Wanderung: Wo die Tiroler Ache den Chiemsee küsst

Nicht immer braucht es einen konkreten Grund, ein bestimmtes Ziel anzusteuern. Am Samstag hatten wir aber einen denkbar Guten: Im Strandbad Übersee am Chiemsee wurde zum zweiten Mal die Globeboot ausgerichtet, DER Event um Kajaks, Kanus, Zelte und anderes Outdoorequipment selbst testen zu können. Da das Wetter für Samstag noch einen Ticken besser als am Folgetag prognostiziert war, sind wir gegen Mittag die etwa 90 Kilometer lange Strecke ab München angetreten.

Zum Glück hatte ich noch eine kleine Runde zum Mündungsdelta der Tiroler Ache rausgesucht, denn am Eingang hieß es erst einmal STOP! Hunde sind auf dem Gelände des Strandbads Übersee nicht erlaubt. Hab ich da was überlesen? Bei Badebetrieb verständlich, aber heute hätte Leinenzwang auch gereicht, zumal wir eh die Taschen voller Kackbeutel haben. Also erst mal sooo einen Hals gehabt. Planänderung: Erst mal Auslauf mit Hund, dann Hund im Auto lassen und auf der Globeboot Konzentration auf Kleinzelte und Isomatten. Zwei Boote hatten wir eh schon im Vorjahr gekauft.

Himmel, Weite, „Meer“ am Strandbad Übersee

Der moderate Ausmarsch von 5 Kilometer startet am Strandbad. Man folgt einfach den Weg in nördlicher Richtung. Knorrige alte Bäume und ein Schilfgürtel säumen das Ufer. Immer wieder durchbrochen von herrlichen Kieselstränden, die den Blick auf den Chiemsee freigeben. Genau gegenüber: Schloss Herrenchiemsee. Man muss schon genau schauen, um die Fassade des vom König Ludwig II nachgebauten  Mitteltraktes von Versailles zwischen den Bäumen zu entdecken.  Etwas weiter rechts ragt der Kirchturm von der Fraueninsel zu uns herüber. Wenn man vom „bayerischen Meer“ spricht, meint man im Vergleich zum Tegernsee eine verflixt grosse Wasserfläche, überdeckt von ganz viel Himmel. Noch schöner wäre etwas mehr Farbe und weisse Segel vor Blau. Aber nichts los heute auf dem See.  Dafür riechts ein bisserl nach Gardasee.

Der schöne Weg führt uns immer in Ufernähe hinein in das Naturschutzgebiet, was die Mündung der Tiroler Ache umschließt. Leinenzwang für Hunde gilt hier überall. An exponierter Stelle dann bei Lachsgang ein Vogelbeobachtungsturm mit festmontiertem Fernglas.

Das Mündungsdelta der Tiroler Ache

Die Tiroler Ache ist der Haupt-Zufluss des Chiemsees. Sie entspringt südlich von Kitzbühel am Pass Thurn. Mit ihr werden riesige Menge Kies, Sand und Schwebstoffe in den Chiemsee geschoben. Das entspricht jeden Tag der Menge von 100 LKW-Ladungen mit Kies und Schlamm. Dadurch wächst laut Ökomodell Achental e.V. das Delta jedes Jahr um 5 bis 10 Meter. Die Mündungszone der Tiroler Achen gilt als eines der am besten ausgebildeten Binnendeltas in Mitteleuropa. Der Chiemsee und seine umliegenden Moore gehören zu den artenreichsten Vogelgebieten Bayerns und Deutschlands schreibt der Bund Naturschutz.

Das Achendelta ist aufgrund seiner Einmaligkeit so der Bund Naturschutz und seiner großen Bedeutung für den Artenschutz durch verschiedene Naturschutzverordnungen geschützt und darf weder von Wasser wie von Land werden betreten oder durchfahren werden.

Wir betrachten durch das Okular die Wasservögel. Irgendwo sollen Löffelenten sein, meint der Mann, der hier auch den Ausblick sucht. Wir erkennen immerhin Schwäne.

Wildnis trifft Kulturlandschaft

Nachdem unser Nichtwissen den Wunsch nach fach- und vogelkundiger Schulung geweckt hat, machen wir uns auf den Rückweg zum Strandbad. Hierzu wählen wir den Weg über den Ortsteil Heinrichwinkel. Ab hier freier Blick auf die nahen Berge des Chiemgaus. Bauern schütten Gülle über die Felder und sorgen für eine ordentliche Nitratspritze. Pelle springt hinein.  Hauptsache er hat Spaß. Im Boden zeichnen sich verlandete Wasserarme der Ache ab, die für Fischteiche vertieft und genutzt werden. Sie verlaufen in unsere Richtung und Pelle bekommt nebenbei eine kurze Dusche.

Überall summt es. Bienen fliegen von Blüte zu Blüte am Weiherrand gepflanzter Apfelbäume und leisten ganze Bestäubungsarbeit. Wir sind fast zurück. Nur noch wenige 100 Meter bis zum Parkplatz und bis zur Globeboot.
Ein Blick zum Himmel. Bedeckter Frühlingshimmel. Pelle können wir kurzzeitig sich selbst überlassen. Hinter den Zaun sehen wir schon die aufgebauten Zelte! Die Schritte werden schneller. Vorfreude! Schnell rein!

Sundowner Bar

Wer jetzt noch Zeit hat – und die sollte er sich idealerweise einplanen – nicht so wie wir – muss die Sundowner-Bar an der Julius-Exter-Promenade 21 besuchen. Daran seit ihr mit dem Auto schon vorbei gefahren. Schöner kann man es nicht beschreiben:  „Ein Airstream Wohnwagen als Idee. Verschieden große Holzdecks mit Auflagen als Liegefläche. Der Chiemgauhof-Steg als zusätzliche Sitzfläche. Orangene Sonnenschirme. Naturbelassener Sandstrand mit Schilf, Feuerkörben, Kerzenlicht und Fackeln an Land und im Wasser:  die Sundowner Bar „by day“ und „by night“ und jetzt ganz neu auch „by winter“!“

Genießen und danach irgendwann nach Hause fahren. Viel Spaß!

Kleine Orientierungshilfe

Author:in

Helmut Eder

Das Spannende liegt nicht immer am Ende des Regenbogens. Immer auf der Suche nach den kleinen Abenteuern und Geheimnissen, die man draussen findet wenn man unterwegs ist. Ich blogge über unsere Touren, meist im Süden von München und das, was uns so bei den Runden in den Kopf kommt.