Eigentlich hatte ich den Winter schon fast abgeschrieben, als es hier im Süden dann doch noch mal ordentlich Schnee heruntergehauen hat. Nicht, dass ich nicht noch einen Funken Hoffnung hatte. Aber egal, es hat geschneit und wir uns gefreut. Auf die Idee mit dem Schlittenfahren kamen wir durch unsere Freunde Frank und seine Frau Tanja, deren Sohn im gleichen Alter wie unserer ist. Der Vorschlag mit Peretshofen kam dann von mir. Auf dem Weg zum Treffpunkt noch den Hans eingesammelt.
Peretshofen liegt südlich von München, Nähe Dietramszell oder genau auf der anderen Isarseite auf Höhe von Geretsried. Es besteht aus einer Kirche, dem Huberwirt, einigen Häusern und Bauernhöfen und einem Schlittenberg, den andere Skihang nennen. Ein kleiner Ziehlift hilft meist Skianfängern ihre ersten Versuche auf den Brettern.
Zeit für eine Neuevaluation des Schlittenfahrens!
Ich muss gestehen, dass ich längere Zeit dem Schlittenfahren aus dem Weg gegangen bin, da Schlittenfahren mit Kindern eher Last als Freude machte. Ich wurde als Dienstleister verstanden, der den Schlitten in der einen, und das Kind in der anderen Hand den Berg rauf zog und beim Runterfahren mit dem Hintern jenseits des Sitzfläche stets den besten Rutschkomfort für die Kleinen bot. Bin ich jetzt ein schlechter Vater, weil ich lieber mit dem Kind Rennen fahre?
Jetzt sind die Kinder endlich groß genug, um Schlitten oder Bob gefälligst selbst den Berg raufzuziehen. Das Erlebnis war – um es abzukürzen – fantastisch! Das lag vermutlich daran:
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- Ich fahre, wann ich fahren will und stehe und friere, solange ich Lust habe.
- Der Blick ins Oberland von der Peretshofer Höhe ist der Wahnsinn. Wir stellen ihn uns vor, als wir ins wolkenverhangene Oberland blicken.
- Haben sich alle wie wir über den Ersten Schnee gefreut? Wohin man schaut, fröhliche Gesichter, auch nach den spektakulärsten Schneesturz-Paraden.
- Ich habe einen Hund, der lustig mit mir die Piste runterrast und mir den Schlitten motiviert nach oben zieht.
- Wir sind ein lustiges Grüppchen, das am Ende gemeinsam zur gleichen Zeit die Reißleine zieht, um sich im Huberwirt aufzuwärmen.
- Der Huberwirt. Hungrig schmeckts am besten!
Huber-Wirt in Peretshofen
Man findet ihn genau gegenüber der Kirche. Umgebaut hat er und endlich viel mehr Platz als vorher (auch wenn uns diese Erkenntnis 1 1/2 Jahre zu spät kommt). Der Wirt steht noch immer mit stoischer Ruhe und mit seinem stets etwas grantigen Gesicht hinter dem Tresen und zapft das Bier. Also alles beim Alten! Die Speisekarte ist lokal, die Preise fair. Ob wir bislang immer mit einem Bärenhunger gekommen sind weiß ich nicht, aber geschmeckt hat es uns bislang immer!
Beim Studium der Speisekarte und im Gespräch mit der Bedienung konnten wir diesmal sogar einen sozialen Missstand aufdecken, der in der Lage gewesen wäre, den Wirt bei der Refinanzierung seines neuen Gastraumes finanziell voll an die Wand fahren zu lassen, hätte man nicht beherzt eingegriffen.
Gäste – vermutlich aus München meine ich – haben gemeinschaftlich einen Brotzeitteller bestellt und sich so dermaßen am Brot bedient, dass er ab sofort ohne Brot serviert wird. Jetzt werden die Nimmersats mit jeder Scheibe grandenlosen 60 Cent zur Kasse gebeten, was nur Recht und Billig ist. Allerdings …
So ganz sicher bin ich mir nicht, wer da mehr Diperfl scheißt: der Gast (ich) oder der Wirt.