Taubenbergwanderung von Osterwarngau über Nüchternbrunn zum Aussichtsturm
Münchner lieben ihre Berge. Wir auch. Meist müssen wir uns aber mit dem Panorama begnügen. Ok, das Panorama vom Olympiaturm ist großartig, aber je näher du zu den Voralpen kommst, desto schöner werden sie. Natürlich ist auf ihnen zu stehen ein ganz anderes Erlebnis, doch fürs Besuchen fehlt einfach häufig die Zeit.
Erst neulich war das Wetter traumhaft und die Hunderunde am Samstag hätten wir auch in der Nachbarschaft machen können, doch da war es wieder, das Panorama! Unsere spontane Idee: eine kleine Wanderung, die mehr als ein Kompromiss ist, kurze 5,8 Kilometer lang ist und von Osterwarngau auf den Taubenberg führt.
Das erwartet Euch auf der Wanderung nach Nüchternbrunn
-
Ein gemütlicher Anstieg, eine stille Kapelle im Wald, eine Wirtschaft, die leider im Winter geschlossen hat, aber mit Fernblick hinüber zum Wendelstein aufwarten kann, und einem Aussichtsturm für die wärmere Jahreszeit. Die Wege sind gut begehbar, mit dem Kinderwagen aber manchmal holprig. Bei Nüchternbrunn sollte kurzzeitig Tragehilfe notwendig sein.
- Am Berggasthof lässt sich zu wärmerer Jahreszeit im Biergarten gut Zeit verbringen, während die Eltern ins Blaue blicken und ihre Kinder am Spielplatz rumwuseln.
- Mit seinen knapp 6 Kilometern kann man die Tour aber auch gut als schnelle Halbnachmittags-Runde verbringen.
Mit dem Auto nach Osterwarngau gefahren
Von München aus ist Osterwarngau über die A8 bei der Ausfahrt Holzkirchen unproblematisch erreichbar (außer am Wochenende später Vormittag – da ist meistens zäh-fließender Verkehr). Wir parken unser Auto am Ende des Nüchternbrunnweg in Osterwarngau, beim Wald (Google Maps).
Am Kreuzwert nach Nüchternbrunn losgewandert
Der Startpunkt zu Wanderung ist gut beschildert und führt am Kreuzweg direkt zur Wallfahrtskapelle. Der Anstieg beginnt sanft. 15 Stationen leiten in 40 Minuten hinauf zur 802 Meter hoch gelegenen Waldkapelle. Die roten Holzstelen zeigen in naivem Strich die Kreuzigungsgeschichte. Einfach aber schön.
Vor etwa einem Jahr waren wir das letzte Mal auf diesem Wanderweg unterwegs. Wir hatten den Blog gerade gestartet, doch die wenigen Fotos, haben für einen ersten Beitrag nicht gereicht. Heute war es anders. Die Sonne strahlt in den Bergwald und lässt die Schneekristalle blitzen. Gitta und ich stehen, staunen, fotografieren und genießen die frische Luft. Pelle ist mit unserer Entscheidung, hierherzukommen, glaube ich, sehr zufrieden.
Betrachtet man den Taubenberg aus der Luft, oder die 3D-Ansicht auf Google Maps, erkennt man seine hufeisenförmige Form. Die Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn liegt leicht unterhalb der Krümmung des Bergzuges, wo das langgezogene Farnbachtal zunehmend nach Osten abfällt und die zwei Ausläufer der Erhebung spreizt.
Wir finden das kleine Kircherl und die Klause auf einer Waldlichtung. Es sind keine weiteren Besucher da. Es ist still. Davor eine sprudelnde Quellfassung mit einfachem Becken.
Wallfahrtskapelle Nüchternbrunn
Die Geschichte der kleinen Kirche im Wald reicht weit zurück. Nachverfolgbar ist, dass lt. Wikipedia hier um 1710 eine hölzerne Klause gestanden hat, welche später um die im barocken Stil aufgemauerte Kapelle ergänzt wurde. Die Quelle soll dabei heilsame Kräfte, besonders zur Behandlung von Augenleiden haben.
