Erfahrungsbericht von Welsummer Camping in Kent: tents only!

Welsummer Camping kann ein erstes warmes Welcome in England sein, oder ein freundschaftliches “See you again”. Für uns war es Letzteres. Unser Lieblingscampingplatz auf der Insel, der dazu noch so günstig zwischen Dover und London gelegen ist. Ein bisschen chaotisch, shabby chic und sehr sympathisch. Der Campingplatz ist hand-made und ein Ergebnis des andauernden Bemühens ihrer Besitzer Med und Laura. Welsummer ist nichts für Wohnwagenzieher und Wohnmobilfahrer, weil hier das Zelt regiert. Er ist auch nichts für Perfektionisten, denn hier wird schon mal improvisiert. Auf Strom musst du verzichten, wenn du ihn nicht selber mitbringst. Unsere drei Tage waren viel zu kurz, denn hier kann man auch wunderbar entspannen. Wir haben uns sehr wohl gefühlt, denn hier war es wie in einem Jugendtraum. Lagerfeuer, Himmel, Abenteuer.

Wer suchet, der findet einen Camping-Platz zwischen Dover und London

Es war ein glücklicher Zufall, dass wir auf Welsummer Camping aufmerksam geworden sind. Eigentlich haben wir am Ende unseres Urlaubs nur einen günstig gelegen Campingplatz zwischen London und Dover gesucht, um am Donnerstag gegen 10:30 die gebuchte Nicht-Flexi-Verbindung (billiger, aber zeitgebunden)  zurück nach Calais zu erwischen. Die Rechnung: nicht länger als maximal eine Stunde Fahrt nach Dover, Einchecken ca 60 Minuten vorher. 60 Minuten Zeltabbau, Packen, Hunderunde usw. Die Suchkriterien an unsere letzte Station in England waren also sehr praktisch ausgerichtet. Unsere Suche: von heute auf morgen, was in England häufig nicht so gut laufen kann, aber unter der Woche meist kein Problem ist. Die Strategie: Eingrenzung der Suchregion auf Google Maps und Check der Entfernung nach Dover über den Routenplaner. Manches Pünktchen wurde erst beim hineinzoomen angezeigt. Danach Check der Websites im Netz. Wie sieht er aus, was kostet er, Hunde erlaubt, hat er was frei?

Die Website von Welsummer Camping hat uns sofort angesprochen. Wohnmobile und Wohnwägen müssen draußen bleiben. Reisende mit dem Zelt sind hier unter sich. Glückstreffer? Bestätigungsmail sagt GO!

Ganz schön versteckt, dieser Welsummer Campingplatz

Als hätten wir im Urlaub nichts gelernt, unser Navi kann nicht mit den englischen Adressen. Die Ergebnisse werden uns meist nur als beliebiger Punkt auf der Landstrasse angezeigt. Wir fahren die Straße auf und ab und suchen am Ende noch Mal über das Smartphone. Welsummer will scheinbar nicht gefunden werden und versteckt sich hinter einer dichten Wand aus sattem Grün. Keine Schilder weisen den Weg. Doch wer suchet der findet. Am Eingang nur ein kleines Schild. Das Tor zum Campingplatz müssen wir erst selbst öffnen.

Der erste Aah-Eindruck

Wir folgen dmn Weg. Die Bäume und Büsche lichten sich. Welsummer begrüßt uns im schönsten Spätnachmittagslicht. Die Pitches sind groß parzelliert und das Beste: jeder Platz hat eine eigene Lagerfeuerstelle!

Es gibt Wiesenplätze und welche, die sich im nahen Wäldchen verstecken. Auch gibt es Mietzelte mit Teppich und Bett, die etwas abseits stehen und viel Platz um sich haben. Geparkt wird NICHT beim Zelt, sondern auf einem Parkplatz. Büsche und Hecken grenzen den Platz, sowie auch die einzelnen Stellplätze etwas ein, das macht es intimer. Für den Transport zum Zeltstellplatz stehen Wägelchen bereit. Wir haben einen schönen Pitch auf der Wiese bekommen und das war gut so, denn die Stellflächen im Wald sind etwas dunkel und können bei Regen schnell matschig werden. Jeder wie er will, denn andererseits ist man hier nahezu allein.

Welsummer Camping-Facilities

Rezeption: Da wir unsere Anreise kurzfristig angekündigt hatten, blieb nur Barzahlung in der gemütlichen Lounge Rezeption. Sofa, Couchtisch und alte Schreibmaschine und viele Zettel lassen mich im Kopf um Jahre zurückreisen. Aus dem Retro-Radio dudelt Musik. Hier ist das Herz des Campingplatzes, wo du dich an Med und Laura wenden kannst, wenn du was brauchst oder dein Smartphone laden möchtest. Sollte gerade niemand da sein, such die Klingel oder ruf an.

