Ja zum Alpenplan und zur Erhaltung der Bergwelt

Seit 1972 schützt der Alpenplan die Bebauung der sensibelsten Naturräume in den Alpen. Er war notwendig geworden, da immer mehr Tourismusprojekte, wie zum Beispiel der Bau von Sesselliften, massiv in das fragile Ökosystem der Berge eingegriffen haben.

Im Alpenplan wurden daher drei Zonen für die Verkehrserschließung festgelegt, an welche man sich bis zum 09.11.2017 eisern gehalten hat:

  • Zonen A und B: Unter bestimmten Voraussetzungen sind infrastrukturell Erschließungen möglich.
  • Zone C: Eingriffe in die Natur sind grundsätzlich ausgeschlossen.

Der Alpenplan trägt daher wesentlich dazu bei, dass die einzigartige Bergwelt mit Fauna und Flora wirksam auch für nachfolgende Generationen geschützt werden. Naturnaher Tourismus wurde zur Basis für die Freizeitnutzung und alle bergsteigerischen Aktivitäten.

https://www.youtube.com/watch?time_continue=1&v=a_S5HzBU67k

CSU-Mehrheit kippt Alpenplan aus Heimatliebe der anderen Art

Für eine neue Skischaukel am Riedberger Horn wurden Prinzipien geändert und das Landesentwicklungsprogramm (LEP) reformiert, das die Änderungen der Zonen des Alpenplans möglich macht. Laut einer repräsentativen Umfrage des Emnid-Instituts sprechen sich 91% der bayerischen Bevölkerung gegen die Aufweichung des Alpenplans aus. Die Gründe sind vielfältig und nachvollziehbar:

  • Der Klimawandel macht in Zukunft in einer Höhe von 1.600 Metern das Skifahren unmöglich.
  • Mit den Eingriffen in die Natur wird man leben müssen, auch wenn die Nutzung der Skischaukel längst unrentabel geworden ist.
  • Der Profit von wenigen geht vor den Interessen der Mehrheit der Bevölkerung.
  • Das wirklich Dramatische: Die Aufweichung des Alpenplans öffnet für weitere Erschließungsvorhaben im Bayerischen Raum Tür und Tor!

Servus Herr Heimatminister,

Sie haben bestimmt nichts gegen die Anrede, da man sich als Bergspezi über 1000 Höhenmeter so ansprechen darf. Als oberste bayerische CSU Heimatinstanz sind Sie ja eh gerne in oberen Regionen unterwegs, wie Sie im September auf dem Riedberger Horn.  Daher die Worte an Sie und nicht an Ilse Aigner oder Horst Seehofer (der hat andere Probleme, gell?), da mein Anliegen, die Alpen und die Heimat gleichermaßen betrifft und Sie durch Ihren vor Ort-Termin schon hohes persönliches Engagement gezeigt haben.

A propos Höhe und Berggipfel. Sie Herr Söder, eine Frage vorweg, wie kann man sowohl Staatsminister der Finanzen für Landesentwicklung und gleichermaßen der Heimat sein? Weil Heimat ein schöner und emotionaler Begriff ist? Allerdings hat er nur indirekt mit der Aufgabe zu tun, eines vom Besten Bayerns für die Nachwelt zu erhalten – unsere Alpen. Auf der Website Ihres Heimatministeriums steht eigentlich überhaupt wenig zu lesen, was Heimat konkret bedeutet, außer dass sie regional entwickelt werden soll.

Heimatministerium meint Entwicklung, nicht bewahren

In einem Spiegel-Interview vom 08.09.2017 haben Sie mal geantwortet, dass Heimat für Sie „Ihr Anker ist, ein Ort, an dem man sich wohlfühlt und zu dem man immer wieder zurückkehrt. Vertraute Umgebung, vertraute Geräusche, vertrauter Duft, all das.“ Als Nürnberger gehören für Sie „Glockenleuten, Bratwurst und Lebkuchen dazu“. Eine sehr schöne und politisch korrekte Antwort des Heimatministers. Besonders gefallen hat mir folgendes Zitat:

Markus Söder #1: „Als junger Mensch hat man die Sehnsucht, seine Heimat zu verlassen. Raus aus dem Nest, die Welt sehen! Wird man älter, zieht es einen wieder zurück zu den eigenen Wurzeln. So wie die Meeresschildkröten immer wieder über Tausende Kilometer an ihren Geburtsstrand zurückkehren. Auch wir Menschen wollen uns ein Zuhause erhalten, unsere Heimat.“

