Münchner Hausberge: Bergwanderung von Pessenbach auf den Rabenkopf

(Mittelschwere Bergwanderung, ~ 4,5 Stunden Gehzeit, 909 Höhenmeter, 12 Kilometer) Obwohl wir mit den Münchner Hausbergen eigentlich ganz gut vertraut sind, haben wir den Rabenkopf für uns sehr spät, viel zu spät entdeckt, da wir bislang den benachbarten Jochberg den Vorzug gegeben haben. Fail! Den Rabenkopf haben wir entdeckt, da wir im Buch „Sehnsucht Alm“ (Bruckmann Verlag) von der Staffelalm gelesen haben, die unter dem Gipfel gelegen, Herberge und Inspirationsort für den Maler Franz Marc war. Mit zwei Bildern hat er sich in der Stube verewigt. Großartiger Zufall: Wir haben die Staffelalm am Tag des offenen Denkmals besucht und eine interessante Führung erhalten.

Die Tour hat uns vom ersten Meter an super gefallen. Ein abwechslungsreicher Aufstieg, zwei Almen, die zur Einkehr einladen und immer wieder wunderschöne Ausblicke in jede Himmelsrichtung. Mit etwas Kondition und Trittsicherheit ein unkomplizierter Berg, sofern man den weniger steilen Aufstieg über die Staffel-Alm wählt. Am Gipfel wird man mit einem herrlichen Fernblick hinunter zum Kochelsee, weiter zum Rieg- und Staffelsee, Ostersee, Ammer- und Starnberger See belohnt.

Anfahrt mit der Bahn oder dem Auto

Der Ausgangspunkt der Tour ist sowohl mit dem Auto als auch mit der Bahn problemlos zu erreichen.

Mit dem Auto: Die Fahrzeit beträgt vom München Luise-Kiesselbach-Platz über die A95 etwa 1,10 Minuten bis zum Wanderparkplatz in Pessenbach 16 an der B12 (nahe dem Skizirkus Pessenbach). Da die Autobahn besonders an einem schönen Sonntag sehr voll ist, empfiehlt sich keine zu späte Abfahrt. Sollte am Zielort schon alles belegt sein, findet man an der Straße nach Ort bestimmt noch einen Stellplatz.

Mit Zug und Bus: Für die 55 Kilometer lange Strecke vom München Hauptbahnhof nach Kochel am See, braucht der Zug 1,05 Stunden. Zum Fahrplan. Von dort mit dem Bus 9612 Richtung Tölz/9613 Schlehdorf/ Penzberg fahren und an der Haltestelle Pessenbach Ötzschlößl aussteigen Zum Busfahrplan

Aufstieg zum Rabenberg

(Parkplatz 649 Meter, Orterer Alm 1089 Meter, Pessenbacher Schneid 1278 Meter, Staffel Alm 1320 Meter, Rabenkopf 1555 Meter)

Am Parkplatz queren Gitta und ich die B11 und folgen auf der gegenüberliegenden Seite dem Forstweg, der bergwärts verläuft. An der ersten Abzweigung biegen wir links auf einen grobsteinigen Karrenweg ein (Wegausschilderung Rabenkopf/Otterer Alm beachten), der rechts eines Bachtals bergaufwärts führt. Nach etwa 1,7 Kilometer, Abzweigungen ignorieren wir zunächst, folgen wir dem Fußpfad, der links des Weges in Serpentinen nach oben steigt. Er ist nicht optimal markiert, doch solltet ihr ihn verpassen ist es kein Dilemma, da er lediglich den Weg abschneidet und oben auf einen guten Forstweg stößt. Nach etwa 300 Metern auf den beschilderten Weg abbiegen. Die im Sommer bewirtschaftete Orterer Alm erwartet uns bald am Rande einer freundlichen Almwiese. Ein Blick auf die Uhr zeigt, dass wir bis hierher 1h 15 gegangen sind.

Von der Orterer Alm zur Pessenbacher Schneid

Man muss schon einen festen Charakter haben, um bei der freundlichen Alm nicht zu verweilen – und eine noch vollen Brotzeitrucksack, wenn die Fahne gehisst ist (regelmäßige Öffnungszeiten der Hütte sind nicht bekannt). Von der Orterer Alm erstrecken sich die Weideflächen bergwärts. Der Girgl-Fischer-Weg, auf dem wir hinauf zur Pessenbacher Schneid steigen, verläuft zunächst links am Waldrand hinauf, dann nach einem scharfen Linksbogen durch den Bergwald.

Wegvarianten zum Rabenkopf: Willst du es genussvoll länger oder kurz und steil?

