Staffelsee Paddeln: Von Uffing, Seehausen zur Insel-Wörth

(Paddelrundtour von 7,7 Kilometer Länge) Wer bei München wohnt, kann sich glücklich schätzen: als Wassersportler hat man unglaublich viele Seen und Flüsse, die verkehrsgünstig und schnell erreichbar sind. Wer im Sommer ein Boot hat, ist König. Während die Anderen in überfüllten Bädern Entspannung und Abkühlung suchen, schafft sich der Bootfahrer Raum auf dem Wasser oder einem Uferstück, wohin die Masse allenfalls mit dem Fernglas guckt.

Der Staffelsee See, 60 Kilometer vor München, gehört neben der Isar zu unseren Lieblingspaddelgewässern. Unmittelbar vor den bayerischen Vorbergen ist er nicht nur wahnsinnig schön anzusehen, sondern auch spannend. Mit sieben Inseln und seiner abwechslungsreichen Uferkante, ist das Paddeln eine wahre Lust. Es scheint hier, dass man auf dem Staffelsee nach jedem Paddelschlag eine neue Bucht entdeckt. 

„Mein See“, Ode von Daniel Umbach an den Staffelsee (wir können alles nachvollziehen)

Losgepaddelt am Seerestaurant Alpenblick, Kirchtalstraße 30, Uffing

Zum Inselspringen mit dem Boot bieten sich zwei Möglichkeiten an:

  1. Näher an den Inseln ist Seehausen. Mit einem kostenpflichtigen Parkplatz direkt am See ist dieser Ort verführerisch, für Spätaufsteher meist frustrierend, da die Anzahl der Stellplätze begrenzt ist. Wer zeitig aus den Federn kommt und kein Kanu oder Kajak besitzt, kann beim Ruderbootverleih zuschlagen.
  2. Uffing liegt im Nord-Osten des Sees und ist unser Lieblingsstartpunkt. So auch von dieser Tour. Ein großer kostenloser Wiesenparkplatz beim Seerestaurant Alpenblick und ausreichend Strecke für genussvolles Paddeln sind die Pluspunkte. Außerdem: Am Ende unserer Tour lockt der Wirtsgarten mit einer Brotzeit. Also der ideale Startpunkt zum lospaddeln.

Das Seerestaurant Alpenblick mit Live-Webcam

Es liegt wirklich wunderbar, das Seerestaurant Alpenblick, von dem wir eigentlich nur den Wirtsgarten mit dem sensationellem See- und Bergpanorama sowie angeschlossenem Strandbad kennen. Biergarten will ich nicht  schreiben, weil man hier mitgebrachte Brotzeit nicht essen darf.

Kaum vorstellbar, dass man hier Ende der 60er Jahre exclusive Luxusappartements bauen wollte und später sogar einen Campingplatz. Heute wird das Areal „Alpenblick“ von der Gemeinde verwaltet und von der Familie Meißner als Pächter betrieben.

Wie schön das Wetter am Staffelsee ist, kann man alle 2 Minuten an der Webcam des Seerestaurants Alpenblick ablesen. Vielleicht seht ihr uns sogar mit dem Boot auf dem See!

Uffing: am Staffelsee

1. Station auf dem Staffelsee: Campinginsel Buchau

Wir lassen bei der Wiese rechts vom Alpenblick Wirtsgarten die Boote ins Wasser. Insgesamt haben wir drei, die wir je nach Lust und Laune, sowie von der Anzahl der Mitpaddler einsetzen. Unser großes Familienboot ist ein Ally Faltkanadier für mindestens zwei Personen + viel Gepäck. Außerdem haben wir zwei kleine Gumotex Schlauchkajaks SWING 1 für jeweils eine Person. Letztere verwenden Gitta und ich gerne bei wenig Zuladung und wenn wir alleine unterwegs sind –  wie auf dieser Paddeltour.

Von hier sind es zwei Kilometer bis zur Campinginsel Buchau, die wir eigentlich immer nur Eisinsel nennen, da es für alle Familien-Paddler auf der Hin- oder Rücktour ein Gelati gibt. Dazwischen, das kleine runde Eiland Mühlwörth, was wir rechts oder links liegen lassen. Der See ist hier im Norden einen Kilometer breit. Am westlichen Ufer sehen wir das große Uffinger Gemeindebad, etwas südlicher den Campingplatz Aichalehof und weiter auf der Halbinsel, gegenüber der Campinginsel Buchau, den Jugendcampingplatz Lindenbichl.

Die Campinginsel Buchau

Sie ist etwas ganz Besonderes, die Buchau, denn es ist eine der wenigen Inseln mit einem eigenen Campingplatz und dazu ganz ohne Autos. Wohnwägen findet man hier demnach auch nicht, nur 130 Dauerzelte und Platz für ca. 40 Kurzcamper. Wer ein eigenes Boot hat ist im Vorteil, doch es geht auch mit „d’fischerin“ einem Motorboot mit festem Fahrplan.

Rundherum Wasser und im Süden ein Bergpanorama, das man besonders gut von einem der beiden Hügel sehen kann. Für den kleinen oder großen Hunger gibt es eine kleine Wirtschaft mit einer – RRRRichtig: Tiefkühltruhe mit Eis!

