Von der Burg Haag in Oberbayern zu den Toteiskesseln wandern

Einfache Wanderung 7 KilometerKarte

Es gibt in Oberbayern zwei Haag, obwohl sich nur das eine östlich von München auch so nennen darf. Das andere Haag oberhalb von Freising unterscheidet sich mit dem Namenszusatz „an der Amper“. Von der B12 sieht man den markanten Turm der ehemaligen Burg, der sich würdig und Neugierde verheißend über die Ortschaft erhebt. Reich an Geschichte und Zeugen der letzten Gletscherschmelze ist Haag 50 Kilometer östlich von München ein guter Ort für einen Ausflug, bei dem sich auch gut Wandern und essen lässt. Übrigens sind wir von hier noch immer nahe genug am Alpenrand, um bei schönem Wetter die Silhouette der Berge aus exponierten Lagen zu erspähen.

Was euch bei dieser Rundwanderung bei Haag erwartet

Die Tour hat große Überschneidungen mit dem offiziellen „Toteiskesselweg“, der einige der Naturdenkmäler miteinander verbindet. Da wir jedoch auch Markt Haag noch einen Besuch abstatten wollten, haben wir die Routenführung geändert, um noch mehr Eindrücke sammeln zu können.

  • Eintauchen in die spannende Geschichte von Haag
  • Tolle Fotomotive um den ehemaligen Bergfried der Burg
  • Einkehrmöglichkeit in der Brauereigaststätte Unertl und eines der weltbesten Weißbiere genießen
  • Abwechslungsreiche Runde zu den Toteiskesseln mit Überschneidung des offiziellen „Toteiskesselweg“
  • Wanderung auf wenig befahrenen Nebenstraßen sowie Wald- und Wiesenwegen (regenfestes Schuhwerk an nassen Tagen erforderlich!)

Der Startpunkt der Wanderung: Marktplatz in Haag

Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Zum Beispiel ab München Ostbahnhof mit der Bahn nach Schwindegg (Richtung Mühldorf) und von dort mit dem Regionalbus nach Haag in Oberbayern und mit dem Bus 9406/9410 bis zum Bräuhausplatz Haag. Am Brunnen an der Hauptstraße, rechts in die Marktstraße einbiegen. Für die Fahrt sind etwa 1h40 zu kalkulieren.

Anfahrt mit dem Auto: Von München über die Autobahn A94 bis Forstinning, von dort über die B12 nach Haag. Am Wochenende ist für die etwa 47 km lange Strecke ab Zamdorf ca. 40 Minuten zu kalkulieren. Wir lassen das Auto am Marktplatz zurück, wo man am Wochenende eher weniger Probleme mit einem Parkplatz hat – außer Freitag – da dann Wochenmarkt ist.

Alternativer Startpunkt „Toteiskesselweg“: Parkplatz beim Grandls Hofcafe, östlich von Haag. Tour nicht weiter beschrieben. Wanderkarte am Ende des Beitrags. Zur Website.

Blick unterwegs in die Berge

Vom Marktplatz über die Löwenbrücke zur Burg wandern

Der Marktplatz befindet sich auf einer sanften Erhebung etwas oberhalb der Hauptstraße, an dem sich auch das Kriegerdenkmal und das Rathaus befinden. Gleich gegenüber finden wir unter den Ästen eines ausladenden Baumes eine Stele aus Granit, die an jeder seiner vier Seiten an die Eckpunkte der Reichsgrafschaft Haag erinnert. Nur knapp 200 Meter im Westen überragt der Bergfried, Wahrzeichen und ehemaliges Herrscherzentrum mit dem Schimmelwappen die heutige 6000-Seelen-Gemeinde.

Wir erreichen das ehemalige Burgareal über die Löwenbrücke, die über den Burggraben führt und in welchem sich im Barock ein Tiergarten befunden hatte. Über eine Freitreppe erreicht man den Kernbereich der Burg mit dem Heimatmuseum, das nur zu bestimmten Zeiten geöffnet hat. Wir mussten uns mit einem Blick von außen begnügen, den wir von der Maria-Ward-Straße über die Dächer und Zinnen auf den imposanten Turm werfen, z.B. von dem südwestlich gelegenem Wirtshaus zum Hofgarten (hatte in November 2018 wegen Pächterwechsel geschlossen).

Die Grafschaft Haag

Im Jahre 980 wurde Haag in Oberbayern erstmalig als Sitz des Herrengeschlechts „de Haga“ erwähnt. Die Freie Grafschaft – mit der auch die Hochgerichtsbarkeit verliehen wurde, wurde von Kaiser Friedrich II 1245 an Ritter Sigfrid von Fraunberg übertragen. Erbitterte Kriege gegen das Fürsterzbistum Salzburg, oder das Bistum Freising dienten die eigene Herrschaft zu festigen und auszuweiten. Die Loyalität gegenüber dem Kaiser sicherte dem Adelsgeschlecht zahlreiche Privilegien.

