Wanderung zur Lindseekapelle bei Vaterstetten/Purfing

Wanderung 11,6 KilometerKarte

Obwohl Vaterstetten-Purfing im Osten von München nicht weit von unserer Home-Base entfernt ist, haben wir die Gegend drumherum bislang einfach nicht beachtet. Versteckt zwischen dem Parsdorfer Hart und dem Ebersberger Forst schien sie eher unattraktiv. Da aber auf unserer Wanderkarte für München und Oberbayern genau in dieser Gegend ein Pin fehlte, auf Google Maps einen Tiefflug unternommen und schnell fündig geworden. Durchzogen von einem Moränenhügelzug ist es hier weniger flach als angenommen. Außerdem gibt es hier alles, was man für eine abwechslungsreiche Wanderung braucht: Wald, Wiese, im Frühjahr gelbe Rapsfelder, hinter denen ein malerischer Kirchturm aufragt.

Exponiert und ungewöhnlich: Die Lindseekapelle bei Purfing

Das erwartet euch auf der Wanderung nahe Vaterstetten

  • Als reine Gehzeit sind etwa 3 h für die 11,6 Kilometer einzuplanen. Mit Pausen für Picknick, Ausblick genießen und Einkehr kann man gut einen halben Tag einplanen. Vom Terrain vorwiegend einfach zu gehen. Gute Balance von schattigen und sonnigen Wegstrecken.
  • Zu erreichen ist der Ausgangspunkt einfach mit dem Auto und mit etwas Planung mit den öffentlichen Verkehrsmitteln.
  • Ihr wandert auf Natur- und Schotterwegen in Wald und Feld und für kurze Passagen auch auf wenig befahrenen Teerstraßen (z.B. Wolfersing/Purfing). In Frotzhofen gibt es für 100 Meter einen Fußpfad, der etwas verwachsen ist und uns 20 Meter hinauf zum Moränenhügelzug führt. Wem das zu „wild“ ist oder er einen Kinderwagen schiebt, kann aber den kurzen Umweg über die Ortschaft nehmen. Bis auf diesen Abschnitt ist die Wanderung eher flach mit sanften Hügeln. Besonders bei Regen auf gutes Schuhwerk achten.
  • Auf einer Anhöhe zwischen Purfing und Frotzhofen steht die Lindseekapelle. Architektonisch ein Hingucker hat man hier einen einen weiten Blick in die Berge. Herrlich!
  • Einkehrmöglichkeiten gibt es in Wolfesing im Gasthof Schlammerl und in Purfing beim „Haberer„. Die Wirtschaften sind recht gut gelegen, was einen Besuch zum Anfang der Tour, oder zum Ende hin ermöglicht.
  • Entscheidet selbst, wie lange Ihr auf dem Klima Walderlebnispfad Parsdorfer Hart gehen wollt mit dem es eine Überschneidung gibt. Da sie am Ende der Wanderung war, ist sie zumindest bei uns etwas kürzer ausgefallen.

Anfahrt mit dem Auto und den öffentlichen Verkehrsmitteln

Unser Ausgangspunkt liegt etwa 15 km von der Landeshauptstadt München entfernt. Relativ unkompliziert ist die Anfahrt natürlich mit dem eigenen Auto. Wer die Tour mit den öffentlichen Verkehrsmitteln machen will, sollte das allerdings von Montag bis Freitag machen.

Anfahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln: Für die Fahrt mit der S-Bahn bis Baldham (S6 nach Grafing) und dort weiter mit dem Bus 465 braucht es ca. 35 Minuten. Alternativ kann man mit der S2 bis Poing fahren und dem Bus 465 von Norden her in ca. 45 Minuten anfahren. Da der Bus 465 nur nach Wolfesing/Purfing/Frotzhofen fährt, nicht bis zum Walderlebnispfad (nächste Haltestelle ist „Reiterhof“ von wo man 1000 Meter auf der Teerstraße gehen muss), kann man die Tour an eine dieser Haltestellen beginnen. Ich würde sie in Wolfesing beginnen, wenn man einkehren und/oder keine Umwege auf Teerstraßen machen will. Busfahrplan 465/Fahrplanauskunft

Anfahrt mit dem Auto: Die Anfahrt bietet sich vom Süden über die B304 (Richtung Wasserburg). Vor Zorneding auf die ST 2081 Richtung Anzing. Vor Purfing links nach Baldham/Vaterstetten abbiegen. Wir nutzen den Parkplatz des Klima Walderlebnispfades an der Purfinger Straße (Google Link)
Vom Norden gelangt man superschnell über die Autobahn zum Ziel. In Parsdorf die A9 verlassen. Auf der Parsdorfer Straße nach Hergolding/Vaterstetten. Hinter Hergolding zuerst links auf die Kreisstraße EBE4, dann 800 Meter weiter links auf die Purfinger Straße einbiegen. Weiter bis zum Parkplatz am Klima Walderlebnispfad fahren.

