Rundwanderung über die Burg Elkofen ins Attel-Tal

Wanderung 12 KilometerKarte

Nachdem Gitta und ich zunehmend ohne Kinder unterwegs sind, hatten wir dem Nachwuchs angekündigt, dass es am Sonntag mal wieder zusammen rausgehen soll. Die Runde des Tages war eine Neuentdeckung, die ich schon vor einiger Zeit zusammengestellt hatte. Sie geht ohne nennenswerte Steigungen auf vorwiegend guten Wegen im Atteltal dahin, allerdings auch mit einer kurzen Offroad-Strecke, die im Sommer bestimmt Improvisation erfordert. Die etwa 12 Kilometer lange Tour bietet einige spannende Entdeckungen, die wir gerne persönlich in Augenschein nehmen wollten. Allen voran Schloss oder Burg Elkofen, ein sensationelles Kleinod, was sich in unmittelbarer Nähe zu Grafing in einem Seitental duckt. Umgeben von einer mächtigen Burgmauer thront es trutzig auf einen Berg. Erstaunlich, wie es sich der medialen Aufmerksamkeit weitgehend entziehen kann.

Losgewandert am Finkenweg 85567 Grafing/Ortsteil Oberelkofen

Um 12:30 kommen wir los, um kurz nach 13:00 Uhr in Oberelkofen einen Parkplatz zu suchen. Wir fanden ihn gleich an der Bahnüberführung, gegenüber des Kriegerfriedhofs am Finkenweg.

Aber zuerst schlagen wir vom Auto einen kurzen Bogen nach Norden, um uns nach etwa 150 Metern von der Autostraße nach Osten zu orientieren. Ein schöner Spazierweg führt inmitten eines sanft bewaldeten Bachtales zu einem Moränenhügel, auf dem eine Christopheros Statue thront. Darunter ein kleiner Steg, der Wanderer trocken auf die andere Seite führt. Eine alte Allee säumt den Kiesweg nach Niederelkofen. Die Burg spitzt bald zwischen den Bäumen hervor. Wir suchen die Auffahrt, staunen, und gehen bis zum Burgtor, welches wir leider verschlossen vorfinden.

Burg Elkofen

Sie gehört zu den am besten erhaltenen Burgen in Oberbayern. Der gute mittelalterliche Zustand dieser bald 1000-jährigen Anlage ist der langjährigen Besitzerfamilie Rechberg zu verdanken. Der 33 Meter hohe Bergfried ist der älterste Teil des Anwesens, welcher wohl schon als Fliehburg zur Zeit der Ungarneinfälle gebaut wurde.

Der Kern der Burg Elkofen ist gotisch. Palas, Kemenate, Dürnitzstock und Wehrgang stammen aus dieser Zeit. Die Süddeutsche Zeitung hat einmal in einem Beitrag geschrieben: „Ein Zeitreisender aus dem 18. Jahrhundert würde das Schloss kaum verändert vorfinden“. Ende des 17. Anfang des 18. Jahrhunderts wurde der Ostflügel, der Untere Hof und die Toranlagen angefügt. Weitere größere Eingriffe haben seit dieser Zeit nicht mehr stattgefunden.

Verlobte können sich auf Burg/Schloss Elkofen trauen lassen und Kulturliebhaber ein stimmungsvolles Open-Air Konzert im Schlosshof genießen.

Licht und Wasser im Atteltal

Vorbei an einigen denkmalgeschützten Wohn- und Handwerkerhäusern, schreiten wir durch das kleine Tal nach Osten, bis wir nach schönen Wiesen das Siedlungsgebiet von Grafing streifen. Am Klärwerk zieht es uns aber bereits wieder nach Süden, bis wir beim Pferdehof kurz auf die wenig befahrene Nebenstraße ausweichen, der wir bis zum Start der weiten Talwiesen folgen. Es ist hier licht und weit und das Alpenpanorama grüßt. Auf Wirtschaftswegen kommen wir nach Straussdorf (siehe kleine Orientierungshilfe). Wer Hunger oder Durst verspürt, kann diesen in der Tafernwirtschaft stillen.

