Noch unbekannter als der Münchner Nordern ist für uns tatsächlich der Münchner Osten. Damit meine ich nicht die Gegend unterhalb des Ebersberger Forstes, sondern die Landkreise darüber, nämlich zwischen Markt Schwaben, Haag in Oberbayern und Taufkirchen an der Vils. Das Isental kannten wir nur aus den Nachrichten, wegen der umstrittenen Autobahn A 94. Burgrain nahe dem Markt Isen? Nie gehört! Es gab nie einen Grund sich dieser Gegend zu ändern, weil ich einfach nicht gewusst hätte, warum. Reise- und Wanderführer publizieren lieber die touristischen Ausflugsziele am Alpenrand.
Wir haben mal genauer hingesehen und 35 km östlich von München eine interessante Region mit spannenden Ansichten angewandert, die nicht immer schön waren, aber interessant! Eine Einkehrmöglichkeit am Weg gibt es leider keine.
Was erwartet euch bei Burgrain
- Kennenlernen des schönsten Isentalabschnitts mit stillen und weitläufigen Wiesen
- Wandern in Schlangenlinien zur Kugelmühle
- Schöne Mischwälder, die besonders im Herbst farbenprächtig leuchten
- Idyllische Ansichten auf das mittelalterliche Schloss Burgrain
Anfahrt nach Burgrain, Isen-Burgrain, Almstraße
Anfahrt mit dem Auto: Wir erreichen Burgrain über die Autobahn A94 bis Forstinning und weiter auf der B12 bis Hohenlinden und weiter auf der Staatsstraße 2086 Richtung Isen/Dorfen. Ab München Zamdorf sind es nur etwa 25 Minuten Fahrt. Wir suchen uns in der Almstraße einen Parkplatz.
Anfahrt mit den Öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit der S2 bis nach Markt Schwaben. Von dort mit dem Bus 505 nach Burgrain Ortsmitte.
Unter dem Burgberg links ins Isental einbiegen
Es ist November und Wochenende. Die Sonnenstrahlen haben sich den ganzen Tag noch nicht gezeigt. Trübe hängen die Wolken über Burgrain im Isental, in welchem die Zeit hinterherzuhinken scheint. Der Tourismus läuft hier nicht ganz ohne Grund kilometerweit am etwas schmucklosen Ort vorbei. Das ist schade, denn die Lage mit der stattlichen Burg ist prima.
Von unserem Parkplatz folgen wir der Almstraße nach Süden bis zur Hauptstraße. Rechts vor uns der Burgberg mit dem mittelalterlichen Pallas. Darunter die Gaststätte Burg, die einen sehr aufgelassenen Eindruck macht. Gitta und ich biegen links davor in eine kleine Zufahrtsstraße ein, die uns ins Isental bringt.
Schloss Burgrain
Auf einem Bergsporn hoch über dem Isental ließ Bischof Atto von Freising Ende des 7. Jahrhunderts eine erste Festung errichten. Zur Zeit der Ungarneinfälle im 10. Jahrhundert wurde sie in Dokumenten als Zuflucht erwähnt. Das Mittelalter war eine kriegerische Zeit mit vielen lokalen Auseinandersetzungen. Siegfried III aus dem benachbarten Haag nahm 1317 wegen Grenzstreitigkeiten mit dem Bistum Freising Burgrain die Burg ein. Die kleine Besatzung wurde großteils massakriert.
Bischof Nikodemus ließ im 15. Jahrhundert die Burg zur spätmittelalterlichen Festung umbauen. Im 30-jährigen Krieg wird Burgrain von den Schweden geplündert. Wenig später, im Jahr 1639 geht die Burg in Flammen auf.
Der Bau der Schlosskirche St. Georg erfolgt 1723. Durch die Säkularisation wird das Schloss 1804 versteigert. Zahlreiche Besitzerwechsel folgen. Von 1906 bis 1917 ist Burgrain ein Heim für Blinde. Seit 1919 ist Schloss Burgrain im Besitz der Familie Klapp und kann nicht besichtigt werden. 2011 feierte man 1200 Jahre Burgrain.
Durch das Isental und weiter zur Kugelmühle gewandert
Die Burg oberhalb des Bergsporns verschwindet hinter den Bäumen. Das Buchenlaub leuchtet trotz des verhaltenen Novembertags in strahlendem gelb und rot. Fischweiher zur linken. Der Weg, mauserte sich vom Teer- zum Feld, dann zum Wiesenweg. Großzügige Weiden inmitten des grünen Tales. Keine Straße stört die Stille. Toller Ort. Von der Isen sehen wir erst wenig, weil sie versteckt zwischen Bäumen, dann auf der gegenüberliegenden Hangseite mäandert. Nach 800 Meter treffen wir auf eine baufällige Brücke, die wir als Wanderer passieren dürfen. Das Tal beschreibt hier eine Biegung, doch wir gehen geradeaus und den Weg hangaufwärts.
