Hätten wir nicht einen guten Freund bei seiner Reha in Bad Wiessee besucht, wären wir weder an den Tegernsee gefahren, noch auf die Idee gekommen, im Tal und nicht auf einem der Berge eine Wanderung auszutüfteln. Und es hat sich mehr als gelohnt! Hier lässt sich super am Seeufer laufen und die klasse Landschaft von unten sowie einen Ticken von oben genießen. Das Beste daran: angenehm wenig Kontakt mit Autos und Schickimicki-Tourismus. So kannten wir Bad Wiessee noch nicht (und haben nebenbei ein paar Vorurteile abgebaut). Wanderempfehlung!
Das erwartet euch am Tegernseer Panoramaweg
- Ihr wandert auf guten Wegen, zuerst entlang des Sees und der Seepromenade. Nördlich von Bad Wiessee müsst ihr 120 Höhenmeter stemmen. Ab hier gehts auf dem Panoramaweg oberhalb des Ortes etwas rauf und runter, zurück nach Süden. Die Strecke ist mit geländegängigen Kinderwägen kein Problem.
- Besonders gut hat uns unterwegs die Strecke entlang des Sees mit den Bilderbuch-Bayern-Eindrücken gefallen. Oberhalb von Bad Wiessee ist der Aussichtspunkt „Prinzenruh“ der Knaller.
- Wandern und Spielcasino: Die Spielbank liegt am Weg, falls ihr süchtig seid oder etwas „Dummensteuer“ abdrücken wollt. Bitte auf angemessene Kleidung achten. Sakkopflicht beim „Großen Spiel“. Die Bergschuhe könnt ihr vielleicht anlassen.
- Einkehrmöglichkeiten gibt es in Bad Wiessee von normal-preisig bis gehoben, z.B. direkt am Weg im La Vela | Ristorante & Pizzeria im Yacht-Club, das Freihaus Brenner oder in der Trattoria Pizzeria Rusticale. Für die kleine Erfrischung gibt’s den Kiosk Herzogliches Brauhaus Tegernsee.
So kommt ihr mit Auto und öffentlich nach Bad Wiessee
- Mit dem Auto: Über die A8 ab München-Ramersdorf bis zur Ausfahrt Holzkirchen. Von dort über die Bundesstraße 318 nach Gmund und weiter auf der rechten (westlichen Seeseite) bis Bad Wiessee. Rechnet zwischen 45 und 60 Minuten ab München Ramersdorf. Parkt am Ende des „Überfahrtweg“ nahe des Aquadome. (Google-Link) Der Parkplatz ist kostenpflichtig. Die Anzahl der Parkplätze sind begrenzt. Beim Freibad am Sonnenfeldweg gibt es weitere Parkplätze (Google Link).
- Mit Zug und Bus, vielleicht auch Schiff: Mit Meridian-BOB nach Gmund fahren. Die Fahrzeit beträgt ab München Hauptbahnhof etwa eine Stunde. Zum Fahrplan. Vom Bahnhof geht’s mit dem Bus 9559 in 19 Minuten bis „Söllbach, Bad Wiessee“. Ihr startet die Tour vom Ende her. Fahrplan. Als weitere Alternative kann man – je nach Zeitpuffer – die Fahrt mit der BOB bis Tegernsee und von dort mit dem Schiff – bis zum Anleger „Bad Wiessee Abwinkel“ in Erwägung ziehen.
Vom Bootsanleger Abwinkel über den Söllbach nach Norden wandern
Unser Startpunkt befindet sich im südlichen Ortsteil von Bad Wiessee am nahen Söllbach und gleich gegenüber des Medical Park Bad Wiessee St. Hubertus. Der Kurbetrieb hat hier seit 1922 Tradition. Die Jod-Schwefel-Heilquellen zählen deutschlandweit zu den stärksten.
