Wien zwischen Müdigkeit und Mittagessen
Letztes Jahr hat es mich mal wieder nach Wien verschlagen. Beruflich. Eine willkommene Ortsveränderung. Anreise am Vorabend mit dem Railjet der ÖBB, Präsentation am nächsten Morgen und zurück am frühen Nachmittag. Ich kam spät in mein Hotel im Zentrum von Wien an. Es war wunderbar abgestaubt und versprühte das nostalgische Flair von 80er-Jahre Luxus und Fa-Seife.
Zu Wien habe ich schon immer eine ganz besondere Beziehung, denn wann immer ich die Stadt besuche, ist es kalt und nass. Der morbide Charme von Wien kommt dadurch nur noch besser zur Geltung. Diesen Eindruck oder das Gefühl zu opfern, würde ich nur, wenn sich die Schuhe meiner Kinder in den Pfützen auflösen und Sonne die letzte Möglichkeit wäre, den Familienfrieden zu wahren.
Wien ist kaiserlich, grau, bunt und voller Subkultur, weswegen ich auch diesmal keine Minute verschwendete, mir an der nächstgelegenen Würstelbude eine „Eitrige“ zu gönnen. Danach zielloses Streifen durch die leere Gassen und aufsaugen, was mein Stimmungsbild von Wien auch in Zukunft prägen soll. Im Kopf dabei das Harry-Lime-Theme von Anton Karas. Das markante Zitterstück war auch am nächsten Tag dabei, als ich noch einmal vom Büro zum Mittagessen auf den Naschmarkt gelaufen bin. Natürlich im Regen.