Konsensausflug mit Erlebnisgarantie: Mit dem Schiff nach Weltenburg

(Wanderung 6,5 Kilometer einfach) Manchmal muss sich ein Ausflug wie ein Ausflug anfühlen. Es soll was Besonderes sein, weil wir gegenüber Verwandten von ganz woanders „posen“ wollen, wie schön es hier ist, unterhaltsam sein, weil Kinder schnell die Lust verlieren und man Abwechslung bieten muss, die Laufstrecke so zu optimieren, dass man nicht zu lange läuft, da das Leistungsniveau innerhalb einer Wandergruppe hoch ist, oder es z.B. Ostern ist.

Alle diese Attribute treffen in besonderer Weise auf einen Ausflug nach Kelheim zu, den ich seit meiner Kindheit in unregelmäßigen Abständen schon viele Male erlebt habe und immer wieder genieße. Obwohl.. Einmal, ich dürfte etwa 10 Jahre gewesen sein, bestand der Terminkonflikt mit dem Nachmittags TV-Event „Old Firehand“. Ich hab mich den halben Tag gefragt, ob wir es rechtzeitig zurück nach München schaffen. Natürlich nicht.

Konkreter: Was den Ausflug so abwechslungsreich macht, ist zuerst die Fahrt mit dem Schiff zum Kloster Weltenburg. Mittagessen im Biergarten. Danach mit dem Motorboot auf die andere Seite der Donau übersetzen und von dort über den Donaudurchbruch ca. 6,5 Kilometer zurück nach Kelheim spazieren, evtl. mit einem Besuch der Befreiungshalle. Einziger Wehrmutstropfen: Noch schöner wäre es gewesen, hätte die Natur schon etwas grüner geleuchtet.

Wir haben uns mit zwei vollbesetzten Autos um 9:30 Uhr am Münchner Nordfriedhof getroffen. Kurzes Hallo und gleich auf die Autobahn. Ohne Stau schafft man es  bequem in etwa 1 ¼ Stunden nach Kelheim. Parkplätze gibt es reichlich an der  Bootablegestelle. Die Tickets sind schnell besorgt, da sich die Anzahl der Passagiere noch etwas in Grenzen halten.

Räuber und Donaudurchbruch

Wir sitzen am Oberdeck. „Renate“ legt lautlos und ohne Vibrationen um 11 Uhr ab. Wir fahren langsam gegen den Strom. Radfahrer können locker mit unserer Geschwindigkeit mithalten. Eine hölzerne Stimme begrüßt uns aus dem Lautsprecher. Der Text wirkt lustig abgelesen. „Das Naturschutzgebiet -Weltenburger Enge- wurde vom Europarat in Straßburg am 3. März 1978 mit dem Europadiplom für besonders schutzwürdige Landschaften ausgezeichnet“.  Als von der „Höhle der Donauräuber“ erzählt wird, versuchen wir uns zu Gruseln. Wir beobachten, wie Eltern dies gegenüber ihrer Kinder wiederholen. War bei meinen auch nicht anders. Behütetes Schauern. Es fühlt sich an und sieht aus wie immer.

Donaudurchbruch und Kloster Weltenburg aus der Luft. Toller Clip von Cadmic GmbH

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Das Schiff schiebt sich wie in Zeitlupe vorwärts. Vorne sehen wir schon die Enge des Donaudurchbruchs. 100 Meter breit, 20 Meter tief, 80 Meter hoch. Scharfe Felsen der Donau wirken wie ein Riegel, durch den sich das Wasser mit epischer Geduld durchgefressen hat. Eisenringe in der Feldwand zeugen vom Mühen der Schiffer, sich  und ihre Boote daran gegen die Strömung zu ziehen. Dahinter ist es nicht mehr weit zum Anlegesteg beim Kloster Weltenburg.

Nach knapp 40 Minuten hat Renate das Ziel erreicht. Zielstrebig steuern wir auf den Biergarten zu. Die Hochwassermarken zeigen eindrucksvoll, dass der Schankbetrieb vermutlich unter Wasser stattgefunden hat. Die Abfahrtszeit war gut gewählt, dass trotz Feiertag noch ausreichend Platz ist. Schweinebratenalarm! Wir lassen uns das ausgezeichnete Dunkle Klosterbier in Form eines autofahrerverträglichen Radlers schmecken.

Kloster Weltenburg

Das spätere Benediktinerkloster wurde lt. Wikipedia vermutlich um das Jahr 617 durch iro-schottische Mönche gegründet.  Die zwischen 1716 bis 1739 errichtete Klosterkirche wurde von den Gebrüdern Asam entworfen und ausgestaltet. Weltenburg darf mit der Bezeichnung  „Älteste Klosterbrauerei der Welt“ werben. Das „Kloster Barock Dunkel“ wurde 2004, 2008 und 2012 mit dem World Beer Cup als bestes Dunkelbier der Welt ausgezeichnet. Heute leben nur noch  sieben Benediktiner im Kloster.

