Ein Erlebnis: Schlittenhunderennen in Wallgau/Karwendel

Die Ankündigung hab ich irgendwo auf Facebook gelesen. Internationales Schlittenhunderennen in Wallgau hieß es. Die Abbildung zeigte einen behelmten Musher  (so nennt man die Schlittenhundeführer) und eine Schar von Huskys, die mir direkt entgegen lief. Kopf-Kino: Jack London, Ruf der Wildnis, verschneite Berge. Das Karwendel wird zu den Ogilvie Mountains und die Isar zum Klondike.

Die Ausrichter der Veranstaltung sind der Skiclub Wallgau und der Fränkische Schlittenhunde Sportclub (FSSC), die das Event 2018 unter idealen, weil eisigen und verschneiten Rahmenbedingungen stattfinden lassen können. Es sind 56 Gespanne angemeldet, die auf Distanzen zwischen 3,7  und 37 km antreten. Wenn das nicht eine Menge Spaß und einige schöne Fotos verspricht!

Von den zwei angesetzten Renntagen haben wir uns am Sonntag einen persönlichen Eindruck von rennenden Hundeschlittengespannen im Winterwunderland gemacht.

Rambazamba vom „Stake-out“ an der Finz bis nach Krün

Das Navi lotste uns über Kochel, den Kesselberg zum Walchensee und von dort weiter nach Wallgau. Wir gehörten zur heutigen Nachhut, da die Parkplätze bereits allesamt belegt waren. Irgendwann werden wir etwas abseits fündig. Kleiner Anmarsch bei Saukälte, wir aber gut in Schneeanzügen eingemummelt. Passt!

Schon von Weitem hört man aufgeregtes Bellen. Pelle unser Cockerpoo spitzt die Ohren. Wir beeilen uns. Gelegentlich sehen wir ein Gespann in der Nähe an uns vorbeiziehen. Als wir am Startplatz („Stake-out“) an der Finz ankommen, machen sich gerade die letzten Teilnehmer einer Gruppe von den Pfoten. Es geht über die verschneiten Wiesen in Richtung Barmsee bei Krün und im Bogen wieder zurück. Okay, noch haben wir nicht viel gesehen. Der Startbereich gleicht einen kleinen Jahrmarkt. Stände mit Hundefutter, Plüschhuskies und jede Menge an Verpflegung. Ein beheiztes Mini-Festzelt hilft durchgefrorenen Besuchern wieder auf Temperatur zu kommen. Aufhalten wollen wir uns nicht, sondern uns gleich vor dem nächsten Start einen tollen Platz ohne viele Menschen an der Strecke suchen.

Beinahe wären wir schon nervös geworden, da so gar kein Schlitten kommen wollte, dann folgen sie aber in kurzen Abständen. Mit einem Affenzahn nähern sich die Schlitten, die von sechs bis acht Huskies gezogen werden. Der Musher steht auf einem leichten Gefährt, das auf Kufen wie von Langlaufschlitten gleitet. Mit dem Ruf go, go, go! werden die Hunde angefeuert. Vermutlich laufen sie aber fast von alleine, den mit „Desire to go“ wird der Wille des Huskies zu ziehen bezeichnet. Die Hunde laufen aus Leidenschaft. Das ganze Gespann richtet ihre Motivation an den Leadern aus, die das Tempo vorgeben und Kontakt mit den Musher halten. Dieser steuert sein Team per Zuruf. Gee bedeutet rechts, mit Haw soll nach links gelaufen werden. Weder beim Rennen oder im Training sind Peitsche, Zügel noch sonstige Hilfsmittel erlaubt, geschweige denn notwendig. Wo das Zusammenspiel nicht funktioniert geht’s schief. Lachen mussten wir, als ein Zweiergespann rechts und links an einem Wegweiser vorbeilaufen wollten. Es war das Einzige an diesem Streckenabschnitt. Nix ist passiert, dazu waren sie einfach zu langsam.

Nicht immer ist es eine gute Idee junge, besonders leistungshungrige Hunde mit Senioren-Dogs zu koppeln. Wir haben erlebt, dass ein Hund gestreikt hat und der Musher den Verweigerer zu sich auf den Schlitten nehmen musste, bevor es weitergehen konnte. Ein Team muss den gleichen Leistungsstand haben. Für Hunde ab 8 Jahre gibt es daher die „Happy Dog“ Klasse.

Im Winter-Camping-Lager der Musher

Hinter dem Startbereich haben die Musher und ihre Familien ihr Camp aufgeschlagen. Meist in Wohnmobilen versucht man der Kälte zu trotzen. Dort werden auch die Schlittenhundegespanne auf ihren Start vorbereitet. Der Aufwand  für eine Rennteilnahme ist enorm. Transportiere bis zu acht Hunde auf einen Pickup durchs Land und halte dich selbst warm. Gisela König vom FSSC hat mir erzählt, dass die Schlittenhunde auch mit schneidigen Temperaturen kein Problem haben, da sie eine sehr dichte Unterwolle vor Kälte schützt. Eher das Gegenteil ist der Fall. Ab 15°+ ist Schluss mit der Lauferei, weswegen der Schlittenhundesport auch kein Ganzjahressport ist. Erst wenn die Tage kühler sind, fängt man mit dem Trainingswagen an und steigt später auf den Schlitten um. Im Laufe einer Saison können es dann am Ende 4-5 Rennen werden.

Man kann übrigens auch mit nur einem Hund und seinen Langlaufskiern ein Rennen beschreiten. Vielleicht könnte ich das mal mit Pelle versuchen. Er muss mich ja nicht ziehen, und wie auch in Wallgau hilft hier der menschliche Läufer ordentlich mit. Möge der Bessere gewonnen haben.

Abstecher zur Isar

Wir haben zwischen einigen Rennen einen Abstecher zur Isar gemacht und gelangten etwas nördlich des Musher-Schnee-Camps über der Isarbrücke auf die andere Seite des Flusses. Am linken Isar-Ufer kann man flussaufwärts bis zur nächsten Brücke bei Krün und wieder zurück gehen. Mit 4,4 Kilometern etwas kurz, aber vom Rennen wollten wir so wenig als möglich verpassen.

Etwas schade, dass die Hochspannungsleitung, die in einiger Entfernung zur Isar verläuft und deshalb die Einsamkeit nicht ganz so ausgeprägt ist. Ohne diese wäre die Kanada-Illusion hier einfach perfekt!

Das Fazit fällt mehr als positiv aus. Toller Event, viel zu gucken in pfundiger Landschaft. Wenn hoffentlich das Wetter beim nächsten Mal genauso gut ist, sind wir wieder dabei!

Kleine Orientierungshilfe

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.