- Wir starten unsere Wanderung am nahen Bootsanleger und einem weiten Blick über den See. Von hier wenden wir uns nach links, queren die kleine Brücke über den Söllbach. Unser Weg führt zunächst am Ufer südlich des Medical Park Bad Wiessee vorbei, schlägt am Hundebad einen Linksbogen, um am Freibad auf den Sonnenfeldweg zu stoßen. Hier rechts abgebogen und am Parkplatz vorbei dem Fußweg nach Norden folgen. Rechts und links Wiesen. Ländliche Idylle. Die lockere Bebauung atmet Wohlstand, ohne zu dick aufzutragen.
- Am Ende des Weges biegen wir rechts auf die Anreinerstraße von Altwiessee vorbei, die auf 150 Metern einen Linksbogen beschreibt. Die Höfe am Weg haben eine lange Geschichte, die vereinzelt bis ins 16. Jahrhundert zurückreicht. Am auffälligen Getreidekasten mit den gekreuzten Sensenblättern führt die Seepromenade kurz abwärts und anschließend immer nah am Wasser für 750 Meter bis zum Seepromenadenplatz mit dem Kiosk. Unterwegs gibt es viel zu sehen und erleben, was man von einer Seepromenade erwartet: eine Kneippanlage, Kinderspielplatz, Minigolf, die Schiffsanlegestelle „Ortsmitte“ und gehobene Gastronomie. Wir mochten das trubelige Treiben, besonders, da keine Autos nervten und es jeden Meter was zu sehen gibt.
An der Seepromenade ist jede Bank besetzt, obwohl die Bühne am Wasser leer ist. Kein Wunder, das Wetter ist prima, auch wenn immer mehr Wolken aufziehen. Am nahen Kiosk besorgen wir uns ein Tegernseer Hell und schnappen uns eine freigewordene Sitzgelegenheit.
- Als es doch etwas frisch wird, bringen wir die Flaschen zurück und folgen weiter für 1,2 Kilometer der Seepromenade. Die Besucher werden weniger, die Blicke richten sich nach Norden Richtung Gmund. In der Wiese sehen wir die ersten Krokusse und im Hotel Terrassenhof die Gäste in kleinen gläsernen Gewächshäusern sitzen. Erst am „Grieblinger Strandbad“ gibt’s wieder Kontakt mit einer Straße. Aber nur für etwa 130 Meter. Gleich hinter dem Ristorante & Pizzeria La Vela im Yacht-Club führt uns der Weg rechts erst zwischen meterhohen Hecken, dann am bewaldeten Ufer entlang nach Westen, bis er nach 650 Metern auf die höherliegende Bundesstraße stößt.
- Unweit der Spielbank, wo wir die B318 kreuzen, werden wir an ein Ereignis aus den letzten Kriegstagen erinnert. In der Linkskurve, etwa auf Höhe der Zufahrt zum Golfplatz – finden wir die eher unscheinbare bronzene Gedenktafel mit Friedenstaube.
Die letzten Tage des Dritten Reichs im Tegernseer Tal
Zeitsprung: Im April 1945 glich das Tegernseer Tal einer Lazarettstadt. Etwa 20.000 Kriegsverwundete waren in Hotels, Erholungsheimen oder Pensionen untergebracht. Hinzu kamen evakuierte Babys oder Kinder der Kinderlandverschickung. Es wird geschätzt, dass weitere 34.000 Zivilisten rund um den See Schutz suchten.
Als am 29. April 1945 die US-Truppen in München einrücken, finden im Alpenvorland noch Rückzugsgefechte der SS-Division „Götz von Berlechingen“ statt. Am 2. Mai 1945 wird der deutsche Kampfverband aus dem Raum Bad Tölz von der 12th Armored Division in das Tegernseer Tal abgedrängt. Die Hauptkampflinie verläuft zwischen dem Südrand Gmund zum Nordrand Bad Wiessee (Spielcasino).
