Auch wenn ihr nicht an Hexen und Dämonen glaubt, oder an die wunderbaren Kräfte der Eiben, solltet ihr euch den achtsamen Besuch im Paterzeller Eibenwald nicht entgehen lassen! Ein Stück südlich des Ammersees und nahe Wessobrunn gelegen, ist nicht nur ein Besuch im letzten größeren Habitat in Deutschland was Besonderes. Auch die Rundwanderung ab Wessobrunn ist kurzweilig, erlebnisreich, voller schöner Momente und Fotomotive. Wer weniger Zeit hat, kann sich auch nur auf den Abschnitt am Eibenwald und/oder einem Abstecher zum Zellsee beschränken.
Das erwartet euch rund um den Paterzeller Eibenwald
- Highlight der Wanderung sind natürlich die 2000, teils uralten und pittoresken Eiben in einem wirklich bezaubernden und mystisch anmutenden Wald mit vielen Bächlein. Naturreich ist aber der ganze Wanderausflug. So ist der Zellsee Europäisches Vogelschutzgebiet. Am Ende der Tour bietet sich auf jeden Fall ein Besuch des Klosters Wessobrunn an (wenige Minuten mit dem Auto).
- Während der Waldlehrpfad als Rundtour lediglich 1,6 Kilometer lang ist, sind es 5,8 Kilometer durch den Eibenwald und entlang des Zellsees. Diese Wegabschnitte sind relativ einfach zu gehen. Wir sind die 12,8 Kilometer lange Wanderung ab Wessobrunn spaziert, die vom Terrain her anspruchsvoller ist und 368 Höhenmeter aufsummieren. Keine Wandervariante ist rollstuhlgeeignet (Höhenmeterangabe in der Wanderkarte am Ende der Tourenbeschreibung).
- Die Wanderung führt euch sowohl auf Wald-, Feld- und Naturwegen, die bei Regen durchaus matschig werden können. Der Hinweg von Wessobrunn nach Paterzell ist gut beschattet, während der Rückweg über kleine Teerstraßen mit recht wenig Verkehr weitgehend in der Sonne verläuft. Dafür bietet er auch einige schöne und herrliche Ausblicke.
- Wessobrunn/Paterzell ist mit öffentlichen Verkehrsmitteln nur unter der Woche erreichbar.
- Einkehrmöglichkeit im Landgasthof Zum Eibenwald in Paterzell
So kommt ihr nach Wessobrunn und zum Eibenwald
Anfahrt mit dem Auto: Von München über die Autobahn A95 nach Seeshaupt und von dort über die Staatsstraße 2064 nach Weilheim. Alternativ über die A952 nach Starnberg und dort über die B2 nach Weilheim.
- Weiter nach Wessobrunn: Über über die Staatsstraße 2057 Richtung Wessobrunn. Der Parkplatz befindet sich südlich der Zimmermannstraße nahe der Mehrzweckhalle (Google Link). Vom Luise Kisselbach-Platz über Starnberg sind es 56,7 Kilometer/50 Minuten. Über Seeshaupt nach Wessobrunn 67 Kilometer/55 Minuten.
- Weiter nach Paterzell: Staatstraße 2056 Richtung Wessobrunn – bis Weiler Zellsee – in Zellsee, links Richtung Paterzell/ Forst St. Leonhard – nochmals links Richtung Paterzell. Der Parkplatz Eibenwald befindet sich nach der Abzweigung links in 250 Metern.
Anfahrt mit der Bahn: Anfahrt mit der Regionalbahn nach Weilheim (ca. 40 bis 55 Minuten je nach Verbindung) und mit dem Bus 9652 nach Landsberg
Haltestelle Zellsee/Paterzell/Wessobrunn.
