Zwischenstopp auf dem Campingplatz Fort Lapin, Calais

Bestimmt lässt sich die Fahrt bis London an einem Tag irgendwie durchrocken, doch warum, wenn sich Calais als Zwischenstation so hervorragend anbietet. Vorteile: Wir halten die Anfahrt mit Pausen für Mensch und Tier angenehmer, kommen am Nachmittag an, können das Zelt bei Tageslicht aufbauen und die Zeit reicht auch noch für einen ausgedehnten Dogwalk am Strand. Am nächsten Morgen ist der Fährhafen mit dem Auto in weniger als 15 Minuten erreicht. Netter Nebeneffekt: Durch die Zeitverschiebung spart man auf der Fahrt schon eine Stunde und kommt noch Vormittag in Dover an. Ein Besuch der weißen Klippen ist daher kein Problem, bevor ihr weiter nach z.B. London oder zum Welsummer-Camping in Kent fahrt.

Das bietet euch der Campingplatz Fort Lapin***

Calais ist wirklich ein hässliches Kaff, das ganz vom Fährhafen dominiert wird. Charme und Atmosphäre wird man nicht viel finden. Um so erstaunlicher ist es, dass sich nur knapp dahinter in Sangatte – die Gemeinden verschmelzen nahezu – ein Naturschutzgebiet mit einem langen Sandstrand und tollen Dünen befindet. Gleich dahinter duckt sich am südlichen Ortsausgang der Campingplatz Fort Lapin. Zum Meer sind es nur wenige Meter.

Obwohl der Campingplatz für Durchreisende wie geschaffen ist, scheint er sich doch mehr an Dauercamper zu richten – viele Mobile-Homes. Auch Ende Juli gab es genug freie und windgeschützte Plätze, aus denen man wählen konnte. Eine Reservierung hatten wir übrigens keine.

  • Die Übernachtung war mit ca. 26 € für zwei Erwachsene, zwei Teens und Hund günstig (kein Strom)
  • Kostenloses WLAN (für einen Account)
  • Die Sanitäranlagen waren ok
  • Kein Restaurant. Ein mobiler Pizzadienst stand am frühen Abend in Rezeptionsnähe. Ein Tonsignal kündigt die Ankuft an. Die Pizzen sahen gut aus, waren aber im Geschmack mäßig.
  • Öffnungszeiten:
    • Die Rezeption ist von 10.00 bis 12.00 Uhr und von 15.00 bis 20.00 Uhr geöffnet
    • Die Tore öffnen um 7:00 Uhr morgens
    • Schließung der Tore um 23.00 Uhr

Die Dünen am Strand von Calais und der Atlantikwall

Durch eine Türe mit Zahlencode verlässt man den Campingplatz Richtung Strand. Das für den Campingplatz Namensgebende Fort Lapin befindet sich gleich rechts des Bohlenweges über die Dünen. Das im Jahre 1690 errichtete „Kaninchen-Fort“ wurde unter Vauban errichtet und war Vorposten des größeren Forts Nieulay in Calais (man fährt zum Campingplatz daran vorbei). 1860 wurde es erweitert und ab 1941 von der 10. Panzer-Division als Bindeglied des Atlantikwalls verstärkt und betoniert.

Von der Böschung der Düne haben wir einen phantastischen Blick auf den Ärmelkanal. Die Stimmung ist toll. Klare Sicht, den Schatten der Kreidefelsen erkennen wir in der Ferne. Es herrscht reger Schiffsverkehr. Fähren und Containerschiffe fahren in einiger Entfernung am Strand vorbei. Badegäste sehen wir keine, nur einige Spaziergänger mit ihren Hunden. Das hätten wir nicht erwartet, so schön! Wir setzen uns und lassen den Sand durch die Finger gleiten.

Mit den deutschen Hinterlassenschaften aus dem zweiten Weltkrieg wird die Region wohl noch eine Weile leben müssen. Die zahlreichen Bunkeranlagen liegen teilweise abgerutscht im Sand, von Graffitikünstlern als Untergrund verwendet.

Der Atlantikwall

Die deutsche Armee hat die Küste von Pas-de-Calais durch ihre Nähe zu England als potentiellen Ort einer Landeoperation erkannt. Calais war daher ein Schlüsselsektor der Verteidigungslinie, die 2685 Kilometer entlang der Küsten des Atlantiks, Ärmelkanals und der Nordsee verlief. Viele Beobachtungstände, Küstenbatterien, Luft- und Panzerabwehranlagen wurden in die Dünen und ins nahe Hinterland eingebaut. Am 30. September 1944 wurde Calais von der kanadischen Armee befreit. Der Wall hat nichts genutzt.

Zum Fährhafen von Calais: mit dem Auto ein Katzensprung

Wir haben die 9:20 Uhr Fähre bei DFDS gebucht, was heißt, dass das Boarding um 8:35 Uhr geschlossen wird. Unser Plan: Abfahrt vom Campingplatz 7:50. Zu dieser Zeit ist in Calais nichts los. Hässlicher Ort. Der Hafen ist riesig und fühlt sich wie eine Grenze an. Die Streckenführung ist verwirrend. 1. Stop, die französische Grenze, 2 Stop, britische Grenze, dann das Onboarding bei Fährgesellschaft DFDS. Die Fahrt nach England braucht 90 Minuten.

Anfahrt und Map vom Camping Fort Lapin / Calais

Von München nach Calais sind es über Nürnberg, Frankfurt, Köln und Belgien knapp über 1.000 Kilometer. Die exakte Route hat sich erst an der Autobahnausfahrt entschieden. Es ist ein wenig wie Roulette-spielen: Wo fährt es sich am Besten, wo gibts am wenigsten Stau? Den spontanen Ausschlag haben am Ende die hohen Mautkosten von 48 € durch Frankreich gegeben, die man sich über NRW bis nach Calais sparen kann. Die prognostizierte längere Fahrtdauer von 39 Minuten nahmen wir in Kauf. Abfahrt 6:00 Uhr – Ankunft in Calais 16:00 Uhr. Da es auf der gesamten Strecke keinen Stau gab, war die Entscheidung wohl richtig.

Adresse Camping Fort Lapin

21 D940, 62231 Sangatte, Frankreich
Telefon: +33 3 21 97 67 77
Website Camping Fort Lapin

1 Gedanke zu „Etappen-Stopp#1: Camping beinahe mit England Sichtkontakt“

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Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.