Münchner Hausberge: Wandertour von Fischhausen-Neuhaus auf den Brecherspitz

Mittelschwere Bergwanderung, ~ 5 Stunden Gesamtgehzeit, 940 Höhenmeter, 11,5 KilometerKarte

Die echten Münchner Hausberge haben eines gemein, dass sie von der bayerischen Landeshauptstadt prima erreichbar sind. Die Brecherspitze ist einer jener ernstzunehmenden Gipfel, die mit der BOB und dem Auto in etwa einer Stunde erreichbar sind und dazu vom Gipfel Blicke auf den Schliersee, Tegernsee und Spitzingsee gleichermaßen ermöglichen. Überhaupt hat uns die 360° Aussicht recht gut gefallen, da man sich auf der Brechersitze schon fast mitten in den Alpen fühlt und nicht mehr so am vorgelagerten Rand.

Blick Richtung Schliersee über die Ankelalm. Rechts der Gipfel der Brecherspitze

Das erwartet euch bei der Bergwanderung auf die Brecherspitz

  • Hervorragend mit der BOB bis Neuhaus erreichbar
  • Der Aufstieg setzt Kondition und Schwindelfreiheit voraus, da man – wenn auch kurze, aber denn gesicherte Passagen bewältigen muss. Bis zur Ankelam beim Aufstieg und ab der Freudenreichalm beim Abstieg bleibt einem allerdings ein längerer Fußweg auf Forstwegen nicht erspart.
  • Gerade weil die Brecherspitze so gut erreichbar ist, werdet ihr am Gipfel – auch unter der Woche – selten alleine sein.
  • Der kürzere Aufstieg zur Brecherspitze über den Spitzingsattel:
    Ein deutlich einfacherer Aufstieg führt vom Spitzingsattel über die obere Firstalm zum Gipfel. Man spart sich etwa 200 Höhenmeter. Vom Bahnhof Fischhausen-Neuhaus mit dem Bergsteigerbus 9562 Richtung Spitzingsee fahren. Diese Tour haben wir nicht beschrieben. Eine Map befindet sich am Ende des Blogbeitrags.
Blick von der Brecherspitz zum Spitzingsee

Anfahrt mit der Bahn (BOB) oder dem Auto

Der Ausgangspunkt der Tour ist sowohl mit dem Auto als auch mit der Bayerischen Oberlandbahn problemlos zu erreichen.

Mit dem Auto: Die Fahrzeit beträgt ab der Autobahnausfahrt Rammersdorf für die 55 Kilometer etwa 50 Minuten bis 83727 Schliersee/Fischhausen-Neuhaus. Staufallen sind die Ampeln in Miesbach.

Parken #1: Grünseestraße, Ecke Krettenburgstraße. Günstig am Startpunkt gelegen.
Parken #2: Wanderparkplatz an der Dürnbachstraße. 500 Meter zum Beginn des Wanderwegs, dafür danach sofort beim Auto
Parken #3: P+R am Bahnhof, Tagespauschale 6,00 €. Gibt fast keinen Grund hier zu parken

Mit dem Zug: Mit der BOB nach Bayrischzell fahren und am Bahnhof Fischhausen-Neuhaus aussteigen. Fußweg vom Bahnhof bis zum Wanderweg etwa 1,1 Kilometer. Fahrzeit ab dem Hauptbahnhof München etwas mehr als eine Stunde: zur Fahrplanauskunft

Aufstieg auf die Brecherspitze:

Vom Bahnhof durch Neuhaus (800 Meter) zur ehemaligen Trasse der Bockerlbahn und weiter über die Ankelalm (1311 Meter) zum Gipfel (1685 Meter)

Gitta und ich haben die Tour erst um 11:20 am Bahnhof Fischhausen-Neuhaus begonnen. Es war ein warmer August-Mittwoch, an dem es am Spätvormittag und Mittag noch bedeckt war, aber am Nachmittag  Bilderbuchwetter hatte. Wir hatten Glück, denn mit der Sonne im Zenit und heißeren Temperaturen, wäre die Runde, besonders zwischen den Latschenkiefern am Nordhang eine echt gemeine Plackerei geworden.

Unser Wanderziel: Rauf auf die Brecherspitz von Neuhaus

Am P+R folgen wir zunächst der Waldschmidtstraße bis zur Grünseestraße, in die wir rechts abbiegen und bis zum Ende gehen. Der Weg ist gut mit gelben Wanderwegweisern ausgeschildert, der hier die Strecke mit positiv gerundeten 3,5 h angibt. Neuhausen will hier gar nicht so wie ein typisches Bayerisches Dorf aussehen, da rechts und links des Straße ältere, teils mondäne Landhäuser in alpenländischer Architektur aus dem frühen 20. Jahrhundert stehen.