Losgewandert: Von Wessobrunn durch das Schlittbachtal nach Paterzell
- Der Wanderweg führt vom Parkplatz an der Wessobrunner Mehrzweckhalle ein kurzes Wegstück nach Osten, dann südlich des Sportplatzes hinunter ins Schlittbachtal. Helle Laubbäume tauchen die Szenerie in ein grünes Licht. Wenn es dafür nicht viel zu früh wäre, könnte man im plätschernden Bach seine Füße kühlen. Doch viel zu kurz die Passage, denn schon nach 300 Metern überqueren wir einen kleinen Steg, um auf der anderen Talseite hangaufwärts zu führen. Oben angekommen, der Beschilderung auf dem Forstweg links nach Osten folgen. Ohne größere Steigungen wandert es sich den Hangverlauf entlang, bis wir nach 950 Metern auf eine Weggabelung st0ßen. Rechts abgebogen, erreichen wir etwas weiter die Landstraße nach Forst.
- Normalerweise kreuzt der Wanderweg hier die Teerstraße. Er folgt auf der kleinen Zufahrtsstraße zum Weiler Hanslehen, um kurz vor dem Hof links abzubiegen. Bei unserem Besuch hatte der Anwohner ein Umleitungsschild aufgestellt, da der Wanderweg durch eine Pferdekoppel versperrt war. Der Umweg führte zunächst knapp 300 Meter die Straße abwärts, dann auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Waldrand nach Süden wieder kurzzeitig ansteigend. Hier befinden wir uns auf dem Höhenzug oberhalb von Paterzell. Genießt den Abschnitt, der uns an alten Baumriesen, grünen Wassergumpen entlang knapp 1000 Meter nun abwärts in südlicher Richtung nach Paterzell führt. Der Hangwald gehört bereits zum Naturschutzgebiet des Eibenwald, wo wir die ersten der seltenen Bäume entdecken. Im eingezäunten Quellgebiet den Weg rechts bis zu den Siedlungshäusern folgen.
Von Paterzell in den Eibenwald und weiter zum Zellsee wandern
- Sowie der Siedlungsbereich von Paterzell erreicht ist, führt unser Weg rechts in die Quellstraße. Vorbei an der namensgebenden Ulrichsquelle, aus der angeblich „rechtsdrehendes Wasser“ entspringt. Es soll sich leicht trinken lassen, und fast keinen Widerstand im Mund haben. Außerdem soll es Flügel wachsen lassen, wenn der Körper stärker als die Keime ist. Angeblich soll der heilige Ulrich 963 auf seiner Reise von Augsburg nach Rom bei einem Stopp im nahen Kloster Wessobrunn hier durchgekommen sein und nebenbei die Wasserquelle entdeckt haben. Ihr erkennt die Quelle am Pfeiler aus Tuffstein rechts des Weges. Am Ende der Straße führt ein Fußweg linkerhand absteigend zum St. Ulrichsweg, der uns weiter zur St. Ulrichs-Kapelle an der Peißenberger Straße im Osten führt.
- Einkehrmöglichkeit jetzt oder auf dem Rückweg im Landgasthof Eibenwald 100 Meter weiter rechts.
- Zum Paterzeller Eibenwald gelangt man über den Wirtschaftsweg, der gegenüber der St. Ulrichskapelle 370 Meter nordöstlich und an der Weggabelung links zum nahen Forst führt, wo der Eibenlehrpfad mit 10 Tafeln einen etwa 1000 Meter langen Rechtsbogen durch ein sumpfiges Gelände mit vielen Wasserläufen beschreibt.
Paterzeller Eibenwald
Ach, ihr wusstet nicht, dass Eiben auf der roten Liste der gefährdeten Arten stehen, ein unglaublich langsames Wachstum haben, bei dem fast alle Teile giftig sind? Oha! Das immergrüne Strauchgewächs, ihr düsteres Erscheinungsbild, sowie die toxische Eigenschaften haben den Menschen zeitlebens Respekt gelehrt. In der Antike galt die Eibe als Baum des Todes und auch die Kelten nutzten die Zweige des heiligen Baumes, um Dämonen, böse Zauber und Hexen abzuwehren.
