Wanderung von Neubeuern zur Dandlbergalm am Samerberg

11,2 / 14 KilometerKarte

Neubeuern etwas südlich von Rosenheim hat nicht nur ein tolles Ortszentrum unter einer malerischen Burg, sondern liegt auch fantastisch zwischen Inn und Samerberg. Die Wanderung von hier zur Dandlbergalm am Samerberg hat alles, was eine gute Tour braucht: Eine mehr als abwechslungsreiche Wegstrecke, ein kleiner Anstieg, der ausreichend hoch führt, um toll ins Inntal zu blicken oder über pittoreske Steinbrüche zu staunen. Dicke Empfehlung, auch wenn die Tour anspruchsvoller, auch wegen Länge und Höhenmeter ist.

Kurze Rast mit Blick auf Neubeuern.

Das erwartet euch zwischen Neubeuern und der Dandlbergalm

  • Wegoption 1: Mit 11,3 Kilometer und 3,5 Stunden Gehzeit. Der Weg ist kürzer und schattiger und im Sommer bei Hitze bestimmt eine gute Wahl, hat aber dennoch 420 Höhenmeter zu überwinden. Keiner der Wegstrecken ist für Kinderwägen geeignet.
  • Wegoption 2: Mit 14 Kilometer ist die Wanderung mittelschwer bis anspruchsvoller, da zur Wegstrecke noch knapp 500 Höhenmeter hinzugerechnet werden müssen. Die Gehzeit ist etwa mit 4,5 Stunden anzusetzen.
    Beide Routen bieten eine Bandbreite von kleinen Teerstraßen bis Wiesenpfaden. Autos gehen wir dabei großteils aus dem Weg.
  • Erlebt auf der Wanderung die ehemaligen Steinbrüche Wolfsschlucht (aus Sicherheitsgründen über die Wintermonate geschlossen), den Mühlsteinbruch und den Theatersteinbruch bei Altenbeuern. 1981 als schönstes Dorf Deutschlands ausgezeichnet, punktet Neubeuern mit seinem Marktplatz mit Torturm und jede Menge historischer Fassaden. Unterwegs könnt ihr euch immer wieder auf weite Ausblicke in die tolle Umgebung freuen.
  • Einkehren könnt ihr am Anfang oder Ende in diversen Gasthöfen in Neubeuern oder unterwegs im Berggasthof Dandlberg-Alm. 

So kommt ihr mit dem Auto und öffentlich nach Neubeuern

Anfahrt mit Bahn und Bus: Je nach Zug benötigt ihr vom Hauptbahnhof München bis Raubling zwischen 60 Minuten und 1,5h. Von hier gehts mit dem Regionalbus 9490 (Fahrplan) für 10 Minuten weiter, allerdings nur von Montag bis Samstag.

Anfahrt mit dem Auto: Mit dem Auto benötigt ihr ab Ramersdorf über die A8 zwischen 45 und 60 Minuten nach Nussdorf. In Rohrdorf die Autobahn verlassen und über die ST 2359 bis Neubeuern fahren. Parken könnt ihr am Rathaus an der Schloßstraße (Google Maps)

Losgewandert: Orientierungsrunde durch die Wolfsschlucht und Neubeuern

  • Der Parkplatz am Rathaus befindet nahe dem Sportplatz von Neubeuern. Von hier spazieren wir zunächst auf dem Fußweg knapp 300 Meter rechts des Burgbergs nach Norden, vorbei am Kindergarten. Nach dem am Dirtpark (Parcours für Mountainbiker und BMX-Fahrer) biegen wir an der Weggabelung links in die Wolfsschlucht ab. Etwas aufwärts steigend öffnet sich ein tiefer Einschnitt im Fels, der den Burgberg einmal von
Romantisch: der ehemalige Steinbruch Wolfsschlucht

Ost nach West in zwei Hälften teilt. Die Schlucht ist künstlich und in hunderten von Jahren per Handmeißel aus dem Stein geschlagen.

Wolfsschlucht

Sie ist 250 Meter lang, etwa zehn Meter breit und 20 Meter hoch. Die Wolfsschlucht von Neubeuern ist eine beeindruckende Natursehenswürdigkeit und Geotop. Abgebaut wurden dort neben feinkörnigem Grünsandstein, feldspathaltige Sandsteine, die auch in der naheliegenden Burg verbaut wurden. Im Mittelalter wurden hier Mühl- und Schleifsteine gebrochen und über den nahen Inn mit Pferdefuhrwerken verschifft.

