Die Eibe: giftig und zugleich höchst faszinierend

Die Eibe ist ein faszinierender und unsere Phantasie anregender Baum. Unter riesigen Fichten, Ahorn und Buchen ducken sich die knorrigen Eibengestalten und stehen in ihrem Schatten. Die Baumstämme sind nicht so gleichförmig wie Fichten, bei der jeder Baum dem anderen gleicht. Die Eibe ist ein Individualist und sieht immer anders aus, durch ihren extrem langsamen Wuchs entwickelt sich jeder Baum durch die individuelle Lage und Bedingungen anders.

Wie sieht die Eibe aus?

Die Eibe ist ein Nadelbaum. Sie wächst sehr sehr langsam und im Schatten von größeren Bäumen fühlt sie sich wohl. Die Rinde ist rötlich bis zu karamell farben und hat sich leicht lösende Schuppen. Die Nadeln sind dunkelgrün und flach, auf der Oberseite glänzen sie, auf der Unterseite sind sie matt. Die Eibe ist ein zweihäusiger Baum, das heisst, dass es Bäume mit weiblichen Blüten gibt und wiederum andere Bäume, die nur männliche haben. Im Herbst werden knallrote Früchte ausgebildet, deren Fruchtfleisch sich um den giftigen Kern windet. Der Baum kann bis zu 25 m hoch und uralt werden. Es gibt Exemplare, die bis zu 3000 Jahre alt sind.

Wo wächst die Eibe?

Nur noch sehr selten findet man heutzutage in Europa Eiben. Großflächig ist die Eibe hier kaum noch anzutreffen. Sie steht inzwischen auf der roten Liste der gefährdeten Pflanzen. Im Paterzeller Eibenwald, dem ältesten Naturschutzgebiet Bayerns, südlich des Ammersees bei Wessobrunn gelegen, gibt es noch ein letztes größeres Habitat von 2000 Eiben in einem Wald.

Die Wälder der Germanen und Kelten hatten damals ein ganz anderes Aussehen wie wir es heute kennen. Man kann sich vorstellen, dass sie damals durch riesige geschlossene Eibenwälder zogen. Cäsar war beeindruckt von den düsteren Wäldern der Germanen. Das Holz der Eibe ist sehr zäh und hart, aber zugleich biegsam und wurde deshalb bevorzugt für Waffen wie Bögen, Pfeilen, Armbrüsten etc. verwendet. Die Eiben wurden vielfach abgeholzt und durch ihren sehr langsamen Wuchs hatten sie nicht genügend Zeit wieder nachzuwachsen und wurden in den Wäldern immer weniger.

Was kann man noch über die Eibe erzählen?

Eiben stehen schon von jeher für das Dunkle, Unbekannte. Oft sind die schweigenden Bäume auf der Allee des Todes, den Friedhöfen anzutreffen, auf dem letzten Weg des Menschen. In vielen alten Kulturen galt die Eibe als heiliger Baum und wurde mit dem todbringenden Aspekt der Götter verbunden. Aber warum hat die Eibe diesen Stempel erhalten? Sie steht als ewig grüner Baum, der seine Nadeln nicht verliert und tausende Jahre alt werden kann. Oft ist sie an heiligen Plätzen anzutreffen und ihr wird nachgesagt, bösen Zauber von Dämonen und Geistern abzuwenden. Früher hängte man sich den Spruch „vor Eiben kann kein Zauber bleiben“ zum Schutz als Amulett um den Hals.

In manchen Kreisen denkt man, dass man in Gegenwart von Eiben bewusstseinserweiterndes Erfahrungen machen kann. Tatsächlich habe ich auch in dem Eibenwald gefühlt, dass die Luft in dem Wäldchen irgendwie anders war. Sie fühlte sich klarer und reiner an. Ob das wirklich so war oder ich es mir nur eingebildet habe, keine Ahnung. Es hat sich aber so angefühlt.

Welche (giftigen) Inhaltsstoffe hat die Eibe?

Alles an der Eibe ist höchst giftig, der Baumstamm, die Rinde, die Nadeln, außer das schleimige Fruchtfleisch der roten Beeren. Man könnte sie theoretisch essen, aber nur das Fruchtfleisch, ohne den Kern mitzuessen, der wiederum super giftig ist. Ein Risiko, dass ich nicht empfehlen möchte, es auszuprobieren. Lasst es! Sie enthalten das hochgiftige Alkaloide (Taxin) und blausäurehaltige Glykoside. Eine geringe Menge an Nadeln reichen schon aus, um z.B. ein Pferd zu töten. Eine kleine Menge führt zu Vergiftungserscheinungen, man verliert das Bewusstsein  und bekommt Erstickungsanfälle und der Tod tritt ein aufgrund von Atemlähmung und Kreislaufversagen.

Hat die Eibe Heilwirkungen?

Im letzten Jahrhundert fand man in der Eibe ein pflanzliches Heilmittel gegen Krebs. In der Rinde der Eibe befindet sich der Wirkstoff Taxol, dass als krebshemmendes und Turmorwachstum stoppendes Mittel in der Medizin genutzt wird.

Author:in

Birgitta Eder

Ich liebe die Natur, den Frühling und den Sommer und natürlich den Herbst. Die Blumen haben mich zuerst fasziniert, später dann auch noch die Wildkräuter. Darauf habe ich mich dann mit meiner Weiterbildung zur Kräuterpädagogin spezialisiert. Bei der VHS Neubiberg gebe ich Wildkräuterführungen.