Erlebt: Hiking und Wanderblogger Barcamp am Diemelsee 2019

Szenarischer Einstieg: Der Morgentau auf dem Zelt ist gefroren. Gitta und ich lieben Camping, aber so früh im Jahr haben wir noch nie im Zelt übernachtet. Es ist Anfang April und das Entpuppen aus den warmen Schlafsäcken kostet Überwindung. Pelle unser Cockerpoo hat unter warmen Jacken geschlafen und freut sich, uns endlich wach zu sehen. Schwanzwedeln, Begrüßungsritual. Wir sind im Sauerland am Campingplatz Goldbreite am Ufer des Diemelsees. In einer Stunde werden wir 35 Outdoor- und Wander-Blogger-Kollegen aus ganz Deutschland in der Tourist-Information am Diemelsee/Heringhausen treffen und mit Touristikern über Natur-, Plattformthemen oder Kooperationsmöglichkeiten diskutieren. Zwei Tage nehmen wir uns auf diesem Barcamp für den Austausch und das Netzwerken Zeit. Höchste Eisenbahn, für die Gassirunde und einen schnellen Cafe im warmen Frühstücksraum vom Campingplatz.

Was ihr euch unter einem Barcamp vorstellen könnt

Ein Barcamp erfordert Umdenken. Sich zurücklehnen und berieseln lassen, könnt ihr am Fernseher. Gerade weil es bei dieser Ad-hoc-Nicht-Konferenz keine Agenda gibt und jeder Teilnehmer eine aktive Rolle als Referent, Fragesteller und Diskussionspartner hat, braucht es Regeln. Zum Start: Vorstellungsrunde mit drei Hashtags: Helmut, Hurra, draussen! #Outdoor #KleineAbenteuer #GroßraumMünchen“ und Gitta, Hurra, draussen! #Wandern #Natur #Pflanzen. Die Agenda wird mehr oder weniger spontan ermittelt. Wer möchte, kommt nach vorne und schlägt sein Thema oder Diskussion vor. Eine vorbereitete Präsentation ist nicht notwendig. Die Anzahl der Sessions wird durch den zeitlichen Rahmen und die verfügbaren Räume bestimmt, die Größe des Raumes über die Handzeichen der Interessenten ermittelt.

Wandern und Netzwerken bei tollen Gastgebern

Weit, fast am weitesten von allen Teilnehmern des Wanderblogger-Barcamps sind  Uli von Auf-den-Berg.de und wir in einer Fahrgemeinschaft schon am Freitag angereist. Fahrzeit München – Diemelsee in der „goldenen Mitte Deutschlands“: knapp 6 Stunden. Auch wenn das Sauerland größtenteils in Nordrhein-Westfalen liegt, waren wir Gäste von Diemelsee und Willingen, in Nord-Hessen. Die Grenze der beiden Bundesländer führt übrigens direkt durch den Diemelsee. Die gleichnamige Ferienregion gehört zu den Sauerland Wanderdörfern und der ersten Qualitätsregion „Wanderbares Deutschland“.

Willingen – die vielleicht schönste Wanderregion Deutschland?

Freitag Abend, es ist neblig, als wir von Willingen aus (ca. 12 km vom Diemelsee) eine erste kleinere Netzwerk-Wanderung zur Graf-Stolberg-Hütte unternehmen. Normalerweise hat man vom Westaufstieg zum Kahlen Pön einen tollen Ausblick auf die sanfte hügelige Landschaft, doch auch der Nebel hat Charme. Mystische Stimmung an der Diemelquelle. Alte Kontakte werden aufgefrischt, neue geschlossen. Wer weiß es besser als Outdoor-Blogger: im Gehen redet es sich am Leichtesten. Später gefräßige Stille. Das Graf Stollberg Schnitzel ist ein Knaller!

Samstag-Mittag: Nebel über dem Sauerland. Die für den Morgen geplante Tour rund um den Dommelturm wird kurzerhand auf den Nachmittag verschoben. Eine gute Entscheidung, denn am Nachmittag haben wir von der Aussichtsplattform eine grandiose Panoramasicht auf das Upland und den Naturpark Diemelsee. Weite Täler, im Wechsel mit grünen Bergen schmiegen sich an die Seele. Wir werden von Christian Kümmel, einem Natur- und Landschaftsführer begleitet, der unser lokales Wissen enorm vergrößert. Von den ca. 400 km großen Netz an gut ausgeschilderten Wanderwegen konnten wir uns einen ersten guten Eindruck verschaffen. (Siehe Map: Wanderung 7,6 Kilometer. Abmarsch am Wanderparkplatz am Dommel. Abgeholt wurden wir in Ottlar.)