  • Wir durchqueren staunend den ehemaligen Steinbruch und schlüpfen am Ende durch eine kleine Durchgangshöhle, die durch einen Felssturz entstand. Der Fußweg führt links an den Tennisplätzen an der ehemaligen Turnhalle vorbei zur Rosenheimer Straße. Links abgebogen erreichen wir nach 300 Meter das Ortszentrum mit dem Marktplatz, direkt unter dem Schloss Neubeuern.

Neubeuern

Neubeuern liegt am Inn 12 Kilometer südlich von Rosenheim und nur 8 Kilometer vor der österreichischen Grenze. Verkehrsgünstig an der Achse München – Salzburg und an der Abzweigung zum Inntal in Richtung Brenner und Italien gelegen, war die Schifffahrt von enormer wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Wichtigkeit. Geschützt von der um 1235 errichteten Festung hat sich der Ort mit zahlreichen Eigenrechten und Marktrecht seit 1393 gut entwickelt. Ein weiterer wichtiger Wirtschaftsfaktor, war der feinkörnige Grünsandstein, der hier für Schleifsteine abgebaut wurde. Bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts in Deutschland und Österreich verkauft, erlahmte danach die wirtschaftliche Blüte des Ortes.

Marktplatz von Neubeuern mit Schloss

Schlossherrin Julie von Wendelstadt und Gräfin Ottonie von Degenfeld war seit Anfang des letzten Jahrhunderts Gastgeberin für zahlreiche bedeutende Künstler und Denker. Heute ist in der ehemaligen Feste ein privates Eliteinternat untergebracht. Die jährlich Kosten von 44.340,− € kann sich allerdings nicht jeder leisten.

Am Marktplatz von Neubeuern gibt es zahlreiche Einkehrmöglichkeiten

Der einsetzende Fremdenverkehr und die Auszeichnung 1981 zum schönsten Dorf Deutschlands machten Neubeuern als Bilderbuchort bekannt. Die jährlich veranstaltete Marktbeleuchtung, zieht etwa 3500 Besucher an, wenn mehrere tausend Kerzen an den Fensterbrettern und Balkonen die denkmalgeschützten Häuser illuminieren.

Von Neubeurer Ortszentrum zur Dandlbergalm wandern

  • Das Ortszentrum verlassen wir südlich des Marktplatzes rechts der Kirche, wo sich das Strasserl verengt. Bevor wir rechts am Gasthaus über zahlreiche Treppenstufen hinuntersteigen, erklimmen wir noch kurz den Haschlberg. Der Aussichtsfelsen befindet sich links des Gasthauses und ist über eine Metalltreppe zu erreichen.
  • Zum ehemaligen Beurer Hafen mit Infotafel und altem Kahn kommen wir links entlang der Sailerbachstraße, direkt an der St 2359.

Alter Beuerer Hafen

Der Inn war einst Hauptverkehrsweg zwischen Innsbruck und Passau, Wien und Budapest. Etwas südöstlich des Burgbergs befand sich in einem breiten Seitenarm des Inns eine Bucht, die als Anlegeplatz genutzt wurde. Die Lände war wirtschaftlicher und geselliger Mittelpunkt. Heute hat sich der Flusslauf um einige hundert Meter verlagert und bis auf den alten Kahn erinnert nichts mehr an den alten Hafen. Eine Infotafel informiert über die Geschichte und den ehemaligen Lauf des Inns.

Der Beurer Hafen vom Haschlberg gesehen (An der Kreuzung)
  • Wir queren die Staatsstraße und folgen dem Steinmühlenweg gegenüber für 230 Meter. Nach dem letzten Weg geht’s links 240 Meter auf dem Fußweg im sanften Linksbogen weiter. An der Siedlungsstraße sofort wieder rechts und im spitzen Winkel durch die Häuser nach Süden gehen. An der nächsten Abzweigung am ehemaligen Schwimmbad rechts abbiegen und dem Fußweg entlang des Wassergrabens für 300 Meter wandern.
  • An der Weggabelung rechts abbiegen und 100 Meter entlang des Waldrandes mit zur nächsten Wegkreuzung wandern. Hier links abbiegen und 250 Meter auf der Betonstraße zum Bauernhof gehen. Dahinter ein kleiner Wiesenhang, auf dem gegenüber dem Hof ein kleiner Weg führt. Nach einem kurzen Anstieg steht ein kleiner Unterstand. Daneben ein kleines Denkmal für Johann Bapt. Poll, Lehrer an der Wittelsbacher Schule und gefallen im Ersten Weltkrieg. Vielleicht war er hier häufiger mit seinen Freunden, die hier an ihn gedacht haben. Von dem Hüttchen kann man toll nach Neubeuern blicken, wie auch ein Stückchen weiter den Wiesenpfad hinauf. Eine Aussichtsbank lädt zum Verweilen ein.
  • Weiter auf dem Feldweg, der rechts am Wirtschaftsgebäude vorbeiführt. Am Hof links abgebogen. Unser Wanderweg führt in einem U-Turn am Anwesen vorbei und 170 Meter bis zum Salinweg hinauf.
  • Wegoption 1: Über die Dandlbergstraße

