Chiemsee-Ausflug: Paddeln zur Fraueninsel und Krautinsel

Auf dem Chiemsee gibt es drei Inseln, die allesamt nahe des westlichen Seeufers liegen: die königliche Herreninsel mit dem Mini-Versailles von König Ludwig II, die bewohnte Fraueninsel mit dem Kloster/Abtei Frauenwörth, sowie der kleinen Krautinsel. Wir haben dieses Jahr die Paddelsaison schon Anfang April eröffnet. Mit Freunden haben wir an einem schönen Sonntag unsere Schlauchboote (2x Gumotex Swing1 + 1x Palava) gepackt, um das phantastische Wetter auszunutzen, die Eilande zu erobern und ein schönes Picknick zu zelebrieren. Es war ein sensationeller Tag!

Darum den Chiemsee mit dem Boot ab Gstadt befahren

Wir sind schon verschiedene Touren auf dem Chiemsee mit Schlauchkajaks oder unserem Kanu gepaddelt, aber die Runde ab Gstadt gefällt uns am besten, da …

  1. die Fraueninsel vom ersten Augenblick mit ihrem wunderbaren Panorama verheißungsvoll  im blauen Chiemsee glitzert,
  2. die Paddeltour äußerst abwechslungsreich ist (viele unterschiedliche Ansichten von Chiemsee),
  3. Fraueninsel und Krautinsel in moderater Entfernung liegen (~1+1 km) und auch die Herreninsel mit der östlichen Sichtachse auf das Schloss und der kleine Kieselstrand bei „Pauls-Ruh“ unkompliziert angepaddelt werden können,
  4. auf der Fraueninsel eine frisch geräucherte Renke vom Inselfischer gekauft werden kann,
  5. sich auf der Krautinsel immer ein schönes Picknickplatzerl findet, auch wenn es in den Strandbädern voll ist.

Wer über kein eigenes Boot verfügt, kann mit dem Motorschiff der Chiemseeschifffahrt von Gstadt immerhin auf die Fraueninsel fahren, oder mit einem gemieteten Elektro- oder Ruderboot sogar die Krautinsel ansteuern. Zum Bootsverleih

Parken und lospaddeln am Seeplatz in Gstadt am Chiemsee

Wir erreichen Gstadt über die Autobahnausfahrt Bernau nach etwas mehr als einer Stunde von München. Die Fahrt führt weiter um den See über Prien, Rimsting und Breitenbrunn. Bevor wir uns in Gstadt einen Parkplatz suchen, fahren wir zum Yachthafen, laden die Boote und das Gepäck aus.

Während der eine Paddler bereits mit dem Aufpumpen beginnt, kann der andere das Auto wegfahren. Wenn man so schlau war, am frühen Vormittag loszufahren, hat man nicht nur mehr vom Tag, einen Premiumplatz auf der Krautinsel, sondern auch einen nahegelegenen Parkplatz.

Wir packen die Boote. Zum Glück ist das Gumotex Palava von Hans groß genug, um auch unseren Picknick-Korb mitzunehmen. Die Swing-1er-Kajaks haben hierfür einfach nicht genug Platz.

Zuerst mit den Paddelbooten die Fraueninsel ansteuern

Für Paddler ist der kleine Kiesabschnitt gleich am Yachthafen praktisch. Das Ein- oder Einsteigen ist hier einfacher, als auf einer glatten Rampe, auf der man schnell ausrutscht. Der Start rechts vom Steg des Motorschiffs hat den Vorteil, dass wir erst einmal nicht das Fahrwasser des Dampfers kreuzen.

Es ist kurz nach 11:00 Uhr. Die Paddel tauchen in das Wasser. Die Fraueninsel liegt etwa 1000 Meter vor uns. Die Silhouette mit dem markanten Kirchturm hebt sich verführerisch vom Blau des Himmels, den noch weißen Berggipfeln im Süden und dem scheinbar endlosen blau des Chiemsees rundherum ab.