2. Station auf dem Staffelsee: Seehausen

Von der Südspitze der Campinginsel sind es keine 500 Meter Luftline bis nach Seehausen. Wie steht es so schön auf der Website der Gemeinde geschrieben?: „Seehausen gehört zum „Blauen Land”, der hügeligen Seen- und Moorlandschaft im oberbayerischen Voralpenland vor der Kulisse des Wettersteingebirges mit Zugspitze und Alpspitze.“ Wow! Eigentlich streifen wir nur den Ort, von dem See man hauptsächlich das Strandbad (schon wieder eines), den Bootsanleger, seine alten Bootshäuser und den Kirchturm sieht. Seehausen liegt am nächsten zur Insel Wörth.

Eine Besonderheit ist hier die alljährliche Seeprozession zu Fronleichnam, der wir dieses Jahr erstmalig einen Besuch abgestattet haben. Die Kulisse mit Booten vor dem weiß-blauen-Himmel hat uns super gefallen.

Seeprozession zu Fronleichnam

10 Tage nach Pfingsten findet seit 1935 in Seehausen die jährliche Fronleichnamsprozession, sowohl an Land, als auch auf dem Wasser statt. Als einmalige Veranstaltung dieser Art geht der Weg zuerst von der Kirche hinunter zum Wasser, dann auf ein Ruderboot, weiter zur Jakobsinsel und von dort weiter zur Insel Wörth. Auf der Insel geht die Prozession wieder zu Fuß weiter bis zur Simpertkapelle und zurück.

Zahlreiche Boote, sowie das Motorschiff „Seehausen“ begleiten mit vielen Gläubigen den Zug zu Wasser und Land. Zum Beitrag

Seeprozession auf dem Staffelsee

 

 

 

3. Station: Jakobsinsel

Die Jakobsinsel liegt zwischen der südlicheren Festland-Halbinsel „Burg“, Seehausen und der Insel Wörth. Sie ist eigentlich nur ein Felsen im Wasser, aber immerhin mit einem vom Papst Benedikt XVI geweihtes Kreuz. Die wenigen Bäume, vermitteln vom Boot aus den Eindruck, sie würden aus dem See wachsen. Interessant: Etwa um 1770 führte über die Halbinsel Burg über die Jakobsinsel ein Steg hinüber zur Insel Wörth, deren Holzpfosten man unter Wasser zum Teil noch sehen kann.

4. Station: Auf der Insel Wörth abhängen

Wir sind mit den Booten mittlerweile auf der südlichen Seite der Insel Wörth angekommen, auf der neben der Kapelle auch ein Herrenhaus steht. Schöner alter Baumbestand säumt das Ufer einer Insel, die bereits zur Bronzezeit bewohnt war, dann von den Römern und auch einem karolingischem Kloster Schutz bot.

Langsam ziehen wir mit unserem Booten am Schilf und den teils über das Wasser hängenden Ästen vorbei. Überall am Ufer gibt es schöne Plätze, die zum Verweilen einladen. Welcher der richtige Ort ist, müsst ihr selbst entscheiden. Wir haben uns auf einem schattigen Wiesenplatz mit Blick auf den See gelegt. Die nächsten Besucher lagen später 25 Meter weiter. Damit kann man leben und in Ruhe seine Brotzeit genießen.

Vielleicht nähern sich ja ein Paar Rinder oder Schafe, die hier als natürliche Rasenmäher weiden.

Wir springen in das Wasser, schwimmen, trocknen auf der Decke und dösen vor uns hin. Die Zeit verrinnt, was uns wurscht ist. Wir sehen etwa gegenüber von uns das teilbewirtschaftete Georg Rauch Haus der Naturfreunde, wo man seinen Getränkevorrat bei Bedarf auffüllen kann.

Zurückgepaddelt nach Uffing zum Seerestaurant Alpenblick

Bevor die Trägheit die völlige Kontrolle über unsere Körper gewinnt, brechen wir irgendwann auf. Mit den Booten umrunden wir die Insel. Hätten wir Lust, könnte man noch um die zwei weiteren Inseln im Westen (Große- und Kleine Birke) einen Bogen schlagen. Auf der Kleinen Birke liegen meist nur Nackerte, auf der Großen Birke betreibt der Bayerische Kanuverband für seine Mitglieder ein Camp.

Der Rückweg wird meist vom Wind bestimmt, der am Nachmittag etwas das Wasser aufbläst. Harmlos. Vorbei geht es zwischen Lindenbichel an der Campinginsel Buchau, geradewegs nach Norden. In der Ferne sehen wir bald die markanten Umrisse des Seerestaurants Alpenblick. Wie schnell man mit den Booten eigentlich unterwegs ist, bemerkt man am Ufer. Es geht auf jeden Fall flotter als zu Fuß.

Wo es am Vormittag noch still war, herrscht jetzt Hochbetrieb. Je näher wir ans Ziel kommen, desto mehr Schwimmer und Stand-up-Paddler begegnen uns. Wir sind entspannt.

Nachdem wir die Boote ans Land gezogen haben,  hole ich erst mal eine Maß Bier und eine große Brezen. Schon wieder sitzen wir im Gras. Während die Boote trocknen, schauen wir schon wieder auf den See.
Staffelsee, du bist der Wahnsinn!

Kleine Orientierungshilfe

 

2 Gedanken zu „Inselspringen am Staffelsee: Entern der Gelati- und Chill-Isolas“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.