    • Am Wegweiser links abgebogen: Wir folgen dem Weg Richtung „Dandlbergalm“ für 550 Meter parallel zum Hang. Wo der Weg endet, rechts abbiegen und auf dem Betonweg aufsteigend wandern. Wenn rechts ein Fußsteig abzweigt, könnt ihr diesen für weitere etwa 500 Meter folgen, bis er an einem planierten Forstweg endet. Unterwegs kreuzen wir einen Wirtschaftsweg. Wenn rechts 230 Meter weiter erneut ein Fußweg abzweigt, diesen bis zur Dandlberg-Alm wandern (450 Meter).

    Wegoption 2: Über Oberpössnach / Vordersteinberg

    • Am Wegweiser rechts abgebogen: Durch einen freundlichen Laubwald wandern wir einen Kilometer entlang des Hanges in westlicher Richtung. Wenn der Weg aus dem Wald führt, haben wir den Berg beinahe zur Hälfte umschritten. Hier biegen wir links ab und folgen dem nun deutlich steileren Wirtschaftsweg, der mit jedem Meter einen immer schöneren Blick auf das Inntal ermöglicht.

    • Wir erreichen den Weiler Vordersteinberg nach 400 Meter. Hier scheint die Zeit stehen geblieben. Eine kleine Kapelle, ein Hof wie im Bilderbuch, mit Fensterläden und ein Kruzifix am Stadel. Hintersteinberg erreichen wir in 350 Metern. Auch hier gibts eine malerische Kapelle, vor dieser links abgebogen. Etwas ansteigend und in einem Rechtsbogen geht es einen Kilometer weiter entlang des Berghangs bis zum Weiler Anker. Auf einer kleinen geteerten Verbindungsstraße wandern wir ab hier 1,4 Kilometer bis nach Schilding am Samerberg. Der Kirchturm von Bartholomäus vor dem Panorama der Hochries ist unterwegs ein herrlich bayerischer Bilderbuchanblick.
    • Um zur Dandlbergalm zu kommen, biegen wir nach dem ersten Haus links im spitzen Winkel ab. Ein Schild weist den Weg. Knapp 100 Höhenmeter auf 850 Meter sind noch zu gehen. Das sollte kein Problem mehr sein, denn immerhin lockt ein Radler und ein Wurstsalat. Das beflügelt.

    Dandlbergalm

    Die Alm liegt auf dem Rücken des Dandlbergs auf 770 Höhenmeter. Zu Essen gibt’s kleine Gerichte und Brotzeiten, sowie einen prima Kaiserschmarrn, den ihr von der Terrasse mit toller Aussicht auf Nussdorf und das Inntal genießen dürft. Die Preise sind fair.

    Panoramablick von der Dandlbergalm ins Inntal

    Öffnungszeiten: Ganzjährig ab 10 Uhr, Montag und Dienstag Ruhetag.
    Adresse: Dandlberg 1 83122 Samerberg
    Kontakt: Telefon +49 8032 7060 / Website Dandlbergalm

    Rückwanderung nach Neubeuern über den Mühlsteinbruch Hinterhör

    • An der Dandlbergalm vorbei, folgen wir dem Weg links bis zum Mobilfunkmast und weiter in nördlicher Richtung. Ab dem Waldrand geht’s wieder runter. Nach 300 Metern am Wirtschaftsweg links abbiegen und weiter den Dandlberg und um die Kehre 600 Meter hinunter abwärts wandern. Danach rechts halten. Aufgepasst: Wenn ihr etwa 250 Meter links ein Schild „Fahrradfahren verboten“ seht, abbiegen und den Fußpfad durch die Fichten wandern. Ein Stückchen weiter ist der weitere Verlauf sehr viel klarer. Immer auf dem am besten sichtbaren Weg bleiben, bis es wieder (weitgehend) ebenerdig ist, dann links abbiegen. Ein alleinstehendes Gehöft (Wieslering) in 150 Metern zeigt, dass die Wanderung den richtigen Verlauf nimmt.
    • 200 Meter auf der kleinen Zufahrtsstraße vorbeigelaufen, dann rechts halten. In etwa 300 Meter führt der Weg links weiter. Geradeaus ein alleinstehender Hof. An der Einfahrt ein Gedenkstein für die Burg Althaus.