Tschuldigung Herr Söder, beim Vergleich mit den Schildkröten musste ich lachen, genau wie über Sie als Homer Simpson oder Shrek zu Fastnacht. Die Entwicklung des Breitbandausbaus lässt sich ja noch hier und da unter der Erde verstecken. Wenn Landesentwicklung allerdings in die Natur als Kernsubstanz unseres Landes eingreift, sind Sie mit ihrem Heimatministerium auf einem falschen Weg. Wollen Sie wie eine Schildkröte nach tausend Kilometern an Ihren Geburtsstrand kommen und diesen zubetoniert oder voller Liegestühle vorfinden? Nein? Na also! Nur mal zum Verständnis: die Abgrenzung vom Heimatministerium zum Wirtschaftsministerium von Ilse Aigner ist irgendwie fließend, oder? Alpenstrategie und so.

Etikettenschwindel: So wird der Alpenplan ausgehöhlt

Ich war auf Ihrem Facebook Account und habe einen Post vom 29.11.2016 gesehen (schönes Foto übrigens, wie Sie da vor dem Riedberger Horn in der Almwiese sitzen). Respekt, wie Sie die ganzen negativen Kommentare auf diesen wie jeden anderen Post einfach wegignorieren und alle Achtung Herr Söder, wie Sie es schaffen , den Alpenplan und gleichzeitig den Skitourimus zu verbessern.

Markus Söder #2 (Facebook Post): „Wir erweitern den Alpenplan und vergrößern die große Schutzzone für unberührbare Flächen um über 200 ha am Riedberger Horn. Das sind zusätzliche ökologische Gebiete. Gleichzeitig ermöglichen wir eine sensible Verbesserung des Skitourismus. Damit wird der ländliche Bereich zusätzlich gestärkt.“

Findet die Schildkröte nach ihrer 1000 Kilometer langen Reise, etwa doch keinen Betonstrand? Ärgerlich wie „alternative Fakten“ bemüht werden. Soll dieses skipistengewalzte Statement den Bürgern suggerieren, dass Sie die Balance zwischen Ökonomie und Ökologie im Griff haben? Leider eine Mogelpackung, da die sensible Schutzzone C nicht um 200 ha größer, sondern erst mal kleiner wird, wenn man sie einfach der Schutzzone B zuschlägt. Gut, im Gegenzug werden rund 300 Hektar Flächen am Bleicherhorn und am Hochschelpen von der Zone B in die Zone C umgewidmet, wo bis auf weiteres keine wirtschaftlichen Interessen betroffen sind.

Dass sich die CSU Umweltministerin Ulrike Scharf gegen die Änderung ausgesprochen hat, die Ilse Aigner, Sie und andere Fraktionskollegen sich durchgesetzt haben, wird Sie freuen. Zum Verlieren sind Sie nicht angetreten. Nur schade, dass die „Alpenstrategie“ nicht aus ihrem Ministerium kommt, oder?

Wenn Gemeinden und Skiliftbetreiber quengeln, wird entwickelt

Gequengelt haben besonders Berni Huber, der Betreiber der Skilifte und Peter Stehle, Bürgermeister aus Obermaiselstein. Beides alte Ski-Rennläufer, die wissen wo es langgeht, nämlich hinauf und rückwärts wieder runter. Beide absolut ski-narrisch und durch ihre Ski-Erfolge gut vernetzt, argumentierten bei Ihnen mit „Qualitätssicherung auf lange Sicht“. Das meint auch der Bürgermeister aus Balderschwang, Konrad Kienle. „Wenn wir in Zukunft gut aufgestellt sein wollen, muss in Grasgehren etwas passieren.“ … „Es gehe nicht nur um einen Skilift und eine Abfahrt, sondern um Perspektiven für die Menschen.“… „Es gehe nicht zuletzt um die Zukunftsfähigkeit des Ortes; andernfalls sähen die jungen Menschen im Tal keine Perspektive.“.Quelle Kreisbote:

Markus Söder #3: „Ich finde, jeder hat in Bayern die gleichen Chancen. Jeder soll in Bayern die gleichen Möglichkeiten haben und ich will, dass Stadt und Land mehr Hand in Hand sind.“

