsterbach entlang bis zur Bundesstraße 2 im Ortszentrum führt.
Durch Althegnenberg im Bogen zum Haspelmoor zurück
- Die Bundesstraße wird schnell überquert. Etwas links sehen wir bereits den Kirchturm der Bergkapelle an der Oberdorferstraße, in die einzubiegen ist.
Bergkapelle Althegnenberg
Die nahe Bergkapelle sitzt eigentlich auf einen künstlich aufgeschütteten Hügel, auf dem ursprünglich die alte Turmhügelburg stand. Von 1192 bis 1277 hatten die von Hegnenberger hier ihren Sitz, bis sie 4 km weiter westlich eine neue Burg errichtet hatten. Der Stammsitz verfiel. 1679 wurde auf dem exponierten Hügel eine Kapelle errichtet. Bis 1920 war der Hügel von einem Wassergraben umgeben, bis man ihn später mit Bauschutt verfüllte.
- Wir folgen der Oberdorfstraße unter der Bahnlinie hindurch bis zur Kreuzung Kohlstattweg, Buchenstraße. Auf letzterer gehts 370 Meter bis zum Wald. Die Waldgaststätte Althegnenberg befindet sich direkt neben dem Fußballplatz. Ein bisserl irritierend ist der Name schon. Es handelt sich vielmehr um eine Sportgaststätte mit griechischer Küche im 80er-Jahre Look. Den Besuchern scheint es hier aber großenteils schmecken.
- Öffnungszeiten: Montag Ruhetag, Di – Sa 17:00 – 23:00 Uhr, So und Feiertage 11:00 -14:30 / 17:00 – 23:00 Uhr
- Adresse: Bürgermeister-Widemann-Straße 8, 82278 Althegnenberg
- Website bei Costa und Maria
- Im Wald halten wir uns am (ehemaligen) Fitnessweg links, auf dem es auch nach 230 Metern rechts weitergeht. Am Mobilfunkmasten weiter auf dem geschottertem Kiesweg in nordöstlicher Richtung. Nach 280 Meter links abbiegen, ebenfalls nach 180 Metern. Ab hier folgen wir dem Weg in einem weiten Rechtsbogen, der uns nach 1,9 Kilometer an die Bundesstraße führt. Zwischenzeitlich nicht abbiegen, sondern immer auf dem Hauptweg bleiben.
- Auf der gegenüberliegenden Straßenseite den Forstweg 500 Meter in grob südlicher Richtung wandern. An der Gabelung links abbiegen und den Hauptweg etwa 600 Meter beibehalten, der mit einem Drall nach Osten verläuft. Nicht abbiegen. Das Biermösl liegt etwas links vom Weg. Das Rote Moos kündigt sich durch Rodungsflächen an, die wieder vernässt wurden. Ein gesundes Moor sollte in weiten Teilen baumfrei sein. Kaum zu glauben, dass man hier auf älteren Luftbildern noch dichten Wald erkennt. Dank Renaturierung erholt sich die Natur hier Zug um Zug. Ein Fotomotiv jagt das andere. Der Himmel und wiegende Gräser spiegel sich im dunklen Wasser.
- Kurz vor der Bahnlinie den Weg links zur Siedlung Haspelmoor gehen. Der Bahnhof ist nach 350 Metern nicht zu übersehen. Hier schließt sich der Kreis. Hoffentlich genießt ihr die Tour ebenso wie Gitta und ich!
Wanderkarte Haspelmoor, Hörbach, Althegnenberg