Still und schweigend stehet eine Gruppe aufrechter Gestalten in der Heide. In einer längst vergangenen Zeit, wahrscheinlich durch einem Zauberspruch gebannt, warten sie darauf mit einem befreienden Losungswort davon erlöst zu werden. Und dann auf einmal in der Dämmerung treten aus den säulenartigen Figuren menschliche Gestalten heraus. In früheren Zeiten hat dieser Baum durch seine eigenartige menschliche Gestalt fasziniert.
Die vitaminreichen Beeren, die nach bis zu drei Jahren erst blau und damit reif werden, schützen mit ihren keimhemmenden ätherischen Ölen vor Infektionen. Außerdem wirkt er auf die Durchblutung der Nieren, das wiederum einen harntreibenden Effekt hat. Man setzt ihn auch zur stoffwechselfördernden Therapiebegleitung bei chronischen Hauterkrankungen oder rheumatischen leiden ein.
Früher Totenbaum und Wachhalter
Ähnlich wie die Eibe gehörte der Wacholder in alten Zeiten zu den dunklen Todesbäumen, die noch heute gerne auf Friedhöfen gepflanzt werden. Aber der Wacholder führt nicht in die dunkle Schattenwelt, sondern kann seine Umkehr bedeuten. Man glaubte, dass sich die Seelen der Verstorbenen in den Bäumen versteckt hielten und unter bestimmten Umständen sogar wieder ins Leben zurückkehren konnten. Die dadurch auszeichnende Kraft des Wacholderbaumes zeigt sich auch in der Vielzahl seiner Namen: Quickholder, Queckholder, Weckholder, Wachholder. Demnach ist er ein „Wachhalter“, ein Lebendighalter, der die Sterbenden am Leben erhalten kann.
In den schweren Zeiten als die schwarze Pest wütete, galt der Wacholder als wichtiges Mittel um vor Ansteckung zu schützen. Sein Holz galt damals auch als magisches Zauberholz, mit dem man die bösen Geister vertreiben konnte. Man hat damit auf den Dorfplätzen Notfeuer aus Wacholderholz angezündet und mit dem glühenden Holz räucherte man die Krankenstuben aus. Heute weiß man, dass der Wacholder eine stark desinfizierende Wirkung hat und diese seltsamen Bräuche nicht sinnlos waren.
„Vor dem Holunder soll man den Hut abnehmen, vor einem Wacholder aber muss man in die Knie gehen“.
Volksmund
Dieser Spruch zeigt, wie sehr man die Heilkräfte des Wacholders geschätzt hat. Wie der Holunder war auch der Wacholder eine regelrechte Baumapotheke, die man für unzählige Leiden in Anspruch nahm.
Leider hat den Wacholder die Wertschätzung, die er zu allen Zeiten genoss, ihn so dezimiert, dass in heute in Deutschland unter Naturschutz steht. Nicht aber die Beeren, die dürfen gesammelt werden. Der Wacholder gehört als Nadelbaum zu den Zypressengewächsen. Im April erscheinen, die weiblichen und männlichen Blüten, d.h. er ist zweihäusig. Die Nadeln des Wacholders sind einzigartig, da sie zu dreien zusammenstehen sich in vielen Stockwerken an den Zweigen empor reihen.
Vielfältige Einsatzmöglichkeiten
Wacholder kann vielfältig genutzt werden, z.B. als Tee, als Gewürz für Sauerkraut, Fleisch- und Fischgerichte. Als Räuchermischung. Aus den Beeren kann man auch einen Wacholdersirup machen, in dem man die Beeren mit kochendem Wasser übergießt, zudeckt und über Nacht stehen lässt. Dann wieder langsam erhitzen und kurz aufkochen lassen, durch ein Sieb passieren und nochmals aufkochen. Zucker oder Honig dazu geben und kühl und verschlossen aufbewahren.
Und natürlich der allseits überaus beliebte Gin wird aus Wacholderbeeren destilliert.
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