Isarwanderung vom Kloster Schäftlarn zum Ickinger Stauwehr
Dort, wo sich das Isartal öffnet und neben der Auenlandschaft wieder Wiesen und Felder das Bild bestimmen, steht das Kloster Schäftlarn. Mit seinem weithin sichtbarem Kirchturm und dem weißen Gebäudekomplex strahlt es schon von weitem achtunggebietende Autorität aus. Drumherum viel Grün. Mit unserer siebten Isar-Wanderetappe ab dem Deutschen Museum wollen wir vom sakralen Zentrum bei Hohenschäftlarn zum Ickinger-Stauwehr gehen. Bislang kennen wir unsere heutige Etappe nur vom Wasser aus. Das Kloster ist uns eigentlich kaum bekannt, außer vom ein- oder anderen Biergartenbesuch und der Durchfahrt des Areals. Eine gute Gelegenheit, um uns zusammen mit Hans, unserem heutigen Mitwanderer hier ein klein wenig umzusehen.
ACHTUNG: Die Isar hat den Weg gefressen :-(. Die Tour ist so nicht wanderbar!
Danke an Yvonne für die Info.
Das erwartet euch zwischen dem Kloster Schäftlarn und dem Ickinger Stauwehr
- Eine sehr schöne Isaretappe von 10,8 Kilometern, durch schöne und ruhige Isar-Auwälder. Zurück gehts über das Ickinger Stauwehr, -Stausee und Isar-Kanal. Wir wandern auf Forst- und Wirtschaftswegen, sowie schmalen Pfaden entlang der Isar. Auf gutes Schuhwerk achten, besonders bei Regen. Am Isar-Kanal gehts eher gerade dahin.
- Im Kloster Schäftlarn lohnt ein Abstecher in den Klostergarten
- Einkehrmöglichkeit gibts im Klosterbräustüberl, im Biergarten Aumühle und dem Gasthof Brückenfischer
Anfahrt und Parken am Kloster Schäftlarn
Wir parken rechts der Durchfahrt, südlich des quadratischen Wirtschaftsareals an der Klosterstraße. Bevor wir uns aber der Isar zuwenden, wollen wir dem Prälatengarten einen Besuch abstatten. Rechts vom Klosterladen der Eingang in den 1998 angelegten Garten, in dem Rosen und Lavendel blühen. Zumindest im Sommer. Wenigstens hüpft bereits der Springbrunnen im zentralen Bassin, von dem vier Hauptwege in alle Himmelsrichtungen führen. Man kann lesen, dass diese Achsen den Kosmos repräsentieren. Der Kreis des Brunnens, die Quelle, stellt die Gartenanlage, die an der Schöpfungsgeschichte orientierte innere Ordnung dar.
Das Siedlungsgebiet von Schäftlarn blickt auf eine lange Geschichte zurück. Schon im 7. Jahrhundert wurde das Kloster gegründet, dessen Einflussbereich sich durch Schenkungen zunehmend erweiterte. Dennoch erlosch im 10. Jahrhundert die Abtei. Erst 140 Jahre später übertrug Bischof Otto von Freising das Klosterareal an den Prämonstratenser-Orden, der hier viele hundert Jahre bis zu seiner Auflösung durch die Säkularisation 1803 tätig war.
Besuch des Prälatengartens
Von den viel gepriesenen Rosen sehen wir nur ihre auf Stein geschriebenen Namen. „Roy Black“ ist eine davon. Da hat also der Schnulzensänger von einem Fan- und Rosenzüchter seine eigene Rose bekommen, die wir uns heute aber nur vorstellen können. Wäre sie nach seinem bürgerlichen Namen benannt, würde sie, wie gewöhnlich, Gerhard Höllerich Rose heißen. Um in einen Prälatengarten zu kommen, braucht es aber schon einen Shownamen, der nach mondänem Schlosshotel und „Weißem Rössel“ klingt und Symbol für den Kitsch der deutschen Weltordnung in den 70ern verdeutlicht. In dem Garten wurde aber auch an alles gedacht.