Die Motorschiffe laden ihre Decks voll. Heitere Stimmung. Die Distanz zu unserem Etappenziel schmilzt. Wir halten auf das nördliche zugewandte Ufer zu, da wir vorhaben, die Insel östlich zu umfahren. Die Ausflugsdampfer sind links von uns und kommen uns heute nicht in die Quere. Das liegt vermutlich am Winterfahrplan, der sie den Anlegesteg nahe dem Kloster südöstlich ansteuern lässt.

Um die Fraueninsel herum zur Krautinsel gepaddelt

Wir erreichen die Fraueninsel am Nordsteg. Ein 1,5 Kilometer langer Uferweg umschließt die gesamte Insel. Ein wunderbarer Ort um zu bummeln. Dem See zugewandt reihen sich kleine Hafeneinfassungen für ein bis zwei Boote und Stege. Jedes Haus hat wohl seinen persönlichen Uferstreifen. Im Frühjahr dümpeln nur wenige Segelboote an den Bojen. Das sieht im Sommer anders aus, wenn der ganze See voll weißer Segel steht.

Fraueninsel mit Frauenchiemsee

Habt ihr schon von der „Gemeinde Chiemsee“ gehört? Sie ist mit etwa 230 Einwohner auf 2,57 km² die bevölkerungskleinste Gemeinde Bayern und besteht aus den Inseln Herrenchiemsee, Frauenchiemsee und der Krautinsel.  Bis auf die Krautinsel fährt die Chiemseeschifffahrt im Sommer wie im Winter die Eilande an.

Der Charakter von Frauenchiemsee wird von den 50 Häusern und der Abtei/Kloster Frauenwörth geprägt, das bereits 782 von Herzog Tassilo der III. gegründet wurde und heute etwa ein Drittel der Inselfläche bedeckt. Zu den Sehenswürdigkeiten der Insel zählen weiter die Kirche Mariä Opferung mit dem freistehenden Kirchturm, die karolingische Torhalle von 850 und die mehr als 1000 Jahre alten Bäume „Tassilolinde“ und „Marienlinde“.

Dank Wikipedia habe ich übrigens auch gelernt, dass mit der „Fraueninsel“ die Insel gemeint ist und „Frauenchiemsee“ den Ort beschreibt.

Den Inselfischer finden wir etwa mittig auf der Ostseite der Insel. Die kleine Hütte mit der Verkaufstheke ist kaum zu übersehen. Sie befindet sich links der Töpferei und rechts des Inselladens. 

Chiemseefischer

Der Chiemsee ist Deutschlands drittgrößter Binnensee in dem 30 unterschiedliche Fischarten leben. Der stark bedrohte Perlfisch lebt sogar nur im Chiemsee und in der Alz. Für einen nachhaltigen Umgang mit dem Fischbestand existiert seit 1897 die Fischereigenossenschaft Chiemsee. Die 16 Berufsfischer, von denen 5 auf der Fraueninsel arbeiten, legen auch die Reglements für den Fischfang fest, einige davon seit vielen Generationen. Damit es auch zukünftig etwas zu Fischen gibt, werden „jährlich etwa 50 Millionen Renken, ca. 400.000 Seesaiblinge und ca. 50.000 Seeforellen erbrütet, zum Teil vorgestreckt und in den See entlassen“ (Quelle: Fischereigenossenschaft Chiemsee).

Mit den Kajaks sind wir mittlerweile am Bootsanleger angekommen, an dem gerade zwei Motorschiffe anlegen. Wir lassen uns etwas Zeit um abzuwarten wie sie navigieren. Nahe am Ufer unterqueren wir den Steg am Kloster und fahren nun direkt auf die Krautinsel zu. Zwischen den zwei Inseln immer schön auf den Schiffsverkehr achten. Nur knapp 5oo Meter sind es hinüber.

