Wanderung auf den Taubenberg über das Steinbachtal

Wanderung 7,6 KilometerKarte

Schon der erste Blick in den jungen Tag zeigt Regentropfen auf den Terrassenfliesen aus grauem Waschbeton. Grau sind auch die Wolken. Wir frühstücken lange und überlegen eine Weile, wohin es uns am Nachmittag verschlagen könnte. Sabine hat Lust uns zu begleiten, weswegen ich schon noch mal länger überlege, was heute das Optimum sein könnte.

Ich erinnere mich an eine Tour, die wir sogar schon mal gemeinsam gegangen sind und zum Ziel die Gaststätte auf dem Taubenberg hat. Der Taubenberg ist eigentlich eher ein vorgelagerter Höhenzug, als eine ernstzunehmende alpine Erhebung. Für die Münchner ist er wichtig, weil an seinem Fuße ein Großteil unseres Trinkwassers gefasst wird (siehe unsere Wanderung „Trinkwassersafari im Mangfalltal) und für die Wanderer, weil man durchaus einen schönen Fernblick Richtung Wendel- oder Breitenstein hat. An Letzteres will ich an dem regnerischen Tag allerdings nicht recht glauben.

Aussichtsreicher Wanderweg am Taubenberg

Nachtrag: Mittlerweile sind wir die Runde noch einmal bei schönem Wetter gegangen. Der Blogbeitrag zeigt daher die Bilder von Winter und Frühling/Sommer.

Bei Westin erst mal nach Süden ins Seinbachtal

Ausgangspunkt ist der kleine Wanderparkplatz beim Weiler „Westin“ gleich an der Steinbachbrücke. Hier stehen tatsächlich zwei geparkte Autos (Google Maps) Ich glaube nicht, dass wir den Wanderern begegnen, denn die meisten gehen von hier auf der Teerstraße hinauf bis zum Gasthof. Unser Weg führt erst mal auf der guten ungeteerten Straße nach Süden (Richtung Forstverwaltung Gotzing). Wir folgen dem Bachlauf durch das Steinbachtal und lassen uns auch nicht von Abzweigern nach links ablenken.

Im Frühjahr hinkt hier die Natur meist noch etwas hinterher. In einem größeren Schmelzwassertümpel entdecken wir in größeren Mengen Froschlaich. Während im Sommer der Bachlauf wunderbar einlädt, um kleine Staudämme zu bauen, ist es heute eindeutig zu nass. Wenn zur rechten Talseite der Untergrund und die Flora immer mooriger wird, dauert es nicht mehr lange, bis sich das kleine Tal etwas weitet. Wir sind bis hierher bestimmt nicht länger als 25 Minuten gegangen. Schöne und schwammige Mooswiesen breiten sich über die ganze Senke aus. Der Weg beschreibt nun einen Rechtsbogen, der sich alsbald durch den Bergwald nach oben führt. Auch wenn der Wegweiser erst einmal nach rechts, also scheinbar wieder zurückführt ist die Richtungsangabe richtig. Vor Jahren hatte ich ihn nicht geglaubt und bin geradeaus gegangen. War falsch …

Viel schneller als gedacht geht es nach oben. Die Steigung ist moderat und nach keinen weiteren 30 Minuten haben wir die Wiesen erreicht, an deren Ende uns das Gasthaus Taubenberg winkt. Hätte ich daran gedacht, das Geld einzustecken, wären wir weiter gekommen, als nur den Vorraum zu betreten. Gitta war sauer und hat etwas gebraucht, sich wieder abzuregen. Mit den drei Euro von Sabine wären wir leider nicht sehr weit gekommen.

Taubenberg Berggasthof

Wer die Möglichkeit hat, sollte sich auf jeden Fall auf die Terrasse setzen und die Aussicht genießen, während die Kinder auf dem tollen Spielplatz ihren Spaß haben oder ein paar Tiere streicheln. Entgegen vieler Gastronomen, die ihre Speisekarte nahezu ausschließlich mit vorgefertigtem Convenience-Food befüllen, kommen hier hausgemachte Schmankerl aus der eigenen Landwirtschaft auf den Tisch, die nach den Regeln des ökologischen Landbaus von Naturland zertifiziert sind.

Wie weltoffen hier das Denken ist, merkt man, wenn plötzlich Sitar-Musik aus dem Gastraum dringt, oder ein Gong-Großmeister aufs Blech haut.

  • Adresse: Taubenberg 1, 83627 Warngau
  • Öffnungszeiten: Im Winter hat man auf dem Taubenberg geschlossen. Geöffnet wird wieder ab März. Am Wochenende sollte im Frühjahr und Sommer geöffnet sein. Am besten auf die Webseite Taubenberg Gasthaus gehen und sich dort erkundigen, besonders wenn man unter der Woche dem Taubenberg einen Besuch abstatten möchte.

Tipp: Den Schlüssel zu dem nur 15 Minuten entfernten Aussichtsturm kann man sich hier in der Gaststätte holen.

Zurück über die Taubenberg Ostflanke, wo tolle Ausblicken warten

Zurück gehen wir diesmal auf der Teerstraße nach Osten. Wenn man die Augen öffnet  gibts dabei viel zu entdecken. Bäume mit einem Ei (finde es, man kann es vom Weg sehen), oder lustige Straußen am 300 Jahre alten Maroldhof, der übrigens einer der wenigen Höfe, die zur Sicherung der Wasserqualität am Taubenberg nicht abgerissen wurden. Zu verdanken wurde dies in den 30 Jahren den Naturfreunden, die den Maroldhof als Vereinsheim umgebaut hatten. Später war er noch Landschulheim, Asylunterkunft und heute halt auch ein bisserl Straußenfarm.

Ein paar Meter weiter kommen wir an der Koglkapelle vorbei, die im Volksmund „Schimmeltod-Kapelle“ genannt wird. Man sagt, dass sich in einer stürmischen Nacht ein Schimmel in die Kapelle flüchtete. Der Wind blies die Türe zu, die darauf bedauerlicherweise längere Zeit niemand geöffnet hat. Da sich das arme Tier leider nicht selbst befreien konnte verendete es hier an Wasser und Futtermangel.

Sowie sich der Wald öffnet, breitet sich wieder das Alpenpanorama vor uns aus. An exponierter Stelle stehen bei Günder zwei Häuser mit Traumblick. Eines davon haben wir als Rohbau erlebt. Kaum zu glauben, dass dieses rustikale anmutende Haus nicht die Historie hat, die es vorgaukelt. Welches Haus ich meine? Einfach jenes mit dem neuesten Kamin. Ich frage mich immer, über welche Kontakte man verfügen und wie viel Geld man hinlegen muss, um sich in derart exponierter Lage eine Immobilie finden, kaufen und bebauen darf. Später, wenn ich groß bin, kaufe ich mir auch so eines.

Der Weg windet sich malerisch über die Wiesen hinunter. Heute sind erfreulich wenige Autos unterwegs. Ist halt eher was für Wanderer. Beim Weiler Westin haben wir auch wieder nass und zufrieden unser Auto erreicht.

Wanderkarte Taubenberg

 

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.