Isar-Rundwanderung von Geretsried über den Malerwinkel zur Rothmühle

Wanderung 12,4 KilometerKarte

Ein Sprichwort sagt, dass auch die „Eine Reise von 1000 Meilen mit dem ersten Schritt beginnt“. Unser Projekt Isarflimmern vom Münchner Stadtzentrum nach Bad Tölz ist etwas kürzer. Es hat uns aber mit 10 Vorgängeretappen und vielen Schritten, die wir jedes Wochenende, meist am Sonntag gehen, bis nach Geretsried gebracht. Von hier wollen wir mit der 11 Wandertour starten, um Isar-flussaufwärts am rechten Ufer über den Malerwinkel zur Rothmühle zu gehen, wo sich heute auch die Jugendsiedlung „Hochland“ befindet.

Blick vom Malerwinkel runter auf die Isar

Das erwartet Euch auf der Wanderung zum Malerwinkel

Wir haben bei unserer 12,4 Kilometer langen und abwechslungsreichen Wanderung die Brotzeit im Rucksack, da es am Weg leider kein Gasthaus gibt. Für uns kein Problem, da uns ein schönes Platzerl am Weg allemal lieber ist, als mancher faule gastronomische Kompromiss. Für Kinderwagenschieber ist diese Rundtour leider nicht geeignet. Ach ja, unterwegs ist eine kleine Furt, die wir trockenen Fußes mit kurzer Klettereinlage bewältigt haben. Die Alternativen heißen Schuhe ausziehen oder Wanderroute etwas abändern. Video zur Klettereinlage für Bedenkenträger ist unten.

EMPFEHLUNG: Installiert auf eurem Smartphone die OSMand-App und Pocket. Damit habt ihr auch ohne Internet sowohl die Tour und Wanderkarte immer im Blick und seid bei Wegunklarheiten immer sicher. Eine Anleitung findet ihr hier.

Losgewandert an der  Schönlinderstraße 1, 82538 Geretsried nach Einöde

Wir parken unser Auto an der Kleingartenanlage, die wir bereits in der Vorwoche durchwandert haben. Von hier zur Isar sind es knapp 700 Meter Luftlinie. Bis wir sie heute zum ersten Mal sehen, müssen wir erst bis Einöde gehen, was noch ein Kilometer mehr ist.

Wir gehen nach Osten auf den nahen Wald zu und biegen schon nach wenigen Metern rechts ab. Die Betonstraße beschreibt zuerst einen Bogen nach links. Nach der Kurve und an der ersten Möglichkeit nach Süden, also rechts. Das Areal in dem wir uns befinden war bis 1945 das Rohstofflager der nahen Munitionsfabrik hier in Geretsried. Auf den Gesamtareal zwischen Jeschkestraße und Sudentenstraße befanden sich rund 50 kleine Bunker, zwei überdachte Verladerampen, zwei Löschteiche und ein kleiner Sprengplatz. Beidseitig des Weges fallen immer wieder kleine Hügel auf, unter denen sich die Bunker befanden und die im Rahmen der Demilitarisierung  gesprengt wurden. Ich suche den ein oder anderen Eingang und Stelle fest, dass​ hier ganze Arbeit geleistet wurde. Geborstener Beton und rostende Armierungen sind die letzten Reste.

Im Zick-Zack gehts durch den Wald. Die nächste Möglichkeit biegen wir wieder links, also nach Osten ab. Hier ein umgestürzter Ein-Mann-Bunker, dort ein Stromverteilerkasten. Wir queren fünf weitere Verbindungsstraßen und stoßen nach einer Rechtskurve auf die Sudetenstraße, die sich nahezu kerzengerade durch Geretsried-Süd und den hier befindlichen Wald zieht. Sagte ich „Zick-Zack“? Richtig, hier gehts wieder Links. Am Ende befindet sich der Weiler Einöde, in dessen Nähe sich vor dem Bau der Tattenhofener Brücke eine Fähre auf die andere Isar-Seite befand. Das Gelände ist Privatbesitz, weswegen wir am Tor den Fußweg nach Süden abbiegen und durch den Auenwald alsbald die Isar sehen.

Hinauf zum Malerwinkel bei Schuß/Königsdorf

Geretsried liegt hinter uns. Der Fußweg steigt den Hang nach oben, wo er der Isar am nächsten ist. Über Treppenstufen gewinnen wir schnell an Höhe. Wir sehen bald ca. 60 Meter unter uns die Isar, zu der die Kante steil abbricht. Den Malerwinkel erreichen wir, indem wir 250 Meter den Pfad der Hangkante entlang bis zum Wirtschaftsweg wandern. Von dort ist es nicht mehr weit bis zum Malerwinkel und seiner schönen Aussicht.

