Vanlife: Freiheit und Spontanität in unserem Ford Transit „Camper light“ erleben

Dass wir Camping lieben hat der ein oder andere schon mitbekommen. Von Kindesbeinen an hat Gitta das herrliche Camping-„Lotterleben“ von ihren Eltern vermittelt bekommen und auch ich habe im Sommer regelmäßig unter Stoff geschlafen. Unsere Kinder sind ebenfalls damit aufgewachsen. Zelturlaube waren meist Roadtrips mit etlichen erlebnisreichen Stationen mit super vielen Eindrücken. Stell dir aber vor, dass die Kinder groß werden und nicht mehr mit den Eltern in den Urlaub fahren wollen! Nach einem großartigen Finalurlaub mit beiden Teens in Schweden, war heuer Gitta und mir bewusst, dass wir ab sofort unsere Urlaube neu definieren müssen, können und irgendwie auch wollen. Keine Kompromisse mehr bei der Auswahl der Urlaubsziele, keine gelangweilten Blicke mehr nach einem Pitch für einen unvergesslichen Ausflug. Ein guter Zeitpunkt unserer Zeltsammlung ein Bett unter lackiertem Blech hinzuzufügen. Es ist ein Ford Transit in Blau aus den Beständen der Bundeswehr geworden.

Da ist noch viel Platz (nach vorne).

Mach deinen Traum wahr, jetzt!

So blauäugig wie die Überschrift vermuten lässt, sind wir natürlich nicht. Unser vorheriges Auto war zu ersetzen. Wir hatten das Geld und außerdem große Lust auf mehr Spontanität und neue Reiseziele, für die sich unsere Kinder nicht erwärmt hätten. Zum Beispiel schon am Vorabend in die Berge zu fahren, um bereits in aller Herrgottsfrühe und vor allen Anderen loszuwandern. Oder sich treiben zu lassen und ohne konkreten Plan eine Region zu entdecken.

Für uns ausgeklammert: Super-Neu und vollausgestattet, alt und unwirtschaftlich: Natürlich ist ein ausgebauter Camper eine feine Sache, weil du ein für dein mobiles Leben  kompromisslos angepassten Modell bekommst. Wenn man noch ein Auto für den Alltag hat und ausreichend Zeit das Vanlife mit vollen Zügen zu genießen und Geld keine Rolle spielt, dann los. Wir haben nur den Jahresurlaub und unsere Wochenenden. Ältere Camper waren keine Option, da Diesel-Fresser unwirtschaftlich, teuer im Unterhalt und keine Europlakette 6d haben. Außerdem wird das vermeintliche Schnäppchen schnell zur Sparkasse, zum Ladenhüter oder zum ungelittenen „Du-bleibst-draußen-vor-der-Stadt-Mobil“. Gitta und ich brauchen für Ausflüge mit der ganzen Familie schnell mal mehr als sechs Plätze und lieben es, Massen von Sperrgut von A nach B zu transportieren,

Unsere Wahl: Bau deinen Alltagswagen zum Camper um!

Unsere Lösung: Wir wollen ein Auto, dass man durch temporäre Umbauten zum Urlaubsmobil umbauen kann und weitgehend alltagstauglich ist. Dafür sind wir bereit mit einigen Kompromissen zu leben, auf die zu minimieren sich eine ganze Industrie spezialisiert hat.

Die großzügige Busvariante

Da ein VW-Bus selbst als Gebrauchtwagen unfassbar teuer ist, haben wir uns für die sehr deutlich günstigere Ford-Bus-Variante entschieden. Der Transit Custom L1 (kurz) und H1 (niedrig) ist zwei Jahre alt, hat 8 Sitze und Stauraum zum „Schweine füttern“. Mit sofort ausgebauten Sitzen, einem mobilen Bett von Likecamper haben wir für zwei Personen eine Liegefläche von 150 x 190 cm. Auf die aufwändigere Innenverkleidung des Ford Tourneo Custom haben wir gerne verzichtet, um Geld zu sparen und uns die Möglichkeit eines Innenausbaus vorzubehalten. Trotzdem haben wir eine kleine Toilette für den Notfall. Da ist noch viel Platz für weitere Ideen! Außerdem hoffen wir mit der Europlakette 6d kurz- und mittelfristig nicht auf dem Abstellgleis zu landen.

