Dass es in der Nähe von Aying einiges zu entdecken gibt, haben wir schon bei unserer auf unserer Rundwanderung von Aying über Graß und Kaltenbrunn erfahren. Bei Großhelfendorf, nur eine S-Bahn-Haltestelle weiter, konnten Gitta und ich erfahren, dass es hier auch im Winter ausgezeichnet wandern lässt, und das noch schöner mit Lamas. Unterwegs waren wir mit Tochter Leonie, Isolde und ihren Mann Hans, sowie vier Lama-Damen und Fernando dem jungen Lama-Wallach. Knapp drei Stunden dauerte die Runde, die trotz des Schnees gut zu gehen war und uns bis zur Marterkapelle von St. Emmeram bei Kleinhelfendorf geführt hat und wieder zurück. Unterwegs geht ein kleines Stück auf der ehemaligen Römerstraße Via Julia.
Losgewandert in Neugöggenhofen oder bei der S-Bahn-Haltestelle Großhelfendorf
Mit Isolde und Hans haben wir uns am frühen Nachmittag bei ihrem Hof, dem Lamaland Loher, in Neugöggenhofen 7, bei Aying getroffen. Bereits im letzten Sommer konnten uns näher kennenlernen, beim Scheren der Lamas, einem Lama-Picknick oder einem Feierabendspaziergang mit den Tieren in den nahen Wald. Wir haben uns auf das Treffen gefreut, denn beim gemütlichen Schritt kann man sich kann man nicht nur gut unterhalten, sondern die Lamas haben etwas Gemütliches und Beruhigendes.
Die Tiere bekommen ihre Halfter angelegt. Erst folgen wir der kleinen Teerstraße 250 Meter nach Süden, dann biegen geht es links auf einen Feldweg, der uns zum 600 Meter entfernten Großhelfendorf bringt. Am Bahnübergang an der Forststraße queren wir die Gleise. Das moderne Geschäftsgebäude am S-Bahnhof links gehört übrigens Fritzmeier Systems, „Weltmarktführer für Kabinen von Baumaschinen und Flurförderfahrzeugen“. Zwischen den Hallen biegen wir 40 Meter rechts in den Grubmühlweg ab. Jedes der Tiere hat seinen eigenen Charakter.
Ich führe Casey am Halfter. Sie ist vorsichtig. Die abgestellten Lkws beäugt sie skeptisch, geht zögerlich vorbei. Freies Feld erreichen wir bald wieder hinter den Produktionsanlagen an der Wendeschleife (Nicht links zum Reiterhof gehen!)
Hans geht mit Fernando voraus. Der junge Lamawallach ist ein kleiner aber lieber Flegel, der eine klare Führung benötigt, aber ein hervorragender Geher ist. Gitta und Fortuna sind schon von der letzten Wanderung ein eingespieltes Team. Der Feldweg geht in südlicher Richtung, an den Pferdekoppeln vorbei und zum 900 Meter entfernten Wäldchen. Gleich dahinter eine Straße, auf der wir bei gleichem Kurs folgen, aber nur bis zum ersten Haus auf der linken Seite. Hier biegen wir auf den Forstweg links ab.
Mittlerweile führe ich Fernando an der Leine. Der Wald ist tief verschneit. Ein „Mööhh“ in meinem Rücken signalisiert, dass sich ein Treckinglama gerade nicht am Winterwunderland so freut wie wir. Wir ziehen die Mützen ins Gesicht. So weit ist die Runde ja auch nicht, liebes Lama! Rechts tauchen kurz die Christbaumplantagen von Rauchenberg auf. Ein Kilometer nach Eintritt in den Wald erreichen wir die Bundesstraße, die wir flott überqueren. Auf der kleinen Teerstraße auf der anderen Seite gelingt ein flotter Schritt, bis unvermittelt rechts die barocke Marterkapelle St. Emmeram auftaucht.
Marterkapelle St. Emmeram
Die dramatische Geschichte vom heiligen St. Emmeram hat mich erstaunlicherweise von meinem Beitrag über den nördlichen Englischen Garten bis hier nach Kleinhelfendorf verfolgt.
Im 7. Jahrhundert wurde an der Stelle der Marterkapelle der Wandermönch grausam gefoltet, da er, um die Tochter und ihren Liebhaber, zu schützen, die Verantwortung der Vaterschaft ihres unehelichen Kindes übernahm. Da es sich bei der Mutter um die Tochter des Herzog Theodo I. von Regensburg handelte, wurde Emmeram auf seiner „Sühnereise nach Rom“, hier in Kleinhelfendorf vom Sohn des Herzogs abgefangen und verstümmelt. . ließ den Leichnam nach Regensburg zurückführen, als ihn ein Prister über den wahren Sachverhalt aufgeklärt hatte.