Die 48-Stunden Wanderung „Extrem-Extrem“

Die Region ist nur etwas für Genusswanderer? Gewiss nicht! Extrem-Extrem ist die 48 Stunden Wanderung, bei der 156,0 km und 3.200 Höhenmeter zurückgelegt werden. Der Event findet heuer vom 27. bis 29.  Juni 2019 statt. Die Strecke führt von Willingen zum Edersee und über den Diemelsee zurück. Von den 124 Teilnehmern haben es immerhin 74 bis zum Ziel geschafft. Sie werden noch lange von der einzigartigen Extremerfahrung für Körper und Geist erzählen können. Zur Website des Extrem Wanderevents

Wer es einfacher möchte, kann als Alternative den 66 Kilometer langen Uplandsteig wandern, vorbei an Moorwiesen, Laub-, Tannen- und Mischwald und sich das Gepäck nachschicken lassen.

Was wir vom Outdoor- und Hiking-Barcamp

Wandern fördert die Gemeinschaft und ein Barcamp das Verständnis, dass wir am besten zusammen unsere Leidenschaft fürs Bloggen und die Möglichkeiten daraus entwickeln. Die Meisten der Teilnehmer schreiben aus privater Passion, aber nur wenige haben daraus einen Beruf gemacht. Eine hohe Reichweite, Beiträge mit hoher Relevanz und Qualität, das Bedienen der Klaviatur aus sozialen Medien und Suchmaschinenoptimierung sind nur einige der Grundlagen für Erfolg. Und dagegen hat am Barcamp niemand etwas einzuwenden, auch die Touristiker nicht, mit denen wir uns austauschen wollen. Die Definition für Erfolg? Diese definiert sich sehr individuell. Manchmal reicht schon ein Schulterklopfen oder ein tolles Erlebnis. Sehr häufig ist darunter auch die Relevanz für kommerzielle Kooperationen zu verstehen, die als Auszeichnung für sehr viel Begeisterung und Zeit in das eigene Blog-Herzensprojekt gelten.

Was alle interessiert, aber wenige bepreisen können: Was ist ein Blogbeitrag eigentlich wert?

Die Frage nach dem Wert des eigenen Blogs oder eines Beitrags ist eine Frage, die nicht nur die Blogger, sondern auch die Touristiker interessiert. Eine allgemeingültige Preisliste gibt es nicht und auch das Barcamp gab dafür auch keine pauschale Antwort. Viele Faktoren spielen eine Rolle, zum Beispiel die Reichweite des Blogs und seiner unterstützenden sozialen Kanäle, oder die Text- und Bildqualität. Wir lernen: am wichtigsten wiegt aber von Touristikerseite das Vertrauen in den Blogger, dass für Geld oder Sachleistung ordentliche Gegenleistung erbracht wird. Was genau die Erwartungshaltung ist, kann nur im direkten Dialog geklärt werden.

Zielgruppensegmentierung für Touristiker

Spannend fanden wir auch die fünf Zielgruppenprofile, die uns Karin Hünerfauth-Brixius, Projektleiterin Wandern der RPT vorgestellt hat. Gemacht für audience-spezifischere Ansprachen und Erlebnisse, werden sie mir selbst allerdings nicht viel weiterhelfen, da wir die Beiträge mit Themen für Menschen, mit unseren Interessen zu schreiben. Dennoch hat sich unser Blick dafür geschärft, wie Zielgruppen segmentiert und passende Blogger ausgewählt werden können – und worauf bei einer Kooperation gegebenenfalls zu achten ist. Nachzulesen auf der Website vom Rheinland Pfalz Tourismusnetzwerk,

Transparenz schaffen durch ein Media-Kit

Ein Media-Kit besteht aus einer Übersicht der Leistungsdaten eines Blogs. Es enthält zum Beispiel die Anzahl der Besucher und der geöffneten Seiten, die Länderherkunft der Nutzer und die Anzahl der Fans auf den Sozialen Kanälen. Eine Beschreibung mit welchem redaktionellen Konzept, welche Zielgruppen angesprochen werden oder Arbeitsbeispiele sollen möglichen Kooperationspartnern das gute Gefühl geben, in verlässlichen Händen zu sein. Da wir Kooperationen bislang nicht aktiv getrieben haben, besitzen wir noch kein Media-Kit. Ich denke, das sich das bald ändern wird. Danke an Frank Hamm für seinen Input!

