Isarwanderung, beinahe an Geretsried vorbei

Wanderung 4,9 oder 10 KilometerKarte

Fanfarenstoß! Melde hiermit stolz, dass wir die 10 Isaretappe erfolgreich absolviert haben. Die Berge kommen immer näher. Mit dieser Runde innerhalb unseres Projektes „Isarflimmern“ – was im Übrigen das Abwandern des Flusses in Komfortetappen von München nach Bad Tölz beschreibt – sind wir nun im Bunkerwald angekommen. Das heißt, wir sind an der Tattenhofener Brücke und der Stadt Geretsried so gut wie vorbeimarschiert. Es sind am Ende 10,10 Kilometer geworden, die sich auf empfohlene 4,85 Kilometer verkürzen lassen.

Das erwartet Euch an der Isar bei Geretsried

Die Isar bei Geretsried ist wild. Viele Wasserarme haben sich hier in den Kies gegraben. Die Wege sind Pfade, die je nach Hochwasserlage vom Fluss weggespült werden. Pfadfinder sind etwas im Vorteil. Das macht den Reiz der Landschaft aus. Auf gutes Schuhwerk achten. Wir kommen an einigen Bunkern der ehemaligen Munitionsfabrik vorbei. Unterwegs gibt es leider keine Einkehrmöglichkeit, daher Brotzeit mitnehmen. 

Losgewandert am Isardamm 10, 82538 Geretsried

Nicht weit südlich vom Tennisplatz, am Scheitelpunkt der 9. Etappe, parken wir am Isardamm unser Auto. Der Ausgangspunkt liegt nahe der Isar und Stellplätze für das Auto sollte es in ausreichender Menge geben.

Der Isardamm ist eine natürliche etwas höhergelagerte Uferböschung, auf der parallel zum Fluss die gleichnamige Straße verläuft. Ab hier vollzieht die Isar eine deutliche Linkskurve. Rechts von ihr ein breites, Kiesbett, was genügsamen Sträuchern und Bodenwurzlern eine Heimat gibt. Je weiter man zum Damm kommt, desto höher die Bäume.

Gitta und ich wollen gleich runter von der Straße und entscheiden uns für den Pfad, der zunächst unterhalb des Isardammes verläuft. Es würde auch die Möglichkeit geben der Isar zu folgen, was uns wegen der zahlreichen Bachläufe und der Jahreszeit nicht praktikabel erscheint. Die Isar sehen wir noch früh genug. Etwa 350 Meter gehen wir den Fußpfad, bis wir an eine Furt gelangen, auf der wir von Stein zu Stein hüpfend auf die andere Seite gelangen.

Sind wir an der Isar oder in Schweden?

Landschaft und Weg gehören zu den bislang Schönsten, die wir an der Isar entdecken konnten. Es erinnert uns hier stark an Schweden und die dortigen Mooswanderungen. Erika blüht hier in weiten Flächen. Kiefern und Fichten stehen vereinzelt, gerade und schief auf dem lockeren Untergrund, Moos auf den Rinden zur Wetterseite. Ich vermute, dass hier irgendwo das Ende des Regenbogens ist und in allernächster Nähe ein Topf mit Gold vergraben ist.

Wir folgen dem Pfad, nach Osten, scharf an der niedrigen Böschung, die Kiesbank von Vegetation trennt. Wir haben bis jetzt den Hauptlauf der Isar noch nicht gesehen. Erst allmählich bekommt der Weg Schlagseite nach Süden.

Als wir die endlich die Isar sehen, erinnere ich mich, dass wir erst vor einigen Wochen auf der anderen Flußseite bei Ascholding einen Wanderversuch gestartet hatten, der etwas schief ging (sorry Tanja, Frank und Sven)! Mir hats immerhin einen guterhaltenen Stahlhelm aus dem zweiten Weltkrieg gebracht, den wir aus den Dreck ziehen könnten.

Als wir nach ca. 1,8 Metern nach der Furt das Ende der Kiesbank erreicht haben, findet Pelle als Erster den Pfad in den verwunschen wirkenden Wald. Fichten mit dicken Flechten rauben sich das Licht.