Zweimal brannte das der „Schmerzhaften Muttergottes“ geweihte Gotteshaus ab, zuletzt 1940, wurde aber erst 1945/1946 wieder aufgebaut. Meist ist die Türe verschlossen. Nur im Sommer am Sonntagnachmittag ist sie geöffnet, wie auch für zwei Messen, die im Juni und September stattfinden.
Weiter übers Farnbachtal zum Gasthof Taubenberg
Zum Gasthof Taubenberg sind es von Nüchternbrunn aus 1,6 Kilometer. Der Weg führt südlich an der Klause vorbei in den Wald. Er geht gewunden am Hange des Fanbachtals entlang, ohne tief darin einzutauchen. Es macht Freude, den schön gewundenen Wanderweg zu folgen. Ich bin stets überrascht, wie schnell man den Gasthof erreicht. Die Entfernung habe ich mehrfach nachgerechnet, da ich es nicht glauben konnte. Der Gasthof hat, geschlossen, wie es auch im letzten Jahr, zu etwa der gleichen Zeit. Dort wo der Spielplatz ist, wächst heute hoch der Schnee und von der Regenrinne lange Eiszapfen. Immerhin liegt der Bergkamm der Voralpen blau und klar vor uns. Dazwischen viel Wald. Wendelstein und Breitenstein, zwei der liebsten Münchner Hausberge liegen direkt vor uns. Wäre das Jahr weiter fortgeschritten und wärmer, stünden wir auch hier nicht alleine sondern müssten erst einen freien Tisch suchen. Man kann nicht alles haben, genau wie den Schlüssel für den Taubenberg-Aussichtsturm.
Hinauf zum Taubenberg-Aussichtsturm und dann zurück
Der Taubenberg hat keinen klassischen Gipfel mit freier Kuppe und Kreuz. Es gibt vielmehr immer wieder freie Wiesen, von wo man in die Ferne gucken kann. Wo am Taubenberg die geographisch höchste Stelle ist, hat man ab 1908 einen Aussichtsturm, mit dem Charakter einer Mischung zwischen Burg- und Wasserturm hingestellt.
Auch wenn man den Turm vom Taubenberg Gasthof nicht sieht, findet man ihn mühelos. Der gut ausgeschilderte Wanderweg führt westlich und links der Fahrstraße den Waldrand hinauf. Wenn man sich auf halbem Weg umsieht, blickt man über den nördlichen Taubenberg-Ausläufer beim Weiler Fentberg Richtung Bad Aibling. Es lohnt sich insgesamt häufiger mal stehen zu bleiben und zurückzublicken.
Vom Parkplatz bei der Kapelle sind es noch 650 Meter durch den Wald bis zum Taubenberg Aussichtsturm.
Der Taubenberg Aussichtsturm in 360°
30 Meter ist er hoch, der Taubenberg Aussichtsturum, welcher über zwei gegenläufige Wendeltreppen bestiegen werden kann. Die Stadt München hat ihn im Zuge der Münchner Wasserversorgung als finales Abschlussbauwerk 1908 geplant und 1911 fertiggestellt. Darum thront auch über dem Portal auch das Münchner Stadtwappen. Als Ausflugsziel war er damals beliebt, weswegen man den an seiner Stelle alten Holzturm, durch einen aus Stein ersetzt hat. Über den ehemaligen Bahnhof in Unterthalham wurde nicht nur das Material angeliefert, auch die Ausflügler aus München wanderten von hier auf den 878 Meter hohen Berg, bis der Ort mitsamt Bahnhof zur Sicherung der Trinkwasserqualität abgerissen wurde. Der Schlüssel kann lt. Wikipedia gegen Pfand von Mai bis Oktober beim Gasthof Taubenberg ausleihen.
Haben wir den Aussichtsturm erreicht, befinden wir uns bereits auf dem Rückweg. In nordwestlicher Richtung geht der Weg ab hier in einem weiten Halbkreis nach rechts, bis wir nach knapp einem Kilometer wieder den Kreuzweg nach Nüchternbrunn erreichen. Hierfür bleiben wir auf dem Wanderweg und halten uns an Wegkreuzungen rechts.
Der Kreuzweg kann bergabwärts übrigens prima für eine lustige Schlittenfahrt genutzt werden, sofern Schnee vorhanden ist!
Taubenberg Wanderkarte