Gepaddelt: Auf dem Regen von Gumpenried zur Schnitzmühle

Wenn man Urlaub im Bayerischen Wald macht, kommt man um den Regen nicht umhin. Ich meine jetzt weniger die Dusche von oben, sondern vielmehr den gleichnamigen Fluss, der die Region von .. bis Regensburg durchfließt. Entweder man überquert ihn zu seinem Wohn- oder Ausflugsziel, oder man fährt mit dem Boot auf ihm. Wir haben uns für letzteres entschlossen. Unser Basislager: Adventurecamp Schnitzmühle bei Viechtach. Die Tour: den Regen von Gumpenried, oberhalb unseres Campingplätzen 7,5 Kilometer zurück zum Ausgangspunkt paddeln. Der Charakter der Tour: leichtes Wildwasser am Gumpenrieder Schwall, danach eher geruhsames fahren durch das wunderbar natürliche Regental in “Bayerisch-Kanada”.

Als Mindestpegel für die Befahrung wird in der Zeit vom 15.04. bis 15.06. mind. 62 cm, in der übrigen Zeit mind. 58 cm  (siehe Wasserstand) angegeben. Wir haben Glück, der Pegel ist knapp im grünen Bereich!

Unsere Boote: zwei Gumotex Swing 1

Die Tour wird von einigen Kanuverleihern angeboten. Wir brauchen keine fremde Unterstützung, da wir mit zwei Gumotex Schlauchkajaks eine ziemlich gute Alternative haben. Die „Swing 1“ sind, wie es die “1” im Namen sagt, Boote für einen Paddler. Kurz, leicht und wendig. 316 cm lang, 87 cm breit, 11,2 Kilogramm. Für den besseren Geradeauslauf kann man optional eine Finne anbringen, was wir für diese Flusspassage aber nicht gemacht haben, da unter der Wasseroberfläche häufig Steine sind, die man nicht sofort sehen kann.

Mit der Waldbahn zur Haltestelle Gumpenried Aspach

Nicht jeder Campingplatz hat seine eigene Haltestelle. Die Schnitzmühle schon! Vom Zelt bis zum Gleis sind es keine 200 Meter. Die Taktung der Fahrten ist ausreichend häufig, um ausreichend zu frühstücken. Der Regen darf sowieso erst ab 10:00 Uhr befahren werden.

In etwa 10 Minuten und für etwa 2,50 kommen wir mit dem Einwagon-Triebwagen nach Gumpenried. Die Fahrtstrecke geht direkt am Regen entlang und lässt die Schönheit der Tour erahnen. Die Boote haben wir in Transportsäcken dabei. Achtung, die Bahn hält nur nach Aufforderung. Nach der Lautsprecherdurchsage den Knopf drücken. Ist wie in den Bussen, z.B. in München.

Wir sind die einzigen Fahrgäste, die aussteigen. Die Haltestation liegt ideal. In Gumpenried müssen wir lediglich die Brücke überqueren und dem Schild zur Booteinsetzstelle folgen.  Aufpumpen. Sachen verstauen, Lospaddeln. Erst fast stehend, dann immer schneller. Der Fluss gewinnt schnell an Geschwindigkeit, denn die Wildwasserstrecke des Gumpenrieder Schwalls beginnt schon unmittelbar hinter der Einlassstrecke.

Zum Gumpenrieder Schwall gehören zwei Wildwasserpassagen, die im Abstand von einigen hundert Metern auf den Bootsfahrer warten. Bei der ersten Fahrt haben wir die Tour in Frühjahr mit unserem Ally Kanadier absolviert, wo es deutlich mehr Wasser hatte. Unser Boot ist bei den Schwällen gleich einer Schaufel in den Regen getaucht, dass man hätte meinen können, man säße in einer Badewanne. Von den drei uns begleitenden Kanadiern ist eines gekentert.  Gemütliche Fahrt mit kleineren Kindern ist so nicht immer gegeben, zumindest trifft dies für diese Stelle im Fluss zu. Ein Helm ist nicht Pflicht, eine Schwimmweste aber obligatorisch. Zu wenig Wasser sollte der Regen nicht haben, zuviel allerdings auch nicht.

