Isarwanderung von Harlaching über Großhesselohe zur Burg Grünwald

Wanderung 7 oder 10,5 KilometerKarte

Mit unserem Projekt „Isarflimmern“ wollen wir Isarwanderungen von München bis Bad Tölz auf unserem Blog veröffentlichen. Nur blöd, wenn wir feststellen, dass die Tour, so wie wir sie gegangen sind, vielleicht mit einer anderen Wegvariante besser gewesen wäre oder ein Schneesturm und die graue Jahreszeit schöne Fotos unmöglich machen. Unsere 3. Wanderung und Etappe von Großhesselohe nach Grünwald sind Gitta und ich zweimal gelaufen, genau wegen genannter Gründe. Das Positive für Euch und uns: mit dem zweiten Walk haben wir eine abwechslungsreichere und somit interessante Tour anzubieten, die auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln optimal erreichbar ist.

Es erwarten Euch ein super-modularer Isar-Wander-Trip, der von der Trambahnhaltestelle Großhesselohe zur Haltestelle der gleichen Linie (25) in Grünwald führt und 7,06 Kilometer lang ist oder eine Rundtour von 10,5 Kilometer, die ich als Anfahrt mit dem Auto angelegt habe. Variiert die Runden so, wie sie Eurem Geschmack und zum Anfahrtsweg am besten passen.

Losgewandert: Harlaching, Holzkirchner Str. 2, 81545 München

Unseren Lieblingsparkplatz finden wir an der Holzkirchner-, Ecke Harthauser-Straße, wo es immer genügend Stellplätze gibt. An der Ecke führt auch südwestlich der Fußweg durch die Anlage zur nahen Großhesseloher Brücke. An der Fußgängerbrücke den Weg rechts nach unten folgen.

n. Wir überqueren das Isartal unter der Bahnlinie. Der Weg wirkt wie ein langer, 260 Meter langer Käfig, aber mit einem tollen Blick hinunter zum Isar-Kanal, -Altwasser und flussabwärts nach München. Verliebte haben zu beiden Seiten ihre Liebesschlösser in das Sicherungsgitter gehakt. Es gibt bestimmt romantischer Orte, aber sie sind jung und kennen es nicht besser.

Zum Jazzbiergarten Großhesselohe und Miniwiesn gewandert

Zur Waldwirtschaft kommen wir ehemaligen Bahnhof Großhesselohe, indem wir wenige Meter zurück, und den Fußweg zwischen den Gärten nach Süden gehen. Vorbei am Tennisclub Großhesselohe, erreichen wir nach 750 Meter den Jazz-Biergarten. Was für eine Tragik, dass wir hierher zuletzt nur bei Schnee oder grauem Wetter kommen. Keine Musik, keine wild abgestellten Fahrräder, keine Schlange an der Bier- und Brotzeitausgabe. Gefrorenes türmt sich auf den Tischen, dazwischen ein vergessenes Weizenglas. Auch die Schiffschaukel und der Minigolfplatz warten unter Planen und einer heißen Haube auf den Frühling.

Waldwirtschaft Großhesselohe „Wawi“

Sie ist eine Münchner Institution, die Wawi, deren traditionsreiche Wurzeln bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Zuerst waren hier nur ein paar Häuser, eine Klause mit einem Eremiten, eine Schwaige, und ein beliebter Kirchweihmarkt. Als um 1808 in der Schwaige ein Kaffeehaus mit Tanzpavillion eingerichtet wurde, entwickelte sich dieser Ort besonders für die jungen Münchner und Künstler. Das Ensemble der heutigen Wawi entstand zwischen 1820 und 1830 als der in Frankreich in Ungnade gefallene General  Jean-Baptiste Drouet d’Erlon unter seinem Decknamen Baron Schmid hier eine Gastwirtschaft und Brauerei einrichtete, die später an Spaten verkauft wurde.

Von 1981 – 2014 führt Sepp Krätz den Biergarten, den er durch Life-Musik zu neuer Bekanntheit und Treffpunkt der Münchner Bussi-Gesellschaft gemacht hat. Der hat es mit der Steuerpflicht nicht ganz so ernst genommen, weswegen er die Konzession für sein Bierzelt Hippodrom verloren hat. Noch im Hintergrund aktiv führt heute z.B. seine Tochter den Biergarten weiter.  Als Ausgangspunkt der „Biergartenrevolution“ wurde die Wawi auch bekannt, als 1995 durch den Besucherverkehr belästigte Anwohner beim Verwaltungsgerichtshof die Vorverlegung der Sperrsunde auf 21.30 erstritten hatten. Nach einem Aufmarsch von 25.000 Demonstranten und gehöriger medialer Begleitung  erließ die Bayerische Staatsregierung die Bayerische Biergartenverordnung, in der die Sperrstunde auf 23 Uhr festgelegt wurde. Quelle: Wikipedia.