Da müssen die Krokodilstränen aber ganz schön geflossen sein, dass man sich davon hat beeidrucken lassen. Im Tal der bald total Abgehängten schaut es für die Zukunft also ganz mies aus? Geh weida! Wenn die Jungen die Orte verlassen, soll ein Skilift die Lösung sein? Mit einer Skischaukel-Jahreskarte wird das nicht gelingen. Schon mal daran gedacht, dass viele hochqualifizierte junge Menschen Berufe lernen wollen, die nicht im Tourismus liegen? Ausserden: Das Einkommen privater Haushalte liegt im Landkreis Oberallgäu über dem bayerischen Durchschnitt und die Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein weisen spitzen Wirtschaftsdaten auf. Ein „Heult doch“, haben Sie als Entwicklungminister nicht über Ihre Lippen gebracht, um lieber Gemeinden zu unterstützen, die Ihre Hilfe nötiger haben. Im Grunde verstehe ich das auch, weil das ihre Wähler sind. Wer, welche Chancen in Bayern hat, wird wie und nach welchen Kriterien entschieden? Warum gerade in dieser Region die Ausnahme salonfähig gemacht wird, ist schwer nachvollziehbar. Wenn die Orte und der Tourismus entwickelt werden soll, braucht es Lifte? Andere Konzepte gibt es nicht?

Wie bitte, Bevölkerungsentscheid? Ich bin nicht befragt worden! Wie kann das das positive Votum von zwei kleinen Gemeinden die Änderung einer landesplanerischen Norm sein, die ganz Bayern und den Alpenraum betrifft? Zugegeben: Oben von der Almwiese am Riedberger Horn (genau, dort wo sich so schön Pressefotos machen lässt) sind die 91% Gegner vermutlich kaum zu erkennen.

Die ist doch gar nicht sooooooo schlimm Argmentation

Berni Huber, der Skiliftbetreiber ärgert sich über die verbreiteten „Halbwahrheiten und Lügen“ (Kreisbote). Natürlich, hat er wirtschaftliche Interessen, vermutlich massive. „Die Piste, die an der Flanke des Riedberger Horns den Anschluss ans Skigebiet Balderschwang ermöglichen soll, sei gerade einmal 20 Meter breit und verlaufe nur in einem kurzen Teilsttück innerhalb der Schutzzone C des Bayerischen Alpenplanes.“ Was haben der Berni Huber und Sie, Herr Söder nicht verstanden. Jeder Meter innerhalb der Schutzzone C ist zu viel. Grenze ist Grenze, eine rote Ampel! Glauben sie wirklich, dass es bei „einzelne Baumfällungen“ bleibt und „praktisch keinerlei Erdbewegungen“ geben wird? Natürlich wird die Piste beschneit, wenn der Klimawandel die Skisaison angreift. Für das benötigte Wasser braucht es Leitungen, die in der Regel eingegraben werden.

Was Sie und den Herrn der Skilifte miteinander verbindet, ist nicht nur Ihr gemeinsames Geburtsjahr, sondern dass man es nicht so gern mit Einmischung hat. Dass Naturschützer aus allen Teilen Deutschlands zum Fall Riedberger Horn Anteil nehmen, kann Berni nicht verstehen: „Wenn das so weitergeht, äußert sich noch der Papst dazu“, hat er einmal gesagt…. (Kreisbote). Es entsteht der Eindruck, dass hier die Berge wie Privateigentum verwendet werden. Blos weil man sie vor der Nase hat gehören sie einem nicht.

Bestimmt haben Sie sich bei der Ortsbegehung am Riedberger Horn sympathisch gefunden. Der kernige Berni, und Peter, die hoffen nochmal den Zuschlag zur Ausrichtung des Skicross-Weltcups zu erhalten und Sie. Immer schön groß denken! In dieser gelösten Stimmung ist wohl auch das Foto für Ihren Post entstanden (das wo sie so nett vor dem Riedberger Horn in der Wiese sitzen).Geben Sie es zu ;-): Sie hoffen doch zur Eröffnung des Weltcups eingeladen zu werden und sich dort mit Ihrem gewinnendsten Lächeln der internationalen Presse zu präsentieren. Eben, immer schön groß denken!

Hat das wirklich Perspektive? Bitte glauben sie nicht, dass die Wähler deppert sind. Balderschwang hat 327 Einwohner und Obermaiselstein 974. Ich zitiere Ulligunde: Wir werden dafür sorgen, dass bis zur Landtagswahl 2018 in Erinnerung bleibt, welche Partei gegen den Willen von 91% der Bayerischen Bevölkerung handelt und Einzelinteressen über das Gemeinwohl von Mensch und Tier stellt“

Alles Gute, unseren Alpen!

Weitere Informationen und Quellen zum Alpenplan

2 Gedanken zu „Heimat 4.0: Transformation der Alpen für mehr Wettbewerbsfähigkeit“

Kommentare sind geschlossen.

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.