Store: Der Laden ist ein Hüttchen, das bei Bedarf geöffnet wird. Hier kannst du Saft, Honig und einige Outdoor-Utensilien kaufen, leihen oder ersetzen. Vielleicht gibt es auch gerade Eier von den eigenen Hühnern. Holz fürs Lagerfeuer bekommst du bei Med. Am Besten du bringst mit, was du brauchst oder kaufst es im Supermarkt in 2,3 Meilen entfernten Lenham.

Sanitär: Das Sanitärhäuschen bietet jeweils für Männer und Frauen zwei Duschen und zwei Toiletten und zwei Waschbecken. Wenn der Platz komplett ausgebucht ist, könnte es hier knapp werden. Wir hatten bei unserem Besuch jedoch kein Problem. Die Anlagen sind einfach, self-made aber ok. Gut gefallen hat mir das selbstgemalte Ölbild vom Huhn auf dem Herren-WC.

Washing up facilities: Zum Abspülen gibt es zwei überdachte Becken (nicht immer selbstverständlich). Wenn du in der Dunkelheit das Geschirr sauber machen willst, reicht ein gesprungener Hampelmann und der Bewegungsmelder schaltet das ausgegangene Licht wieder an. 😉

Shelter: Um einen großen Baum herum wurden ein rundes Schutzdach gebaut unter dem Tische und Bänke stehen. Das ist saupraktisch, wenn das Wetter mal nicht mitspielt, oder du einen großen Tisch willst um zu Essen oder ein Brettspiel mit den Kindern zu spielen.

Die Fotos auf der Website sind nicht mehr aktuell. Es hat hier einige Neuerungen im letzten Jahr gegeben!

Langweilig wird nur Langweilern

Das Schöne an England ist, dass man sich nahezu blind ein Ziel aussuchen kann und immer etwas Interessantes zum Ansehen hat. Nur drei Meilen von Welsummer entfernt, haben wir Leeds-Castle entdeckt, was nicht auf unserer Sightseeing-Liste stand, aber ein supertolles Wasserschloss ist. Als Nutzer des „National Trust Touring Pass“ konnten wir auch das nur 12 Meilen entfernte zauberhaften Sissinghurst Castle Garden besuchen, von dem es hieß: „Historic, poetic, iconic; a refuge dedicated to beauty. Vita Sackville-West and Harold Nicolson fell in love with Sissinghurst Castle and created a world renowned garden.“

Die historischen Flugzeuge vom Headcorn Aerodrome, wie z.B. die Spitfire hat unseren Platz täglich mehrfach überflogen. Vom kleinen Flughafen werden nicht ganz günstige „Pleasure Flights“ über Kent angeboten.

Niemand fährt mit den eigenem Auto nach London, aber das Zentrum wäre in 1,5 Stunden erreichbar. Unsere niederländischen Nachbarn sind von hier zu einem Bahnhof gefahren mit dem Zug weiter in die Stadt.

Vitaminschock beim Dog-Walk

Mit Hund geht man blitzschnell mit seiner Umgebung auf Tuchfühlung. Zumindest wenn man sich nicht damit begnügt, den Campingplatz einmal auf und abzuschreiten. Durch das im Wäldchen versteckte „Südtor“ kommt man auf einen public footpath, auf dem man zwischen den Hecken und Feldern bis zum nahen Pepper Box Inn gehen kann, einem Pub, in dem man auch Essen kann. Auf den Weg haben wir permanent Brombeeren genascht, die es hier in Hülle und Fülle zum Pflücken gab. Wer mehr Zeit hat, kann von hier sogar bis zum Leeds Castle gehen. An der Rezeption gibt es dafür die Wegbeschreibungen.

Der Wind, das nicht immer himmlische Kind

Die günstige Verkehrslage hat leider auch einen Haken. Wenn der Wind einschläft oder von Norden bläst, hört man die M20. Nicht laut, aber man hört sie leicht. Wir konnten damit gut leben.

Abschied im Regen

Das Zelt haben wir am Donnerstag im Regen abgebaut. Am Vorabend wurde bereits bis auf die Schlafsäcke und Isomatten alles im Auto verstaut. Die Rechnung mit der Fahrt nach Dover ging mehr als auf. Wir waren früher als geplant an der Fähre und durften sogar ein Schiff früher mitfahren. Es war ein guter Zeitpunkt von Welsummer Abschied zu nehmen, denn ein Traum braucht irgendwie auch gutes Wetter.

Kontakt

Weitere Informationen und Buchung unter www.welsummercamping.com

Welsummer Camping
Chalk House,
Lenham Rd, Harrietsham ME17 1NQ,
Vereinigtes Königreich / Kent

Telefon: +44 1622 843051
Laura: 07771 992 355
Med:  07747 304 608

Geöffnet von April bis Oktober – genaue Daten auf der Website erfagen

 

 

 

3 Gedanken zu „Retro-Camping in Kent. So glücklich kann Zelturlaub machen“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.