Mit VG-Wort den Blog monetarisieren

Dass es noch andere Alternativen gibt, wie man seinen Blog monetarisieren kann, hat uns Uli Strelzing erklärt. Wer die Anmeldung bei der VG-Wort geschafft hat und die Anforderungen erfüllt, kann sich auf ein kleines oder größeres Taschengeld freuen. Vielen Dank für deinen Beitrag! Zur VG-Wort-Präsentation “ Reden ist Silber, Schreiben ist Geld!“ von Uli

Besser schreiben mit Ulrich Pramann

Umgehauen hat uns Uli Pramann, Autor, ehemaliger Chefredakteur und Herausgeber des Fit-for-fun-Magazins und viele Jahre Journalist für den Stern. Derzeit ist er Chefredakteur und Verleger des Magazins „Nature Fitness-Wanderbares Deutschland“. Auch wenn beim Schreiben für digitale Medien andere Regeln zu betrachten sind, waren seine Tipps nicht nur verflixt kurzweilig vorgetragen, sondern auch allgemeingültig (sofern wir noch eine Keyword-Recherche dazupacken) 😉 Uli konnte uns mit seiner langjährigen Erfahrung essentielle Tipps für den Aufbau einer spannenden Story geben. Mal sehen, ob ein szenarischer Einstieg die Leser packt, in unseren Beitrag auch emotional reinzuholen und am Ende der Schmunzler, der den Artikel als solchen gut schließt. Vielen Dank dafür!

Social Media, Flipboard 

Als Blogger stört mich zunehmend, dass Instagram scheinbar für manche Kooperationspartner die härtere Währung ist, als ein Blogbeitrag, der um ein vielfaches mehr Aufwand gekostet hat. Während ein Blog längerfristig für Traffic sorgen kann, ist Instagram ein schnell wirkendes Push-Medium, um kurzfristig über Reichweite Abverkaufsziele zu erreichen.

Sandra Wickert von tracksandthecity.de erklärte uns anhand ihres Flipboards, wie man sogenannte Magazine zu bestimmten Themen erstellt, in die Interessenten dazugehörige Artikel posten können. Spannend für Blogger: wenn man darüber – alternativ zu Instagram – Reichweite aufbauen kann, besonders wenn man sich als Blogger-Team mit gleichen Themen zusammenschließt und für regelmäßige Updates sorgt. Spannend!

Nachhaltiges Wandern und Blogparade

Claudia Herr von aktiv-durch-das-Leben.de hat zu einer Session zum Thema Naturschutz aufgerufen. Nicht nur in den Weltmeeren gibt es ein Müllproblem, sondern beim Wandern stößt man immer wieder auf unachtsam weggeworfenen Müll wie Bananenschalen, Kippen, Taschentücher u.ä. Auch Gitta wusste unter anderem nicht, dass eine Bananenschale bis zu 5 Jahre benötigt, um zu verrotten. In kleinen Runde beschlossen die Session-Teilnehmer, unter dem #WITO (Walk In Trash Out) künftig zu agieren und verschiedene Aktionen zu starten, um auf das zunehmende Müllproblem in der Natur aufmerksam zu machen. Die erste Aktion wird eine Blogparade sein zum Thema: „Dein krassestes Müllerlebnis und Tipps zur Müllervermeidung“.  Zur Blogparade gehts hier lang

Leider verpasst 🙁

Bei einem Barcamp laufen die Sessions häufig parallel, weswegen man sich für eine entscheiden muss. Verpasst haben wir leider Carina Ott von H-Hotels.com, die aus erster Hand erklärte, wie man sich im Hotelbereich vernetzt. In einer Pause haben wir uns gleich von Teilnehmern das Wichtigste berichten lassen. Auch der Packraft-Session von Bianca Gade/Lebedraussen oder den SEO Beitrag von Max Poodt von Hostelmax konnten wir nicht selbst erleben.

Eine neue  Barcamp-Tradion? Hoffentlich!