Fischhausen-Neuhaus: Wiege des bayerischen Skisports

Fischhausen-Neuhaus ist die Wiege des Bayerischen Skisports seit der Buchhändler August Finsterlin hier als erster auf den damals noch 3,20 Meter langen Skiern stand.  Bereits 1904 fanden hier erste Skirennen statt. Zwischen den Weltkriegen wurden Sonderzüge eingesetzt, um am Wochenende 10.000 Skifahrer nach Schliersee zu bringen. Wer es sich leisten konnte, ließ sich hier sein Erst- oder Zweithaus, nahe der damaligen Seilbahn zum Spitzingsee bauen.

Der Wanderweg beginnt am Ende der Grünseestraße links mit moderatem Anstieg. Hinweisschilder informieren uns, dass wir uns auf der ehemaligen Trasse der „Bockerlbahn“ befinden, die von 1919 bis 1922 in Betrieb war, um die entwurzelten Bäume eines riesigen Föhnsturms bis von der Valepp nach Fischhausen-Neuhaus abzutransportieren. Die Steigung ist zum Start gemütlich, zieht aber ab der Abzweigung hinauf zur Ankelalm deutlich an. Dass es 2018 auf der Ankelalm wegen einer Baustelle keine Bewirtung gibt, lesen wir schon frühzeitig an der Weggabelung. 2,2 Kilometer schlängelt sich die Forststraße den Bergwald hinauf (Abkürzer an manchen Kehren). Das Geläut der Kuhglocken kündigt frühzeitig die nahe Alm und wärmende Sonnenstrahlen an.

Die Ankelalm liegt auf 1311 Metern mit einigen anderen Almen im Talkessel unterhalb der Brecherspitze, die von hier fast etwas harmlos zu uns herunter grinst. Über 300 Meter sind es noch hinauf, die auf dem Wegschild mit 1 Stunde Gehzeit angegeben sind. Noch bevor das Latschenfeld vor dem Anstieg am Nordgrad genießen wir den tollen Blick runter zum Schliersee, weiter nach Hausham und rüber zum  Hirschgeröhrkopf, Brauneck, Wendelstein oder Jägerkamp.

Uns ist der letzte Anstieg rauf zum Gipfel etwas schwer gefallen, da die Steigung kontinuierlich ansteigt und kein gleichmäßiger Schritt möglich ist. Fiese Gipfelüberraschung: wir kommen zum Hochzeitsflug der jungen Ameisenkönigin. Im Ameisenwiki (gibts wirklich) habe ich gelesen, dass die zuvor geschlüpften Jungköniginnen und Männchen das Nest der Kolonie verlassen, um sich mit anderen Geschlechtstieren an landschaftlich markanten „Treffpunkten“ wie hohe Einzelbäume, Türme oder Berggipfel ansteuern, wo die Verpaarung in der Luft oder auch am Boden stattfindet. Auch wenn’s ein denkwürdiger Augenblick für die Zukunft eines gesamten Ameisenstaates ist, deine Brotzeit willst du nicht mit ihnen teilen. Wir haben uns etwas unterhalb des Gipfels ein schönes Brotzeitplatzerl gesucht, wie alle anderen Wanderer auch.

Abstieg nach Fischhausen-Neuhaus

Über den Brecherspitz Westgrad zum Freudenreichsattel mit der Kapelle (1579 Meter) und runter zur gleichnamigen Freudenreich-Alm (1262 Meter) durchs Dürnbachtal

Der Brecherspitz Westgrad ist teilweise  ausgesetzt. Zur rechten wie zur linken Seite geht’s runter. Auch wenn die Stelle mit Drahtseilen gesichert ist, heißt es aufpassen, besonders bei Nässe oder im Winter! Unser Wanderhund Pelle hatte hier keine Probleme. Der Pudel-Mix war hier mit vier Pfoten auch am Westgrad souverän unterwegs. Achtung vor dem Westgrad bei Schlechten Wetter: Im Mai 2018 starb an dieser exponierten Stelle ein 22-jähriger Student durch Blitzschlag.

An den Fundamenten des ehemaligen Schlepplifts gehen wir am Grad weiter bis zur Freudenreichkapelle. Rechts der Kessel mit der Ankelalm, links sehen wir klein unser Zwischenziel die bewirtschaftete Freudenreichalm, zu der wir über den Pfad absteigen. Bei Regen wird es hier rutschig sein.

Alternativer Abstieg zur Ankelalm

Hinter der Kapelle dem Grad nach Norden folgen und in den Kessel zur Ankelalm absteigen. Der Rückweg wird dadurch verkürzt.

Ein Besuch der Freudenreichalm ist alternativlos, da es hier kellergekühltes Spezi und einen Russn aus der Flasche gibt, die beide nach dem Abstieg hervorragend schmecken. Die nette Wirts-Sennerin ist spitze. Die Alm ist auch Ziel vieler Mountainbiker, die sich hier erfrischen, bevor sie es ins Tal laufen lassen. Nach einer kurzen Pause fressen wir noch mal schnell 4 Kilometer, die wir schnell abreißen und nach etwas über einer Stunde wieder am Auto sind.

Wanderkarte Brecherspitz

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.