Am südlichen Dorfausgang, Nähe der Hochspannungsleitung geht’s im spitzen Winkel links zum nahegelegenen Waldstück, in dem sich der Schauerach Graben versteckt. Überall gurgelt es hier. Zahlreiche Quellen werden hier gefasst, aber längst nicht alle. Ansässige verraten uns, dass wir hier unseren Wasservorrat auffüllen können. Natürlich nicht aus dem Bachbett. Wir wagen den Selbstversuch. Ihr auf eigene Verantwortung .

Schauracher Graben

Vor etwa 30 Jahren wurden mehrere Quellaustritte entlang eines Hanges zur Trinkwassergewinnung gefasst. 2012 wurde ein Quellenaustritt mit einem Bagger freigelegt, damit die Quelle wieder wie früher aus dem Berg sprudeln kann.

Was der Geologe „Konglomerat“ bezeichnet, nämlich untrennbar verbackenes Sedimentgesten, findet der Boulderer im Schauerach Graben spannend. Letzter findet nämlich in der überhängenden Wand hervorranden und festen Halt, durch die wie in Beton eingegossene Steine.

Wasserfall am Schachauer Graben

Um guten Anschluss an den Weg durchs Moos zurück zu bekommen, folgen wir offroad dem Wasser an der rechten Bachseite. Die erste Schlüsselblume des Jahres sagt hallo. Noch bleibt sie ein Einzelfund.

Wenn man links eine Wiese sieht, sich am Waldrand orientieren, bis man den von der Hauptstrasse abweichenden Wirtschaftsweg entdeckt. Wir kreuzen die Landstraße nach Assling und gehen dem sanft absteigenden Wirtschaftsweg im weiten Bogen, bis der Anschlussweg zurück über die zahleichen Entwässerungsgräben und die Attel kommt. Die Wiesen sind weitläufig und laden zum Queren ein, was im Winter problemlos möglich ist. Noch ist der Boden von einem dichtem Geflecht von Mäusetrails und Maulwurfshügel bedeckt. Eine Gruppe von Rehen beobachtet uns und sucht das Weite.

Durch einen schönen Laubwald geht’s unterhalb der Eisenbahnlinie bis bis zur Bahnüberführung am ehemaligen Bahnsteig in den Ort.

Wir nutzen die Gelegenheit, an der Kirche rechts vorbei, um den Friedhof mit den Opfern des Bahnunglücks vom 16.07.1945 zu besuchen. Das Auto steht nun gut erreichbar ganz nah auf der anderen Seite des Bahndamms.

Das Zugunglück vom Juli 1945

Sehr berührt hat uns das Bahnunglück im Juli 1945. Der Krieg war vorbei und ein Zug mit 1100 Kriegsgefangengen unterwegs nach Norddeutschland, um sie wieder in Heimatnähe zu bringen. Die Elektrolokomotive blieb jedoch wegen Defekt auf dem Gleis stehen. Leider vergaß der Fahrdienstleister vom Stellwerk Aßling den liegengebliebenen Personenzug zu melden, der die Strecke für einen mit 50 amerikanischen Panzern beladenen Güterzug freigab.

Letzterer fuhr von Hinten auf die Wagons mit den Kriegsgefangenen auf. Alles verkeilte sich schrecklich miteinander. Je nach Quelle gab es zwischen 102 und 110 Tote (einige verstarben erst im Krankenhaus oder später an den Folgen des Unfalls).

Wir denken an den Unfall im Februar 2016, wo zwei Meridian-Züge nur etwas über 20 Kilommeter entfernt frontal zusammenstießen. Der Hergang war auf der einspurigen Strecke ähnlich, nur dass heute Deutschland und sein Verkehrswesen nicht mit den Folgen eines Krieges zu kämpfen hatte. Traurige Realität, dass eines der Schlimmsten deutschen Bahnunglücke nicht nur in nächster Nähe, sondern sich auch noch wiederholt. Man hat es noch immer nicht im Griff, dafür zu sorgen, dass auf einspurigen Bahnlinien ein sicheres System zur Unfallvermeidung greift. Auch so viele Jahre später nicht.

Wanderkarte Atteltal

 

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.