Von der einst stattlichen Burganlage stehen heute noch der mehrfach erweiterte 43 Meter hohe Wohnturm, mit den Ecktürmchen. Zu erkennen ist weiter noch die Form der Kernburg und die große Freitreppe von 1748.

Heimatmuseum Haag: Im Burgturm befindet sich auf mehreren Etagen das Museum, welches im Winter geschlossen ist. Informationen über die Ausstellung und der Öffnungszeiten auf der Website des Geschichtsverein Reichsgrafschaft Haag e.V.

Erst 1804 kam die Grafschaft Haag endgültig an Bayern. Zuvor war sie eine „freie, dem bayerischen Kurlanden nicht eingegliederte Reichsgrafenschaft“.  Mit der  Säkularisation im gleichen Jahr wurde die Burg stückweise abgetragen. Heute gehört Haag in Oberbayern zum Landkreis Mühldorf am Inn.

Die Haager Freyung

Die Haager Freyung

Die Haager Freyung unterhalb der Burg Haag ist eine langgezogene Wiese, die von der Kirche im Osten bis unterhalb der Realschule im Westen reicht. Im Mittelalter diente dieses einst eingefriedete Areal für Asyl- bzw. Freyungs-Suchende, die sogenannten „Glaigleiter“ als Zufluchtsort. 1494 verlieh der Kaiser der Haager Grafschaft erstmalig das Recht, kaiserliches Geleit zu gewähren. Zu diesem Zweck hatte sich der unbewaffnete Verfolgte auf den Freyungstein (nicht mehr vorhanden) zu stellen, um die Möglichkeit einer Sühneverhandlungen einzuleiten und daraus ein Gnadenrecht zu erwirken. Der Schutz galt zunächst für 14 Tage, in welcher sich der Schutzsuchende auf der Freyung aufzuhalten hatte. Ein Holzhaus, „Freiheim“ genannt, diente als Unterbringung. Das Areal darf nicht bebaut werden, und dient heute im Winter als großartiger Schlittenberg.

Zur Haager Freyung und weiter zu den Toteiskesseln wandern

Beim Wirtshaus zum Hofgarten schreiten wir die Treppen runter zum Friedhof. Die Haager Freyung ist die große Wiesenfläche, die sich unterhalb erstreckt und an deren Saum wir nach Osten Richtung auf die Kirche Mariä Himmelfahrt mit dem spitzen Tum zuhalten. Vor der Kirche geht es links zum Kirchplatz und dann am Gotteshaus vorbei. Am Parkplatz gibt es einen Durchgang runter zur Wasserburger Landstraße. Das Bräustüberl der Brauerei Uertl finden wir in der Lerchenberger Straße gegenüber, etwa 70 Meter weiter im Osten.

Brauerei Unertl und Bräustüberl

Lt. dem Bayerischer Brauerbund e.V. ist Bayern mit 90 % Marktanteil das Weizen- oder Weißbierland Nr. 1. Über 1000 Marken mit starker regionaler Bedeutung gibt es, das Weizen von Unertl gehört mit seiner 11,7% Stammwürze und 4,8% Alkohol zur Weißbier-Elite! Der Wahlspruch des privat geführten Familienbetriebs: „Wir machen zwar nur eins … aber das dafür g´scheit“.  Die Süddeutsche Zeitung führte 2009 das Weißbier auf Platz 93 der 100 besten Biere der Welt und schrieb: „Das kompromisslose famose Unertl Weißbier begeistert aufgeschlossene Bierliebhaber mit enormer Säure. Fast zu enorm.“ Die Biere werden mit 70 Prozent Weizenmalz hergestellt, in der Flasche nachgegärt, nicht konserviert, nicht stabilisiert und nicht pasteurisiert. „Und weil sich dieser Prozess nicht beliebig steuern und kontrollieren lasse, wollten sie nicht wachsen, auch wenn – wir sofort doppelt so viel verkaufen könnten – . Das erklärt auch, warum sie keine Werbung machen“. So stand es 2013 in der Brand 1 (zum Beitrag)

Wie es sich gehört, befindet sich gleich gegenüber der Brauerei an der Lerchenberger Str. 2, das Unertl Bräustüberl. Ein Besuch bietet sich an. Rustikal-gemütlicher Gastraum mit bayerischer Küche und netter Atmosphäre. Die flotte Bedienung bringt ordentliche Portionen, für den normalen Hunger. Kleiner Wirtsgarten hinter dem Haus.