Runter ins Isental zur Kugelmühle
Oben angekommen, am Bauernhof vorbei und auf der Teerstraße rechts. Sie beschreibt einen Halbkreis und wendet sich nach Süden. Autos fahren auf dieser Nebenstraße wenige, das hat sich auch nicht geändert als wir am nächsten Abzweiger nach 280 Metern rechts, also nach Osten abbiegen. Es geht wieder sanft abwärts in das Tal, das hier nur noch angedeutet wahrnehmbar ist. Unten an der Isen schunkeln wir am kurvig-verlaufenden Bach rechts abbiegend zum Sägewerk an der Kugelmühle. Hätten wir nicht dem Tal folgen können, um hierherzukommen? Vielleicht, aber der hohe Zaun für ein vermutlich Rotwildgehege, hat uns eher zum kurzen Umweg geraten.
Vom Isental rüber rechts und links nach Loipfing wandern
An der Sägemühle wandern wir den Hang hinauf zum oberhalb gelegenen Bauernhof. Wir queren die Werkshallen und das Wohnhaus. Der Weg beschreibt eine Sichelform. Vorbei an einer Reihe herbstlich gelber Kastanien kommen wir zum Waldrand hinauf, wo wir uns zunächst links am Feld entlang halten, dann nach 50 Metern den Weg rechts in die Bäume eintauchen. Die Staatsstraße begegnet uns 240 Meter weiter. Zum Glück ist es nicht notwendig, lange darauf zu gehen.
Das Burgrainer Holz durchqueren
Nur 40 Meter nach Norden, dann die Straße queren und auf der gegenüberliegenden Seite dem Weg 250 Meter folgen. Links abbiegen und dem Weg 500 Meter bis zur Forststraße folgen, auf der wir kurz nach Süden (links) wandern. 100 Meter weiter rechts einbiegen. Nahe dem Loipfinger Bach, 800 Meter stoßen Gitta und ich nordöstlich auf eine größere Kreuzung, die wir linkerhand in südwestlicher Richtung verlassen. Den Waldrand erreichen wir über den nächsten Weg, der alsbald nach dem „Loipfinger Bach“ nördlich (rechts) abbiegt. Wasser haben wir darin aber keines gefunden.
Ein Feldweg schlängelt sich westlich von hier zu den zwei Einsiedlerhöfen einen Hang hinauf. Viel ist hier nicht los. Großmutter steht in der Türe und grüßt freundlich. Hühner scharren zufrieden im Gras. Loipfing erreichen wir über die geteerte Zufahrts-, dann rechts weiter auf die Verbindungsstraße nach Norden (rechts) abbiegend. Der Weiler Loipfing 500 Meter weiter hat drei Anwesen mit Nebengebäuden, also fast eine kleine Stadt hier draußen.
Folgende Wegalternative haben wir einfach übersehen: Am zweiten Hof rechts über den Wiesenweg nach Loipfing gehen.
Der Kreis schließt sich: Mit dem Burgrainer Schlossblick
Gleich nach dem letzten Gebäude von Loipfing biegen wir von der Teerstraße rechts an einem Feldweg ab, queren an einer kleinen Furt wieder den Loipfinger Bach, der diesmal etwas Wasser führt (Brücklein etwas oberhalb). Durch den Wald schreiten wir den Hang nach oben und erreichen nach 500 Metern Feld und Weg. Den schönsten Blick auf das Burgrainer Schloss hat man, wenn man den scheinbaren Umweg nach rechts in den Wald folgt und nach 200 Meter nach dem Abzweiger nach links einschlägt. Bald sind wir wieder auf freiem Feld und kommen mit jedem Meter Schloss und Schlossblick näher. Zur Almstraße geht es nach den ersten Häusern geradeaus am Feld entlang.
Abstecher zur Burgrainer Schlosskapelle
Wenn ihr euch die Schlosskapelle aus nächster Nähe ansehen wollt, empfehle ich den kleinen Umweg über die Schlossblickstraße (erste Straße rechts im Siedlungsgebiet). Am Ende beim Gasthaus Gimp (Sonntag bis Dienstag geschlossen, Mittwoch bis Samstag ab 18 geöffnet) quert ihr die Hauptstraße und folgt dem Strasserl auf der gegenüberliegenden Seite den Burgberg hinauf. Oben die Burgstraße nach Norden gehen. Die Schlosskirche St. Georg ist ein schmaler Saalbau mit quadratischem Chor im ersten Obergeschoss zu dem vom Innenhof eine Treppe zum Eingang führt. Die Kirche ist nur zu den Gottesdiensten geöffnet.
Zurück geht man besser die Straße vor der Burgkirche den Berg hinab, und an der Hauptstraße bist zum Auto.