    Burg Althaus

    Auf dem kleinen Felsrücken hinter der Einöde stand einst die Vorgängeranlage von Burg/Schloss Neubeuern. 1130 erbaut von den Herren von Beuern, wird sie in Dokumenten erstmalig als „castrum Puren“ erwähnt. Sie befand sich außerdem in Besitz des Lehen des Hochstiftes Regensburg und in Hand der Adelsgeschlechter der Stettner von Altbeuern oder die Freiherrn von Pienzenau. Nach einem Blitzschlag 1607 abgebrannt, wurde sie nie wieder bewohnt. Heute ist außer einem alten Brunnenschacht vom einstigen Wehrbau nichts mehr zu entdecken.

    • Weiter zum Mühlsteinbruch Hinterhör: Erst dem Strasserl 200 Meter folgen, dann weiter auf dem Fußweg für 450 Meter. An der Teerstraße links halten. Unser Ziel liegt hundert Meter links zwischen den Bäumen.

    Mühlsteinbruch Hinterhör

    Vom 1572 bis ins 1860 wurden bei Hinterhör östlich von Neubeuern Mühlsteine per Hand aus dem Sandstein abgebaut.
    Noch heute sind die Abbauspuren im Steinbruch zu erkennen. Der Abbau war gefährlich. Erst wurde mit einem Eisen eine Scharte in den Stein geschlagen, in die hölzerne Keile getrieben wurden. Durch Wasser quoll das Holz auf und sprengte den Stein vom Felsen.

    Der Mühlsandstein ist ein grauer mittel- bis grobkörniger Sandstein aus gut gerundeten Quarz- und Feldspatkörnern, die mit kalkigem Bindemittel verkittet sind. Im frischen Zustand erwies sich der Stein lt. Wikipedia als überaus zäh und hart. Der Sandstein stammt aus dem mittleren Eozän und ist etwa 40 Millionen Jahre alt. Die Schichten sind heute verkippt und fallen fast senkrecht nach Süden ein. Hier in Hinterhör erreicht er die einmalige Mächtigkeit von 28 Metern.

    Der Hinterhörer Steinbruch ist so erhalten geblieben, wie er einst verlassen wurde. Das Geotop ist heute ein Naturdenkmal. Er zählt zu den schönsten Geotopen des Landes und ist eindrucksvoller Zeuge des alten Steinhauerhandwerks in Bayern.

    • Weiter für 500 Meter nach Westen gewandert. Entlang herrlicher Bäume, die den Weg säumen. Am Friedhof lohnt sich ein Abstecher zur Waldbühne. (Zweimal rechts abbiegen/am Bürgel).

    Freilichttheater am Bürgel

    • Der Umweg von knapp 6oo Meter führt zu einem weiteren Steinbruch, der heute als Freilichtbühne genutzt wird. Gespielt werden, hier der „Räuber Hotzenplotz“ und „Der Jäger von Fall“. Besser kann dafür eine Kulisse nicht sein. Wildromantisch stehen zwei Kulissen im Wald, die man von vorne und hinten außerhalb des Theaterbetriebes frei betreten kann.
    • Zurück am Friedhof:  Links abgebogen, und der Straße „Am Bürgel“ an der Kirche vorbei für 200 Meter gefolgt. Links in die Eichendorffstraße eingebogen und ein Stückchen weiter wieder rechts. Burg und Ziel der Wanderung liegen nahe vor uns. In einem Zick und einem Zack führt der Fußweg an Wiesen vorbei nach Neubeuern. Nach dem Firmengebäude rechts in die Pfaffensteinstraße abbiegen, dann an der Samerstraße links. In 160 Metern das letzte Mal links halten, dann habt ihr den Ausgangspunkt der Tour erreicht.

    Wanderkarte Neubeuern und Umgebung

    Author:in

    Helmut Eder

    Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.