  • Öffnungszeiten: März – September: Mo. – So.  10:00 Uhr – 23:00 Uhr, Oktober – Februar: Mi.- So. 10:00 Uhr – 23:00 Uhr, Dezember: Täglich von 10:00 – 22:30 Uhr
  • Adresse: Georg-Kalb-Straße 3, 82049 Pullach im Isartal
  • Website Waldwirtschaft

Am westlichen Isar-Hochufer weiter zur Burg Schwaneck wandern

Gitta und ich durchqueren den Biergarten und folgen dem Fußweg nach der Mini-Wiesn und Wohnhaus entlang des Isar-Hochufers in den Wald. Viele Ausblicke gibt es vorerst nicht, bzw. nicht mehr. Jungholz versperrt die Sicht ins Isartal, wo Rastbänke zum Verweilen einladen.

Die Sicht versperrt nach einiger Weile auch eine hohe Betonwand mit Stacheldraht im Wald. Dahinter der Bundesnachrichtendienst (BND). Alles streng geheim hier. Ich stelle mir vor, wie der Deutsche „M“ hinter einem soliden Eichentisch sitzt, auf dem mehrere Telefone stehen, davon ein Rotes. Wenn man das Ohr der Reinhard Gehlen Büste zieht, fährt die große Weltkarte​ neben „M“ herunter und ein Monitor ermöglicht Videokonferenzen mit Staatshäuptern, Verbindungsleuten und Einblicke in geheime Operationsbasen. 100 Meter darunter tüfteln Ingenieure an fliegenden Miniwanzen und einem tödlichen bayerischen Defiliermarsch. Voll durchgeknallt, die Typen hier, vor denen uns die Pullacher Wall schützen muss. Zum Glück regt sich keine Bürgerbewegung auf, welche die Burschen stärker in unseren gesellschaftlichen Alltag integrieren wollen. Näher gehen wir besser nicht an die Mauer. Womöglich werden wir gefilmt, belauscht und durch eine geheime Klappe noch in ein dunkles Verhörzimmer geschmissen, wo wir über unser erstaunlich detailliertes Wissen über die Machenschaften hier Rede und Antwort stehen müssen.

Wegalternative 1: Am Isarkanal nach Grünwald

560 Meter nach der Wawi habt ihr die Möglichkeit den Weg im Tal fortzusetzen. Bei der ersten Wanderung hatten wir uns entschlossen unten an der Isar zu gehen.  Am Anfang macht das mehr Spaß als später, da der Weg zuerst ein Trail im Wald ist, der alsbald auf die Teerstraße führt, der wir flussaufwärts bis zur Grünwalder Isarbrücke folgen.

Biber-Kunst

Wegalternative 2: Rückweg-über den Isardamm

Die Fotos, die wir im Winter von der Runde gemacht hatten, waren wegen des Wetters eher trist. Darum sind wir neulich für bessere Bilder noch einmal losgezogen. Unser Weg, auf den wir erst keine rechte Lust hatten: Unterhalb von Pullach beim Kraftwerk auf den Damm zwischen Kanal und Alt-Isar wechseln und dort zurück nach Großhesselohe zu gehen. Es war klasse und ist eine echte Empfehlung, weil der Weg bei schönem Wetter sonniger ist und sowohl bessere Sicht zur westlichen und östlichen Isarseite bietet.

Kurz vor dem Wehr, in Sichtweite der Großhesseloher Brücke, kann man über einen kleinen Steg wieder ans Westufer wechseln. Hinauf gehts am Höllerer-Berg, etwa unterhalb der Eisenbahntrasse, um die Runde zu schließen.

Wegalternative 3: Über das Hochufer bei Pullach

Spannender und auch abwechslungsreicher finden wir es erst mal oben zu bleiben und Burg Schwaneck und der Gemeinde Pullach einen Besuch abzustatten. Hierzu muss man einfach nur den Weg weitergehen, denn alle Möglichkeiten laufen wie in einem Trichter auf den einzigen Durchlass zwischen der BND-Wall und Burg Schwaneck zu.

Den Eingang zur “Burg“  finden wir gleich linkerhand am Ortseingang von Pullach am Hochufer.

(Fake)-Burg Schwaneck

Mit der Burg Schwaneck (wobei der Begriff „Burg“ nur der Hausnahme ist) hat sich der Bildhauer Ludwig von Schwanthaler, der Erschaffer der Bavaria, einen Traum erfüllt. Gebaut hat er sich sein eigenes Castle, in dem er mit seinen Künstlerfreunden fette Parties feiern konnte.  Ritterburgen waren um 1840 damals sowas von en vogue und romantich verklärt, wie heute die Playmobil-Festungen von unserer Kindern.

In mehreren Erweiterungsphasen hat die Burg ihren heutigen Ausbaustand erhalten, indem jeder Eigentümer mit Romantik-Fetisch seinen Beitrag geleistet hat, den Gebäudekomplex zu erweitern. Heute finden wir auf dem Areal eine Jugendherberge, Jugendbildungsstätte und Naturerlebniszentrum. Junge, unbegleitete Flüchtlinge finden hier heute ebenfalls eine Heimat, was die Anwesenheit  der falschen Ritter bzw. der Wachmannschafts-Knechte erklärt.