Weiter zur Tattenkofener Brücke

Die Isar hat gerade viel Wasser. Richtig breit ist sie kurz vor Tattenkofen. Unser Weg, der unmittelbar am Ufer läuft, hört unvermittelt auf, wo er verlaufen sollte, endet er im Nichts bzw. in der Isar. Zwei Meter unter uns der gefräßige Fluss. Bäume hängen schief über das Wasser, ihres Untergrundes beraubt und sich mit wenigen Wurzelarmen an der angefressenen Böschung festkrallend. Die „Reißende“ macht ihrem Ruf alle Ehre und lässt erleben, was in regulierten Flussbetten nicht mehr möglich ist, sich einfach zu nehmen, was keinen Widerstand bietet. So war es hier schon immer.

Unseren Weg suchen wir uns neu, und es wird nicht lange dauern, bis auch die Wanderwege sich der neuen Situation angepasst haben. Dort wo nach 1,8 Kilometer der Wirtschaftsweg beginnt, werden die Bäume allmählich höher und die Brücke ist bald erreicht. 

Die Tattenkofener Brücke ist bis Bad Tölz die einzige Möglichkeit, die Isar zu überqueren, entsprechend der Verkehr. Es war ein Desaster, als 1945  deutsche Pioniere das Bauwerk gesprengt hatten, um den Vormarsch der Amerikaner zur Munitionsfabrik auf der westlichen Flussseite zu stoppen. Gebracht hat’s nichts. Ich kann mir schon vorstellen, dass der Ein oder Andere nervös geworden ist, denn die intakten Bunker mit dem ganzen explosiven Dreck gleich unmittelbar auf dieser Flussseite kann einem schon nervös machen. 

 

Im Geretsrieder Bunkerwald

Gleich auf der anderen Seite der Straße ändert sich der Charakter der Landschaft. Der Wald reckt sich in die Luft und auch das Ufer wächst nach oben. Wer abkürzen will, kann dies machen, indem er den Wander- und Radweg rechts nach Westen geht. Wir wollen lieber noch etwas weitergehen, um den angesprochenen Bunkern einen kurzen Besuch abzustatten und den Abschluss zur nächsten, 11. Etappe vorzubereiten. Hierfür gehen wir zunächst 600 Meter den Komfortweg parallel zur Isar weiter. An der zweiten Möglichkeit biegen wir rechts ab. Die unscheinbare Erhebung rechts und links des Weges sind keine Hügelgräber, sondern Bunker.
 
Die Waldwege werden zu belaubtem Beton. Ein dichtes Netz dieser Verbindungsstraßen durchziehen den Wald und schufen Zugang für die LKWs und Elektrokarren. Bereits kurz nach dem Krieg wurden alle Bauwerke im Rahmen der Demilitarisierung gesprengt. Wer will sollte sich mal genauer umsehen, doch ihr habt Zeit. Es ist nicht zu befürchten, dass Betonfrass am Status quo etwas ändert, oder Bodenerosion die Bunker abträgt. Ihr könnt also gerne zur Rente nochmal herkommen, solltet es heute dafür zu knapp sein.
 

„Fuchs und Has und die Munitionsfabrik“, 

Informativer Film von UebersOberland über die Geretsrieder Munitionsfabrik.

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Von den Bunkerabstechern ausgenommen, geht es geradewegs 600 Meter nach Westen. Erst am Ende macht der Betontrail kurz vor den Schrebergärten eine scharfe Rechtskurve. Wir gehen an der nächsten Möglichkeit links und gelangen am Parkplatz der Kleingärtner Siedlung vorbei, zur gut befahrenen Jeschkenstrasse. Linkerhand auf der anderen Straßenseite fallen Eisenbahnwagons auf. Nur seltsam, dass es hier keinen Eisenbahnanschluss gibt. Wir schauen durch den Zaun auf das Gelände.
 