Verhindern der Bombardierung des Tegernseer Tals
Am 3. Mai 1945 wollen die amerikanischen Truppen den Widerstand von SS-Verbänden im Tegernseer Tal endgültig brechen. Buchstäblich in letzter Minute gelingt es durch Vermittlung des schweizerischen Generalkonsuls Dr. Paul Frei, die SS zum kampflosen Rückzug aus der Lazarettschutzzonen zu bewegen. Die US-Armee hatte die Fliegerstaffeln zur Bombardierung des Tals schon angeordnet. Beim Versuch, die Amerikaner vom Abzug zu verständigen, geraten die Parlamentäre unweit der Erinnerungstafel trotz weißer Flagge ins eigene MG-Feuer. Schwer verwundet, können sie dennoch die Mission erfüllen. Dr. Scheid und Dr. Winter sterben an ihren Verletzungen. Franz Heiß überlebte schwerstverletzt. Major von Lüttichau und der Bürgermeister Müller von Tegernsee verhandeln mit dem US-Kommando in St. Quirin über die kampflose Übergabe.
Am Morgen des 4. Mai ist der Krieg beendet und die US-Truppen rücken kampflos in das Tegernseer Tal ein. Nicht auszudenken, was die Bombardierung und weitere Kämpfe für Verluste bedeutet hätte. Viele deutsche Soldaten entziehen sich der Gefangennahme durch das Verschwinden über die Berge.
Über den Panoramaweg zurückgewandert
- Auf der anderen Straßenseite der B318 hinter der Begrüßung „Servus in Bad Wiessee“ der Beschilderung zum Golfplatz (Rohbognerweg) folgen. Schon nach 140 Metern dürfen wir links auf den Wirtschaftsweg abbiegen, der uns zum nahegelegenen E-Werk bringt (260 Meter). Hier vor dem Umspannwerk vorbeigehen (NICHT IN DIE SIEDLUNG GEHEN) und dem Wirtschaftsweg 450 Meter aufwärts durch den Hangwald folgen. Er stößt an seinem Ende an die Zuführungsstraße einiger Siedlungshäuser, die nur über den Golfplatz zu erreichen sind.
- Hier erst 50 Meter rechts gehen, dann zum Hangweg links abbiegen. Dem bewaldeten Bachtal nach Westen folgen. Unter uns sehen wir Bach und Wirtschaftsweg, auf den wir nach 700 Metern auf eine Kehre treffen. Etwa 250 Meter müssen wir bis zu einer kleinen Brücke zurücklaufen. Ihr kommt nicht umhin, erneut etwas hangaufwärts zu steigen, um dann bequem auf einer Höhe und schönen Lichtungen vorbeizulaufen. In einem Kilometer erreicht ihr das schön gelegene Restaurant Freihaus Brenner.
Auf dem Toni Kinshofer-Weg zum Aussichtspunkt Prinzenruh
- Vor dem Freihaus Brenner biegen wir rechts auf den Toni Kinshofer-Weg ab, nicht aber ohne einen Blick durch die Bäume auf den See geworfen zu haben. In 850 Metern erreichen wir nach dem Wald endlich den Aussichtspunkt Prinzenruh. Von der Schützhütte mit Bankerl hat man einen grandiosen Blick über Bad Wiessee und weit über den See. Wenn ihr Glück habt, könnt ihr den Augenblick allein genießen.
- Von der Prinzenruhe führt unser Weg abwärts. Unten angekommen könnt ihr, sofern ihr hungrig seid, geradeaus zur Trattoria Pizzeria Rusticale am Sportplatz gehen, oder gleich rechts weiterwandern. Richtig rechts! Aber nur für 80 Meter. Ab hier den kurz ansteigenden Fußweg links wählen und für 600 Meter folgen. Durch Wiesen schlagen wir einen Linksbogen und nähern uns zielstrebig der Kirche von Bad Wiessee. Nach dem ersten Haus auf der rechten Seite biegen wir rechts in den Radlmaierweg ein und gehen diesen bis ans Ende. Vor dem Elektrofachgeschäft die Brücke über den Söllbach überqeren. Auf der anderen Straßenseite wandern wir auf dem Dammweg für einen Kilometer bachabwärts bis zum Parkplatz zurück.