Toller Film eines Drohnenflugs von Bobberle
König Ludwig übergab nach 60 Jahren das Kloster an die Benediktiner, die hier ein Gymnasium einrichteten, was noch heute existiert und die vielen Jugendlichen am Wochenende erklärt.
Der Klosterladen wird von den Mitarbeitern nebenberuflich betrieben und unterstützt mit dem Erlös die historische Bausubstanz der Abtei, sowie soziale Projekte auf der ganzen Welt. Wir haben unseren Teil beigetragen, indem wir einen 5 Liter Tetrapack mit Apfelsaft von den Streuobstwiesen hinter dem Prälatengarten gekauft haben. Ganz uneigennützig.
Südlich der Abtei geht’s über die Wiesen zum Isar-Urwald
Auf geht’s! Der Wanderweg führt in der Nähe unseres Parkplatzes durch die Holzgroßhandlung hindurch südwärts. Erst einmal Wiesen und ein Fußballplatz. Es fällt auf: nicht viel los heute, nur wenige Hundebesitzer sind mit ihren Vierbeinern unterwegs. Nach 1,5 Kilometern, dort wo Wald und Isardamm zusammentreffen, geht hinter der Kiesbrache ein Pfad Richtung Isar. Es sind nur knapp 300 Meter, bis wir das Rauschen des Flusses hören.
Ein erster Ausblick auf die wilde Natur erwartet uns. Es fällt auf, dass sich das Isartal geweitet hat. Die gegenüberliegenden Hänge sind kaum mehr zu sehen. In ihrem Naturbett, eingerahmt von urwüchsiger Auenlandschaft, bahnt sich „die Reißende“ ihren Weg nach Norden.
Du kannst hier dem Flußpfad folgen und das Dead-End-Schild ignorieren, oder außen herumgehen, beides geht.
Wir bleiben auf dem Weg stets nahe der Isar, dem zu folgen, zumindest zur früher Jahreszeit, kein Problem ist. Wilde Wachholderbüsche säumen streckenweise den sich abenteuerlich windenden Pfad. Wir suchen nach schwarzen Beeren vom Vorjahr und kauen sie. Habe jetzt plötzlich Lust einen Gin zu trinken.
Der Wacholder: Wachhalter und magisches Zauberholz
„Vor dem Holunder soll man den Hut abnehmen, vor einem Wacholder aber muss man in die Knie gehen“. Weiterlesen
Immer bleiben wir in der Nähe des Flusses, im Zweifel links halten, aber viele Abzweiger gibt es nicht.
Weitere 1,5 Kilometer nach dem ersten „Servus“ mit der Isar treffen wir auf eine Kiesbank, auf der sich wohl Indianer eine Sommerhütte gebaut haben. Sie hat den Winter gut überstanden, als Sonnenschutz für heuer eine tolle Idee. Am Ende des Kiesstreifens schlagen wir uns wieder auf den Uferpfad, bis wir auf einen Bach stoßen, der parallel zur Isar verläuft.
Ein neuer Auenbach entsteht
Auch wenn man es vermuten könnte, es ist kein natürlicher Bach oder Isar-Abzweiger den man hier trifft. Dieses 1.400 Meter lange Gewässer ist neu, künstlich und dazu noch von E.ON finanziert. Irritation: Hat E.ON neben der 14,6 Milliarden Euro an Rückstellungen für den Rückbau von stillgelegten Kernkraftwerken noch Geld für Naturprojekte? Aber ja, besonders, wenn man für die Finanzierung zusätzliche 10 Kubikmeter Wasser zu den bisher 80 in den nahen Mühltalkanal leiten darf und einen Gewinn durch regenerative Stromgewinnung erzielt (wenn hoffentlich die festgeschriebene Restwassermenge von durchschnittlich 15 Kubikmeter Wasser in der Isar bleibt).
Ziel ist es, mit dem neuen Auenbach als Ausgleichsfläche Wasserlebewesen Lebens- und Rückzugräume zu liefern und den Wald besser zu bewässern. Das Bachbett wurde nur grob vorgegeben, auf Gewässersohle, Uferböschung sowie Abdichtungsmaßnahmen wurde bewusst verzichtet. Der Bachlauf kann sich somit natürlich weiterentwickeln.