Wir halten die Boote zuerst mittig, versuchen die Felsen unter dem Wasser schnell frühzeitig auszumachen und die Swing rechts oder links an den Hindernissen vorbeizusteuern. Kanadier verhalten sich dagegen wie Dampfer. Die Boote drehen langsamer, besonders wenn Vorder- und Rückmann nicht eingespielt sind. Da knallt man schon auf einen Felsen, wenn die Richtungskorrektur nicht schnell genug klappt. Man kann dann nur hoffen, dass das Boot nicht in Seitenlage kommt. Je mehr Wasser, desto mehr Risiko zu kentern. Kanu Novizen obacht!

Mit unseren Swing-Schlauchkajaks war es diesmal wesentlich trockener, auch wegen der Wassersituation im Sommer. Wir ritten schnell die Schwallpassagen ab. Unproblematisch.

Nach dem Gumpenrieder Schwall wird es gemütlich. Wir haben Zeit. Das Regental ist neben der Isar eines der schönsten Kanugewässer, die wir hier in Bayern kennen. Es wirkt unberührt. Keine Straße stört. Es ist still. Einmal begegnet uns der Triebwagen der Waldbahn, deren  Gleise am linken Ufer mal mehr oder gar nicht wahrnehmbar sind. Wir haben Glück, es sind nur wenige Paddler unterwegs. Wenn die Kanuverleiher mit ihrem Anhänger kommen, ist der Fluss mit den roten, gelben und grünen Hartplastikbooten gesprenkelt.

Am Schwarzer Regen

Wir Paddeln oder lassen uns treiben, wobei wir die Gegend um uns wirken lassen. Gelegentlich weichen wir einem Hindernis aus.

Vorbei an der Zeltplatz-und Picknickwiese bei Gstadt

Auf einem Felsen sitzt eine noch junge Wasservogelfamilie. Sie beobachten uns, wir halten Abstand. Lange Wasserranken winden sich sanft in der Strömung. Ihre grünen Tentakel schwimmen an der Wasseroberfläche und sehen einfach umwerfend aus.

Etwa auf der halben Strecke kommen wir an die Zeltplatzwiese von Gstadt vorbei. Rechts ein modernes Architektenhaus, unten am Fluss einige Zelte und Caravans. Ein Hund bellt uns aus sicherer Entfernung an, Kinder spielen am Fluss. Mehr Berührungen mit Menschen gibt es nicht Hier ist übrigens ein toller Platz zum Picknicken!

Das Regental windet sich gemächlich und mit ihm das Wasser. Erst kurz vor der Schnitzmühle beschreibt der Fluss eine starke Linkskurve. Klasse, wir können direkt am Zelt anlanden, die Boote an Land ziehen und uns gleich in einem Campingstuhl fletzen und ein Radler trinken. Mensch hat das Spaß gemacht!

Befahrungsregel Schwazer Regen

  • Ganzjährig Befahrung erlaubt mit Einschränkungen: nur kleine Boote mit höchstens 4 Plätzen und max.
    6 m Länge in der Zeit zwischen 10 und 18 Uhr.
  • Nur in Flussmitte oder tiefster Stelle fahren.
  • Ein- und Aussetzen nur an den per Schild gekennzeichneten Stellen. Betreten der Kiesbänke und Inseln sowie Baden verboten.
  • Mindestpegel Sägmühle (km 123,4) in der Zeit vom 15.04. bis 15.06. mind. 62 cm, in der übrigen Zeit mind. 58 cm  (siehe Wasserstand).

Quelle: Bayerischer Kanu-Verband e.V.

Kleine Orientierungshilfe

1 Gedanke zu „Mit dem Schlauchkajak durch Bayerisch-Kanada: Unterwegs auf dem Schwarzen Regen“

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Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.