Die Pessenbacher Schneid ist ein Sattel mit einem Holzkreuz, von dem wir erstmalig einen Blick hinüber in die Jachenau werfen können. Hier könnt ihr euch entscheiden, welchen Weg ihr auf den Gipfel nehmen wollt.

  1. Scharf rechts geht der Weg über das im Wald versteckte Bergwacht-Haus steil aber kürzer hinauf zum Rabenkreuz mit kurzer und seilgesicherter Kletterpassage vor dem Gipfel
  2. Wenige Meter südlicher beginnt der Weg entlang des Hangverlaufs zur Staffelalm, der etwas länger aber nicht so anstrengend ist.

Unsere Entscheidung: Genußvoll zur Staffelalm

Gitta und ich nehmen diese Wegvariante, da wir zuerst der Franz Marc Alm einen Besuch abstatten wollten. Wir genießen den knapp 800 Meter lagen Höhenweg, von wo wir einen prima Blick auf die Seitenflanke der nahen Benediktenwand haben und der nahezu keine Steigungen aufweist. Hinter dem Weidetor sehen wir in einiger Entfernung vor uns die Staffelalm.  Das Ziel vor Augen bedarf es keiner Wegbeschreibung.

Bevor wir den Gipfel stürmen: Einkehrschwung mit Brotzeitbrettl, Radler-Halbe und nachfolgender Franz Marc Kunstführung zum Tag des Denkmals. Einfach perfekt!

Staffelalm und Franz Marc

Die auf 1320 Meter hoch gelegene Staffelalm ist wie viele der 700 Almen in Oberbayern aber doch eine ganz Besondere. Von 1901 bis 1914 verbrachte Franz Marc fast jeden Sommer auf der Hütte, um hier Zeichenstudien zu machen, oder sich von seiner Dreiecksbeziehung mit Maria und Marie abzulenken. Der damalige Senner Hans Müller hatte mit diesen Worten auf die Alm eingeladen: „Wen Sie Lust …haben könen Sie mich besuchen auch eine Zeit dableiben nach belieben. Wierde mir sehr Lieb sein wenn Sie Ihren Aborat mit nehmen wierden um hie und da ein schönes Bild zu machen wen gerade das Vieh schön bei Alm Hütte steht…“

Die Staffelalm ist seit Marcs Zeiten in der Hand der gleichen Bauernfamilie, die dort oben unter dem Gipfel des Rabenkopfes noch immer im Sommer das Jungvieh weiden lässt. Auch wenn dort oben das Leben etwas leichter geworden ist, wird noch immer auf dem Holzofen gekocht und gebacken. Gleichgeblieben ist auch der Blick Richtung Jachenau, der einem Franz Marc ganz nahe bringt.

Bewirtung: Den Wanderer erwartet eine einfache aber leckere Brotzeit mit Käse, Speck, selbstgebackenem Kuchen und Bier aus der Flasche.

Öffnungzeiten: Geöffnet hat die Staffelalm von Ende Mai bis Mitte Oktober. Montag ist Ruhetag, außer in den Ferien. Es gibt keine Übernachtungsmöglichkeit.

Der letzte Anstieg von der Staffelalm auf den Rabenkopf

Etwas weniger als 30 Minuten dauert der Anstieg hinauf zum Rabenkopf. Zuerst geht es in Serpentinen über die Almweiden hinauf, dann durch etwas Bergwald. Das Gipfelkreuz kommt beinahe unvermittelt. Dann: Der atemberaubende 360° Blick hinunter ins Tal, rüber zum Herzogstand oder zur Benediktenwand. Die Türme von Benediktbeuern und unser Parkplatz wirken mikroskopisch klein.

Gitta und ich nehmen einen tiefen Schluck aus unserer Thermoskanne während wir den Augenblick genießen.

Abstieg nach Pessenbach

Wer es weniger steil mag oder mit dem Hund unterwegs ist, geht auf dem gleichen Weg zurück, den er gekommen ist. Wir haben uns für den Abstieg über den Vorgipfel Schwarzeck und den steilen Grat-Weg entschieden, der teils ausgewaschen und mit unangenehmen lockeren Steinen bedeckt ist, aber kürzer ist und schneller die Höhe schmelzen lässt. Unmittelbar beim Gipfel gilt es vorher noch eine kleine, mit Eisenklammern und Stahlseil gesicherte Stelle zu passieren.

Wir erreichen die Pessenbacher Schneid nach knapp 850 Meter bei der Bergwacht-Hütte. Von hier nutzen wir die gleichen Wege, wie beim Aufstieg. Vom Gipfel bis zur Orterer-Alm ist es etwa 1 h + 1h 15 Minuten hinunter nach Pessenbach.

Kleine Orientierungshilfe

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.