Deisenhofener Forst: Rundwanderung von Sauerlach zur St. Anna Kapelle

Wanderung 7 KilometerKarte

Die Münchner Schotterebene, die sich von Weyarn im Süden, über München und weiter erstreckt hat der Landschaft zur Eiszeit in großen Teilen förmlich niedergeschmirgelt. Die Wälder sind auf dem vorwiegend flachen Untergrund mit niedrigwurzelnden Fichten bedeckt und die Orte entlang der Autobahn nach Salzburg, haben ihren Charakter als Rodungsinseln bis heute nicht verloren. Das macht die Tourenplanung hier nicht einfach, da der Gegend vom ersten Eindruck her etwas die Abwechslung fehlt, dafür aber geschichtlich umso interessanter ist.

St. Ulrich von Alt-Lanzenhaar

Das erwartet euch auf der Tour rund um Sauerlach

  • Die Wege bestehen aus kleinen Teerstraßen mit wenig Verkehr – zwischen Sauerlach und dem Waldparkplatz, sowie geschotterte Forst- und Feldwegen ohne Steigung. Die Tour ist ganzjährig gut gangbar. Gehzeit etwa 1,45 h.
  • Zwei „Wüstungen“ werden angewandert, das sind Orte, an die nur noch Urkunden, Flurnamen, Reste im Boden erinnern, oder wie hier bei Sauerlach nur noch die Kirchlein erinnern. Kreuzung der Römerstraße Via Julia. Es ist die Geschichte, die interessant ist, Wald und Flur bei Sauerlach sind eher ökonomisch geprägt.
  • Sowohl mit dem Auto, als auch mit der S-Bahn ist der Ausgangspunkt in Sauerlach gut zu erreichen.
  • Einkehrmöglichkeit gibt es unterwegs keine. In Sauerlach habt ihr verschiedene Optionen, zum Beispiel den Postwirt.

Tipps:

  • Jeweils am 26. Juli findet das St.-Anna-Fest statt. In einer Wallfahrt ziehen die Gläubigen der näheren Umgebung von Sauerlach zur kleinen St. Anna Kapelle, um dort eine Feldmesse abzuhalten.
  • Im Frühjahr und zur Weihnachtszeit findet im Ort die Sauerlacher Dult statt. Warum nicht vorher den Besuch mit dieser Runde verbinden?

Anfahrt nach Sauerlach mit dem Auto oder S-Bahn

Anfahrt mit der S-Bahn: Mit der S3 Richtung Holzkirchen. Vom Hauptbahnhof München ist der Bahnhof Sauerlach in 34 Minuten erreicht. Zum Ausgangspunkt der Wanderung kommt ihr über die Von Aychsteter Straße, die gegenüber dem Park & Ride nach Westen führt. Am Ende der Straße kurz in die Kirchstraße und sofort links in den Stauchhartinger Weg einbiegen.

Anfahrt mit dem Auto: Am schnellsten geht es über die Salzburger Autobahn (A8) bis zur Ausfahrt Hofoldinger Forst. Von hier nach Westen Richtung Sauerlach abbiegen. Dem Straßenverlauf geradeaus folgen, unter der S-Bahn hindurch, die Wolfratshauser Straße mit der Ampel kreuzen. Vor der Kirche rechts in die Kirchstraße einbiegen und 280 Meter bis zum Stauchhartinger Weg fahren. Hier links abbiegen. Der Parkplatz befindet sich hinter dem Vereinsheim links.

Von Sauerlach zur St. Anna Kapelle wandern

  • Wir haben das Auto am Stauchartinger Weg geparkt und folgen der kleinen Teerstraße nach Westen. Nach der Baumreihe windet sich der Weg entlang der Felder, die viel freien Blick erlauben. Den Waldrand erreichen wir nach etwa 900 Meter, den Waldparkplatz an der Kreuzung von Saubogen- und Hirschbrunnen-Geräumt,  500 Meter weiter. Ab hier ist der Deisenhofener Forst in quadratische Zellen eingeteilt, allerdings nach dem Staucharting aufgelassen wurde. Auf die Wiese um das St. Anna Kirchlein, das übrigens auf alten Karten auch St. Leonhard heißt, stoßen wir an der nächsten Wegkreuzung nach 440 Metern.

