Schloss Nymphenburg: Park-Spaziergang zu jeder  Jahreszeit

Parkspaziergang zwischen 4,2 und 5,2 KilometerKarte

Schloss Nymphenburg gehört mit seinem 220 Hektar zu den größten und schönsten Parkanlagen in Europa. Das denkmalgeschützte Gartenkunstwerk mit Schlösschen, Seen und Kanälen ist mitten in der Stadt ein Landschaftsschutzgebiet, das nicht nur bei blauem Himmel ein Ort zum Durchatmen ist. Wenn es Winter ist, oder die Sonne sich hinter den Wolken versteckt, wird es leer im Park. Diese Augenblicke gehören dann euch. Vergesst dann nicht, die Kamera mitzunehmen. Zum Trocknen oder Aufwärmen könnt ihr ins Café im Palmenhaus gehen (Winter-Öffnungszeiten beachten) und nachher – sofern ihr es noch nicht kennt –  Schloss Nymphenburg oder das Marstallmuseum besichtigen. Die Parkburgen haben im Winter geschlossen, die Fontänen sind abgedreht.

Öffnungszeiten Haupttor von November bis März: 6-18 Uhr / April und Oktober: 6-20 Uhr / Mai-September: 6-21.30 Uhr

Wir haben im Frühjahr und Winter mit Freunden und Hund Pelle (der im Park leider an die Leine musste) im Schlosspark eine ausgedehnte Runde gedreht. Je mieser das Wetter, desto mehr Raum für euch – und weil ein schönes Schloss nichts entstellt.

Anfahrt zum Schloss Nymphenburg mit dem MVV oder dem Auto

Das Schloss befindet sich im Stadtbezirk Neuhausen-Nymphenburg, im Westen von München. Die Fahrt ab dem Zentrum dauert etwa 15 Minuten + Gehzeit vom Parkplatz, bzw. Haltestelle.

  • Mit den öffentlichen Verkehrsmitteln/MVV: Mit der Trambahnlinie 17 von z.B. Hauptbahnhof/ Karlsplatz bis zur Haltestelle „Schloss Nymphenburg“ fahren. Mit der Buslinie 51 kann man ab Moosach  bzw. Obersendling fahren. Zur Fahrplanauskunft
  • Mit dem Auto: Vor dem Schloss befinden sich knapp 450 kostenlose Parkplätze, die an schönen Tagen schnell vergeben sind. Die Zufahrt erfolgt über die Nördliche oder Südliche Auffahrtsallee.

Schloss Nymphenburg

10 Jahre nach der Hochzeit von Kurfüst Ferdinand Maria mit Henriette Adelaide wurde endlich der langersehnte Thronerbe Max Emanuel geboren. Ein schöner Anlass, den Architekten Agostino Barelli 1664 mit dem Bau von Schloss Nymphenburg zu beauftragen und es seiner Frau zu schenken. Damals auf freien Feld und weit vor der Stadt München gelegen, wurde zuerst der mächtige Hauptbau im Zentrum der Anlage gebaut.

1701 ließ Max Emanuel die seitlichen Galerien und Wohnpavillons, 1714 die Vierflügelanlagen der Nebengebäude nach neuestem französischem Stil errichten. Dadurch übertrifft mit einer Spannweite von 632 Metern (Nord-Süd-Achse) Nymphenburg selbst Schloss Versaille.

König Maximilian I. Joseph erneuerte zwischen 1806-1810 die Ausstattung und König Ludwig beauftragte die Attika am Hauptbau. Am 25.08.1845 wurde König Ludwig II. in Schloss Nymphenburg geboren. Nach dem Ende der Monarchie 1918 ging Nymphenburg in das Eigentum des Staates und der Bayerischen Schlösserverwaltung über, die Wittelsbacher behielten ein begrenztes Wohnrecht, das derzeit von Franz von Bayern genutzt wird.

Im Zweiten Weltkrieg blieb der Schlosskomplex weitgehend verschont. Hauptschloss und die Amalienburg hatten einem Tarnanstrich erhalten, die breiten Wegeflächen wurden dunkel belegt und der Mittelkanal zum Teil abgedeckt. Vor der Kulisse des Schlosses fanden 1972 die olympischen Wettbewerbe im Dressurreiten statt.