Die besonderen Eigenschaften der Eibe führten dazu, dass das harte und gleichzeitig elastische Eibenholz z.B. für Bögen und Armbruste rücksichtslos abgeholzt wurde. 1568 waren in Bayern die Wälder nahezu erschöpft, so dass Herzog Albrecht ein Abholz-Verbot erlassen musste. Da viele Bauern die Schößlinge aus den Boden rissen, weil sie wegen der Giftigkeit um ihre Tiere fürchteten, hat der Eibe zusätzlich geschadet
Seit 1913 ist der Paterzeller Eibenwald „staatliches Naturdenkmal“. Auf einer Größe von etwa 120 Fußballfeldern wachsen 2.300 Eiben zwischen anderen Bäumen, mit teils beachtlichem Alter. Der Eibenlehrpfad führt auf etwa einem Kilometer durch einen wilden, von Wasserläufen durchzogenen Wald, in dem man bei Stille tatsächlich eine besondere Stimmung auffangen kann. Dafür müssen sich die Besucher nur einigermaßen still verhalten.
Ist es lebensbedrohlich den Eibenwald zu besuchen? Natürlich nicht, wenn ihr die Bäume hübsch in Ruhe lasst. Das solltet ihr auf jeden Fall, denn der Eibenwald ist eine Besonderheit, die eure absolute Rücksicht erfordert. Möge euch der Donner holen, wenn ihr meint, ein Zweig sei ein schönes Zauber-Mitbringsel, ihr dämlichen (Esoterik-)Honks!
- Der Eibenlehrpfad ist keine geschlossene Runde. An seinem Ende im Osten trifft er auf einen geschotterten und gut gangbaren Forstweg. Wer die Runde kurz halten will, folgt dem Weg zurück nach Süden. Wer sich wie wir den schönen See nicht entgehen lassen möchte, muss stattdessen 800 Meter nach Norden wandern und kurz vor Ende des Waldes rechts in den Naturweg nach Osten einbiegen. Das Glitzern des Wassers ist nach wenigen Metern links hinter den Bäumen zu erspähen.
Zellsee: Privates Fischgewässer und Europäisches Vogelschutzgebiet
Der private Zellsee besteht aus zahlreichen verschiedenen Fischteichen unterschiedlicher Größe, die bei der Namensgebung wohl nicht ganz unerheblich waren. Angelegt 1414 vom Wessobrunner Abt, diente das Gewässer aus der aufgestauten Rott, der Nahrungsversorgung des nahen Klosters. Heute ist der See und sein Umland auch Europäisches Vogelschutzgebiet. Gebadet darf hier daher nicht werden, die nahen Uferbereiche sind zu meiden.
- Am Ufer des Zellsees führt der Weg wieder nach Süden, den stellenweise herrliche Eichen säumen. Immer wieder erhaschen wir schöne Ausblicke. Im Norden noch schattig, wird es im Süden immer lichter und das Ufer immer schilfiger, so dass der Weg etwas über die Wiesen ausweicht. Nach 1,8 Kilometer erreichen wir am Ende eine kleine Teerstraße, der wir 150 Meter nach Osten folgen.
- Zurück nach Paterzell kommen wir über einen Wiesenweg, der gegenüber dem Gut Moosmühle nach 400 Metern auf den Landgasthof Eibenwald trifft.
Landgasthof Eibenwald Wessobrunn-Paterzell
Auf unserer Wanderung in Paterzell, konnten wir uns wegen Corona leider persönlich keinen eigenen Eindruck vom Landgasthof und seiner Küche machen. Von Außen: Größerer Gastbetrieb mit Hotelbetrieb in super Lage. Über 500 vorwiegend positive Bewertungen lassen wenig Schlechtes erwarten. Die Küche ist bayerisch international. Das Preis- Leistungsverhältnis scheint zu passen. Toller Ausblick von der Terrasse.
Adresse: Peißenberger Str. 11, 82405 Wessobrunn – Website Landgasthof Eibenwald
Von Paterzell über Schlitten, zurück nach Wessobrunn
- Wir durchqueren Paterzell wie beim Hinweg über die St. Ulrichstraße und die Quellstraße. Diesmal von Ost nach West. Gegenüber der Hausnummer 5 biegen wir links zum Waldrand ab und entdecken gleich bei den Bäumen drei Toten- und Gedenkbretter, die hier am Kirchensteig aufgestellt wurden.