Unertl Bräustüberl
Lerchenberger Str. 2, 83527 Haag in Oberbayern
Montag Ruhetag
Zur Bräustüberl-Website

Zu den Toteiskesseln kommen wir, indem wir dem Fußweg rechts der Lerchenberger Straße weiter nach Osten folgen. An der nächsten Abzweigung rechts in den Lengmooser Weg abbiegen und 400 Meter bis durch die Siedlung wandern.

Weiter auf dem Toteiskesselweg

Auf der anderen Seite stoßen wir auf den offiziellen Toteiskesselweg, der aus dem Norden kommt. Wir gehen geradeaus auf dem Feldweg weiter, der uns nach 300 Metern unter der B12 durchführt. Am Waldrand lädt eine Bank am Findling zur Rast, eine Einladung die zumindest wir ausgeschlagen haben, da die Toteiskessel schon nahe sind. Auf der anderen Seite der Bundesstraße biegen wir gleich links ab. Der erste Toteiskessel wartet bald links im Wald. Er führt die Nummer 1a, die auf einem Findling auf Granitgneis steht.

Toteiskessel im Haager Umland

Kaum vorstellbar, dass Bayern einst von riesigen Gletschern überzogen war, die sich von den Alpen bis weit in das Flachland ausdehnten. Das Würm-Glazial endete vor etwa 10.000 Jahren, als der Eiszeit die Erwärmung folgte. Mit dem Schmelzen der Gletscher lösten sich Eisblöcke von der Gletscherzunge und blieben liegen. Das sogenannte Toteis wurde von Schmelzwasser mit Schotter zugedeckt und isoliert. Langsam über Jahrhunderte schmolz das Eis zusammen und der Schotter rutschte in den entstandenen Toteiskessel.

Bei lehmigen Untergrund und gestautem Wasser haben sich viele Kessel zu Mooren verwandelt, in denen sich eine vielfältige Fauna und Flora bildete.

Zum Faltplan des Toteiskesselwegs mit der Beschreibung aller Toteiskessel

Am Hof links abbiegen und auf der kleinen Teerstraße 360 Meter folgen, bis ein weiterer Wegweiser auf die Möglichkeit hinweist, die Runde um die Toteiskessel (9,10,11,12) anzuwandern. Der Weg beschreibt eine Schleife von etwas mehr als 2 Kilometer, der hier wieder auf die Teerstraße trifft und nach Süden verläuft. Über den Bäumen macht der Bergfried von Haag auf sich aufmerksam. 

Einen schönen Blick auf die Berge haben wir 600 Meter weiter (vorbei an den Toteiskesseln 8,7,6) bei den zwei Bauernhöfen bei Höhenberg. Hier rechts – nach Osten führt. Hinter den Sielagebereich verlassen wir den Feldweg und wandern über die Wiesen zum Waldrand, wo wir kurz zwischen den Bäumen durchschlupfen und auf den Toteiskessel Nr. 5 stoßen.

Zurück nach Haag/Grandls Hofcafé gewandert

Zur Unterführung der B15 kommen wir, indem wir am Waldrand einfach bis zum Kessel 4b weitergehen und dort in nordwestlicher Richtung durch den Wald (600 Meter) gehen. Ab hier kann man entweder den gleichen Weg zurück nach Haag, bzw. Grandls Hofcafé gehen, den man gekommen ist (kinderwagentauglich).

Über Aicha zurück nach Haag. Ein kurzes Stück nach dem Toteiskessel führ ein Weg links in südöstlicher Richtung in den Wald und alsbald wieder hinaus (200 Meter). Wir erreichen den Weiler Aicha. Bei den Gebäuden links abbiegen. Um nicht lange auf der Teerstraße gehen zu müssen, könnt ihr den parallel verlaufenden Feldweg 130 Meter nach Nordosten gehen bis er auf die Straße führt. Dieser die Richtung Haag etwa 100 Meter folgen, dann an der nächsten Möglichkeit links auf den Wirtschaftsweg einbiegen. Die Gemeinde Altdorf kurz vor Haag erreichen wir, indem wir an der nächsten Weggabelung  nach Westen schreiten. Die B15 nach 650 Meter überqueren und zur nahegelegenen Siedlung wandern. Rechts in die Bachstraße einbiegen, danach links  in die Ringstraße. Der Feldweg, nördlich von Altdorf  finden, führt uns zurück auf die Wasserbuger Straße. Dieser 300 Meter folgen.
Gegenüber dem ehemaligen Amtsgericht halblinks in den Oberwallnerweg einbiegen, von wo wir einen tollen Blick auf die Burg Haag haben, besonders im Spätnachmittagslicht! Wir überqueren die Freyung und kommen über einen kleinen Fußweg am ersten Haus (Pettenbeckweg) den kleinen Hang hinauf zum Marktplatz.

Kleine Orientierungshilfe

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.