Spaziergang im Uhrzeigersinn: Amalienburg und Badenburg am See

Einen Parkplatz haben wir schnell gefunden, ganz vorne rechts. Ein wenig Glück ist dabei,  denn das „Museum Mensch und Natur“ ist besonders bei miesem Wetter ein Publikumsmagnet, zu jeder Jahreszeit. Der Flieder blüht im Frühjahr in dicken Stauden vor dem Schloss. Winter: Es schneit. Wir wollen uns von der Mitte her Schloss Nymphenburg nähern. Keine Farben, nirgends. Wir bewegen uns wie in einem schwarz-weiß Film. Mit uns trotzen nur nur wenige andere Besucher dem Wetter, die zum Fotografieren wie wir das Objektiv vor den Schneeflocken schützen. Am Eingang zum Park rechts des Hauptgebäudes grüßt König Ludwig von einem Plakat: “Folgen sie mir”. Jung und fesch sieht er aus, wie der junge Kronprinz, der hier 1863 Otto von Bismarck empfing.

Blick in den Park. Junges Grün. Die Natur saugt den Regen auf, Pfützen glänzen auf dem Kies. Im Winter verstecken sich die Statuen und Fontänen hinter Bretterverschlägen. Im Schnee wirkt der Kanal im Vorhang aus Schnee beinahe unendlich.

König Ludwig I. Spielparadies und Rokoko-Überschwang

Am Prachtbau mit dem barocken Garten vorbei, queren wir den südlichen Schlosskanal. Danach gleich rechts abgebogen. Links der Kronprinzengarten des jungen Ludwig I. Der zweistöckige Pavillion sieht zum Weg hin wie ein kleines Hexenhaus aus. Das Parkschloss Amalienburg begegnet uns ein Stück weiter südwestlich. Der Rokoko-Traum von 1793 ist Mittelpunkt des an den Gartenparterre angrenzenden Gartenteil. Eine Sichtschneise offenbart vom Osten her einen Ausblick auf das verträumte Jagdschlösschen.

Die westlich gelegene Badenburg, erreicht man entlang des Kanals, auf dem man südlich der Amalienburg stößt.

Der Schlosspark Nymphenburg

1701  ließ Max Emanuel mit der Schlosserweiterung den kleinen Lustgarten anlegen. Der Kanal wurde gebaut und 1715 der Park zur Barockanlage umgestaltet. Geradlinige Wege, Baumreihen und Laubengänge gliederten den Garten. Ziergärten befanden sich in der Nähe des Schlosses und in der Nähe des heutigen Botanischen Gartens, Wald schloss sich im Westen an. Im Park wurden Lustschlösschen, Tempel und Statuen verteilt.

Die Französische Revolution verunsicherte ab 1789 die Regenten in ganz Europa. Kurfürst Karl Theodor eröffnete 1792 daher für das Volk nicht nur den Englischen Garten, sondern auch im gleichen Jahr den Nymphenburger Schlosspark.

Der Gartenplaner Friedrich Ludwig Sckell gab ab 1804 dem Landschaftspark die heutige Gestalt. Zuerst wurde der südliche Parkteil fertiggestellt, von 1810 bis 1823 der nördliche Teil. Das im französischen Stil gehaltene „Gartenparterre“ und die Wasserachsen/Kanäle wurden belassen, aber vereinfacht, der Waldbereich in eine Parklandschaft im englischen Stil umgeformt. Zusätzliche Wasserflächen werden Bestandteil der neuen Gesamtplanung, in die auch die bestehenden Schlösschen eingebunden sind.

Zum Fotografieren an den Badenburger See

Die Badenburg am gleichnamigen See liegt an der südliche Sichtschneise zum Schloss Nymphenburg. Nach einer Zeit, in der Körperpflege lange keine Aufmerksamkeit genoss – Mief puderte man einfach weg – war die Badenburg das erste komfortable Luxusbad. Der Blick von der Freitreppe im Norden ist einzigartig. Auch wir fotografieren die Sicht mit der imposanten Buche im Vordergrund und dem Apollotempel auf der anderen Seeseite. Das Rot der Blätter begeistert im Frühling. Jeder einzelne Ast hebt sich im Winter dunkel wie ein Scherenschnitt vom Himmel ab und lässt die pittoreske Form dieses Naturdenkmals dramatisch erleben.