Bevor wir jedoch zum Fährmann gehen, statten wir der Kirche einen Besuch ab. Verschwenderischer Barock quillt über Decke, Wände und Altar. Schwer hängt noch der Geruch von Weihrauch des Ostergottesdienstes in der Luft. Es ist kalt, wir suchen schnell die Wärme.

Vor dem Klostergebäude, am Kieselstrand der Donau pendelt ein Motorboot von der einen Uferseite zur anderen. Der Bootsführer weiß, was er tut. Vermutlich lenkt er noch im Schlaf den Kahn von rechts nach links. Alternativ zählt er das Geld.

Die Ausschilderer hatten wohl ein großzügiges Budget. Der Weg ist kaum zu übersehen. Nach wenigen Metern auf der kleinen Landstrasse, geht es rechts durch den Buchenwald den Hang im Zickzack nach oben. Wir gewinnen schnell an Höhe. Oben eine auffällige Aufwerfung. Es ist der 2000 Jahre alte Keltenwall, auf dessen Rücken wir bis zum Hangabbruch gehen und unten die Donau mit dem Kloster sehen.  Ein Wanderpfad führt uns in sicherer Entfernung von einem tollen Aussichtspunkt zum nächsten. Wie Miniaturen wirken Schiffe und Menschen.

 Oppidum Alkimoennis ( „Altmühlstadt“)

Drei Ringwälle schützen einst die keltische Stadt „Oppidum Alimoennis“. Auf einer Länge von gut 3 km verband er das Ufer der Altmühl mit dem über den aufragenden Felsen des Donaudurchbruchs. Drei Tore gaben Einlass. Der zweite Wall war rund 700 Meter lang, während der Dritte nahe der Befreiungshalle über den Michelsberg zog. Nähe der Befreiungshalle befand sich vermutlich das religiöse und politische Zentrum der Stadt, die mehrere Tausend Einwohner gezählt hat.

Geh im Wald zurück, oder an der Donau

Von hier gibt es zwei alternative Wege zurück nach Kelheim. Der Eine geht auf der anderen Seite des Donaudurchbruch hinunter zur Donau, während der andere sich oben am Hang hält und später auf die Befreiungshalle trifft. Wir enscheiden uns für den Waldweg. Wer aus dem Münchner Raum die Fichten-Monokulturen gewohnt ist, kann sich am lichten Buchenwald freuen. Die Vögel freuen sich über die ersten warmen Frühlingstage.

Rechts und links fallen runde Vertiefungen auf, die fast wie Bombentrichter wirken. Der Boden wirkt wie umgepflügt und erinnert an die überwucherten Schlachtfelder bei Verdun. Doch nicht Explosionen haben hier die Erde umgepflügt, sondern der Mensch bei seiner Suche nach Eisenerz. „Die nach heutigen Maßstäben nicht abbauwürdigen Erzvorkommen wurden von der Keltenzeit bis ins hohe Mittelalter hinein ausgebeutet“ können wir auf einer Infotafel lesen. „Die Schürfmulden waren ursprünglich bis zu 7 Meter tief, ehe sie auf erzführende Schichten stießen. Kohlemeiler in denen die Holzkohle für die Verhüttungsöfen hergestellt wurden erkennt man an ihren ringförmigen Auswurf. Unter den Schlackehaufen liegen häufig die Reste der Röst- und Eisenschmelzöfen.“

Der innere Wallgraben der Keltenstadt am Michelsberg kündigt die Befreiungshalle an. Der letzte Höhepunkt und fast am Ziel. Auch wenn die Sehenswürdigkeit zur Hälfte eingerüstet ist, sieht sie impossant aus.

Befreiungshalle

König  Ludwig I.  hat sie als Gedenkstätte für die siegreichen Schlachten gegen Napoleon in den Befreiungskriegen 1813-1815 bei Friedrich Gärtner in Auftrag gegeben. Leo von Klenze vollendete 1864 das Bauwerk nach geänderten Plänen, wie man auf der Website der Schlösserverwaltung lesen kann. 104.000 Gäste haben 2015 die Sehenswürdigkeit von innen besucht. Uns reicht sie von Außen und der Blick nach Kelheim.

Von hier ist es nur noch ein Katzensprung zurück zum Parkplatz. Wir müssen nur noch die kleine Teerstrasse den Hang zurück gehen. Gegen 17:00 Uhr waren wir wieder beim Auto.

Kleine Orienterunshilfe

 

1 Gedanke zu „Ja, man kann es (fast) allen Recht machen: Donaufahrt und Biergarten“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.