Totenbretter von Paterzell
Es steht zu lesen, dass zu Zeiten, wo es noch keine Leichenhäuser gab, die in Tüchern eingenähten Toten bis zur Beerdigung in der Stube auf einem Brett gebahrt wurden. Die Toten ließ man von dieser Unterlage dann in das Grab rutschen. Die Totenbretter wurden, wenn sie nicht mehrfach verwendet wurden, an Kirchwegen zum Gedenken mit frommen Sprüchen aufgestellt.
- Der Weg steigt durch den Beihertgraben stetig an, führt über kurze, zu immer längeren Treppenabschnitten. Beim längsten Anstieg kommt man ordentlich ins Schwitzen. Wer will, kann sich – oben angekommen – auf dem Bankerl die notwendige Pause gönnen. Den kleinen Weiler Schlitten erreicht man über den Feldweg 150 Meter nach Westen und am Fahrweg rechts abgebogen, nach 180 Metern. Die uralte „Tassilolinde von Schlitten“ sehen wir am Ortseingang beim Langenbauer.
- Den Ort verlassen wir über das Straßerl nach Norden, obwohl er etwas länger ist. An den Gehöften vorbeigeschlängelt, führt sie uns zu einem wunderbaren Ausblick zu den Bergen und über das Oberland. Stehenbleiben, durchatmen, bevor wir 400 Meter nach Norden wandern und uns an der Weggabelung nach links Richtung Westen halten. Die Landstraße nach St. Leonhard im Forst wird nach 500 Metern gequert. Gegenüber der kleinen und wenig befahrenen Teerstraße 900 Meter nach Westen folgen. Am Ende rechts abbiegen und auf dem Weg rechts am Hof vorbei nach Norden wandern. Der Feldweg wird nach 500 Meter zum Wanderpfad, der über Treppenstufen hinunter zur Brücke im Schlittbachtal führt (400 Meter). Nach einem kurzen Anstieg und 200 Meter erreichen wir wieder unseren Ausgangspunkt in Wessobrunn.
- Zum Kloster Wessobrunn fahren wir am Ende lieber mit dem Auto, da uns die Passage durch den Ort wegen des Durchgangverkehrs wenig attraktiv erscheint. Der nahe Abstecher hat sich aber gelohnt!
Kloster Wessobrunn
Als um das Jahr 735 Tassilo der III das Kloster Wessobrunn gründete, erstreckte sich das damalige Baiern vom Lech bis zur Enns in Österreich, von der heutigen mittleren Oberpfalz bis zum südlichen Ausgang der Alpen. Wessobrunn erfüllte dabei neben seiner religösen Aufgaben die Sicherung der Lechgrenze und die Urbarmachung der umliegenden Wälder. Vernichtet von den Ungarn und auferstanden aus Ruinen entwickelte sich im Kloster zur Schreibwerkstatt mit Bibliothek von großer literarischer Bedeutung.
Von der großzügigen Klostererweiterung aus dem Jahr 1680 steht heute leider nur noch einen Teil. 1810 wurde die Klosterkirche wegen Baufälligkeit abgerissen und große Teile des der Flügel als Steinbruch für das abgebrannte Weilheim verwendet. Die letzten Missions-Benediktinerinnen zogen 2012 aus dem Kloster aus. 2014 kaufte Martina Gebhardt die Anlage für ihr Naturkosmetik-Unternehmen.
- Sehenswert sind der markante Kirchturm aus dem 12. Jahrhundert. Er diente als Wehrturm und Rückzugsort bei Gefahr.
- Die Rokoko-Kirche St. Johannes Baptist
- Das Brunnenhaus aus dem Jahr 1735 fasst drei Quellen und begeistert durch sein glasklares Wasser.
- Reizvoll der schöne Garten mit Mariengrotte im Osten des Klosters. Die Position des Hochaltars der alten Klosterkirche wird von einer Säule markiert.
Wanderkarte Wessobrunn und Paterzeller Eibenwald