Sage oder Wahrheit? Es darf angenommen werden, dass diese Geschichte nicht aus der Luft gegriffen ist, denn die nahe Römerstraße bestand wohl noch zu Zeiten des Hl. Emmeran um 650 n. Christus. Außerdem wurde Emmerams Lebens- und Leidensgeschichte bereits um 772 von Arbeo von Freising niedergeschrieben. Bevor 1752 die Marterkapelle ihr heutiges Bild erhielt, gab es zuvor an dieser Stelle ältere Sakralbauten, sodass der Ort der Kapelle nicht von ungefähr kommt. Der heilige Emmeram wurde bayerischer Stammesheiliger und liegt in der Kirche St. Georg in Regensburg begraben.
Zurück auf der Römerstraße von Kleinhelfendorf nach Großhelfendorf
An der Marterkapelle vorbei biegen wir in Kleinhelfendorf gleich auf der anderen Straßenseite in die Kleinhelfendorfer Straße ein. Auf die ehemalige Römerstraße kommen wir gleich nach dem ersten Haus, wo der Feldweg nordwestlich über die Felder nach Großhelfendorf führt. Toller Blick von hier auf die Kapelle. Ferdinand schmuggelt sich aufs Bild. Kaum vorstellbar, dass wir hier einer ehemaligen Heerstraße mit Lamas wandern, die über viele hundert Jahre eine Hauptroute im damaligen Rätien war
Wir erreichen Großhelfendorf beim Feuerwehrhaus und setzen den Weg gleich gegenüber in der gleichnamigen Römerstraße in nordwestlicher Richtung fort. Gegenüber der Schule finden wir eine Infotafel zu den Ausgrabungen, die man hier gemacht hat.
Die Römerstraße Via Julia bei Großhelfendorf
Die Fernstraßen waren eine wesentliche wirtschaftliche und militärische Grundlage des römischen Weltreiches. Die Straße in Deutschland waren aber nicht wie die Via Appia mit großen und schweren Steinen gepflastert, sondern eine Schotterstraße mit einem Unterbau aus Bruchsteinen oder Kieseln. 5–7 Meter breit lief die Straße zu beidseitig verlaufenden Entwässerungsgräben ab.
Entlang der Straßen konnten Pferde oder Mulis an Stationen gewechselt werden. Rasthäuser gab es etwa alle 37 Kilometer, der Tagesstrecke eines Soldaten. Die heute als Via Julia bezeichnete Römerstraße verband die Provinzhauptstadt Augsburg mit Salzburg und damit die Provinzen Rätien und Noricum. Quelle: Infotafel „Via Julia“ / Großhelfendorf.
Den Grundriss eines römischen Kastells für 120 – 160 römische Soldaten im Osten von Aying hat man erst kürzlich entdeckt.
Wir haben die Via Julia schon bei einigen unserer Wanderung gestreift. Wenn ihr noch mehr auf historischen Pfaden wandern möchtet, dann seht Euch doch auch die Rundwanderung von Deisenhofen übers Gleißental nach Kreuzpullach und Wanderung von Grünwald zum Georgenstein an.
Weiter nach Göggenhofen und zurück zu Auto, S-Bahn oder Lamastall
Nach Göggenhofen kommt man, indem man die Römerstraße über die Graßer Straße verlängert und am Sportplatz den Fuß- und Radweg nach Norden, einschlägt. Kurz vor dem Ortseingang gelangt man auf die stärker befahrene Landstraße. Schon 200 Meter weiter geht es auf der anderen Seite weiter, wo man erst in den Sixenbogen und etwas weiter links in die Schusterstraße einbiegt. Am Ende müssen wir nur den kleinen Fußweg den Hang hinunter zum Bahnübergang schreiten.
Wer mit der S-Bahn gekommen ist, hält sich vor den Gleisen links. Der Bahnsteig ist 300 Meter südlich. Wir bringen die Lamas wieder zurück in den Stall und uns zum Auto. Neugöggenhofen sehen wir schon über die Felder. Einfach der Straße 480 Meter folgen. Lamaland-Loher findet man unweit der nächsten Kreuzung rechts.
Die verbliebenen Lamas sehen unsere kleine Karawane schon von Weitem und laufen zum Gatter. Freundliche Begrüßung. Wir wärmen uns erst mal im „Lamastüberl“ mit einer warmen Tasse Kaffee auf und freuen uns über die schöne Rundwanderung.
Lamaland Loher
Neugöggenhofen 7
85653 Aying
Telefon: 0178 1419626
Website von Lamaland Loher