Von Pullach, dem Ort am Abgrund nach Grünwald

Pullach ist wie ein Adlernest am Hang gebaut (klingt dramatisch und das soll es auch). Knapp geht es bei den ersten Häusern dennoch her, denn einen Platz für einen Garten gibt es nicht. Die Konsequenzen eines Hangrutsches will ich mir nicht vorstellen.

Wir erreichen den netten Ort, in dem wir den Burgweg nach Süd-Westen gehen. Zuvor genießen wir einen Super-Blick zur Isar. Der Fußweg führt uns zur Heilmannstraße. Mit dem Erreichen des Bürgerhauses haben wir das Zentrum schon fast erreicht. Vielleicht ist hier im „Treibhaus“ ein guter Moment einen Kaffee zu trinken. Von den Terrassen kann man förmlich in die Isar drunten im Tal spucken. Kompakt und nicht überkandidelt, wie man vielleicht meinen könnte, stehen Kirche, Wirtschaft und kleinere Läden für das Alltägliche beieinander. Entlang der Habenschadenstraße, noch immer am Hochufer, erreicht man nach ca. 400 Meter den Fußweg, der uns hinab ins Tal bringt. Dort angekommen, geht’s auf der Kanalstrasse 1,3 Kilometer bis zum Brückenwirt, wo wir die Seite der wechseln.

Wir überqueren die Brücke im Schneegestöber. Von den Bergen oder der Zugspitze sehen wir nichts, nada, zero. Dass man hier auch tolle Sonnentage unten am Kieselstrand verbringen kann, weiß ich seit jüngster Kindheit. Mein Vater hat meine Mutter und mich auf seinen Heinkelroller gepackt und ist mit uns hierher zum Baden gefahren. Helm? Quatsch, sowas hat man in den Endsechzigern nicht gebraucht, man hatte Köpfe aus Stahl oder seinen Sohn einfach sicherheitshalber Helmut getauft. Habe ich deshalb so ein inniges Verhältnis zur Isar? Der Kiosk Mini-Brückenwirt ist seit dieser Zeit nahezu unverändert.

Wer die Burg besichtigen will oder öffentlich zurückfahren will, kommt  über die Treppe am Flößer-Steig, die links der Straße nach oben führt. Links, am Schloßhotel vorbei kommt man nach nur wenigen Metern zum Eingang der ehemaligen Festung. Die Schlossstraße führt von dort direkt zur 500 Meter entfernten Tram nach Osten.

Burg Grünwald

An der Burg Grünwald hat mich immer gestört, dass sie keine Zinnen hat. Das war um 1000 bestimmt anders, als es hier die erste Wohnburg gab oder um 1200, als die in dieser Gegend omnipräsenten Grafen zu Andechs oder unter Ludwig II. der Strenge. Die Bausubstanz, die wir heute sehen, stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist mit der Blutenburg lt. Wikipedia die einzige mittelalterliche Burganlage in der näheren Umgebung von München.

Sie hat viel erlebt und kann in ihrer langen Geschichte auch auf Funktionen wie als Pulvermagazin und Gefängnis zurückblicken. Seit 1979 beinhaltet das Gemäuer ein Zweigmuseum der Archäologischen Staatssammlung, die über die Burg Grünwald selbst, aber auch Burgen in Bayern informiert. Den Burgturm kann man übrigens besteigen!

Darüber hab ich 1972 gelacht:
„Hot Dogs – Ja so warn’s die alten Rittersleut“

Text der erste Strophe und des Refrain stammen von Karl Valentin.

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Von Grünwald zurück nach Harlaching

Zurück nach Harlaching kommt man, indem wir am Mini-Brückenwirt links hinunter zum Fluss oder der Schloßleite und der Beschilderung folgt. Es geht ab hier meist immer am Ufer entlang. Die Strecke zurück beträgt 5 Kilometer. Zeitweise ist der Weg wegen Steinschlag gesperrt, doch es scheint sich hier niemand daran zu halten, wir auch nicht. Von Geiselgasteig, Grünwald und der Siedlung über uns sehen und hören wir nichts, nur die Gemeinde Pullach mit ihrer Kirche können wir diesmal von unten bestaunen.

Im Sommer gibt es hier einige schöne Gelegenheiten Rast zu machen und ein kühles Bad in der Isar zu nehmen. Die Großhesseloher Eisenbahnbrücke sieht man von weitem. Kurz bevor wir sie erreichen gehen wir rechts den Weg nach oben, schnaufen etwas und überqueren die Bahnlinie über die Fußgängerbrücke. Das Auto hupt erfreut, als es uns sieht.

Fazit: Sehr, sehr abwechslungsreiche Wanderung, bei der die meisten Sehenswürdigkeiten allerdings am östlichen Isarufer zu finden sind. Links ist dafür die Natur. Daumen gestreckt nach oben! Viel Spaß!

Wanderkarte zwischen Harlaching und Grünwald

 

 

1 Gedanke zu „3) Biergarten, Spione, falsche und edle Rittersleut“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.