Staucharting und die St. Anna Kapelle

Das erste Mal wurde Studrating im ältesten Urbar (Besitzrechtsverzeichnis) von Tegernsee aus dem Jahre 1017 erwähnt. Der Name bedeutet  „bei den Nachkommen des Studrat“ (des Ratgeber vor Gericht). Die kleine Ortschaft bestand aus drei Höfen und einigen Nebengebäuden, die sich etwa 260 Meter nordöstlich mittig des Geräumt-Karees befand. Als sich im Mittelalter die Pest entlang der Handelsstraßen ausbreitete, war auch Studrating davon betroffen. 1528 blieb nur noch ein großer Viehhof von der dörflichen Gemeinschaft übrig. Der umliegende Wald war damals von Wiesen mit Eichen geprägt, die bis zu 200 Schweinen als als „Mastbäume“ dienten.

1692 ließ der Schwaiger Melchior Seidl die kleine Feldkapelle errichten, die 1701 am Namenstag der heiligen Anna eingeweiht wurde. Die erste Wallfahrt nach Staucharting fand einige Jahre später 1711 statt, die bis heute am 26. Juli mit dem St.-Anna-Fest stattfindet. 1856 wurde die Schwaige an das Königlich Bayerische Forstärar verkauft, die Gebäude abgerissen und die Felder aufgeforstet. Übrig blieb nur die kleine Feldkapelle, um die der Königliche Revierförster Ludwig Eichheim von Deisenhofen im Herbst 1859 die heute bestehende Anlage anlegte. Die heutige Schreibweise Stauchharting geht vermutlich auf eine Serie von Schreibfehlern zurück, die in Unterlagen erstmalige im 19. Jahrhundert auftauchte.

Durch den Deisenhofener Forst nach Alt-Lanzenhaar spazieren

  • Wir folgen dem Stauchartinger Geräumt, das direkt vor der St. Anna-Kapelle vorbei nach Norden führt. Ca. 500 Meter weiter, das Ötz Geräumt haben wird gekreuzt, halbrechts abbiegen. Die Bahnlinie nach erneut 500 Metern unterqueren. Auf dem frisch geteerten Zubringer wandern wir 1 Kilometer direkt nach Alt-Lanzenhaar weiter.

St. Ulrich bei Lanzenhaar

Wie auch  Studrating, liegen die Reste von Alt-Lanzenhaar kaum nachweisbar im Boden. Übrig geblieben ist nur die Kirche von St. Ulrich. Die Besiedelung geht möglicherweise noch sehr viel weiter zurück, da sich besonders entlang der Römerstraßen Siedlungen gebildet haben. 2013 konnte das 1000-jährige Bestehen von Alt-Lanzenhaar gefeiert werden, das wegen einer Schenkung der „Edlen Imma“ an das Kloster Tegernsee als erste urkundliche Erwähnung nachweisbar ist. Der Weiler Lanzenhaar – der Name kommt von Anzanhart, was  „Wald des Anzo“ bedeutet. Die wenigen Häuser befanden sich unweit der später im 15 Jahrhundert gebauten gotischen Kirche „St. Ulrich“, dessen Namenspatron zu dieser Zeit ein „Modeheiliger“ war und zur Superpopularität des Vornamens „Ulrich geführt hat“.

Auf alten Landkarten von 1810 sind die Hofstellen noch zu entdecken, die 1859 von den Bauern an das Königlich-Bayerische Forstärar verkauft wurden.

Durch Wald, Feld und Wiese nach Sauerlach zurückwandern

Von Alt-Lanzenhaar wenden wir uns den „Lanzenhaarer Kirchenweg“ zu, der zugleich der M-Wasserweg oder die Via Bavarica Tyrolensis ist. Viele Namen für einen Weg, der zuerst südlich dem Feld entlang verläuft, dann in den Wald eintaucht. Die Römerstraße, welche man hier noch recht gut als Damm erkennen kann, kreuzt man nach 500 Metern. Das Waldstück ist schnell durchschritten. Dahinter ahnen wir Sauerlach. Nach 700 Metern an den ersten Häusern der Ortschaft an der Weggabelung rechts bis zum Bahndamm gehen. Durch eine kleine Unterführung gelangen wir auf die andere Seite und  400 Meter entlang der Deisenhofener Straße zurück bis zum Ausgangspunkt.

Wanderkarte Deisenhofner Forst bei Sauerlach

 

 

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.