Ich liebe Barcamps. Jährlich besuche ich zwischen zwei und drei dieser Un-Konferenzen und lasse mich überraschen. Das Besondere am Hiking- und Outdoor-Barcamp ist das Treffen mit vielen tollen Menschen, die eine Leidenschaft teilen und allesamt Blogger sind. Und alle haben ähnliche Fragestellungen. Berührungsängste oder Konkurrenzdenken untereinander habe ich nicht festgestellt, aber viel Bereitschaft ihr Wissen zu teilen. Super spannend auch der Kontakt zu den Gastgebern. Direkter Austausch ist doch am Besten!

Einen fetten Dank und liebe Grüße an alle Teilnehmer Gastgeber und Sponsoren des Hiking Barcamps 2019!

Credits:

  • Besonderer Dank an Markus Balkow, den Barcamp Initiator von Schöne Aussicht, ohne dessen Initiative es diesen großartigen Event nicht gegeben hätte!
  • Andrew Kesper von der Tourist-Information Willingen, Klaus Hameln von der Tourist-Information Diemelsee. Vielen Dank für die Einladung, und dass wir Eure tolle Region besser kennenlernen durften!
  • Carina Ott von www.h-hotels.com/ die in Willingen einen ganzen Trupp Blogger untergebracht hat.
  • Sowie die www.bergfreunde.de/ www.ortlieb.com/de/
  • Wolfgang von der Heide, der uns mit einem phantastisch flambierten Willinger Christinen-Stollen überrascht hat.
  • Christian Kümmel, den Natur- und Landschaftsführer auf unserer Tour rund um den Dommelturm
  • Unbekannterweise: Danke auch an die nette Frau vom Campingplatz Goldbreite Diemelsee, die uns am Morgen einen heißen Café und als einzige Camping-Gäste ein Frühstück zubereitet hat. Beides hatten wir bitter nötig.

Übersicht der Teilnehmer des 1. Hiking-Bacamps

  • Dennis EipelOutdoor-blog
  • Carsten JostFastpacking
    Die Camper! War toll mit euch als Zeltnachbarn. Sehen uns auf der Outdoor by Ispo?
  • Matthias Friedrichs – Fernwehbus
    Schwedenliebhaber wie wir, Camper, nur im Bus! Schön, dich kennengelernt zu haben!
  • Anita & Claudia -Aktiv-durch-das-leben
    Danke für eure Idee zur Blogparade. Unser Beitrag folgt!
  • Biggi & Flo – Phototravellers
    Was ihr macht, hat Hand und Fuß, beeindruckend! Hoffentlich mal Treffen in München!
  • Alex WilligLuftschubser.de
  • Ulrich Strelzing – Auf-den-berg.de
    Wie immer ein große Freude Euch zu sehen! Hoffentlich auf bald!
  • Sandra Wickert – Tracksandthecity
    Vielen Dank für deine aufschlussreiche Vorstellung von Flipboard. Super!
  • Kathrin & KristinTravelinspired
    Viel Spaß in Schweden! Wir freuen uns auf eure Beiträge.
  • Markus & Nicole – Der-gruendel.de
    Eure ungewöhnliche Wanderleidenschaft hat uns verblüfft Respekt!
  • Karin Hünerfauth-BrixiusHikekarin
    Volles Engagement. Touristik-Fachfrau mit ganzem Herzen. Davon profitiert ein Barcamp!
  • Ulrich Pramann – Nature-fitness-magazin
    Inspirierende Tipps fürs Besserschreiben! Danke!
  • Bianca Gade – https://lebedraussen.de
    Sie kam, sah und packraftete im Diemelsee. Schön, dich kennengelernt zu haben!
  • Frank Hamm – Derentspannen.de
    Danke für deine Beiträge und die Infos zum Media-Kit!
  • Hubert MayerTravellerblog
    Als Barcamp-Senior hast du klasse geholfen, die Session-Orga auf Spur zu bringen!
  • Matthias BernsReiseblog-nrw
  • Björn AhrndtBergtouren-im-allgaeu
  • Jörg ThamerOutdoorsuechtig
  • Jens Nordmann- Hiking-blog
  • Max Poodt – Hostelmax
  • Mario Hübner – Schoenebergtouren
    Freuen uns Euch kennengelernt zu haben. Bis bald mal wieder!

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.