Vom Parkplatz Klima Walderlebnispfad nach Wolfersing gewandert

Bereits am Parkplatz erwarten uns die ersten zwei Stationen des Klima Walderelebnispfades – und vorerst die Einzigen. Unsere Wanderung beschreibt einen weiten Bogen gegen den Uhrzeigersinn, so dass wir erst gegen Ende der Wanderung, von Norden her kommend, weitere Infoeinrichtungen zu sehen bekommen. Wir besteigen den Aussichtsturm am Parkplatz und sehen auf das Dach unseres Autos. Warum Turm und warum hier?

Zuerst nach Süden durch den Wald nach Wolfesing wandern

Klima Walderlebnispfad Parsdorfer Hart

Auf insgesamt drei Kilometer finden sich auf dem Klimaerlebnispfad Parsdorfer Hart 12 Erlebnis- und Mitmachstationen, die sich mit der Beziehung von Wald und Klima beschäftigen. Hier stellt sich der Wald zwischen Parsdorf, Hergolding und Purfing selbst in den Mittelpunkt, da er vom Klimawandel betroffen ist und fit für die Zukunft gemacht werden muss.

Leider sind viele der schönen Stationen des 2013 eröffneten Klimapfades in einem ungepflegten Zustand. Kinder und ihre Eltern werden dennoch ihren Spaß haben. Der Weg kann nach 2/3 der Strecke abgekürzt werden. Ihr verpasst lediglich zwei Stationen.

  • Wir queren die Purfinger Straße und folgen auf der anderen Seite dem Naturweg in südlicher Richtung durch den Wald. Die Richtung beibehaltend kreuzen wir nach 400 Meter eine Forststraße. Augen auf! Nach etwa weiteren 400 Meter auf dem Schotterweg biegen wir links nach Osten ab. Der Weg ist nicht zu verfehlen, da er gegen unrechtmäßiges Befahren mit einem Balken gesichert wurde. Immer auf dem am besten gangbaren Weg bleiben. Das Waldstück ist nach weiteren 900 Metern durchschritten. Licht. Felder. Wolfesing, ein Straßendorf, sehen wir vor uns liegen. Wir erreichen es über dem Weg nach Süden, der alsbald eine Linkskurve beschreibt und auf die ST2081 stößt.
  • Im Ort folgen wir der Straße nach Süden (rechts abgebogen). Vorbei an der kleinen Feldkapelle zur linken erreichen wir den Gasthof Schlammerl nach ca. 300 Metern.

Wolfesing und Gasthof Schlammerl

Bis Ende des 16. Jahrhunderts lag Wolfesing an der Salzstraße, die von Bad Reichenhall über Ebersberg, Weißenfeld und Feldkirchen nach München führte und dabei möglichst jeder Steigung auswich. Wolfesing war eine Verpflegungsstation für Mensch und Tier, deren Wirte sich zumindest von 1606 bis heute nachvollziehen lassen.

Zwischenstop am Traditionsgasthaus Schlammerl

Hier wird deftig bayerisch gekocht und zu Corona Zeiten hatten wir das einmalige Vergnügen das Schnitzel mit Pommes in einer Pappschachtel auf einer Wiese zu genießen. Geschmeckt hat’s uns trotzdem. Die Preise sind normal, die Portionen großzügig. Manchmal wird in Rezensionen allerdings die lange Wartezeit bekrittelt. Bei 308 4,5 Sternebewertungen (Mai 2020) haben die meisten Gäste aber nichts zu klagen.

Von Wolfesing durch den Ebersberger Forst zur Lindseekapelle spaziert

  • Wir folgen dem Weg, der gegenüber dem Gasthof 500 Meter nach Osten Richtung Ebersberger Forst führt. Ab hier beginnt eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Deutschland, das von keiner Siedlung unterbrochen ist. Bäume, Bäume, Bäume.
  • Doch zuerst 500 Meter weiter entlang dem Waldrand, dann 420 Meter rechts (Osten) rein in den Forst und bei der nächsten Abzweigung erneut und dem Weg nach 1,7 Kilometer nach Norden bis zum Hirsch-Geräumt folgen. Wenn ihr nach links blickt, seht ihr im Osten bereits das Ende des Waldes. Da gehts hin und ihr seht hinter den Feldern Ort und Kirche von Purfing. Wenn ihr von hier auf den schnellsten Weg in den Biergarten des „Purfinger Haberer“ wollt, wäre das ein guter Abkürzer. Lasst euch aber lieber nicht die Lindseekapelle entgehen.
  • Zur Lindsee-Kapelle geht es zunächst 600 Meter rechts den Waldrand entlang nach Norden, dann den Weg weitere 600 Meter übers Feld bis zur Schloßbergstraße. Hinter dem letzten Haus zur Rechten führt ein Fußpfad 100 Meter den Moränenausläufer hoch, bis er auf das Wasserreservoir stößt, von wo es einen Prima Blick Richtung Anzing und Markt Schwaben gibt. Wem der Weg zu rustikal ist, kann einen Bogen über Frotzhofen machen. Nach dem Ortseingang links in die Kirchstraße eingehen und dort den ansteigenden Fußweg folgen. Vom Reservoir den Feldweg 200 Meter nach Nordosten gehen, die Weggabelung kreuzen und dahinter halblinks abbiegen. Die Lindseekapelle sehen wir nach etwa 200 Meter rechts oberhalb des Waldstücks am Hang.
Wir entdecken die Lindseekapelle am Hang