Staatliche Feuerwehrschule Geretsried

Sie ist eine von drei Schulen in Bayern, in der jährlich 5.000 – 6.000 neue Feuerwehrmänner und Frauen für den Notfall geschult werden. Und der Ausbildungsbedarf ist groß. Die 340.000 Angehörigen der Feuerwehren in Bayern vor dem Hintergrund müssen immer weiter geschult werden, um die steigenden Einsatzzahlen und immer komplexer werdenden Einsatzgeschehen auch zukünftig gerecht zu werden, steht auf der Website. Dafür gibt es hier eine eigene Stadt, in der jedes erdenkliche Einsatzszenario geübt werden kann. Auf dem Areal befinden sich Haupt- und Nebenstraßen, ein Industriegebiet, Landwirtschaft, ein Weiher, ein Stück Autobahn, Bahngleise mit Zügen und Wagons und ein Tunnel.

Hier wird nahe an der Realität geübt, z.B. in einem fünfgeschossigen Geschäftshaus mit Läden, Wohn- und Büroeinheiten sowie einer Tiefgarage.

Eine weitere Besonderheit beherrbergt dieses Areal. Von 1976 bis 1992 befand sich in einem Bunker unter dem Speisesaal der 200 qm große Ausweichssitz der bayerischen Staatsregierung. Das Kabinett hätte sich hier verkrochen und gehofft, den atomaren Strahlen zu trotzen und das Zerstörte zu regieren.

Schade, dass man durch den Zaun nur einen kleinen Teil des Trainingsgeländes erkennen kann. Als wir genug gesehen haben, folgen wir den Straßenverlauf knapp 150 Meter nach Nordosten. Zum Glück gehts schnell auf einen Fußpfad links in den nahen Wald, um nach weiteren 100 Metern halbrechts abzubiegen. Die Kompassnadel zeigt zurück zum Auto. Wenn wir nach ca. 300 Metern auf den guten Wander- und Radweg stoßen, folgen wir diesen nach links gehend für knapp einen Kilometer. Das Geretsried auch ein Industriestandort ist, merken wir, als wir an den Betriebgelände von DMG MORI Spare Parts vorbei wandern. Ich hab gegoogelt, das Unternehmen stellt hier und auf der ganzen Werkzeugmaschinen her (DMG MORI: Eure Website ist nicht gut, wir sollten uns mal unterhalten ;-)).

Am Ende des Werksgeländes überquert der Wanderweg die Tattenkofener Straße, die wir bereits an der gleichnamigen Brücke überquert haben. Um jetzt wieder zum Auto zu gelangen, bleiben wir auf dem Super-Luxus-Pfad, der in der Tat auch gerne von Fahrradfahrern genutzt wird. Auf der anderen Straßenseite nicht gleich links abbiegen, sondern erst an der zweiten Möglichkeit! Wenn man auf dem richtigen Weg ist, erreicht man die nach 700 Meter die Zehnerhütte, eine ehemalige Jagdhütte. Wer noch Semmeln und Möhren im Rucksack hat, kann sie hier am Picknickplatz essen.

Würden wir jetzt auf dem Wanderweg weitergehen, kämen wir am Eisstadion raus und müssten etwas länger auf dem geteerten Isardamm zurück zum Auto gehen. Darum biegen wir die nächste Gelegenheit rechts ab, um die Böschung hinunterzugehen und dort dem etwas urigeren Gehweg zu folgen, der in einiger Entfernung parallel zum Isardamm nach Norden führt. Aber auch er schlägt nach 1,3 Kilometern einen Bogen auf die Straße. Von hier sind es 900 Meter bis zum Auto.

Fazit: Auch wenn wir für den letzten Kilometer für unseren Geschmack etwas viel Teer unter den Sohlen hatten, gehört die Begleitung der Isar bei Geretsried zu den besonders schönen Naturerlebnissen. Ok, für die Verpflegung muss man selbst sorgen, da man nur über einen längeren Abstecher eine Einkehrmöglichkeit findet. Wie auch die meisten Isartouren, ist der Weg für Kinderwagenschieber leider nicht geeignet.

Isar-Wanderkarte bei Geretsried

1 Gedanke zu „10) Vergänglichkeit erleben: Gefräßige Isar versus Bunkerbeton“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.