Kombi-Vanlife

War in der Überlegung: Erstaunlich, aus wie vielen größeren Kombimodellen man einen urlaubsfähigen Camper-Light bauen kann. Mehr als zwei Personen sollte man aber nicht sein. Bei unseren Überlegungen haben zum Beispiel der VW Caddy, der Ford Tourneo Connect, der Opel Zafira und der Citroën Berlingo eine Rolle gespielt. Günstiger als mit dem Dacia Dokker kann man Vanlife kaum ausleben.

Pack ein Dachzelt auf dein Auto

Ein Dachzelt erschien mir lange als die einzige Möglichkeit, wie wir mehr Flexibilität in unseren Urlaub bekommen können, da sich buchstäblich jedes Auto zum Unterwegscamper umbauen lässt. Die Kosten gehen bei 700 Euro los, wobei eine höhere Qualität schnell 2000 Euro und mehr kostet. Warum es bei uns doch ein Bus geworden ist? Der Wunsch nach mehr Platz und weniger Aufsehen am Parkplatz.

Leih dir einen Campingbus zum Test.

Bevor jede Menge Geld für den falschen Traum versenkt wird, ist es für Zweifler schlau, das Vanlife vorher anzutesten. Das Übernachten im Bus ist eine Umstellung, besonders am Straßenrand oder Parkplatz. Manche fühlen sich dort verletzlich und unsicher. Die Vorstellung keine nahe Toilette zu haben, mag ebenfalls den ein oder anderen abschrecken. Wer sein Vanlife nur auf Campingplätzen ausleben will, hat gerade schlechtere Karten.

Auf alternative Stellplätze ausweichen, wenn der Campingplatz voll ist

Corona, Kurzarbeit und Freiheitsdrang. Camping macht gerade einen riesigen Sprung in der Gunst vieler Familien und erholungsbedürftiger Urlauber nach vorne. Das Geld sitzt nicht mehr so locker wie im letzten Jahr und/oder du willst dir an der Playa del Sol keinen Virus einfangen. Auch wir haben es dieses Jahr gemerkt, dass die attraktiven Campingplätze hoffnungslos überlaufen sind. Du merkst das sehr schnell, wenn das Telefon der Rezeption kaum mehr abgehoben wird, das elektronische Buchungssystem überlastet ist, oder der Anfrage per Mail die Absage erst nach Tagen folgt. Wer Glück hat, erfährt schon auf der Website oder am Anrufbeantworter, dass alle Stellplätze belegt sind.

Tipp: Weiche auf alternative Stellplätze für Camper aus

In Deutschland ist es in der Regel kein Problem, den Camper „Zur Herstellung der Fahrtüchtigkeit“ an einer Straße zu parken, wenn du es dir dort nicht zu lange gemütlich machst. Das reicht schon mal, um in eine attraktive Region zu kommen und sich dort zu orientieren. Außerdem bleiben dir noch private Stellplätze und Stellplätze auf dem Bauernhof oder ausgewiesene Camperstellplätze.

Wir haben noch viel vor. Mal sehen, wo es uns hinverschlägt und unser Transit parkt!

Und was kommt als Nächstes?

Warum nicht schon am Freitag das Wochenende einläuten und zum Wunschziel fahren und gleich am nächsten Tag in aller Herrgottsfrühe eine Wanderung machen? Am Spätnachmittag dann den Standort wechseln und am Sonntag eine Halbtagestour dranhängen. Unsere Reichweite wird größer und für den Blog steuern wir Touren an, die wir für ein normales Wochenende nicht auf der Agenda hatten. Als Erste vor Ort gehen wir dem Besucherdrang so besser aus dem Weg und erleben auf unserer abendlichen und morgendlichen Hunderunde die Region wie im Urlaub.

Am Morgen schon da: Am Montiggler See

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.