Wir setzen uns hin. Michaela ruft ihren Mann Lasse in Schweden an und berichtet, wo wir uns befinden. Per WhatsApp-Video winken wir uns zu und richten die Kamera in die Ferne.

Der verschwundene Wolfratshauser See

Auf einer Infotafel kann man lesen, dass der Moränenhügelausläufer auf dem wir stehen, von hier nach Osten verlaufen ist und die Isar so umgeleitet hat, dass diese in den Inn geflossen ist. Das beständige Arbeiten des Flusses hat allerdings vor 15.000 Jahren dazu geführt, dass sich die Isar durch den Hügel gefressen hat und einen neuen Durchlauf geschaffen hat und sich das Wasser in den „Wolfratshauser See“ ergossen hat, der von Hohenschäftlarn bis Bad Heilbrunn bestanden hat und ganze 30 Kilometer lang war. Lt. Wikipedia besaß der See unter dem östlichen Stadtgebiet von Wolfratshausen seine größte Tiefe von 150 Meter.

Verschwunden ist der See, da sich das Wasser bei Hohenschäftlarn ein weiteres Mal einen Auslauf geschaffen hat und die Isar den See mit Unmengen von Schotter hat verlanden lassen.

Wenn wir heute auf die Isar blicken, ist der Fluß nur noch ein harmloses Rinnsal gemessen an den Gewalten, die hier einst wüteten.

Dass die Isar nicht lange gebraucht hat sich durch den Moränenhügel zu fressen wird klar, da es gleich südlich des Malerwinkels wieder runter zum Fluss geht. Über eine kleine Brücke überqueren wir im Tal einen kleinen Bach. Sumpfdotter- und Schlüsselblumen blühen im satten Frühlingsgrün. Gleich auf der anderen Seite zieht sich der Weg über grüne, fast parkähnliche Wiesen. Wir erreichen nach 350 Metern eine kleine Furt über den Mühlbach. Da es uns endlich zur Isar zieht, wagen wir einen harmlosen Balanceakt über einen umgestürzten Baum.

Was wir können, könnt ihr schon lange!

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Auf der anderen Seite der Furt kappeln wir uns beinahe, da wir uns nicht einigen können, ob es hier mehr nach Schweden oder Frankreich aussieht. Auf dem Schotterboden wachsen niedrige Nadelbäume. Wir sind ganz nah an der Isar.  Endlich nah am Wasser!

An der Isar bei Bairawies

Der Weg führt nahe am Fluss vorbei. An einer Kiesbank nahe der gegenüberliegenden Ortschaft Bairawies bieten sich ganz neue Ansichten. Auf etwa 150 Metern nagt der Fluß am Schotterufer. Gras und Bäume finden hier kaum mehr Platz zum wurzeln, sondern fallen auf etwa fünf Meter steil zur Isar ab. Fast könnte man meinen, dass man sich hier an einem Baggersee befindet.

Am südlichen Ende der Kiesbank biegen wir auf den Uferpfad ab, der parallel zur Isar verläuft und etwa 800 Meter weiter in einen soliden Fahrweg mündet und dem wir für 1.200 Meter folgen. Bei Unterleiten an der östlichen Flussseite kommt die Bundesstraße nach Bad Tölz nahe an das Wasser, so dass Fahrzeugrauschen zu hören ist. Doch nur für kurze Zeit. Bereits bei Mühlwastel entfernen sich die Autos wieder und das Rauschen des Flusses gehört wieder uns. Nur einmal hören wir Stimmen, die von Kanufahrern stammen.

Unbemerkt im nahen Wald hat sich eine Böschung bis nahe dem Fluß geschoben, den wir auf einen Fußpfad hochsteigen. Beinahe hätten wir ihn übersehen, mussten sogar einige Meter zurückgehen, doch die Open-Street-Map auf der OSMApp ist erstaunlich präzise. Der Abzweiger ist etwa am Scheitelpunkt der Flußkrümmung, wo die Böschung sehr nahe des Ufers ist. Oben angekommen, befindet sich ein Waldweg dem wir zurück nach rechts folgen und der grob der Hangkante in Nord-Östlicher Richtung verläuft. Wegen Forstarbeiten sah es hier etwas wüst aus.