Lindseekapelle

Bereits aus der Entfernung ist die Lindseekapelle ein Hingucker und für Unwissende schwer einer Bestimmung zuzuordnen. Strenge Formen, die luftig in die Höhe streben, lassen nur eine sehr schlichte geometrische Architektur erkennen. Aber nicht nur die Gestaltung macht den besonderen Reiz der Lindseekapelle aus, sondern ihre Lage. Wunderbar im toten Winkel zwischen zwei Waldstücken und am Hange eines sanften Moränenhügelausläufers gelegen, blickt sie über eine kleine Senke nach Süden, von wo sich in einiger Entfernung der Kirchturm von Purfing und weiter entfernt die Alpen erkennen lässt. Der Widerstand durch die Bevölkerung war enorm, als man in den 90ern Lindsee als Standort für eine Mülldeponie diskutierte. Zum Glück war die Bodenbeschaffenheit ungeeignet. Gott sei Dank! Die Gemeinde handelte. Nicht nur als Dank und zur Ehre Gottes, sondern auch, um für alle Zeit den Ort zu saven, wurde die Kapelle mit viel Eigenleistung errichtet sowie ein Biotop angelegt.

Über Purfing und den Klima Walderlebnispfad Parsdorfer Hart zurückgewandert

  • Von der Lindseekapelle haben wir bereits die Kirche von Purfing gesehen. Den Ort erreichen wir über dem Weg zunächst den Hang abwärts, am Biotop rechts vorbei und 900 Meter bis zur geteerten Neufarner Straße am Ortsteingang erreichen. Wenn ihr einen Abstecher zum Purfinger Haberer machen wollt, dann findet ihr ihn, parallel zur Kirche. Zurück zum Auto geht es rechts die Neufahner Straße rechts den Hang hoch bis zum Mobilfunktmast.

Purfing und Purfinger Haberer

Vor nur 15.000 Jahren brachte der Inn-Gletscher jede Menge Schotter, die er hinter Purfing zu Bergen und Wällen aufgetürmt hat. Angeblich haben die Römer die Erhebungen schon für sich zu nutzen gewusst. Älter als München geht der Name Purfing auf den Ortstaldel der „Purolfinger“ zurück. Anfang des 20. Jahrhunderts war der Ortsgasthof  Treffpunkt der Haberfeldtreiber, deren Femegericht, Verstöße gegen das Rechtsempfinden sowie Verstöße gegen Sitte und Moral ahndete. Der Wirt beschreibt seine Küche als „traditionell-bayerisch mit moderner Raffinesse“. Wirtsstuben mit Biergarten. Es gibt Bestbewertungen von den Gästen. Wir selbst konnten den Wirt wegen Corona nicht testen.

Weiter im Parsdorfer Hart gewandert

Der Mobilfunkmast von Purfing steht auf einer kleinen Anhöhe. 255 Meter müssen wir auf der Teerstraße gehen, und etwas länger, wenn ihr die Strecke vom Purfinger Haberer bemesst. Viel ist auf der Straße meist nichts los. Am Mobilfunkmasten biegen wir links nach Osten auf den Feldweg ein, den wir in 640 Metern erreichen.

  • Dort rechts nach Norden wandern und am zweiten Weg nach 110 Metern links spazieren. An einer Aufforstung ist der Wegverlauf nicht eindeutig erkennbar. Weiter gehts halbrechts! Der (mittlerweile) Naturweg stößt nach einiger Zeit auf einen Waldweg, auf dem wir nach Süden (links folgen), um nach 230 Metern auf den Walderlebnispfad zu treffen. Hier entscheidet ihr, ob ihr den Erlebnisfpad rechts weiterverfolgt, oder wie ihr die 1,6 Kilometer nach Süden zum Auto nehmt. Dabei erlebt ihr noch die Stationen „Bäume für die Zukunft“, „Wir sitzen auf dem Trockenen“ und „CO2 in seiner schönsten Form „Zuwachswürfel“.

Viel Spaß beim Wandern!

Wanderkarte Vaterstetten Purfing

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.