Über den Schlosskanal in den nördlichen Nymphenburger Schlosspark spazieren

Winter: Mittlerweile sehen wir wie Schneemänner und -frauen aus. Cockerpoo Pelle läuft neben uns und die schleifende Leine wirft das frische Weiß auf. Aber mit dem Hund frei laufen lassen, ist es hier nichts. Links um den Badenburger See herum, biegen wir nach der Brücke auf den Fußweg nach links ab. 350 Meter durch ein kleines Wäldchen hindurch kommt man zum Kanal. Nach Osten geblickt, sollten wir das 1,2 km entfernte Nymphenburger Schloss erblicken, doch der Schneefall ist zu stark. Irgendwo verschwindet das Wasser auf dramatische Weise im Nichts. Sehr schön!
Frühling: Regentropfen schlagen auf unsere transparenten Schirme, dir wir aus Japan mitgebracht haben. Der Himmel ist grau. Wieder stehen wir am Kanal. Diesmal sehen wir am Ende das Schloss.

Auf der anderen Kanalseite folgen wir für knapp 700 Meter den Weg, der weiter nordöstlich führt. An der kleinen Brücke rechts abbiegen und dem malerischen Bachlauf nach Süden bis zum kleinen See gehen.

Zur Pagodenburg und Magdalenenklause lustwandeln

Winter: Die Pagodenburg trotzt mit Bretterverschlägen an den wertvollen Fenstern dem Winter. Auch hier: Besichtigung erst wieder im Frühjahr. Der Name leitet sich übrigens von den Chinesischen Götterfiguren im Inneren ab, die man als Pagoden bezeichnet. Der achteckige Bau war so etwas wie das Clubhaus von Max Emanuels Paille-Maille Team, das nördlich des Baus auf einer langen Bahn Wettkämpfe austrug. Ziel war es, den hölzernen Ball mit einem Holzhammer mit möglichst wenig Schlägen durch einen eisernen Reifen zu schlagen.

Frühling: Wir schlagen den Weg links (nach Osten) über die Brücke ein. Schwäne Stecken ihre Schnäbel ins Federkleid, ein Blässhuhn brütet unter einem weiten Ast im See. In einer sanften Kurve führt der Weg am Schloss am nördlichen Schlossgartenkanal zur Magdalenenklause (Weg zum Botanischen Garten). Der Bau, der wie eine verwitterte Kapelle aussieht, ist mit seinem abbröckelndem Putz ein wunderbarer Fake. Als Ort der Kontemplation im „verwilderten Wäldchen“ entfloh hier der Sohn von Max Emanuel, Kurfürst Karl Albrecht der Welt. Selbstbetrug auf hohen Niveau, um hier dennoch das höfische Zerimoniell zu pflegen.

Um uns aufzuwärmen folgen wir dem Weg den Kanal entlang nach Süden. Über die Brück geht’s wieder auf Schloss Nymphenburg zu. Bevor wir es erreichen, finden wir das Schlosscafé nördlich des Barockgartens, der gerade im Schnee versinkt.

Aufwärmen im Schlosscafé im Palmenhaus

Wir haben Glück. Da wir während der Feiertage das Schlosscafé besuchen, hat es geöffnet. Die Winterschließzeiten gehen vom 07.01.- 28.02.2019.

Warten am Eingang bis wir platziert werden. Nur kurze Wartezeit auf einen Tisch für vier Personen. Es ist warm. Palmen und große Gemälde schmücken das Gewächshaus von 1820. Das Ambiente ist nostalgisch, die Preise gehoben. Von einem der letzten Veranstaltungen hängt noch ein roter Luftballon an der Decke. Ich habe Lust auf Wiener Würstchen, die „Max & Moritz“ heißen und im Glas serviert werden. Aufmerksamer Service. Das Frühstück gibt es bis 14:00 Uhr. Im Sommer sitzt man im Garten, ein Kiosk sorgt für die Versorgung von Eis, Getränken und mehr.

Öffnungszeiten: Montag Ruhetag – Dienstag bis Freitag 11:00 – 18:00 Uhr – Wochenende 10:00 – 18:00 Uhr
Website Schlosscafé

Es ist knapp 14:00 Uhr. Mittlerweile stehen am Schlosseingang doch noch einige Besucher. Der Nachmittag lockt also mehr Unerschrockene mehr aus der Stube. Nymphenburg und der Park waren wieder wunderbar. Wir kommen im Sommer wieder, wenn es regnet oder schneit!

Besucherinformationen Schloss Nymphemburg

Karte des Nymphenburger Schlossparks

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.