Zurück zwischen Ickinger Stauwehr und –Stausee wandern
Der Pfad am Auenbach wird zum Waldweg, und bald zum guten Fahrweg. Über eine kleine Brücke kreuzen wir das neue Gewässer queren und folgen der Schotterstraße bis zum Ickinger Stauwehr. Mit seinem Dach und der hölzernen Verschalung sieht das 1924 gebaute Wehr fast wie eine mittelalterliche Stadtmauer aus. Hier wird die Isar zusätzlich in den rechtsläufigen Mühltalkanal geteilt, der 7,3 Kilometer unterhalb, beim gleichnamigen Gasthaus zur Mühle in das Wasserkraftwerk geleitet wird. Die von Wolfratshausen her kommenden Flöße werden vor dem Wehr in den Kanal geführt.
Wir gehen über das Wehr. Eng kann es hier schon mal werden, besonders wenn jemand mit Fahrrad oder Kinderwagen die Uferseite wechselt. Am Ende eine kurze Treppe und eine Eisentüre.
Wer auf schnellsten Wege zurück will, kann ab hier dem Isar-Kanal folgen. Ich würde das aber nicht machen, denn der Weg links am Ickinger Stausee, vorbei ist deutlich schöner und kurzweiliger. Hab ich gerade Stausee gesagt? Wie ihr könnt ihn nicht sehen? Er liegt zwischen Kanal und Alt-Isar. Man entdeckt ihn eigentlich erst, wenn man direkt vor ihm steht. Hierzu folgen wir dem geschotterten Fahrweg flussabwärts, links am alten Isar-Flussbett entlang. Um zum Stausee zu kommen, folgen wir einem der Fußpfade, die rechts auf den Damm führen. Immer wieder genießen wir wunderschöne Ausblicke auf das Wasser, das auf der anderen Seeseite gerne von den Nackerten belagert wird.
Wenn der Dammpfad aufhört, können wir auf die Isar-Kiesbank wechseln, indem wir den Fahrweg kreuzen. Geht am besten bis zum Ende, schaut auf die Isar und folgt einem der Pfade wieder auf den Fahrweg, der vom Wehr aus nach etwa 1,8 Kilometer auf den Isarkanal trifft.
Abstecher zum Biergarten Aumühle
Ab jetzt geht’s dahin. Schnell wandert es sich auf der Geraden. Wenn ihr nicht gerade an einem Sonntag oder Montag unterwegs seit, könnt ihr nach 850 Meter über die hölzerne Brücke einen Abstecher machen, um auf der östlichen Kanalseite bei der Aumühle einen Gastro-Stop einzulegen. Einfach den Damm herabsteigen und beim zweiten Haus rechts sich auf einen der Stühle fallen lassen. Man versteht sich hier besonders auf Fische, die super frisch aus den Teichen hinter dem Biergarten gezogen werden. Nur wir hatten Pech, weil Sonntag. Es empfiehlt sich wieder auf der linken Kanalseite, flussabwärts zu gehen, es sei denn, ihr wollt einen Teil der Strecke auf der Teerstraße gehen.
Beim Gasthof Brückenfischer über die Isar nach Schäftlarn gehen
Unseren Einkehrschwung haben wir nachgeholt, und zwar beim Brückenfischer, den man nach ca. 25 Minuten Gehzeit (2,2 Kilometer) erreicht. Gutes Essen in nettem Biergarten.
Von der Schäftlarner Isarbrücke ist es jetzt nicht mehr weit zum Auto. Einfach wieder auf die westliche Uferseite wechseln und rechts der Allee auf das Kloster zugehen. Letzte Einkehrmöglichkeit ist das Klosterbräustüberl im Areal der Abtei. Ihr habt es Euch verdient!
Vielen Dank auch an Hans für die schönen Bilder, die ich von ihm zur Verfügung gestellt bekommen habe!
2 Gedanken zu „7) Am Fluss: Pfaffen, Roy Black und Wacholderbeeren“
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