Picknickparadies Krautinsel

Die Krautinsel ist ein wunderbarer Platz eine gute Zeit zu haben. Jetzt im April sind trotz sommerlicher Temperaturen nur zwei weitere Besucherpaare auf die Idee einer Überfahrt gekommen. Gut für uns! Zur Mitte der kleinen Insel steigt das Höhenniveau sacht an. Wir platzieren unsere Decken neben dennoch frühlingskahlen Obstbäumen, von wo sich unser Blick zu beiden Seiten des Eilandes werfen lässt. Westlich sieht man das Augustiner Chorherrenstift auf der Herreninsel, nördlich blitzt der weiße Campanile von der Kirche Mariä Opferung von Frauenchiemsee durch die Bäume.

Gitta macht unsren Besuch zum Fest. Wir nutzen unsere nagelneue Picknickausstattung, um es uns auch kulinarisch gut gehen zu lassen. Die Krautinsel ist dafür optimal geeignet.

Picknick-Alternativen: Für ein Picknick mit Seeblick bietet sich auf der Fraueninsel der Grünbereich am Kloster an, das restliche Ufer ist größtenteils in privater Hand. Decke ist Pflicht, da auch Seevögel den Bereich nutzen. Ebenfalls kann man sich ein Platzerl im Inselinneren auf der Gemeindewiese suchen.

Die Krautinsel oder Insula Chicza Sawe 

Nach der Herren- und Fraueninsel ist die unbewohnte Krautinsel die Dittgrößte im Chiemsee, die bei ihrer ersten Erwähnung im Jahr 1337 noch „Insula Chicza Sawe” genannt wurde (Bayerische Gesellschaft für Unterwasserarchäologie e.V.). Günstig zwischen ihren größeren Geschwistern gelegen, wurde sie aber schon weitaus früher als Siedlungsgebiet genutzt. Ihren Namen verdankt sie aber dem Umstand, dass hier im Mittelalter Gemüse und Kräuter angebaut wurden, deren Parzellen man heute noch an der ein oder anderen Stelle erahnen kann. Heute wird die Insel als Weidefläche für Schafe verwendet. Hunde sind deswegen bei Viehbetrieb an der Leine zu führen. Die Krautinsel ist Landschaftsschutzgebiet, weswegen sich campieren und offenes Feuer verbieten.

Zurück nach Gstadt paddeln

Nach dem Essen und dem Nickerchen in der Sonne hat es einige Zeit gedauert, bis der Kreislauf und Motivation wieder so in Schuss waren, gegen 16:00 Uhr nach Gstadt zurück zu paddeln. Wir wählten die Route über das nahe Chiemseeufer im Westen, an dem wir bis zum Ausgangspunkt zurück fuhren.

Fazit

Anspruchsvoll ist die Paddelrunde nicht, aber schön. Wer den Sonnentag am See genießen will, ist mit dieser Runde und der Krautinsel sehr gut bedient. Mit sportlichen Ambitionen kann ja weiter zur Herreninsel fahren oder sie umrunden, was ein Plus von bestimmt 10 Kilometern bedeutet. Da die Insel größtenteils von einem Schilfgürtel umschlossen ist, sind die Möglichkeiten zum Anlanden allerdings begrenzt. Im Süd-Westen bietet sich Pauls Ruh an, ein kleiner Kiesstrand mit See- und Bergblick, eine moderate Verlängerung (siehe Plan unter dem Beitrag). Bei der Hinfahrt kommt man an der östlichen Sichtachse des Schlosses vorbei, wo Ludwig II ursprünglich den Bootsanleger geplant hatte.

Wer Lust auf den Chiemsee und ein schönes Picknick hat kann entweder mit dem Mietboot zur Fraueninsel fahren, das Picknick aber lieber auf der Herreninsel machen, wo man mehr Platz hat. Wählt dafür zum Beispiel den Kanal gegenüber Prien oder Pauls- oder Ottos-Ruh. Zum Beitrag über unseren Ausflug zur Herreninsel

Kleine Orientierungshilfe

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.