Dort wo der Waldweg jäh die Richtung nach Süden schlägt halten wir ca. 240 Meter die Richtung bei (siehe Foto A!). Der Fußweg ist hier nicht mehr ganz eindeutig, aber vorhanden! Daß wir auf einen Weg sind, merkt man, dass man an ein Gatter mit einem Schild „Naturschutzgebiet“ kommt. Nein, wir gehen nicht den Hang nach unten, sondern gehen oberhalb und westlich des Hanges weiter, wo wir nach 40 Metern auf eine Rückegasse mit allerhand Astmüll kommen. Einfach Rübersteigen, nach Westen gehen. Die Teerstraße zur Rothmühle kommt nach ca. 250 Metern. Wer die App nutzt ist im Vorteil!

Konfortabler wird der Weg, dem wir jetzt folgen. Einfach der Teerstraße nach rechts (Norden) folgen. Am Pferdehof Rothühle vorbei, erreichen wir die Jugendsiedlung Hochland nach ca. 600 Metern. Wer hier kein Platzerl zum Brotzeitmachen findet, dem ist nicht zu helfen.

Jugendsiedlung Hochland

Als ehemaliger Pfadfinder kommen Erinnerungen hoch, denn als Mitglied im BDP (Bund der Pfadfinder und Pfadfinderinnen) hatte ich hier bereits als Vierzehnjähriger ein Lager, was ich sehr genossen habe. Die Jugendsiedlung ein weitläufiges Areal, das dem Trägerverein „Jugedsiedlung Hochland e.V.“ untersteht und ein öffentlich anerkannter Träger für Jugendarbeit ist und nach ökologischen Kriterien selbständig wirtschaftet. Ein breites Veranstaltungsangebot unterstützt heute Kinder und Jugendliche bei ihrer persönlichen Entwicklung.

Gleiches Gelände, 1936 – 1945. Persönlichkeitsentwicklung hatte in der Zeit des Nationalsozialismus eine andere Bedeutung. Es ging darum, die Kinder und Jugendlichen in ihrer nationalsozialistischen Weltanschauung zu stärken und sie durch Wehrertüchtigung auf ihren Kriegseinsatz vorzubereiten. Unter der Bezeichnung „Hochlandlager“ wurden hier HJ Führer in Großlagern ausgebildet. Mein Vater wurde hier in einem Wehrertüchtigungslager unter anderem das Schießen beigebracht. Mir hat er erzählt, dass er sich durch Kartoffelschälen versucht hat vor dem Lagerdrill zu drücken.

Isartalsternwarte und Schuß

Wir bleiben auf der Teerstraße, auf der wir nach Westen gehen. Links hinter dem Weiher, wo das Streulicht der Landeshauptstadt nicht mehr so hell leuchtet, steht die Isartalsternwarte mit ihrem 60 cm-Spiegelteleskop. Mittwoch und Freitag werden regelmäßig Sternenführungen durchgeführt. Genaue Termine können der Website entnommen werden.

300 Meter hinter der Straßenzufahrt zur Isartalsternwarte und unmittelbach nach Überquerung der Rothbachbrücke biegen wir rechts in den Feldweg ab, der unterhalb des Moränenhügelausläufers in nördlicher Richtung und linkerhand des Rothbachs verläuft. Wir werden von Wanderen nach dem Weg gefragt. Er jenseits der 70 mit rot-weiß karriertem Hemd und brauner Kordbundhose. Ich erinnere mich an Onkel Rudi und unsere Familienwanderungen in den 70ern. Sie klein und drahtig, fragt mich nach dem Weg, trägt ebenfalls Kordbundhose und kann die Kompass Wanderkarte nicht lesen. Unser Weg ist die nächsten 650 Meter der Gleiche. Geradeaus, an der nächsten Abzweigung links abbiegen und den bewaldeten Hang hinauf wandern.

Oben gehts an der Kiesstraße 400 Meter nach rechts, bis wir auf die Zufahrtsstraße nach Schuß kommen. Das alleinstehende Gehöft erreichen wir nach 280 Meter, den Malerwinkel auf dem gleichen Weg nach weiteren 500 Metern. Zur Sudentenstraße in Geretsried sind es 1.400 Meter.

Zurück zum Auto gehts rechts der Kleingärten unter der Stromleitung. Und schwupp seid ihr zurück!
Viel Spaß!

Kleine Orientierungshilfe

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1 Gedanke zu „11) Am verschwundenen Gletschersee Malerblicke auf die Isar werfen“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.